Psychowissenschaftliche Grenzgebiete


 
Thema: Die große Begegnung (8)
       

Im SOMMERLAND

Dieses SOMMERLAND zu beschreiben ist ganz unmöglich, es kann nur angedeutet werden:

Zunächst schritten wir mit langsamen Gleitschritten durch ein tiefes, lichterfülltes Blau. Es war tatsächlich ein herrlicher blauer Himmel, der mit den herrlichsten Blumendüften angefüllt war. Es ist bemerkenswert, daß ich diesen würzigen Duft, der taufrisch in der Luft schwebte, in tiefen, angenehmen Zügen durch meine Nase einatmete. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich in dieser "Luft" überhaupt ständig geatmet habe.

In dieser klaren Sphäre, die wie ein klares blaues Glas leuchtete, konnte ich verschiedene Gestalten sehen. Diese Gestalten waren so bunt und deutlich, wie in einem Farbfilm, sie leuchteten in ihren bunten Farben, denn sie hatten zu meiner größten Überraschung tatsächlich bunte Kleider an, die sehr malerisch wirkten. Auch die Fleischfarbe ihrer Gesichter war sehr frisch und erinnerte mich sehr an die Make-up-Gesichter, die ich in amerikanischen Filmen gesehen hatte. Auch mein SCHUTZGEIST VERITAS war gut zu erkennen. Er machte den Eindruck eines Malers aus dem 16. Jahrhundert.

Dies brachte mich auf den Gedanken, auf mich selbst zu achten. Ich sah an meinem eigenen Körper herunter, um festzustellen, welcher Art mein Körper und meine Bekleidung sei. Ich konnte jedoch nur ein milchiges Gebilde feststellen, das meinem Körper sehr ähnlich war, aber keine festen Umrisse zeigte, sondern wie ein Schleier ständig in einer wehenden Bewegung war. Im Gegensatz zu den anderen, farbenprächtigen Gestalten war ich völlig farblos. VERITAS mußte meine Gedanken erfaßt haben, denn er erklärte mir sofort die Ursache:

"DA DU NOCH NICHT GANZ BEI UNS BIST, LIEBER AREDOS, FEHLT DIR NOCH EIN SEHR WICHTIGER STOFF ZUR EIGENTLICHEN JENSEITSMATERIALISATION. DIESER STOFF IST AUGENBLICKLICH ALS EIN SEHR, SEHR LANGER FADEN AUSEINANDERGEZOGEN, DA ER EINE WICHTIGE VERBINDUNG AUFRECHTERHALTEN MUSS. DU WÜRDEST ER-SCHRECKEN, WENN ICH DIR ZEIGEN WÜRDE, WIE LANG DIESER GEISTIGE - ODER BESSER GESAGT - HALBMATERIELLE STOFF IN DIE LÄNGE GEZOGEN IST UND DOCH GEHÖRT ER ZU DEINEM WESEN."Neugierde war schon immer mein Laster gewesen. Ich fragte darum meinen Freund VERITAS, ob es nicht möglich sei, mir diese Länge zu erklären? "KÜMMERE DICH JETZT NICHT UM DEINEN KÖRPER,“ antwortete er. „ICH KANN DIR NUR SAGEN, DASS SICH DIESER STOFF ÜBER TAUSENDE VON KILOMETERN VERTEILT.""Wo liegt das SOMMERLAND?" "NOCH SIND WIR NICHT DA, ABER ES LIEGT AUSSERHALB DER IRDISCHEN ANZIEHUNGSKRAFT. DIESES LAND IST FREI VON ALLER ERDGEBUNDENHEIT. DOCH DA DU MIT EINEM FADEN [5]. Energetisches Band zur Energieversorgung des materiellen Körpers, auch Silberschnur genannt. [schließen] ERDGEBUNDEN BLEIBEN MUSST, SO WIRST DU DICH NICHT SO FREI FÜHLEN KÖNNEN, WIE WIR ALLE ES DORT KÖNNEN. DOCH WENN DER ELASTISCHE FADEN REISST [6]. Gleichbedeutend mit dem irdischen „Tod“. [schließen] , DANN GIBT ES KEIN ZURÜCK MEHR.""Kann dieser Faden leicht reißen ?"
"ER KANN NUR DURCH GEFÜHLE ZUM REISSEN GEBRACHT WERDEN: EIN SEELISCHER SCHOCK ZUM BEISPIEL ODER EINE ÜBERWÄLTIGENDE FREUDE. GANZ BESTIMMT WÜRDE ER ABER REISSEN, WENN DU „DAS GROSSE LICHT“ SEHEN WÜRDEST."
Wir hatten das blaue Licht durchschritten und näherten uns einem Land, das in der Ferne durch wunderbare, zartgefärbte Berge zu erkennen war. Diese Landschaft leuchtete in den schönsten Pastellfarben und trotzdem waren sie glasklar. Bei allem, was ich sah, hatte ich immer den Eindruck, daß ich wie durch ein gefärbtes Glas schauen könne. Doch dieser Eindruck war nur eine Täuschung, denn nie ließ sich erkennen, was dahinter war. VERITAS sprach unausgesetzt zu mir. Er nahm mich in eine Propheten-Schule, indem er mich ohne Unterbrechung belehrte. Ich verdanke ihm alle meine höheren Erkenntnisse. Keinesfalls kann ich sagen, wie lange wir uns in dieser Weise unterhalten haben.

Je mehr ich mich diesem SOMMERLAND näherte, das meiner Meinung nach ein sog. Astralland sein mußte, um so stärker stieg in meiner Seele ein glückseliges Gefühl auf. Ich habe schon einmal erwähnt, daß das Gefühlsleben im Jenseits die größte Bedeutung zu haben scheint. Alle Sinneswahrnehmungen gehen in einen Zustand über, das heißt:

Als das wunderbare, tatsächlich unbeschreibliche und superlativ schöne SOMMERLAND vor mir lag, so daß ich alle Einzelheiten erkennen konnte, kam ich in die Versuchung, an einen Traum zu glauben. Doch die gewaltige Realität meiner Wahrnehmungen und die Gegenwart meines jenseitigen FREUNDES, der dauernd zu mir sprach und mir viele wertvolle Erklärungen abgab, gaben mir gleich wieder das seelische Gleichgewicht zurück. Das SOMMERLAND war derartig überwältigend, daß ich es nicht fertig brachte, mir über meinen tatsächlichen Zustand lange Gedanken zu machen. Ich empfand, daß ich diese Gnade durch keinen schlechten Gedanken trüben dürfte, und ich fühlte mich derartig in GOTTES REICH versetzt, daß ich mit heiliger Scheu und andächtiger Ruhe alles Neue auf mich einwirken ließ. Dieses schöne, gleichmäßig warme und lichtdurchflutete Land war kein "totes" Reich. Aber vor allem gab es auch Menschen! Und zu meinem größten Erstaunen gab es sie ebenfalls in vielen Größen. Da gab es Menschen, wie VERITAS oder ich selbst, denn wir gehörten zu den größten. Aber außerdem sah ich Zwerge und Elfen, von denen die kleinsten nicht größer waren als eine Milchflasche. Wie herrlich mußte es erst sein, aus dieser Perspektive die vielen Blumen zu betrachten.

Es gab noch nie gesehenes, phantastisches Obst in den herrlichsten Formen und Farben. Der Duft war betäubend und sehr würzig. Die Blumen vermag ich überhaupt nicht zu schildern, denn sie überstiegen jegliche menschliche Phantasie. Als ich den Versuch machte, an einer dieser Blumen zu riechen, war der Duft derartig berauschend, daß ich von einem süßen Taumel erfaßt wurde, der nur noch sexuell verglichen werden kann.

Die zauberhaften Blumen und Düfte derselben haben es mir vor allem angetan. Sie sind der Ausgangspunkt aller meiner Gedanken über ein Paradies. Ich weiß, daß ich diesen Duft weder in einer Parfümflasche, noch in irgend einem exotischen Treibhaus wieder antreffen werde -, und dennoch werde ich die Sehnsucht, ihn irgendwo zu suchen, nie aufgeben. Wer einmal in diesem SOMMERLAND gewesen ist, der hat die Welt überwunden, weil ihm die Welt keinen annähernden Vergleich mehr bieten kann. Sobald ein menschliches Wesen in meine Nähe kam, ganz gleich ob groß oder klein, so hörte ich immer einen sehr netten Gruß:

"SEI VIELMALS GEGRÜSST IN GOTTES NAMEN!"
VERITAS antwortete darauf immer: "SEINE GÜTE WÄHRET EWIGLICH. - AMEN." - Nach diesem Vorbild beeilte ich mich, es ebenso zu tun, wie er und die vielen anderen.

Wir befanden uns in einer Landschaft, in einem Garten Eden.

Ebenso gewahrte ich, daß es keinen Schatten gab, jedenfalls nicht so, wie wir ihn auf Erden sehen können. Weiter stellte ich fest, daß ich atmen konnte, obgleich auch diese notwendige Eigenschaft sehr unterschiedlich vom irdischen Lufteinatmen ist. VERITAS fragte mich, ob ich in der Lage sein werde, all das Empfundene und Geschaute zu behalten und später noch zu beschreiben. Sofort erkannte ich die große Schwierigkeit, da jede menschliche Vorstellungskraft von der Erfahrung abhängig ist. Aber allen Menschen, die noch auf Erden waren, fehlte in dieser Beziehung die Erfahrung. Ich teilte VERITAS diese Bedenken mit. Er antwortete mir, daß ich sehr gut überlegt hatte, denn es wäre tatsächlich so; - aber er und viele andere gute LICHTBOTEN hätten trotzdem Vertrauen zu mir.

Das Ganze kam mir wie eine Studienreise vor, doch damals hatte ich an eine Art Studienreise nicht gedacht. Meine Unwissenheit war so groß, daß ich nichts von der Möglichkeit einer Astralreise wußte. Heute, nachdem ich überall versucht habe, irgendwelche Vergleiche mit meinen Erlebnissen zu finden, weiß ich, daß einige andere Menschen schon derartige geistige Wanderungen erlebt hatten. Vor allem sind es die Bibelpropheten gewesen. Ich glaube auch, daß Svedenborg mit dazu gehörte.

Selbstverständlich ist es außerordentlich schwer, mit unseren begrenzten Erfahrungen, an derartige Phänomene zu glauben. Ich selbst war überaus erstaunt über die gewaltige Reichweite solcher Austritte aus dem Körper. Noch unverständlicher bleibt mir bis heute noch die Tatsache, daß es eine Rückkehr in diesen Körper gab. Es hat allerdings viele Wochen gedauert, bis ich mit dem Körper wieder richtig verzahnt war, und ich hatte auch starke Beschwerden zurückbehalten, die sich besonders auf der Schädeldecke bemerkbar machten. Doch dies soll hier nicht die Beschreibung stören.

Das SOMMERLAND ist ein viel zu großes Erlebnis gewesen, und meine Darstellung mag vielen Menschen einen Ansporn geben, jenes große Ziel zu erreichen, denn es gibt keine Weltreise, die auch nur annähernd das zu bieten hätte, was so einfach möglich ist. Zu einer solchen Endstation gehört kein Geld oder Name, sondern nur ein anständiger Charakter - das, was wir einen "guten Kern" nennen.

VERITAS nahm mich an die Hand und führte mich an einen Bergsee. Hierzu muß ich sagen, daß ich die Hand meines Begleiters wirklich spürte -, sie war auch nicht kalt. Doch durchrieselte mich ein Schauer bei dieser Berührung. VERITAS mußte meinen Zweifel erfaßt haben, ebenso machte ihm mein großes Erstaunen einigen Spaß. Er deutete in die Tiefe des Wassers und zeigte mir die herrlichsten Fische. Da waren bunte Schleierschwänze, so groß wie ausgewachsene Karpfen und viele andere "Tropenfische" der seltsamsten Art. Da ich die bunten Fische sah, die meines Wissens sonst nur in den tropischen Gewässern vorkommen, fragte ich VERITAS auf telepathischem Wege, ob es hier auch Affen gäbe, zumal ich so viele Papageien sah, die in allen Regenbogenfarben leuchteten.

VERITAS sah mich ganz entrüstet an:

"NEIN, AFFEN GIBT ES IM SOMMERLAND NICHT, DENN SIE GEHÖREN NICHT IN DIE GÖTTLICHE SCHÖPFUNG." Ich wunderte mich sehr und sagte: "Da bin ich aber sehr überrascht! So viel ich weiß, sind die Affen in Indien heilig. Außerdem ist Indien in geistiger Beziehung doch ein fortschrittliches Land." "O NEIN“, meinte VERITAS, „DA IRRST DU DICH GEWALTIG. SO FORTSCHRITTLICH IST INDIEN IN MANCHER BEZIEHUNG NICHT. UND WAS DIE AFFEN BETRIFFT, SO BEGEHEN SIE DAMIT DIE GRÖSSTE UNWISSENHEITSSÜNDE. DER ...... HAT VERSUCHT, DEN MENSCHEN NACHZUFORMEN, ABER ES IST IHM NICHT GANZ GELUNGEN. DANN WOLLTE ER SEIN EIGENES EBENBILD INS LEBEN RUFEN, AUCH DAS GING ZIEMLICH DANEBEN. ABER ER IST HARTNÄCKIG IN ALLEN DINGEN, DARUM HAT ER SEHR VIELE DIESER VERSUCHE ANGESTELLT. SCHLIESSLICH HAT ER ES DOCH EINIGERMASSEN ZUSTANDE GEBRACHT." Mir fiel dabei auf, daß VERITAS in diesem Land nicht einmal das Wort "Böse" aussprach, geschweige denn ein anderes Wort für den großen Ungeist. Er ersetzte dieses Wort durch eine abweisende Handbewegung. Ich fragte VERITAS nach dem Ebenbild des Fanatikers.

"ES IST DER GORILLA", sagte VERITAS ernst.

Unwillkürlich mußte ich mich von einem gelinden Grauen erfaßt schütteln.

Ich sah, daß die herrlichen Vögel fortflogen. Auch die Fische im Bergsee fuhren erschreckt auseinander, als wenn ein Stein ins Wasser gefallen sei. Das gab mir viel zu denken -, aber die Schönheit, die mich überall umgab, führte meine Gedanken zum Guten zurück.

Nun beschäftigte mich wieder die Neugier. Ich konnte noch immer nicht die Tatsache begreifen, daß das Astralland so überaus real war. Entweder war es eine Suggestion, dann war es Einbildung. Oder es war eine andere Art von Halluzination, dann war es Fiebertraum. Für mich war es unbedingt existent. VERITAS kam meinen Überlegungen zu Hilfe. Er sagte:

"ICH SEHE, WIE DU DICH ABQUÄLST, EINE ERKLÄRUNG FÜR DAS BESTEHEN DIESER SPHÄRE ZU FINDEN. DIESES LAND IST KEINE SUGGESTION, ES IST AUCH KEINE HALLUZINATION. DIESES LAND IST EINE SCHÖPFUNG GOTTES. DU WIRST MICH FRAGEN, WORIN DENN DER UNTERSCHIED ZWISCHEN IRDISCHER UND AUSSERIRDISCHER EXISTENZ BESTEHT? NUN, ICH WILL ES DIR SAGEN: ES HANDELT SICH ALSO UM ZWEI VERSCHIEDENE WAHRNEHMUNGSARTEN UND GLEICHZEITIG UM ZWEI VERSCHIEDENE SCHWINGUNGSARTEN." Die Auskunft war sehr lehrreich. Natürlich war sie nur ganz kurz erläutert. Aber das Prinzip gab den Stoff, um später noch viele Betrachtungen darüber anzustellen.

Nun fragte ich VERITAS, ob es demnach auch Häuser und Städte gebe, die auch auf diese andere Wahrnehmungsart existierten?

"Ist die Urlaubszeit hier begrenzt?" wollte ich wissen. "JA, SIE RICHTET SICH GENAU NACH DEM ZUSTAND DES BESUCHERS. WENN SICH DIE SEELEN BIS ZU EINEM GANZ BESTIMMTEN ZUSTAND ERHOLT HABEN, WERDEN SIE VERABSCHIEDET." "Wohin gehen diese Seelengeister dann?" "VIELE WENDEN SICH EINER WICHTIGEN AUFGABE ZU. - ANDERE ÜBERNEHMEN FÜR EINE GEWISSE ZEIT SCHWERE MISSIONEN. - EIN ANDERER TEIL ZIEHT ES VOR, SICH REINKARNIEREN ZU LASSEN. - EINIGE GEHEN VON HIER ZU EINER SPEZIALAUSBILDUNG. ICH SAGE DIR: ES GIBT KEINE SEELE, KEINEN ENGEL, DER SO GUT IST, DASS ES SICH NICHT LOHNEN WÜRDE, NOCH BESSER ZU WERDEN. "Aber GOTT ist doch vollkommen?"
"GOTT IST EIN EWIGES WERDEN ZUM GUTEN!"
"Hast du GOTT schon einmal gesehen?" "NEIN, GOTT SCHICKT NUR SEINE BOTEN AUS. ABER SIE HABEN GROSSE MACHT UND VERKÖRPERN BEI UNS SCHON DIE HÖCHSTE HEILIGKEIT." "Also doch so etwas wie Götter?" "ABER NEIN, ALLES LEBENDIGE, ALLES VERNUNFTMÄSSIG GEISTIGE KOMMT AUS EINER URSACHE. DOCH DAS GEHÖRT SCHON ZUR HÖCHSTEN ERKENNTNISSCHULUNG, DAFÜR FEHLEN DIR NOCH VIELE VORAUSSETZUNGEN. ICH VERSPRECHE DIR, DASS DU EINEN SOLCHEN LEHRGANG ABSOLVIEREN KANNST. NUR KANN ICH DIR NOCH NICHT SAGEN WIE ODER WANN. ICH WILL VERSUCHEN, ES SO EINZURICHTEN, DASS ES VIELEN LEBENDEN MENSCHEN ZUGUTE KOMMT; DOCH MUSS ICH ERST DIE ERLAUBNIS DAZU ERWIRKEN." Ich beobachtete, daß die Lichtverhältnisse im SOMMERLAND nicht konstant waren: Der strahlende Himmel nahm eine andere Farbe an. Es war ähnlich einem Sonnenuntergang, nur, daß die Farbtönungenganz anders waren. Es ist eigenartig, daß ich diese Farben nicht mit den üblichen Bezeichnungen beschreiben kann. Es sind Farben, die sehr stark auf das Gefühl ansprechen, aber derartige Farben gibt es nicht auf der irdischen Ebene. VERITAS erklärte mir, daß es sich um eine SOMMERLAND-NACHT handelte:
"ABER ES GIBT KEINE WIRKLICHE DUNKELHEIT“, fügte er hinzu.
Diese übersinnlichen Himmelsfarben strahlen eine unglaubliche Ruhe aus. Ich kann nur ausdrücken, daß es sich um hypnotische Gewalt handelt, die zwar nicht ganz einschläfert, aber doch eine sehr angenehme Ruhe erzeugt.

VERITAS vermochte leider nicht, mich in die geschilderte Stadtsphäre zu führen. Überhaupt war es mir verwehrt, an irgend einen anderen Astralort zu gelangen, außer der NEBEL- und SOMMERLANDSPHÄRE.

"DU KANNST NICHT HÖHER HINAUF“, sagte VERITAS zu mir. „DOCH HINUNTER KANNST DU SO TIEF DU WILLST." Dieses Angebot war nicht gerade verlockend. Doch ich wußte bereits, daß die unteren Sphären mit einer geistigen Dunkelheit verbunden waren. Schon allein das NEBELLAND schränkte die sinnlichen Wahrnehmungsarten bedeutend ein.

Der Bergsee strahlte in herrlichen Farben, es war ein ständiges, wechselvolles Farbenspiel. Auch die Ufer waren von vielen kleinen, bunten Kristallen besät. Diese kleinen Kristalle lagen überall wie funkelnde Edelsteine herum.

Aber VERITAS sagte mir, daß es keine wirklichen Edelsteine hier gebe. Alle Dinge hätten keinen materiellen Wert und die irdische Beurteilung derartiger Schätze führe nur zu geistigen Irrtümern. VERITAS meinte, daß sich niemand daran bereichern könne. Ich fand es allerdings auch sehr gut, daß die Schönheit für alle Seelen gleichmäßig vorhanden war.

Bei unserem Umherwandern, das immer ein sanftes Gleiten war, kamen wir zu einer Stelle, wo ein ganz herrliches Obst reifte. Aus riesigen Blumen ragte ein Stiel heraus, an dem sich eine bunte, birnenartige Frucht befand. Verschiedene dieser Früchte waren aufgeplatzt, so daß ein stark duftender Saft herausquoll. VERITAS pflückte eine reife Frucht ab und reichte sie mir zu. Vollkommen ungläubig hielt ich die große Frucht in der Hand. Da ich jedoch neben dem Duft auch noch die Form derselben verspürte, so war ich von dem Vorhandensein überzeugt.

"KOSTE SIE RUHIG“, sagte VERITAS.
Ich hatte es nicht für möglich gehalten, daß man im Jenseits Früchte essen durfte. Dabei erinnerte ich mich unwillkürlich an die Bibelstelle, da Eva den Apfel vom Baume des Lebens gepflückt hatte. So ähnlich mußte es gewesen sein. Sicher hatten Adam und Eva einen jenseitigen Apfel aus dem SOMMERLAND gepflückt. Oder war es kein Apfel, sondern eine solche Frucht, wie sie VERITAS mir anbot?

Ich war so verwirrt, daß ich es nicht wagte, von dieser Frucht zu essen, so sehr auch VERITAS bemüht war, meine Bedenken zu zerstreuen. Um mir zu zeigen, daß man die Frucht ungestraft essen konnte, ließ er sie sich gut schmecken.

Trotz meines erheblichen Mißtrauens konnte ich feststellen, daß auch die leiblichen Genüsse in der anderen Daseinsform vorhanden waren. Ich erinnere mich heute, daß CHRISTUS gesagt haben soll: "Ich weiß von einer himmlischen Speise..." - Nun, ich hatte mich davon überzeugen können, obgleich ich sie nicht gekostet habe. Der Duft allein genügte meiner Überzeugung vollauf, denn diese Wahrnehmung war viel stärker als auf Erden.

Zuweilen begegneten wir sehr hübschen Mädchen, die uns Kußhände zuwarfen. Da ich mein Interesse sehr stark auf diese einzigartigen Schönheitsköniginnen richtete, warnte mich VERITAS mit leidenschaftlichen Erklärungen:

"HÜTE DICH SEHR DAVOR, SIE MIT EROTISCHEN GEDANKEN ZU SEHEN“, meinte er ernst. „DIE EROTIK HAT HIER NICHTS MEHR ZU SUCHEN. EROTIK UND DÄMONIE SIND ENG MITEINANDER BEFREUNDET. DIE HALBE MENSCHHEIT GEHT AN DER EROTIK ZUGRUNDE. DIESE GEFÄHRLICHE LEIDENSCHAFT HAT NICHTS MIT DER WIRKLICHEN LIEBE ZU TUN. WER GELÄUTERT IST, WEISS DIESE LEIDENSCHAFT ZU TRENNEN." "Gehört das Sich-küssen auch zur Dämonie?" wollte ich wissen. "ES IST WIRKLICH EINE UNSITTE, ABER DIE MENSCHEN WOLLEN ES NICHT GLAUBEN“, erwiderte VERITAS. „ICH WILL ES DIR NÄHER ERKLÄREN: GEWISS, DER KUSS ERZEUGT GEWISSE GEFÜHLE. DIESE KÖNNEN ABER EBENSO SYMPATHISCH WIE AUCH UNSYMPATHISCH SEIN, JE NACHDEM. DAS GEFÜHL IST ABER ETWAS GEISTIGES!

DER MENSCH ABER, DER DURCH SEINEN GEIST, D. H. DURCH DIE KRAFT SEINER SEELE EIN SYMPATHISCHES GEFÜHL ERZEUGT, DER IST AUF DEM RICHTIGEN WEGE DER WIRKLICHEN LIEBE. ALLES ANDERE GESCHIEHT AUF UNNÖTIGEN UMWEGEN. DOCH UMWEGE FÜHREN MEISTENS VON DER WAHRHEIT FORT."

Ich dachte daran, daß die Japaner den öffentlichen Kuß als eine Unsitte empfinden. Auch einige andere Völker kennen das Küssen nicht. VERITAS mußte es ja wissen, auch wenn ich dazu neige, seine Ansicht nicht ganz zu teilen. Obwohl ich völlig bei klarem Verstande war, so erschien mir dieses Phänomen damals noch unglaublicher als es einem Leser erscheinen mag. Vor allen Dingen kann ich bis heute noch nicht ganz begreifen, wie es möglich war, daß ich meinen Körper so "auf Urlaub" verlassen konnte. Es ist gegen alle Gesetzmäßigkeiten, daß ich in einen entseelten Körper zurück konnte.

Aber finden wir diese Beispiele nicht im Neuen Testament?

CHRISTUS weckte Tote auf!

Die Menschen konnten dieses Phänomen damals auch nicht begreifen. Ich finde mich heute mit der Erklärung ab, daß bei GOTT nichts unmöglich ist, wenn ER sich einschaltet und es SEIN WILLE ist.

Es tut mir leid, daß ich dem Leser nicht mehr über das Jenseits berichten kann, wenn man schon einmal drüben war. Aber meine Astralreise hatte eben auch gewisse Grenzen, die nicht zu überschreiten waren. VERITAS sagte mir ja, daß ich noch nicht reif genug dazu war.

Ich habe mich aber über alles so gut aussprechen können, daß ich diesen Bericht auf eine andere Weise gut fortsetzen kann, um das zu ergänzen, was ich nicht mit eigenen Seelenaugen wahrnehmen konnte.

Ich bin der Auffassung, daß mein Jenseitserlebnis in einer großartigen Weise meine Sinne auf das Überirdische angeregt und geschult hat. Oft habe ich geradezu ein Doppelleben geführt, das heißt, daß ich gleichzeitig meine unsichtbare Umgebung wahrgenommen habe und mich mit ihnen gut unterhalten konnte, ja, so gut, daß ich ihre eigenen Unterhaltungen mit anhören konnte.

Wie ich eigentlich in meinen materiellen Körper zurückgelangte, kann ich mit Sicherheit nicht sagen.


Ganz langsam machte ich Versuche, meinen Körper zu bewegen. Diese Bewegungen begannen zuerst bei den Fingern und ganz zuletzt bei den Füßen...

Als ich meine Augen öffnete, war es heller Tag.

Die Ostersonne schien hell und warm ins Zimmer. Eine übersinnliche STIMME hatte mich aufgefordert, wach zu werden, gleich einem Hypnotiseur, der sein Medium weckt. Auf dem Fensterbrett saß ein bunter Vogel und zwitscherte ein fröhliches Liedchen ...

     

 

  1. Energetisches Band zur Energieversorgung des materiellen Körpers, auch Silberschnur genannt.
  2. Gleichbedeutend mit dem irdischen „Tod“.
  3. Beispielsweise in irdische christlich-spiritualistische Arbeitskreise.