Psychowissenschaftliche Grenzgebiete

 
Thema: Reinkarnation (8)
       


2.0 Geschichtliche Entwicklung

2.1 Ist die Bibel GOTTES WORT?
 
 

Zu dieser Frage stellt die katholische Kirche in ihrem Dogma die kühne Behauptung auf:

"Denn sie (alle Bücher des Alten und Neuen Bundes) stammen ja aus dem Munde Christi oder sind vom Heiligen Geist eingegeben und sind in ununterbrochener Folge in der katholischen Kirche bewahrt worden. Wer aber eben diese ganzen Bücher... nicht als heilig und kanonisch anerkennt und wer bewußt und mit Bedacht die Überlieferungen, von denen die Rede war, verachtet, der sei ausgeschlossen." - [4. Sitzung der Allgemeinen Kirchenversammlung zu Trient (1546)]
 
 
Im selben Konzil zu Trient (1545-1563) widerspricht die Kirche selbst dieser Aussage, mit der Festlegung: "Die kanonische Geltung eines Schriftstückes als Bestandteil des Neuen Testaments hängt nicht von dessen Echtheit ab."
 
 
Die Behauptung, die Schriften seien in "ununterbrochener Folge" bewahrt worden, ist wissenschaftlich längst widerlegt! Aller Mühe wären wir enthoben, wenn wir noch die Urschriften der neutestamentlichen Verfasser besäßen. Die leicht zerstörbaren Papyrusstücke sind längst zerfallen, zumal damals niemand daran dachte, sie besonders zu erhalten.

Selbst diese Urschriften sind nach dem heutigen Stand der Bibelforschung frühestens 20 Jahre nach der Kreuzigung JESU CHRISTI anzusetzen, und damit ist kein einziges überliefertes Wort JESU von Nazareth als authentisch nachzuweisen. Bereits im Jahre 383 stimmten auch nicht zwei der lateinischen Bibeln in längeren Abschnitten überein!

Bischof Damasus von Rom beauftragte daher den Dalmatiner Hieronymus mit der Herstellung eines einheitlichen Textes der lateinischen Bibel. Hieronymus, als päpstlicher Sekretär, änderte dabei den Wortlaut der Vorlage, die er als Basis für seine "Berichtigung" der vier Evangelien benutzte, an etwa 3500 Stellen!

Hieronymus selbst schreibt dazu:

"Selbst diejenigen, die mich als gotteslästerlichen Fälscher schmähen, müssen zugeben, daß dort nicht mehr von Wahrheit die Rede sein kann, wo das, was die Wahrheit sein soll, voneinander abweicht."
 
 
Welche Ausmaße die Verwirrung zwischenzeitlich angenommen hat, mögen einige Beispiele verdeutlichen: Zu den unzähligen Abweichungen kommt noch, daß Bibelkundige verschiedenster Richtungen diese Texte wiederum anders auslegen. Wohin das führt, sehen wir am deutlichsten bei der katholischen und evangelischen Kirche: Beide Kirchen ziehen aus ein und derselben Aussage von JESUS von Nazareth voneinander abweichende Schlußfolgerungen!

Die Frage, ob die Bibel überhaupt GOTTES WORT sein kann, stellt sich beim Lesen des Alten Testamentes: GOTT, der nach den Aussagen JESU ein GOTT der LIEBE ist, läßt töten, verbrennen, ganze Völker ausrotten. Der "GOTT" des Alten Bundes ist ein grausamer Rachegott!

Möge jeder sich selbst ein Urteil bilden anhand folgender Bibelzitate:
 
 

2. Mose (Genesis) 12, 29: Es war Mitternacht, als der Herr alle Erstgeborenen in Ägypten erschlug, vom Erstgeborenen des Pharao, der auf dem Thron saß, bis zum Erstgeborenen des gefangenen im Kerker, und jede Erstgeburt beim Vieh.

4. Mose (Numeri) 15, 32- 36: Als die Israeliten in der Wüste waren, entdeckten sie einmal, daß einer am Sabbat Holz sammelte. Die Leute, die ihn beim Holzsammeln angetroffen hatten, brachten ihn vor Mose und Aaron und vor die ganze Gemeinde. Man sperrte ihn ein weil noch nicht entschieden war, was mit ihm geschehen sollte. Der Herr sprach zu Mose: Der Mann ist mit dem Tod zu bestrafen. Die ganze Gemeinde soll ihn draußen vor dem Lager steinigen. Da führte die ganze Gemeinde den Mann vor das Lager hinaus und steinigte ihn zu Tode, wie der Herr es Mose befohlen hatte.

4. Mose (Numeri) 16, 35: Vom Herrn ging ein Feuer aus und fraß die zweihundertfünfzig Männer, die den Weihrauch dargebracht hatten.

4. Mose (Numeri) 17, 4: Da nahm der Priester Eleasar die kupfernen Räucherpfannen der Männer, die im Feuer umgekommen waren, und hämmerte daraus einen Überzug für den Altar. Das sollte den Israeliten ein mahnendes Zeichen dafür sein, daß kein Unbefugter, keiner, der nicht zu den Nachkommen Aarons gehört, sich dem Herrn nähern darf, um für ihn Weihrauch zu verbrennen; sonst geht es ihm genauso, wie es der Herr durch Mose dem Korach und seinem Anhang angekündigt hatte.
 
 

Doch die Kirchen beharren fest auf ihrem Standpunkt, daß die göttliche BOTSCHAFT einzig und allein in ihren Heiligen Schriften zu finden ist.
 



2.2 Leben nach dem Tod
 

JESUS von Nazareth hat den Tod wahrlich überwunden. Er ging über diese Erde und verkündete das EWIGE LEBEN, das REICH seines und unseres VATERS, in dem es viele WOHNUNGEN gibt.

Wir lesen, daß die ersten Christen sogar freudig und im Bewußtsein ewiger Verbundenheit mit dem Verstorbenen dem Tod ins Auge sahen. Sie hatten noch das tiefe Vertrauen in GOTT, den liebenden VATER, der keines SEINER Kinder verdammt, sondern der uns mit unendlicher Geduld führt und in jedem neuen Leben weiter geistig reifen läßt.

Die Institution Kirche jedoch begann sehr bald, gerade mit der Unwissenheit über das Leben nach dem Tode ihre "Schäfchen" zu verängstigen und zu binden. "Ablaß kaufen oder ewige Verdammnis," hieß es im Mittelalter. Heute noch droht man jenen, die sich außerhalb dieser Institution stellen, mit der Hölle.

Die kirchlichen Lehren zu diesem wichtigen Punkt jedoch sind enttäuschend:

Im Protestantismus spricht man davon, daß der Mensch, wenn er stirbt, "mausetot" ist, und dann erst am Jüngsten Tag durch einen Akt der Neuschöpfung wieder auferweckt wird, um dann gerichtet zu werden.

Nach katholischer Glaubenslehre ist der Tod eine Straffolge der Erbsünde. Der Gnaden- oder Sündenzustand eines Menschen entscheidet im Augenblick seines Todes über die ewige Seligkeit (Himmel) oder die ewige Verdammnis (Hölle). Das Neue Testament, so sagt man, kennt nicht die Teilung des Menschen in einen sterblichen Körper und eine unsterbliche Seele. Der Mensch gilt als durch die Sünde ganz dem Tod verfallen. Am Jüngsten Tag werden dann alle Toten "in ihrem Fleisch" auferstehen, und dieser Auferstehungsleib ist als Leib der unsterblichen Seele der gleiche wie ihr irdischer, wenn er auch nunmehr unsterblich und unverweslich ist. (Brockhaus Enzyklopädie "Tod" bzw. "Auferstehung")
 
 

Wer kann das verstehen?

So wurde der liebende VATERGOTT, den JESUS verkündete, wieder zum zürnenden Herrscher gestempelt, dessen Geduld mit seinen Kindern nur bis zum Ende dieses Erdenlebens reiche.
 
 


 
 

2.3 Die Wiederverkörperung - eine urchristliche Lehre
 

Die Frage, ob es wiederholte Erdenleben einer und derselben Seele gibt, wird heute ganz offen erörtert. Für große Weltreligionen (Hinduismus, Buddhismus) steht die Tatsache der Reinkarnation außer Frage, wenn auch hier die Lehre verfälscht wurde, indem gesagt wird, der Mensch könne sich in einem Tier inkarnieren. Dies ist aber nach der christlichen Lehre unmöglich und außerdem unlogisch. Wie soll sich beispielsweise die Seele eines Nobelpreisträgers in einer Kuh weiterentwickeln?

Die moderne Regressionstherapie liefert bereits seriöse Experimente für die Beweisbarkeit der Reinkarnation, indem sie Menschen in frühere Erdenleben zurückversetzen kann. Die christlichen Kirchen dagegen lehnen die Möglichkeit verschiedener Erdenleben der Seele als Irrlehre entschieden ab. Statt dessen verkünden sie das Dogma:

Während somit die Theologie keinerlei Erklärung für die verschiedenen, oft als ungerecht empfundenen Menschenleben bietet, gibt die Reinkarnationslehre dagegen eine sinnvolle und logische Antwort: Nachweislich war die Lehre von der Wiedergeburt der Seele - besser von der Wiederverkörperung bzw. "Wiederherstellung" - die heute von den christlichen Kirchen als Irrlehre gebrandmarkt wird, im Urchristentum vorhanden! Trotz Manipulation an den Bibeltexten und den Schriften der Kirchenväter finden sich heute noch Belege für diese Lehre: Eindeutig vertreten die frühen griechischen Kirchenväter wie Gregor v. Nyssa, Clemens v. Alexandria, Tatian und besonders Origenes die Tatsache der Präexistenz der Seele, der Wiedergeburt, des KARMAGESETZES und der Rückkehr aller zu GOTT.

Auf der Synode der Ostkirche von Konstantinopel (543) wurde die Lehre des Origenes, der die Realität der Wiedergeburt der Seele in einen physischen Leib in einem biblisch begründeten System dargestellt hatte, auf Befehl des Kaisers Justinian I. aus rein politischen Gründen durch Bannflüche verworfen. Seit dieser Zeit ist die Realität der Wiedergeburt aus der kirchlichen Lehre verschwunden, und die Kirche hat, da sie an ihre Konzilsbeschlüsse gebunden ist, eine völlig andere, der christlichen Wahrheit zuwiderlaufende Lehre entwickelt und dogmatisch abgesichert. (Erbsünde, Entstehung der Seele bei der Zeugung, Einmaligkeit des menschlichen Lebens, ewiger Himmel, ewige Hölle.)

Da jeder Kirchenchrist trotz besserer Erkenntnis an die dogmatische Lehrmeinung der Theologen gebunden ist und der damalige Bannfluch Justinians I. - 553 von Papst Vigilius auf dem V. Allgemeinen Konzil durch Unterschrift bestätigt - heute noch Gültigkeit hat, ist es ratsam, sein geistiges Wissen außerhalb der Machtsphäre der Kirche zu beziehen.




2.4 Origenes (185-254)  

Origenes aus Alexandria war einer der einflußreichsten Theologen des Urchristentums. In der Lehre des Origenes hatten auch die Präexistenz und die Seelenwanderung einen festen Platz. Trotz mancher Anfeindungen stand die urchristliche Lehre des Origenes in den ersten Jahrhunderten nach dem Tode CHRISTI in hohem Ansehen.

Bei Kirsch, Johann Peter: "Kirchengeschichte", heißt es auf Seite 536:

Wer war Origenes? Origenes stammte aus einer wohlhabenden ägyptischen Familie. Seine Eltern waren – ebenso wie einige seiner Vorfahren – Christen. Seine Heimatstadt Alexandrien war damals eine Hochburg griechischer Bildung und Wissenschaft; die Christen stellten dort eine Minderheit dar. Im Jahre 202 starb Leonidas, der Vater des Origenes, den Märtyrertod. Als nun das väterliche Vermögen eingezogen wurde, mußte er für seine Mutter und seine sechs Geschwister sorgen. Er erteilte schon in jungen Jahren Unterricht auf dem sprachlichen und geschichtlichen Sektor. Aber bald schon widmete er sich dem theologischen Unterricht.

Einigen Quellen zufolge war Origenes bereits ab 202/203 Leiter der Katechetenschule [9] Ka|te|chet [gr.-nlat.] Religionslehrer, bes. für die kirchliche Christenlehre außerhalb der Schule. [schließen] in Alexandria, wo sich die größte Bibliothek des Altertums befand. Kein Kirchengelehrter nach Origenes konnte jemals wieder auf so umfangreiches Material zurückgreifen. Die Bibliothek wurde 389 von einem christlichen Glaubensfanatiker, dem Patriarchen Theophilus, in Brand gesteckt. Diese unglaubliche Schandtat zerstörte wertvollstes Kulturgut und hat die historische Forschung erheblich erschwert.

In der alexandrinischen Schule wurde eine innige Verbindung von göttlicher und menschlicher Natur in Christus gelehrt. Cyrill, der zu Anfang des 5. Jahrhunderts dort unterrichtete, der von der "einen Natur des fleischgewordenen Logos"[10] Jedin, Hubert "Kleine Konziliengeschichte", Herder, Freiburg, 1959, S. 23. [schließen] sprach, wählte zur Verdeutlichung folgendes Bild: "Die göttliche Natur durchdringt die menschliche wie das Feuer eine glühende Kohle oder ein brennendes Stück Holz." –

Ein ähnliches Bild wie bei Cyrill findet sich bereits bei Origenes, in seinem Werk "De Principiis", II, 6, 5-6. Aus diesem Bild wird eines deutlich: Origenes nimmt zwar an, daß in CHRISTUS eine "menschliche Venunftseele" war, daß diese aber – durch einen einmaligen festen Entschluß zum Guten – keine Entscheidungsmöglichkeit zum Bösen mehr hatte. "Das göttliche Feuer selbst" durchdrang alles, war somit das bestimmende in CHRISTUS.

Der Unterricht in der Katechetenschule zu Alexandria war nicht mit dem üblichen Taufunterricht der Kirche zu vergleichen. Zur Zeit der Christenverfolgung war auch ein geregelter Unterricht nicht möglich. Es dürfte so gewesen sein, daß anfangs Heiden zu Origenes kamen, um etwas über seinen Gott zu erfahren; von ihnen starben einige als Märtyrer. Auch später war es den gebildeten Heiden, die seinen Unterricht besuchten, völlig freigestellt, ob sie sich taufen ließen oder nicht. Auch getaufte Christen erweiterten und vertieften ihren Glauben bei Origenes. Seine Schüler lernten durch ihn auch andere Glaubensformen kennen, um sich mit ihnen auseinandersetzen zu können. Zum Unterricht gehörten auch Mathematik, Geometrie, Astronomie und die übrigen antiken Wissenschaften. Das Ziel des ganzen Unterrichts war jedoch die Theologie. Der Weg über die weltlichen Wissenschaften sollte die Menschen lehren, durch das Kennenlernen der Schöpfung Einsichten zu gewinnen.

Dazu aus seinem Werk "De Principiis" I, 1, 6:

"Unsere Vernunft erkennt also, da sie Gott nicht an sich, so wie er wirklich ist, betrachten kann, aus der Pracht seiner Werke und der Schönheit seiner Geschöpfe den Vater des Alls."
 
 
Den Unterricht für die "Fortgeschrittenen" leitete Origenes selbst. In der Katechetenschule wurde aber auch "Elementarunterricht" erteilt.

Origenes lebte in strenger Askese.[11] Askese (Aszese) [griech.], religiös begründete Einschränkung oder völlige Enthaltung von bestimmten Speisen und Getränken, Wohnung, Schlaf, Kleidung und Besitz. [schließen] Er verteidigte den Glauben der Kirche gegenüber vielen häretischen Gruppen in Alexandrien.

Bedeutendes leistete Origenes auf dem Gebiet der Bibelforschung: Er erlernte die hebräische Sprache, um dann den Urtext mit allen ihm bekannten griechischen Übersetzungen zu vergleichen. Dieses Werk ist bekannt als "Hexapla".

Origenes unternahm mehrere Reisen; nach Rom; später zum Statthalter der Provinz Arabien, der seinen Unterricht wünschte; von dort nach Palästina. Im Jahre 218 oder 222 wurde Origenes von der Mutter des Kaisers Severus Alexander, Julia Mammäa, nach Antiochien eingeladen, um ihr einiges von seiner Theologie vorzutragen.

Als Origenes, der inzwischen zu großer Berühmtheit gelangt war, im Jahr 231 wiederum nach Palästina reiste, wurde er dort zum Presbyter[12] Presbyter [gr.-lat.] der 1. Gemeindeältester im Urchristentum. 2. Mitglied eines evangelischen Kirchenvorstandes. 3. lat. Bezeichnung für: Priester (dritter Grad der katholischen höheren Weihen). [schließen] geweiht. Bischof Demetrius von Alexandrien – wohl eifersüchtig auf seinen Ruhm – nahm dies zum Anlaß, um Origenes auf zwei ägyptischen Synoden verurteilen zu lassen; der Grund war, daß eigentlich Demetrius für diese Weihe zuständig gewesen wäre und nicht der Bischof von Jerusalem.

Origenes wurde exkommuniziert und ausgewiesen.

Er begab sich daraufhin nach Cäsarea[13] Cäsarea: Ruinenstätte in der Scharonebene, 54 km nördlich von Tel Aviv; nach Ausbau durch Herodes d. Gr. als eine der bedeutendsten Städte Palästi-nas 6 n. Chr. Sitz der röm. Prokuratoren; 69 zur Kolonie erhoben, seit dem 2. Jh. Bischofssitz; um 640 von den Arabern und 1101 von den Kreuzfahrern erobert, 1265 von Sultan Baibars I. zerstört. [schließen] , wo man das Urteil nicht anerkannte, und gründete dort eine neue Schule, die bald hohes Ansehen genoß. In Cäsarea schrieb Origenes einen Großteil seiner Werke.

Während der Christenverfolgung unter Kaiser Decius im Jahre 249 wurde auch Origenes in den Kerker geworfen und gefoltert; er sollte verbrannt werden, erlangte jedoch die Freiheit wieder.

Origenes starb im Jahre 254 entweder in Cäsarea oder in Tyrus.
 
 

2.4.1. Die Lehre des Origenes

Die Lehre des Origenes wird im folgenden anhand seines Werkes "De principiis" (griech.: Peri archon) aufgezeigt, das innerhalb seiner Schriften eine besondere Stellung einnimmt und das schließlich zu seiner Verurteilung führte.

Der Titel des Werkes "De principiis" kann bedeuten: "Grundlehren" oder "Hauptlehren", aber auch die "Ursprünge", die "ersten Dinge". In diesem Werk geht es also vor allem um die "Grundprinzipien des Seins". Die griechische Urfassung des Werkes ist uns nicht erhalten. Es liegt lediglich eine lateinische Übersetzung des Rufinus[14] Als eifriger Verteidiger des Origenes trat Rufinus aus Aquileja (gest. 410) auf, der einige der Werke des Origenes ins Lateinische übersetzte. [schließen] vor, die im Jahre 398 entstanden ist. Diese Übersetzung entspricht jedoch nicht völlig dem Originaltext. Der Grund dafür ist darin zu suchen, daß Rufinus in den originistischen Streitigkeiten Ende des 4. / Anfang des 5. Jahrhunderts die Lehre des Origenes verteidigte und verhindern wollte, daß sie als ketzerisch verurteilt würde. Deshalb beseitigte er die kühnsten Formulierungen.

Auslassungen und Umarbeitungen kommen vor allem bei folgenden Themen vor: Trinitätslehre; Natur Christi; Präexistenz der Seele; Auferstehung; Weltende. Rufinus betont in seiner Vorrede vor dem ersten Buch des aus vier Büchern bestehenden Werkes, er wolle bei der Übersetzung so vorgehen wie auch Hieronymus[15] Ein anderer Übersetzer des Origenes war Hieronymus (gest. 420; Verfasser der lateinischen Bibelübersetzung, der Vulgata). [schließen] bei der Übersetzung anderer Werke des Origenes: nämlich so: (I Praef. Ruf. 2)[16] Görgemanns, Herwig / Karpp, Heinrich: "Origenes 'Vier Bücher von den Prinzipien'", Texte zur Forschung, Bd. 24; Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1976, Seite 77. [schließen]

"daß der lateinische Leser nichts in ihnen findet, was von unserem Glauben abwiche".
 
 
Hieronymus hatte zwar Origenes geschätzt, war aber sehr darauf bedacht, nicht selbst in den Ruf eines Ketzers zu kommen. Rufinus stellt im folgenden fest, daß Bücher des Origenes an vielen Stellen von Häretikern und Böswilligen entstellt sind, und fährt fort: "Wo wir deshalb in seinen Büchern etwas fanden, was seinen eigenen rechtsgläubigen Lehraussagen über die Trinität widersprach, die er an den übrigen Stellen gegeben hatte, so haben wir das als verfälscht und unzugehörig entweder ausgelassen oder nach der Norm formuliert, die wir bei ihm selbst vielfach ausgesprochen fanden." (I Praef. Ruf. 3)[17] Wie Nr. 8, Seite 79. [schließen]
 
 
Rufinus schreibt zwar, er habe "nichts Eigenes vorgetragen"[18] Wie Nr. 8, Seite 79. [schließen] ; aber sein Wunsch, den Origenes vor Anschuldigungen zu schützen, tritt so deutlich zutage, daß man mit gewissen Textänderungen rechnen muß. Dies kommt auch in seiner Vorrede zum 3. Buch zum Ausdruck. (Seite 459-461; III, Praef. Ruf.)

Hieronymus fertigte eine werkgetreue Übersetzung an, die Irrlehren in "De principiis" aufdecken sollte. Diese Übersetzung ist nicht überliefert. Teile davon finden sich in Epistula 124 des Hieronymus an Avitus. Auch Briefe anderer Gegner des Origenes lassen teilweise Schlüsse auf den Originaltext zu, ebenso auch Schriften seiner Verteidiger. Einige Abschnitte des griechischen Originaltextes sind in der "Philokalie" zu finden, einer Anthologie, die zwischen 360 und 378 von Basilius dem Großen und Gregor von Nazianz herausgegeben wurde. [19] Kirsch, Johann Peter: "Kirchengeschichte", Herder, Freiburg, 1930, Erster Band: Die Kirche in der antiken griechischen Kulturwelt. [schließen] + [20] Funk, Franz Xaver / Bihlmeyer, Karl: "Kirchengeschichte", Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn, 1926, Erster Teil: Das christliche Altertum.. [schließen]




2.4.2. Einige Punkte aus "De Principiis".

Auf Seite 367-371; Bd. II, 6, 5-6 heißt es: "Vielleicht findet jemand Schwierigkeiten darin, daß in Christus eine vernünftige Seele ist, und daß die Natur einer solchen Seele, wie wir bei unsern Erörterungen immer wieder aufgewiesen haben, sowohl zum Guten wie zum Bösen fähig ist. Diese Schwierigkeit läßt sich folgendermaßen auflösen. Es ist nicht zu bezweifeln, daß die Natur jener Seele dieselbe war wie die aller Seelen; sonst könnte man sie nicht "Seele" nennen, wenn sie nicht in Wahrheit eine Seele war. Da nun allen die Fähigkeit zukommt, zwischen Gut und Böse zu wählen, hat diese Seele Christi die "Liebe zur Gerechtigkeit" (vgl. Ps. 44 /45/, 8) gewählt, derart daß sie entsprechend der Größe der Liebe unwandelbar und untrennbar an ihm hing; und so schloß die Festigkeit des Entschlusses, die überwältigende Größe der Zuneigung und die unauslöschliche Wärme der Liebe jeden Gedanken an Umkehr und Veränderung aus. Was ursprünglich von freier Entscheidung abhing, ist durch die Wirkung langer Gewohnheit jetzt zur Natur geworden. So muß man annehmen, daß in Christus zwar eine menschliche Vernunftseele war, daß sie aber keinen Gedanken an Sünde und keine Möglichkeit dazu hatte."
 
 
Folgendes ist bemerkenswert:

Rufinus versucht, wie bereits erwähnt, das Werk "De Principiis" in eine Fassung zu bringen, die keinen Verdacht der Ketzerei auf Origenes fallen läßt. Das Werk enthält aber in der vorliegenden Fassung einige Stellen, die auf Präexistenz, Seelenwanderung und Reinkarnation hinweisen. Diese Stellen scheinen im Jahre 398 keinen Anstoß erregt zu haben!


 

 

  1. Ka|te|chet [gr.-nlat.] Religionslehrer, bes. für die kirchliche Christenlehre außerhalb der Schule.
  2. Jedin, Hubert "Kleine Konziliengeschichte", Herder, Freiburg, 1959, S. 23.
  3. Askese (Aszese) [griech.], religiös begründete Einschränkung oder völlige Enthaltung von bestimmten Speisen und Getränken, Wohnung, Schlaf, Kleidung und Besitz.
  4. Presbyter [gr.-lat.] der 1. Gemeindeältester im Urchristentum. 2. Mitglied eines evangelischen Kirchenvorstandes. 3. lat. Bezeichnung für: Priester (dritter Grad der katholischen höheren Weihen).
  5. Cäsarea: Ruinenstätte in der Scharonebene, 54 km nördlich von Tel Aviv; nach Ausbau durch Herodes d. Gr. als eine der bedeutendsten Städte Palästi-nas 6 n. Chr. Sitz der röm. Prokuratoren; 69 zur Kolonie erhoben, seit dem 2. Jh. Bischofssitz; um 640 von den Arabern und 1101 von den Kreuzfahrern erobert, 1265 von Sultan Baibars I. zerstört.
  6. Als eifriger Verteidiger des Origenes trat Rufinus aus Aquileja (gest. 410) auf, der einige der Werke des Origenes ins Lateinische übersetzte.
  7. Ein anderer Übersetzer des Origenes war Hieronymus (gest. 420; Verfasser der lateinischen Bibelübersetzung, der Vulgata).
  8. Görgemanns, Herwig / Karpp, Heinrich: "Origenes 'Vier Bücher von den Prinzipien'", Texte zur Forschung, Bd. 24; Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1976, Seite 77
  9. Wie Nr. 8, Seite 79
  10. Wie Nr. 8, Seite 79
  11. Kirsch, Johann Peter: "Kirchengeschichte", Herder, Freiburg, 1930, Erster Band: Die Kirche in der antiken griechischen Kulturwelt.
  12. Funk, Franz Xaver / Bihlmeyer, Karl: "Kirchengeschichte", Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn, 1926, Erster Teil: Das christliche Altertum.
  13. In welchem Maße ursprünglich der Subordinatianismus (Unterordnung des SOHNES unter den VATER; Unterordnung des HEILIGEN GEISTES unter den SOHN) gelehrt wurde, läßt sich heute schwer sagen, da Rufinus besonders in diesem Punkt Veränderungen vorgenommen hat. Auch wenn der Presbyter Arius zu Alexandrien (ca. 280-336) aus der "origenistischen Linken" hervorging, so ist der Arianismus doch nicht gleichzusetzen mit der Lehre des Origenes.
  14. Görgemanns, Herwig / Karpp, Heinrich: "Origenes 'Vier Bücher von den Prinzipien'", Texte zur Forschung, Bd. 24; Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1976, Seite 645 (III, 6, 1)