Zu dieser Frage stellt die katholische Kirche in ihrem Dogma die kühne
Behauptung auf:
"Denn sie (alle Bücher des Alten und Neuen Bundes) stammen
ja aus dem Munde Christi oder sind vom Heiligen Geist eingegeben und sind
in ununterbrochener Folge in der katholischen Kirche bewahrt worden. Wer aber
eben diese ganzen Bücher... nicht als heilig und kanonisch anerkennt
und wer bewußt und mit Bedacht die Überlieferungen, von denen die
Rede war, verachtet, der sei ausgeschlossen." - [4. Sitzung der Allgemeinen
Kirchenversammlung zu Trient (1546)]
Im selben Konzil zu Trient (1545-1563) widerspricht die Kirche selbst dieser Aussage,
mit der Festlegung:
"Die kanonische Geltung eines Schriftstückes als Bestandteil
des Neuen Testaments hängt nicht von dessen Echtheit ab."
Die Behauptung, die Schriften seien in "ununterbrochener Folge" bewahrt worden,
ist wissenschaftlich längst widerlegt! Aller Mühe wären wir enthoben,
wenn wir noch die Urschriften der neutestamentlichen Verfasser besäßen.
Die leicht zerstörbaren Papyrusstücke sind längst zerfallen, zumal
damals niemand daran dachte, sie besonders zu erhalten.
Selbst diese Urschriften sind nach dem heutigen Stand der Bibelforschung frühestens
20 Jahre nach der Kreuzigung JESU CHRISTI anzusetzen, und damit ist kein
einziges überliefertes Wort JESU von Nazareth als authentisch nachzuweisen.
Bereits im Jahre 383 stimmten auch nicht zwei der lateinischen Bibeln in längeren
Abschnitten überein!
BischofDamasus von Rom beauftragte daher den Dalmatiner Hieronymus
mit der Herstellung eines einheitlichen Textes der lateinischen Bibel.
Hieronymus, als päpstlicher Sekretär, änderte dabei den Wortlaut
der Vorlage, die er als Basis für seine "Berichtigung" der vier Evangelien
benutzte, an etwa 3500 Stellen!
Hieronymus selbst schreibt dazu:
"Selbst diejenigen, die mich als gotteslästerlichen Fälscher
schmähen, müssen zugeben, daß dort nicht mehr von Wahrheit
die Rede sein kann, wo das, was die Wahrheit sein soll, voneinander abweicht."
Welche Ausmaße die Verwirrung zwischenzeitlich angenommen hat, mögen
einige Beispiele verdeutlichen:
Vom Neuen Testament gibt es nicht weniger als 800 Evangelien-Handschriften
aus dem 2. bis 13. Jahrhundert. Die Zahl der Abweichungen und Verschiedenheiten
in den ca. 1500 mehr oder weniger vollständig erhaltenen Texten ist enorm.
Es gibt keine einzige Handschrift, die mit den anderen übereinstimmen
würde. Theologen zählen 50 000 bis 100 000 Varianten.
Im Jahre 1957 kannte man 4680 griechische Handschriften des Neuen Testaments,
von denen keine zwei genau denselben Text bieten.
Zu den unzähligen Abweichungen kommt noch, daß Bibelkundige verschiedenster
Richtungen diese Texte wiederum anders auslegen. Wohin das führt,
sehen wir am deutlichsten bei der katholischen und evangelischen Kirche: Beide
Kirchen ziehen aus ein und derselben Aussage von JESUS von Nazareth voneinander
abweichende Schlußfolgerungen!
Die Frage, ob die Bibel überhaupt GOTTES WORT sein kann, stellt
sich beim Lesen des Alten Testamentes: GOTT, der nach den Aussagen JESU ein
GOTT der LIEBE ist, läßt töten, verbrennen, ganze Völker
ausrotten. Der "GOTT" des Alten Bundes ist ein grausamer Rachegott!
Möge jeder sich selbst ein Urteil bilden anhand folgender Bibelzitate:
2. Mose (Genesis) 12, 29: Es war Mitternacht, als der Herr alle
Erstgeborenen in Ägypten erschlug, vom Erstgeborenen des Pharao, der
auf dem Thron saß, bis zum Erstgeborenen des gefangenen im Kerker, und
jede Erstgeburt beim Vieh.
4. Mose (Numeri) 15, 32- 36: Als die Israeliten in der Wüste
waren, entdeckten sie einmal, daß einer am Sabbat Holz sammelte. Die
Leute, die ihn beim Holzsammeln angetroffen hatten, brachten ihn vor Mose
und Aaron und vor die ganze Gemeinde. Man sperrte ihn ein weil noch nicht
entschieden war, was mit ihm geschehen sollte. Der Herr sprach zu Mose:
Der Mann ist mit dem Tod zu bestrafen. Die ganze Gemeinde soll ihn draußen
vor dem Lager steinigen. Da führte die ganze Gemeinde den Mann vor
das Lager hinaus und steinigte ihn zu Tode, wie der Herr es Mose befohlen
hatte.
4. Mose (Numeri) 16, 35: Vom Herrn ging ein Feuer aus und fraß
die zweihundertfünfzig Männer, die den Weihrauch dargebracht hatten.
4. Mose (Numeri) 17, 4: Da nahm der Priester Eleasar die kupfernen
Räucherpfannen der Männer, die im Feuer umgekommen waren, und
hämmerte daraus einen Überzug für den Altar. Das sollte den
Israeliten ein mahnendes Zeichen dafür sein, daß kein Unbefugter,
keiner, der nicht zu den Nachkommen Aarons gehört, sich dem Herrn nähern
darf, um für ihn Weihrauch zu verbrennen; sonst geht es ihm genauso,
wie es der Herr durch Mose dem Korach und seinem Anhang angekündigt
hatte.
JESUS von Nazareth sagte: "Ich werde Propheten ... zu euch senden"
(Matth. 23,34).
JESUS von Nazareth sprach vom "GEIST DER WAHRHEIT", der die Menschen
in die volle WAHRHEIT führt (Joh. 16, 13).
Es heißt: "Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht
lebendig" (2. Kor. 3,6).
Doch die Kirchen beharren fest auf ihrem Standpunkt, daß die göttliche
BOTSCHAFT einzig und allein in ihren Heiligen Schriften zu finden
ist.
2.2 Leben nach dem Tod
JESUS von Nazareth hat den Tod wahrlich überwunden. Er ging über
diese Erde und verkündete das EWIGE LEBEN, das REICH seines und unseres
VATERS, in dem es viele WOHNUNGEN gibt.
Das Urchristentum kannte noch keine Angst vor dem irdischen Tod.
Wir lesen, daß die ersten Christen sogar freudig und im Bewußtsein
ewiger Verbundenheit mit dem Verstorbenen dem Tod ins Auge sahen. Sie hatten noch
das tiefe Vertrauen in GOTT, den liebenden VATER, der keines SEINER Kinder
verdammt, sondern der uns mit unendlicher Geduld führt und in jedem neuen
Leben weiter geistig reifen läßt.
Die Institution Kirche jedoch begann sehr bald, gerade mit der Unwissenheit
über das Leben nach dem Tode ihre "Schäfchen" zu verängstigen
und zu binden. "Ablaß kaufen oder ewige Verdammnis," hieß
es im Mittelalter. Heute noch droht man jenen, die sich außerhalb dieser
Institution stellen, mit der Hölle.
Die kirchlichen Lehren zu diesem wichtigen Punkt jedoch sind enttäuschend:
ImProtestantismus spricht man davon, daß der Mensch,
wenn er stirbt, "mausetot" ist, und dann erst am Jüngsten Tag durch einen
Akt der Neuschöpfung wieder auferweckt wird, um dann gerichtet zu werden.
Nach katholischer Glaubenslehre ist der Tod eine Straffolge der
Erbsünde. Der Gnaden- oder Sündenzustand eines Menschen entscheidet
im Augenblick seines Todes über die ewige Seligkeit (Himmel) oder die
ewige Verdammnis (Hölle). Das Neue Testament, so sagt man, kennt nicht
die Teilung des Menschen in einen sterblichen Körper und eine unsterbliche
Seele. Der Mensch gilt als durch die Sünde ganz dem Tod verfallen.
Am Jüngsten Tag werden dann alle Toten "in ihrem Fleisch" auferstehen,
und dieser Auferstehungsleib ist als Leib der unsterblichen Seele der gleiche
wie ihr irdischer, wenn er auch nunmehr unsterblich und unverweslich ist.
(Brockhaus Enzyklopädie "Tod" bzw. "Auferstehung")
Wer kann das verstehen?
So wurde der liebende VATERGOTT, den JESUS verkündete, wieder zum zürnenden
Herrscher gestempelt, dessen Geduld mit seinen Kindern nur bis zum Ende dieses
Erdenlebens reiche.
Tatsache jedoch ist, daß die gesamte Aufklärung zum Thema "Leben
nach dem Tod" heute nicht von kirchlicher Seite, sondern von
Wissenschaftlern, Sterbeforschern und Menschen auf dem freien geistigen Wege
betrieben wird. Durch sie wissen wir, daß nach dem sogenannten
Tod des Menschen dessen Seele in der Hülle eines neuen, feinstofflichen
Leibes weiterlebt und sich in den jenseitigen, für Menschen unsichtbaren
Welten oder in weiteren Wiederverkörperungen solange weiterentwickeln
muß, bis die Seele ihre Vollendung in der Vereinigung mit GOTT gefunden
hat.
2.3 Die Wiederverkörperung - eine
urchristliche Lehre
Die Frage, ob es wiederholte Erdenleben einer und derselben Seele gibt, wird
heute ganz offen erörtert. Für große Weltreligionen (Hinduismus,
Buddhismus) steht die Tatsache der Reinkarnation außer Frage, wenn auch
hier die Lehre verfälscht wurde, indem gesagt wird, der Mensch
könne sich in einem Tier inkarnieren. Dies ist aber nach der christlichen
Lehre unmöglich und außerdem unlogisch. Wie soll sich beispielsweise
die Seele eines Nobelpreisträgers in einer Kuh weiterentwickeln?
Die moderne Regressionstherapie liefert bereits seriöse Experimente
für die Beweisbarkeit der Reinkarnation, indem sie Menschen in frühere
Erdenleben zurückversetzen kann. Die christlichen Kirchen dagegen lehnen
die Möglichkeit verschiedener Erdenleben der Seele als Irrlehre entschieden
ab. Statt dessen verkünden sie das Dogma:
Daß jede Seele bei der Zeugung des Körpers unmittelbar von GOTT
aus dem Nichts geschaffen wird und durch die Sünde Adams sofortschuldbeladen ins Leben auf der Erde tritt (Erbsünde).
Jeder Mensch hat nur ein einziges physisches Leben, das über
eine ganze Ewigkeit entscheidet. Besteht der Mensch diese Bewährungsprobe
nicht, ist er der ewigen Hölle verfallen.
Während somit die Theologie keinerlei Erklärung für die verschiedenen,
oft als ungerecht empfundenen Menschenleben bietet, gibt die Reinkarnationslehre
dagegen eine sinnvolle und logische Antwort:
Alle Seelen müssen seit ihrem Sündenfall im geistigen Bereich
einen Entwicklungsprozeß durchlaufen, der sie in verschiedenen, das
heißt, wiederholten Erdenleben läutert und schließlich wieder
zur Vollkommenheit und damit zur Vereinigung mit GOTT führt.
Die Verschiedenartigkeit der menschlichen Schicksale erklärt sich
durch das KARMAGESETZ, nach dem jede Ursache ihre Wirkung nach sich zieht.
Dieses GESETZ lautet: Was der Mensch sät, das wird er ernten.
Nachweislich war die Lehre von der Wiedergeburt der Seele - besser von der Wiederverkörperung
bzw. "Wiederherstellung" - die heute von den christlichen Kirchen als Irrlehre
gebrandmarkt wird, im Urchristentum vorhanden! Trotz Manipulation an den Bibeltexten
und den Schriften der Kirchenväter finden sich heute noch Belege für
diese Lehre:
Die böse Zunge entfacht das Rad der Geburt, Jak. 3, 6.
Heilung des Blindgeborenen, Joh. 9. 1 ff.
Johannes der Täufer als der wiedergeborene Elias, Matth. 17, 10 ff.
Eindeutig vertreten die frühen griechischen Kirchenväter wie Gregor
v. Nyssa, Clemens v. Alexandria, Tatian und besonders Origenes die Tatsache der
Präexistenz der Seele, der Wiedergeburt, des KARMAGESETZES
und der Rückkehr aller zu GOTT.
Auf der Synode der Ostkirche von Konstantinopel (543) wurde die Lehre des Origenes,
der die Realität der Wiedergeburt der Seele in einen physischen Leib in
einem biblisch begründeten System dargestellt hatte, auf Befehl des KaisersJustinian I. aus rein politischen Gründen durch Bannflüche
verworfen. Seit dieser Zeit ist die Realität der Wiedergeburt aus der kirchlichen
Lehre verschwunden, und die Kirche hat, da sie an ihre Konzilsbeschlüsse
gebunden ist, eine völlig andere, der christlichen Wahrheit zuwiderlaufende
Lehre entwickelt und dogmatisch abgesichert. (Erbsünde, Entstehung
der Seele bei der Zeugung, Einmaligkeit des menschlichen Lebens, ewiger Himmel,
ewige Hölle.)
Da jeder Kirchenchrist trotz besserer Erkenntnis an die dogmatische
Lehrmeinung der Theologen gebunden ist und der damalige Bannfluch Justinians
I. - 553 von Papst Vigilius auf dem V. Allgemeinen Konzil durch Unterschrift
bestätigt - heute noch Gültigkeit hat, ist es ratsam, sein geistiges
Wissen außerhalb der Machtsphäre der Kirche zu beziehen.
2.4 Origenes (185-254)
Origenes aus Alexandria war einer der einflußreichsten Theologen des
Urchristentums. In der Lehre des Origenes hatten auch die Präexistenz
und die Seelenwanderung einen festen Platz. Trotz mancher Anfeindungen
stand die urchristliche Lehre des Origenes in den ersten Jahrhunderten nach
dem Tode CHRISTI in hohem Ansehen.
Bei Kirsch, Johann Peter: "Kirchengeschichte", heißt es auf Seite
536:
"Bis zum Ende des 4. Jahrhunderts äußerte sich die Mehrzahl
der Stimmen in der Kirche für den berühmten Alexandriner." Noch
Papst Siricius (384-399) hatte nichts gegen Origenes einzuwenden.
Wer war Origenes? Origenes stammte aus einer wohlhabenden ägyptischen Familie.
Seine Eltern waren – ebenso wie einige seiner Vorfahren – Christen. Seine Heimatstadt
Alexandrien war damals eine Hochburg griechischer Bildung und Wissenschaft; die
Christen stellten dort eine Minderheit dar.
Den ersten Unterricht erhielt Origenes von seinem Vater, der ihn schon
früh mit der urchristlichen Bibel vertraut machte.
Im Jahre 202 starb Leonidas, der Vater des Origenes, den Märtyrertod. Als
nun das väterliche Vermögen eingezogen wurde, mußte er für
seine Mutter und seine sechs Geschwister sorgen. Er erteilte schon in jungen Jahren
Unterricht auf dem sprachlichen und geschichtlichen Sektor. Aber bald schon widmete
er sich dem theologischen Unterricht.
Einigen Quellen zufolge war Origenes bereits ab 202/203 Leiter der Katechetenschule
[9]Ka|te|chet [gr.-nlat.] Religionslehrer, bes. für die kirchliche Christenlehre
außerhalb der Schule. [schließen] in Alexandria, wo sich die größte Bibliothek des Altertums
befand. Kein Kirchengelehrter nach Origenes konnte jemals wieder auf so umfangreiches
Material zurückgreifen. Die Bibliothek wurde 389 von einem christlichen
Glaubensfanatiker, dem Patriarchen Theophilus, in Brand gesteckt. Diese unglaubliche
Schandtat zerstörte wertvollstes Kulturgut und hat die historische Forschung
erheblich erschwert.
In dem Feuer gingen die Schriften des Urchristentums unter, die einen
sehr genauen Einblick in die Anfänge christlicher Lehre gaben und bezeugt
hätten, daß die Reinkarnation ein fundamentaler Teil des Christentums
war.
In der alexandrinischen Schule wurde eine innige Verbindung von göttlicher
und menschlicher Natur in Christus gelehrt. Cyrill, der zu Anfang des 5.
Jahrhunderts dort unterrichtete, der von der "einen Natur des fleischgewordenen
Logos"[10]Jedin, Hubert "Kleine Konziliengeschichte", Herder, Freiburg, 1959, S.
23. [schließen]
sprach, wählte zur Verdeutlichung folgendes Bild: "Die göttliche
Natur durchdringt die menschliche wie das Feuer eine glühende Kohle oder
ein brennendes Stück Holz." –
Ein ähnliches Bild wie bei Cyrill findet sich bereits bei Origenes, in
seinem Werk "De Principiis", II, 6, 5-6. Aus diesem Bild wird eines deutlich:
Origenes nimmt zwar an, daß in CHRISTUS eine "menschliche Venunftseele"
war, daß diese aber – durch einen einmaligen festen Entschluß zum
Guten – keine Entscheidungsmöglichkeit zum Bösen mehr hatte. "Dasgöttliche Feuer selbst" durchdrang alles, war somit das bestimmende
in CHRISTUS.
Der Unterricht in der Katechetenschule zu Alexandria war nicht mit dem üblichen
Taufunterricht der Kirche zu vergleichen. Zur Zeit der Christenverfolgung war
auch ein geregelter Unterricht nicht möglich. Es dürfte so gewesen
sein, daß anfangs Heiden zu Origenes kamen, um etwas über seinen
Gott zu erfahren; von ihnen starben einige als Märtyrer. Auch später
war es den gebildeten Heiden, die seinen Unterricht besuchten, völlig
freigestellt, ob sie sich taufen ließen oder nicht. Auch getaufte
Christen erweiterten und vertieften ihren Glauben bei Origenes. Seine Schüler
lernten durch ihn auch andere Glaubensformen kennen, um sich mit ihnen
auseinandersetzen zu können. Zum Unterricht gehörten auch Mathematik,
Geometrie, Astronomie und die übrigen antiken Wissenschaften. Das Ziel
des ganzen Unterrichts war jedoch die Theologie. Der Weg über die weltlichen
Wissenschaften sollte die Menschen lehren, durch das Kennenlernen der Schöpfung
Einsichten zu gewinnen.
Dazu aus seinem Werk "De Principiis" I, 1, 6:
"Unsere Vernunft erkennt also, da sie Gott nicht an sich,
so wie er wirklich ist, betrachten kann, aus der Pracht seiner Werke und der
Schönheit seiner Geschöpfe den Vater des Alls."
Den Unterricht für die "Fortgeschrittenen" leitete Origenes
selbst. In der Katechetenschule wurde aber auch "Elementarunterricht" erteilt.
Origenes lebte in strenger Askese.[11]Askese (Aszese) [griech.], religiös begründete Einschränkung oder völlige
Enthaltung von bestimmten Speisen und Getränken, Wohnung, Schlaf, Kleidung und
Besitz. [schließen]
Er verteidigte den Glauben der Kirche gegenüber vielen häretischen
Gruppen in Alexandrien.
Bedeutendes leistete Origenes auf dem Gebiet der Bibelforschung: Er erlernte
die hebräische Sprache, um dann den Urtext mit allen ihm bekannten
griechischen Übersetzungen zu vergleichen. Dieses Werk ist bekannt als
"Hexapla".
Origenes unternahm mehrere Reisen; nach Rom; später zum Statthalter der
Provinz Arabien, der seinen Unterricht wünschte; von dort nach Palästina.
Im Jahre 218 oder 222 wurde Origenes von der Mutter des Kaisers Severus Alexander,
Julia Mammäa, nach Antiochien eingeladen, um ihr einiges von seiner Theologie
vorzutragen.
Als Origenes, der inzwischen zu großer Berühmtheit gelangt war,
im Jahr 231 wiederum nach Palästina reiste, wurde er dort zum Presbyter[12]Presbyter [gr.-lat.] der 1. Gemeindeältester im Urchristentum. 2. Mitglied
eines evangelischen Kirchenvorstandes. 3. lat. Bezeichnung für: Priester (dritter
Grad der katholischen höheren Weihen). [schließen] geweiht. Bischof Demetrius von Alexandrien – wohl eifersüchtig
auf seinen Ruhm – nahm dies zum Anlaß, um Origenes auf zwei ägyptischen
Synoden verurteilen zu lassen; der Grund war, daß eigentlich Demetrius
für diese Weihe zuständig gewesen wäre und nicht der Bischof
von Jerusalem.
Origenes wurde exkommuniziert und ausgewiesen.
Er begab sich daraufhin nach Cäsarea[13]Cäsarea: Ruinenstätte in der Scharonebene, 54 km nördlich von Tel Aviv;
nach Ausbau durch Herodes d. Gr. als eine der bedeutendsten Städte Palästi-nas
6 n. Chr. Sitz der röm. Prokuratoren; 69 zur Kolonie erhoben, seit dem 2. Jh.
Bischofssitz; um 640 von den Arabern und 1101 von den Kreuzfahrern erobert,
1265 von Sultan Baibars I. zerstört. [schließen] , wo man das Urteil nicht anerkannte, und gründete dort
eine neue Schule, die bald hohes Ansehen genoß. In Cäsarea schrieb
Origenes einen Großteil seiner Werke.
Oftmals bekam Origenes den Auftrag der Kirche, häretische Gruppen
wieder auf den Boden des rechten Glaubens zu bringen. Deshalb war er auch
oft auf Synodalverhandlungen zugegen.
Während der Christenverfolgung unter Kaiser Decius im Jahre 249 wurde auch
Origenes in den Kerker geworfen und gefoltert; er sollte verbrannt werden, erlangte
jedoch die Freiheit wieder.
Origenes starb im Jahre 254 entweder in Cäsarea oder in Tyrus.
2.4.1. Die
Lehre des Origenes
Die Lehre des Origenes wird im folgenden anhand seines Werkes "De principiis"
(griech.: Peri archon) aufgezeigt, das innerhalb seiner Schriften eine besondere
Stellung einnimmt und das schließlich zu seiner Verurteilung führte.
Origenes Werk "De principiis" gilt als die erste systematische Darstellung
der christlichen Glaubenslehre.
Der Titel des Werkes "De principiis" kann bedeuten: "Grundlehren" oder "Hauptlehren",
aber auch die "Ursprünge", die "ersten Dinge". In diesem Werk geht es also
vor allem um die "Grundprinzipien des Seins". Die griechische Urfassung des Werkes
ist uns nicht erhalten. Es liegt lediglich eine lateinische Übersetzung des
Rufinus[14]
Als eifriger Verteidiger des Origenes trat Rufinus aus Aquileja (gest. 410) auf,
der einige der Werke des Origenes ins Lateinische übersetzte. [schließen] vor, die im Jahre 398 entstanden ist. Diese Übersetzung entspricht
jedoch nicht völlig dem Originaltext. Der Grund dafür ist darin zu suchen,
daß Rufinus in den originistischen Streitigkeiten Ende des 4. / Anfang des
5. Jahrhunderts die Lehre des Origenes verteidigte und verhindern wollte, daß
sie als ketzerisch verurteilt würde. Deshalb beseitigte er die kühnsten
Formulierungen.
Auslassungen und Umarbeitungen kommen vor allem bei folgenden Themen vor: Trinitätslehre;
Natur Christi; Präexistenz der Seele; Auferstehung; Weltende. Rufinus betont
in seiner Vorrede vor dem ersten Buch des aus vier Büchern bestehenden
Werkes, er wolle bei der Übersetzung so vorgehen wie auch Hieronymus[15]
Ein anderer Übersetzer des Origenes war Hieronymus (gest. 420; Verfasser der
lateinischen Bibelübersetzung, der Vulgata). [schließen] bei der Übersetzung anderer Werke des Origenes: nämlich so:
(I Praef. Ruf. 2)[16]
Görgemanns, Herwig / Karpp, Heinrich: "Origenes 'Vier Bücher von den Prinzipien'",
Texte zur Forschung, Bd. 24; Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1976,
Seite 77. [schließen]
"daß der lateinische Leser nichts in ihnen findet,
was von unserem Glauben abwiche".
Hieronymus hatte zwar Origenes geschätzt, war aber sehr
darauf bedacht, nicht selbst in den Ruf eines Ketzers zu kommen. Rufinus stellt
im folgenden fest, daß Bücher des Origenes an vielen Stellen von Häretikern
und Böswilligen entstellt sind, und fährt fort: "Wo
wir deshalb in seinen Büchern etwas fanden, was seinen eigenen rechtsgläubigen
Lehraussagen über die Trinität widersprach, die er an den übrigen
Stellen gegeben hatte, so haben wir das als verfälscht und unzugehörig
entweder ausgelassen oder nach der Norm formuliert, die wir bei ihm selbst vielfach
ausgesprochen fanden." (I Praef. Ruf. 3)[17]
Wie Nr. 8, Seite 79.
[schließen]
Rufinus schreibt zwar, er habe "nichts Eigenes vorgetragen"[18]
Wie Nr. 8, Seite 79. [schließen] ; aber sein Wunsch, den Origenes vor Anschuldigungen zu schützen,
tritt so deutlich zutage, daß man mit gewissen Textänderungen rechnen
muß. Dies kommt auch in seiner Vorrede zum 3. Buch zum Ausdruck. (Seite
459-461; III, Praef. Ruf.)
Hieronymus fertigte eine werkgetreue Übersetzung an, die Irrlehren in
"De principiis" aufdecken sollte. Diese Übersetzung ist nicht überliefert.
Teile davon finden sich in Epistula 124 des Hieronymus an Avitus. Auch Briefe
anderer Gegner des Origenes lassen teilweise Schlüsse auf den Originaltext
zu, ebenso auch Schriften seiner Verteidiger. Einige Abschnitte des griechischen
Originaltextes sind in der "Philokalie" zu finden, einer Anthologie, die zwischen
360 und 378 von Basilius dem Großen und Gregor von Nazianz herausgegeben
wurde. [19]
Kirsch, Johann Peter: "Kirchengeschichte", Herder, Freiburg, 1930, Erster Band:
Die Kirche in der antiken griechischen Kulturwelt. [schließen] + [20]
Funk, Franz Xaver / Bihlmeyer, Karl: "Kirchengeschichte", Ferdinand Schöningh
Verlag, Paderborn, 1926, Erster Teil: Das christliche Altertum..
[schließen]
2.4.2. Einige
Punkte aus "De Principiis".
GOTT ist körperlos und unermeßlich. [21]
In welchem Maße ursprünglich der Subordinatianismus (Unterordnung des SOHNES
unter den VATER; Unterordnung des HEILIGEN GEISTES unter den SOHN) gelehrt
wurde, läßt sich heute schwer sagen, da Rufinus besonders in diesem Punkt
Veränderungen vorgenommen hat. Auch wenn der Presbyter Arius zu Alexandrien
(ca. 280-336) aus der "origenistischen Linken" hervorging, so ist der Arianismus
doch nicht gleichzusetzen mit der Lehre des Origenes. [schließen]
CHRISTUS besitzt nur eine Natur.
Auf Seite 367-371; Bd. II, 6, 5-6 heißt es: "Vielleicht
findet jemand Schwierigkeiten darin, daß in Christus eine vernünftige
Seele ist, und daß die Natur einer solchen Seele, wie wir bei unsern Erörterungen
immer wieder aufgewiesen haben, sowohl zum Guten wie zum Bösen fähig
ist. Diese Schwierigkeit läßt sich folgendermaßen auflösen.
Es ist nicht zu bezweifeln, daß die Natur jener Seele dieselbe war wie
die aller Seelen; sonst könnte man sie nicht "Seele" nennen, wenn sie nicht
in Wahrheit eine Seele war. Da nun allen die Fähigkeit zukommt, zwischen
Gut und Böse zu wählen, hat diese Seele Christi die "Liebe zur Gerechtigkeit"
(vgl. Ps. 44 /45/, 8) gewählt, derart daß sie entsprechend der Größe
der Liebe unwandelbar und untrennbar an ihm hing; und so schloß die Festigkeit
des Entschlusses, die überwältigende Größe der Zuneigung
und die unauslöschliche Wärme der Liebe jeden Gedanken an Umkehr und
Veränderung aus. Was ursprünglich von freier Entscheidung abhing,
ist durch die Wirkung langer Gewohnheit jetzt zur Natur geworden. So muß
man annehmen, daß in Christus zwar eine menschliche Vernunftseele war,
daß sie aber keinen Gedanken an Sünde und keine Möglichkeit
dazu hatte."
Der SCHÖPFER wird deutlich von der Schöpfung abgegrenzt.
Die erste Schöpfung war nicht materiell.
Es gibt STUFEN innerhalb der Schöpfung: verschiedene nicht
materielle Ebenen und die irdisch-sichtbare Welt.
Die Engel, die der Anschauung GOTTES "überdrüssig" wurden, sind
in tiefere Regionen "gefallen"; so wurden sie z. B. zu Dämonen
und auch zu Menschen. Moralisch sehr tiefstehende Menschen können
manchmal auch in Tierkörpern geboren werden.
Die materielle Welt ist nur wegen des Versagens der Engelentstanden.
Die Erde ist eine ERZIEHUNGSSTÄTTE für die Menschen.
Jedes Schicksal ist selbst verursacht. Es hat die Funktion eines "Heilmittels"
für frühere Verfehlungen. Die Lebensumstände auf der
Erde bieten dem Menschen die Möglichkeit, zu lernen und sichzum Guten zu entwickeln.
Bei jedem Schicksal muß man von der Gerechtigkeit und Güte des
SCHÖPFERS ausgehen.
Zielfür den Menschen ist die Rückkehr in hohe
(nicht-materielle) Ebenen.
Allgemeines Ziel in der Schöpfung ist die "Apokatastasis":
die Rückkehr aller Dinge an den ihrer Natur entsprechenden Ort.
Für den Menschen bedeutet das: "Ähnlichwerden mit GOTT"; und
aus der "Ähnlichkeit" könnte "Einheit" werden, "weil in der Vollendung
und dem Ende, 'GOTT alles und in allem' ist (Vgl. 1. Kor. 15, 28)." [22]
Görgemanns, Herwig / Karpp, Heinrich: "Origenes 'Vier Bücher von den Prinzipien'",
Texte zur Forschung, Bd. 24; Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt,
1976, Seite 645 (III, 6, 1). [schließen]
Diese Apokatastasis vollzieht sich in vielen ETAPPEN und STUFEN. Für
den Menschen bedeutet das: Durchwandern vieler ENTWICKLUNGSSTUFEN.
Aufgrund des Gesagten ergibt sich eine Art "Seelenwanderung": Vom Engel
bis zum Menschen und wieder zurück zum Engel. In dieser "Seelenwanderung"
liegt auch die Möglichkeit für den Menschen, mehrmals als
Mensch auf die Erde zu kommen.
Es gibt eine Aufeinanderfolge von Weltenzyklen, das heißt, es wird
immer wieder einen "Fall" von hohen WESEN und damit neue Weltenschöpfungen
geben; wenn eine materielle Welt vergeht, wird die nächste folgen. Dabei
wird immer die unsichtbare Welt vor der sichtbaren vorhanden sein.
Origenes nennt die Seele "etwas Mittleres zwischen dem schwachen Fleisch
und dem willigenGeist" (De Principiis. II, 8, 4). Der Geist oder
"Nus" (giech.: "Nous") – manchmal spricht Origenes auch von "Vernunft" – ist
das Höchste im Menschen. Nach Origenes wird der "Nus" durch den "Fall"
zur Seele (Psyche).
Für die Mängel der Welt sind die Geschöpfe verantwortlich,
nicht der SCHÖPFER.
Auch Tiere haben eine Seele.
Auch andere Gestirne sind beseelt.
Folgendes ist bemerkenswert:
Rufinus versucht, wie bereits erwähnt, das Werk "De Principiis"
in eine Fassung zu bringen, die keinen Verdacht der Ketzerei auf Origenes
fallen läßt. Das Werk enthält aber in der vorliegenden
Fassung einige Stellen, die auf Präexistenz, Seelenwanderung und
Reinkarnation hinweisen. Diese Stellen scheinen im Jahre 398 keinen
Anstoß erregt zu haben!
Ka|te|chet [gr.-nlat.] Religionslehrer, bes. für die kirchliche
Christenlehre außerhalb der Schule.↑
Jedin, Hubert "Kleine Konziliengeschichte", Herder, Freiburg, 1959,
S. 23. ↑
Askese (Aszese) [griech.], religiös begründete Einschränkung oder
völlige Enthaltung von bestimmten Speisen und Getränken, Wohnung, Schlaf,
Kleidung und Besitz. ↑
Presbyter [gr.-lat.] der 1. Gemeindeältester im Urchristentum. 2.
Mitglied eines evangelischen Kirchenvorstandes. 3. lat. Bezeichnung für: Priester
(dritter Grad der katholischen höheren Weihen).↑
Cäsarea: Ruinenstätte in der Scharonebene, 54 km nördlich von Tel
Aviv; nach Ausbau durch Herodes d. Gr. als eine der bedeutendsten Städte Palästi-nas
6 n. Chr. Sitz der röm. Prokuratoren; 69 zur Kolonie erhoben, seit dem 2.
Jh. Bischofssitz; um 640 von den Arabern und 1101 von den Kreuzfahrern erobert,
1265 von Sultan Baibars I. zerstört.↑
Als eifriger Verteidiger des Origenes trat Rufinus aus Aquileja (gest.
410) auf, der einige der Werke des Origenes ins Lateinische übersetzte. ↑
Ein anderer Übersetzer des Origenes war Hieronymus (gest. 420; Verfasser
der lateinischen Bibelübersetzung, der Vulgata). ↑
Görgemanns, Herwig / Karpp, Heinrich: "Origenes 'Vier Bücher von den Prinzipien'",
Texte zur Forschung, Bd. 24; Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt,
1976, Seite 77↑
Kirsch, Johann Peter: "Kirchengeschichte", Herder, Freiburg, 1930, Erster
Band: Die Kirche in der antiken griechischen Kulturwelt. ↑
Funk, Franz Xaver / Bihlmeyer, Karl: "Kirchengeschichte", Ferdinand Schöningh
Verlag, Paderborn, 1926, Erster Teil: Das christliche Altertum.↑
In welchem Maße ursprünglich der Subordinatianismus (Unterordnung des SOHNES
unter den VATER; Unterordnung des HEILIGEN GEISTES unter den SOHN) gelehrt
wurde, läßt sich heute schwer sagen, da Rufinus besonders in diesem Punkt
Veränderungen vorgenommen hat. Auch wenn der Presbyter Arius zu Alexandrien
(ca. 280-336) aus der "origenistischen Linken" hervorging, so ist der Arianismus
doch nicht gleichzusetzen mit der Lehre des Origenes.↑
Görgemanns, Herwig / Karpp, Heinrich: "Origenes 'Vier Bücher von den Prinzipien'",
Texte zur Forschung, Bd. 24; Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt,
1976, Seite 645 (III, 6, 1)↑