Psychowissenschaftliche Grenzgebiete
 
Thema: Engel als Boten Gottes und Helfer der Menschen (2)


   

3. Engel bewirken materielle Hilfe

Doch zurück zu den Engeln der göttlichen Welt. Sie sind nach dem Zeugnis der Bibel Mittler und Boten zwischen Gott und den Menschen. Als Helfer treten sie in menschlicher Gestalt häufig sichtbar und hörbar in Erscheinung und können sogar materielle Handlungen vollbringen. Als nämlich der Hohepriester nach Christi Tod aus Ärger über die Wundertaten der Apostel diese ins Gefängnis werfen ließ (Apg. 5, 18), wurden sie von einem Engel befreit. Es heißt:

"Aber ein Engel des Herrn öffnete während der Nacht die Gefängnistüren, führte sie hinaus und gebot ihnen: 'Geht hin, tretet offen auf und verkündet im Tempel dem Volk alle diese Lebensworte'."

Engel nehmen sich auch Sterbender an. Wenn der Gottesfürchtige entschläft, geleiten ihn Engel an den Ort der Herrlichkeit, so dargestellt von Christus in der Geschichte von dem armen Lazarus, der bei seinem Tod (Luk. 16, 22) von Engeln in Abrahams Schoß getragen wurde, d. h. in einen gottnahen Bereich, in dem es ihm gut ging und er entschädigt wurde für sein armseliges Leben auf der Erde. Der Reiche dagegen litt nach seinem Tod Qualen, weil er während seines irdischen Lebens nicht auf Mose und die Propheten gehört hatte. Wenn sich dagegen ein Sünder während des irdischen Lebens bekehrt (Luk. 15, 10), so herrscht bei den Engeln Gottes darüber große Freude.

Neben diesen Engeln, die auf Erden in Menschengestalt in Erscheinung treten, berichtet die Bibel noch von anderen himmlischen Wesen, die Gott zur Seite stehen und dort erscheinen, wo Gott persönlich gegenwärtig ist und sich in seiner Herrlichkeit offenbart. Sie werden Cherubim (Einzahl Cherub) genannt und treten im Gegensatz zu den Engeln als geflügelte Wesen in Erscheinung. Sie sollen vier Flügel haben, von denen zwei den Leib bedecken. Der Prophet Hesekiel beschreibt sie (Hes. 1, 5), als sie ihm in einer Vision erscheinen, quasi als Fabelwesen mit jeweils vier Gesichtern (Menschengesicht, Löwengesicht, Stiergesicht und Adlergesicht). Diese Gesichter sollen wahrscheinlich etwas über ihre Eigenschaften und Fähigkeiten aussagen. Der Prophet Jesaja berichtet in seiner Berufungsvision (Jes. 6, 1) von "ähnlich gearteten Wesen, die er "Seraphe" nennt. Im Gegensatz zu den Cherubim sollen sie sechs Flügel haben, von denen zwei zum Fliegen dienen. Der eine Seraph rief in dieser Vision dem anderen beständig die Worte zu:

"Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen. Die ganze Erde ist seiner Herrlichkeit voll."

Wenn man diese Schilderungen liest, überdenkt und sie nicht für ausschließlich fromme Phantasie hält, fragt man sich, ob denn nicht auch in neuer Zeit Vergleichbares beobachtet wurde. Da ist einmal zu sagen, daß im religiösen Volksglauben die Auffassung besteht, daß die Menschen während ihres irdischen Lebens einen jenseitigen Begleiter, einen Schutzengel oder Schutzgeist haben. Dieser versucht, seinen Schützling vor Schaden zu bewahren, indem er ihn vor Gefahren warnt, sein Gewissen schärft, ihn in der Not tröstet und ihm gute Gedanken eingibt. Das ist aber nur dann möglich, wenn der Mensch für solche Einflüsse offen ist und ein entsprechend anständiges Leben führt. Im allgemeinen wird der Mensch eine solche Beeinflussung gar nicht bemerken. In Sonderfällen tritt aber bei Gefahr sogar eine beeindruckende physische Hilfe in Erscheinung.

Hier ist jetzt eine Erweiterung des biblischen Engelbegriffs erforderlich. Wahrend zunächst unter einem Engel eine Wesenheit aus den höheren Führungsebenen der Herrschaft Gottes zu verstehen ist, die selbst niemals Mensch auf dieser Erde war, wird bei den Schutzengeln oder Schutzgeistern jetziger Erdbewohner davon ausgegangen, daß es auch verstorbene Menschen sein können, die im Auftrag der göttlichen Welt ihre Sendung ausführen.

Ein niederländischer Arzt namens Moolenburgh hörte 1981 in Leiden eine Predigt, in welcher der Pfarrer die Engel eine "vergessene Gruppe" nannte. Das veranlaßte ihn, 400 seiner Patienten zu fragen, ob sie schon einmal eine Engelbegegnung gehabt hätten. 31 Personen beantworteten die Frage mit Ja (16, S. 22). Was berichteten diese Menschen? (16, S. 22):

"Eine Frau erzählte dem Arzt, daß sie nach einer Fehlgeburt ernsthaft krank war. Plötzlich hatte sie damals das Gefühl, hochgehoben zu werden, und während sie betete, hörte sie eine wundervolle Musik, und ein himmlischer Chor begann zu singen. Wer so etwas einmal gehört hat, vergißt es nie wieder. Diese Engelchöre sind aus der Geschichte gut bekannt, und der Arzt ist der Meinung, daß Bach ihnen in seiner Passionsmusik sehr nahe kommt."

Über ein anderes Beispiel berichtet der Arzt (16, S. 23):

"Die Deutschen dringen nach Holland ein. Ihre Lastwagen rollen in langen Reihen ins Land. In Limburg fährt ein hübsches junges Mädchen auf einem Fahrrad. Ein Lastwagen fährt dicht hinter ihr, und die Soldaten beginnen zu winken und zu pfeifen. Sie dreht sich wütend von ihnen weg. Da weicht der nächstfolgende Lastwagen von seinem Weg ab, und der Chauffeur versucht, das hochmütige Mädchen in voller Fahrt zu überfahren. Aber kurz, bevor der Wagen sie berührt, wird sie mitsamt ihrem Fahrrad hochgehoben und einige Meter zur Seite wieder abgesetzt. Der Wagen braust an ihr vorbei. Ein Fahrradfahrer, der zwanzig Meter hinter dem Mädchen fuhr, hat das alles mitverfolgt. Er holt sie ein und fragt voller Erstaunen, wie er denn etwas sehen konnte, was eigentlich gar nicht möglich sein konnte. Mit allen Einzelheiten, bis zu dem Kleid, das sie trug, ist diese Geschichte deutlich in ihrem Gedächtnis eingraviert."

Weiter berichtet der Arzt Dr. Moolenburgh (16, S. 24):

"Eine "ähnliche Geschichte erfuhr ich von einem Mann, der einem heranrasenden Auto gerade nicht mehr ausweichen konnte: er wurde fein säuberlich von seinem Fahrrad hochgehoben und in den Straßengraben gesetzt. Eine Sekunde später wurde das Fahrrad zu Schrott gefahren. Ihm selbst war nichts passiert.

Engelchöre, tröstende Hände, wunderbare Rettungen. Ein junger Mann und eine junge Frau kennen einander vom Geheimdienst. Geheimdienste sind oft harte, zynische Betriebe, in denen der Geist vertrocknet und die Herzen kalt werden. Trotz ihres recht jugendlichen Alters waren der Held und die Heldin dieser Geschichte bereits zu illusionslosen Menschen geworden. Sie kannten einander gut, nährten aber einen tiefen Haß gegeneinander.

Ich darf Ihnen nicht erzählen, wie und für wen sie arbeiteten, nur daß das Ganze im Ostblock stattfand und daß sie aus Holland und er aus einem Ostblockland kamen.

Eines Tages erlebten sie beide gleichzeitig einen Tiefpunkt in ihrem Gefühlsleben. Eine überwältigende Verzweiflung über ihr Leben nahm von ihnen Besitz. Nach einer offiziellen Versammlung, bei der sie beide zugegen sein mußten, geschieht etwas. Sie stehen auf der Straße und werden beide durch ein überaus starkes Gefühl zu einer Kathedrale in einer osteuropäischen Stadt getrieben. In der Kathedrale fühlt jeder von ihnen eine starke Hand, die sie am Nacken faßt und zur Aufgabe bringt. Die Geschichte hat ein Happyend: Sie sind verheiratet und wohnen nun in Holland. Beide haben etwas Helles, Strahlendes an sich, wie Menschen, die die Hölle erlebt und erkannt haben, daß das Licht immer stärker ist."

In der vorangehend geschilderten Fällen konnten nur die Auswirkungen von außerordentlichen Hilfeleistungen geschildert werden, welche die Empfänger engelhaften, jenseitigen Wesenheiten zuschrieben, also Wesen, die man als Schutzengel bezeichnen kann. Diese wurden aber nicht unmittelbar gesehen. Im folgenden Beispiel berichtet Dr. Moolenburgh einen Fall, bei dem auch optisch etwas wahrgenommen wurde (16, S. 27):

"Einer von meinen besten Freunden erzählte mir, daß durch das geschlossene Fenster plötzlich ein Engel hereinstieg, als er gerade am Telefon stand. Es war eine umwölkte, leuchtende Erscheinung. Dieser Freund sagte zu mir: 'Jetzt verstehe ich, daß Engel mit Flügeln dargestellt werden. Das ist ihr Strahlungsfeld.' Der Engel sprach einige tröstende Worte zu ihm und verschwand dann wieder. Für ihn war das sehr wichtig, denn er fürchtetet in diesem Augenblick für sein Leben."  
 

 

In dem folgenden Fall greifen die jenseitigen Schutzgeister eines Menschen bei akuter Lebensgefahr sichtbar und fühlbar physisch ein.

Mitte des vorigen Jahrhunderts lebte in Cleveland (Ohio, USA) der in Deutschland geborene Arzt Dr. med. Bernhard Cyriax. Er war damals Professor an einer medizinischen Hochschule. In jener Zeit griff, ausgehend von dem Spukfall (1848) bei der Familie Fox in dem Dorf Hydesville im Staate New York (USA), der neuzeitliche Spiritualismus in starkem Maße um sich. Damit ist gemeint, daß an vielen Stellen Amerikas und wenig später auch in Europa der Versuch gemacht wurde, über medial veranlagte Menschen mit der jenseitigen Welt Verbindung aufzunehmen. Dabei traten die sonderbarsten paraphysikalischen Erscheinungen zutage, wie ich sie in dem Buch "Zeugnis für die jenseitige Welt" (23) beschrieben habe. Um die Echtheit dieser Erscheinungen entbrannte bereits damals ein erbitterter Kampf zwischen ihren Gegnern und Befürwortern. Zu ersteren gehörte anfangs auch Dr. Cyriax. Er sah den Spiritualismus als Täuschung an (4, S. 64) und meinte, daß es an der Zeit sei, die Vorgänge zu erforschen und den Schwindel aufzudecken, um seine Weiterverbreitung zu verhindern. Zu diesem Zweck besuchte er ab 1853 spiritualistische Sitzungen. Er begann damit in dem Kreis eines Ehepaars Morrill (4, S. 67), wobei Frau Morrill ein gutes Medium für physikalische Phänomene und Trance-Durchgaben war. Man gestattete Cyriax eine genaue Durchsuchung des ganzen Hauses und des Sitzungszimmers, wobei er nichts fand, was zum betrügerischen Hervorbringen der Erscheinungen hätte dienen können.

Trotz seiner betonten Skepsis und Vorsicht erlebte er schon bei seiner ersten Sitzungsteilnahme ganz erstaunliche telekinetische Vorgänge, die seine höchste Verwunderung hervorriefen. Außerdem meldete sich für ihn durch das Medium schriftlich seine verstorbene Halbschwester Amanda Cyriax. Sie konnte auf sehr eingehende Fragen über ihr früheres Leben (4, S. 71) und die Familienverhältnisse genaue Auskunft geben. Dabei bediente sie sich der für das amerikanische Medium nicht lesbaren deutschen Schrift. Diese und andere Kundgaben überzeugten Dr. Cyriax schon nach wenigen Sitzungen, daß bei den von ihm erlebten spiritualistischen Vorgängen kein Trick, Schwindel oder die Bühnenzauberkunst im Spiel sein konnten. Außerdem machten sich bei ihm selbst sehr bald eigene mediale Fähigkeiten bemerkbar. Diese hatten besonders bei seiner späteren häufigen Teilnahme an Materialisationssitzungen günstige Auswirkungen und führten schließlich zu einem für ihn lebensrettenden Erlebnis. Im Augenblick höchster Gefahr konnten sich bei ihm zwei Phantome auch außerhalb einer Sitzung materialisieren und ihm Hilfe leisten. Cyriax berichtet (4, S. 135):

"Es war, wenn ich mich recht erinnere kurz nach Neujahr 1869, als ich eines Abends zwischen 11 und 12 Uhr in einem furchtbaren Sturm nach Hause kam und mich zu Bett legte. Wie lange ich geschlafen habe, weiß ich nicht. Ich fühlte auf einmal, wie mein Hündchen mich im Gesicht leckte, ängstlich wimmerte und mit den Füßen die Bettdecke von mir abzukratzen versuchte, also jedenfalls, um mich aufzuwecken. Ich fühlte mich unwohl, es lag wie ein schweres Gewicht auf meiner Brust. Ich fühlte, daß etwas Besonderes, mir Schädliches, eingetreten war. Allein mein Kopf war so schwer, daß ich nicht imstande war, mich zu erheben, und verlor das Bewußtsein.

Plötzlich fühlte ich mich im Bett in die Höhe und aus demselben herausgerissen, durch zwei kräftige Männer aus dem Zimmer hinausgeschleppt in die lange Vorhalle, wo das Fenster auf war, und immerfort gerüttelt, geschüttelt, hin und her geschleift und endlich nach der Wasserleitung geführt, wo man meinen Kopf unter den Kran hielt, denselben "öffnete und das kalte Wasser über mich ausströmen ließ. Ich war vollständig willenlos und unterwarf mich allen Manipulationen ohne Widerstand, trotzdem ich nicht begreifen konnte, was das alles zu bedeuten hatte. Jetzt wurde mir geboten, von dem Wasser zu trinken, und als ich es getan hatte, mußte ich mich stark erbrechen. Nun erst löste sich der Bann. Ich fühlte, daß das Haus von Rauch und Gas erfüllt und ich dem Ersticken nahe gewesen war.

Nun schaute ich mir die beiden Männer erst an, und zu meinem größten Erstaunen erkannte ich in ihnen meine nächsten Schutzgeister, den Hans Alexander von Alvensleben und Guillelmo Mazzarini, welche vollständig materialisiert mir kräftig zur Seite standen. Nun erhielt ich von ihnen Aufschluß über das Vorgefallenen: Wie es bei den damals gebrauchten Steward-Öfen stets geschah, hatte ich vor dem Schlafengehen noch einige große Stücke bituminöser Kohle in den Ofen getan und, als diese ziemlich gut brannten, einen Kasten voll aus der Asche ausgesiebter, mit Wasser begossener kleiner Kohlen darauf geschüttet, bis der Ofen voll war, und hatte wie stets die Ofentür aufgelassen. Durch den Sturm war der auf dem Schornstein angebrachte eiserne Hut gebrochen und fest auf die Öffnung gepreßt worden, so daß kein Gas oder Rauch ausströmen konnte, sondern in das Zimmer dringen mußte. Mein Hund, der die Gefahr merkte, wollte mich wecken, aber ich war bereits nicht mehr fähig, mich aus der Betäubung herauszureißen, und wäre sicherlich erstickt, hätten meine geistigen Freunde sich nicht ins Mittel gelegt, sich materialisiert und mich mit physischer Kraft emporgerissen und an die frische Luft gebracht.

Mein Hund war uns nachgesprungen, und als er sah, daß ich ihn beobachtete, sprang er heulend und winselnd an mir empor. Ich nahm ihn in meinen Arm und herzte ihn für seinen Versuch, mich zu retten. Er schien sich der Gefahr sehr wohl bewußt zu sein, denn er winselte und schmiegte sich an mich an und leckte mir Gesicht und Hände. 'Jetzt geh erst schnell in das Zimmer', sagte Hans Alexander zu mir, 'öffne die Fenster, lösche das Feuer und hole deinen Kanarienvogel heraus. Derselbe liegt betäubt am Boden des Käfigs, aber wenn du ihn an die Luft bringst, so erholt er sich wieder.' Ich fand den Vogel richtig so, wie er gesagt hatte, hängte ihn an die Luft, und so erholte er sich bald.

Nun aber überlief mich mit einem Male ein heftiger Frost, und erst jetzt war ich mir bewußt, daß ich in einem durchnäßten Hemde ohne jegliche andere Bekleidung in dem Durchzug stand, und sprach natürlich die Befürchtung aus, daß ich davon sehr krank werden würde. Doch meine geistigen Besucher und Lebensretter beruhigten mich, indem sie mir die Versicherung gaben, daß ich vollständig unter ihrem Einfluß stehe und sie die Reaktion in meinem Körper aufhalten würden.

Ich tat, wie sie mir gesagt, rieb mich mit einem türkischen Handtuch tüchtig am ganzen Körper ab, zog ein trockenes Hemd an und legte mich zu Bett, auf ihr Geheiß die Fenster trotz des Sturmes und der Kälte offen lassend, und nach einigen magnetischen Strichen war ich eingeschlafen. Jedenfalls hatten sie es verstanden, eine kräftige Reaktion hervorzurufen, denn am nächsten Morgen, als ich erwachte, lag ich in starkem Schweiß, fühlte mich aber mit Ausnahme einer Schwäche und etwas benommenem Kopf ganz wohl.

Ich übergebe hiermit den geehrten Lesern die Beschreibung dieser Krafteinwirkung, wie sie mir wahr und wahrhaftig passiert ist im Januar des Jahres 1869 in meiner Wohnung Nr. 130 Ontariostreet zu Cleveland, Ohio. Ich habe sie gegeben in einfachen Worten ohne Ausschmückung, aber auch ohne Weglassung und muß nun den Lesern überlassen, ihr Urteil darüber zu fällen. Für mich steht es fest, daß bei dieser Manifestation, sowie bei den vorher beschriebenen Tatsachen, wirkliche Manifestationen vorliegen und nicht durch meine eigene Psyche mir vorgezauberte plastische Halluzinationen, wofür auch der am darauffolgenden Tag noch zu beobachtende Rauch und Gasgeruch, die offenen Fenster, mein Kanarienvogel im anderen Zimmer, sowie das nasse Hemd und der umgebrochene Hut auf dem Schornstein Zeugnis ablegten."

Dr. Cyriax beschreibt neben weiteren Erlebnissen und Ereignissen noch folgendes, bei dem ein auf dieser Erde lebender Mensch durch Einwirkung einer jenseitigen Wesenheit vor großem Schaden bewahrt wurde. Cyriax war in der Anfangszeit seiner spiritistischen Tätigkeit von einem Maler Lanning in einen sogenannten Entwicklungszirkel eingeladen worden. Dabei handelte es sich um eine Gruppe von Teilnehmern, von denen einige ihre medialen Anlagen zur Entfaltung bringen wollten. Unter den bereits fortgeschrittenen Medien befand sich eine Mrs. French. Von ihr berichtet Dr. Cyriax (4, S. 82):

"Hier sei noch eines höchst merkwürdigen, direkt in das Leben eingreifenden Vorfalls gedacht. Bei einer Nachmittagssitzung erhielt Mrs. French wieder plötzlich eine Mitteilung durch den Geist ihrer Tochter, welche sie veranlaßte, sofort aufzubrechen und mit dem nächsten Zug nach Philadelphia zu fahren, da sie dort in dem Hotel, wo sie gewöhnlich logierte und dessen Besitzer ein spezieller Freund von ihr war, eine Feuersbrunst verhüten müsse. Sie wußte selbst nicht wie, aber gewohnt, den Wünschen ihrer geistigen Führer nachzukommen, zögerte sie nicht, sofort abzureisen, und der Erfolg zeigte, daß ohne ihre Dazwischenkunft ihr Freund Haus und Hof verloren haben würde.

Sie kam abends 8 Uhr in Philadelphia an und teilte dem Hotelbesitzer sogleich ihren Auftrag mit, ohne jedoch imstande zu sein, Näheres anzugeben. Sie handelte vollständig nach den Eingebungen, welche sie von ihren geistigen Führern erhielt, und so verlangte sie, im Hause umhergeführt zu werden. Beim Durchgehen der verschiedenen Stockwerke blieb sie vor einer kleinen Kammer, welche durch einen Verschlag unter einer Treppe gebildet war, stehen und gab diese Kammer als den Platz an, wo das Feuer angelegt werden würde. Als zufällig der Hausknecht auf dem Hofe vorüberging, bezeichnete sie diesen als den Mann, der das Verbrechen begehen würde.

Gegen 11 Uhr nachts begaben sich Mrs. French und der Wirt mit zwei Polizisten in ein der kleinen Kammer gerade gegenüber gelegenes Zimmer. Dort verharrten sie im Dunkeln und ganz im Stillen bis etwas nach Mitternacht, als sie jemand ganz leise auf einer Hintertreppe heraufkommen und die Kammer öffnen hörten. Nach einigen Minuten sagte das Medium, jetzt sei es Zeit. Es wurde Licht gemacht, und die beiden Polizisten sprangen plötzlich aus dem Zimmer und packten einen Mann, gerade als er die Kammertür schloß. Dieser war wirklich der von seinem Hausherrn aus dem Dienst entlassene Hausknecht, welcher sich durch Feuerlegen für die Entlassung rächen wollte. Er hatte einen Korb mit Spänen gefüllt, diese mit Petroleum getränkt und soeben unter die Treppe gesetzt, welche bereits von den Flammen ergriffen war, als man die Kammer "öffnete. Da dieser Teil des Hauses gerade die Familienwohnung enthielt und folglich nach Mitternacht nicht mehr von vielen Personen betreten wurde, hatte der Bursche ganz richtig kalkuliert, daß dort das Feuer sich ruhig ausbreiten könne und daß, wenn es entdeckt würde, Hilfe nicht rasch genug herbeigeschafft werden konnte, um das Haus zu retten.

Wie konnte das Medium in Baltimore von diesen Vorgängen eine Kenntnis haben? Gedankenlesen war es nicht, denn dann hätte es ja mit dem Knecht zusammen sein müssen! Hier liegt doch jedenfalls ein Fall von Vorherwissen zukünftiger Dinge vor; aber natürlicher erscheint mir die Annahme, daß die Geister, welche Mrs. French kontrollierten und oft durch sie mit ihrem Freund im Philadelphia in Verbindung gekommen waren, die vorbereitenden Handlungen des Hausknechtes wirklich wahrgenommen hatten und nun das Medium veranlaßten, sich an den Ort der zu begehenden Handlung zu begeben und mittels der Gabe des Hellsehens das Verbrechen zu verhüten."

Auch in dem vorangehenden Fall verhinderte eine Einwirkung aus einer jenseitigen, nachtodlichen Welt ein großes Unglück.

 

In dem folgenden Fall geht es um einen versuchten Selbstmord, der im letzten Augenblick durch Eingreifen aus einem anderen Daseinsbereich verhindert wurde. Er wird geschildert von dem klinischen Psychologen Heinz Hemling (9, S. 158). Ein Patient namens Peter Gerloff berichtete ihm im Juni 1988, daß er elf Jahre zuvor im Alter von 14 Jahren in Karlsruhe in der Schule ein schlechtes Zeugnis bekommen habe. Da seine Eltern Alkoholiker waren und deswegen zu Hause immer eine gespannte Atmosphäre herrschte, habe er sich gefürchtet, mit dem Zeugnis heimzugehen. Er beschloß daher, von einer Rheinbrücke zu springen und sich so das Leben zu nehmen. Es war Winter und sehr kalt, und der Fluß führte Hochwasser. Es war Mittagszeit, und normalerweise herrschte auf der Brücke immer reger Betrieb. Aber in diesem Augenblick war sie völlig leer, ohne Autos und Fußgänger. Herr Gerloff berichtet:

"Es war alles still, nicht mal ein Vogel hat gepfiffen, Das ist mir anfangs gar nicht so zum Bewußtsein gekommen. Ich stieg über das Geländer - hab' über die ganze Situation nochmals nüchtern nachgedacht, ob ich das machen soll. Es war aber eigentlich in dem Fall klar, daß ich da runterspring' und praktisch ertrinken will. Was in dem Moment nicht schwierig gewesen wäre, weil das Wasser sowieso eiskalt gewesen ist. Ich hab' loslassen wollen. In dem Augenblick, in dem ich das Geländer loslassen wollte - ich guck' nach rechts - links - es ist niemand da - laß mit einer Hand schon los, die andere war gerade dabei loszulassen, in dem Moment ruft's: 'Halt, Peter! Nicht! Komm zurück! Du mußt noch was tun! Du hast noch einen Auftrag!'

Ich war natürlich erst mal erschrocken! Ich war ganz erstaunt. Hat mich doch jemand erwischt? Guck' rechts, guck' links. Total leer. Kein Mensch auf der Brücke. Ich habe mitten auf der Brücke gestanden. Ich hab' erst mal überlegt: 'Halt! Da stimmt was nicht?' Und das macht mir heute noch zu schaffen, ob ich das eigentlich, ob die Stimme, ob das Einbildung war, ob ich da irgendwie aus einem Angstgefühl vielleicht doch nicht so bereit war? Aber eigentlich wollte ich da runterspringen. Also, das möchte ich fast ausschließen, daß das im Unterbewußtsein war. In meinem Empfinden kam das von außen. Ich hab' das richtig gehört. Das war ja das Unheimliche dabei! Es war ja weit und breit kein Mensch zu sehen gewesen, und total still war es. Und ich habe die Stimme wirklich gehört! Ich hab's mir aber nicht erklären können, woher sie kam."

Wahrscheinlich hat sein Schutzgeist ihn vor dieser unüberlegten Handlung bewahrt. Auch ein zweiter Selbstmordversuch acht Jahre später, den er mit Tabletten unternahm, mißglückte.  
 
 

In einem letzten Beispiel von Dr. Moolenburgh verhindern zwei Schutzgeister die Ermordung eines Menschen. Er berichtet (16, S. 35):

"Um die Jahrhundertwende lebte in einem Arbeiterviertel von Den Helder ein Bäcker, der unter dem Namen 'Der selige Breet' bekannt war. Am Samstagabend räumte er seine Bäckerei auf, stellte Stühle im Kreis auf und hielt dann am Sonntagmorgen eine Versammlung für die Leute ab, die nicht in der Kirche waren. Der Raum war immer brechend voll. Auch Sonntagsschule hielt er in der Bäckerei ab, und seine Weihnachtsfeiern waren berühmt.

In dieser Zeit hatte Den Helder ein Dirnenviertel, das noch aus der Zeit stammte, als man von Den Helder über den Kanal direkt nach Amsterdam fahren konnte. Den Zuhältern war Breets Missionierungsarbeit ein Dorn im Auge, denn dadurch waren ihnen bereits einige Prostituierte abgesprungen, und das wurde den Herren allmählich zu teuer.

Auf Breet konnte man auch Tag und Nacht rechnen, wenn es darum ging, einen Kranken zu besuchen. So wurde er eines Nachts aus dem Bett geklingelt. Er steckte seinen Kopf zum Fenster heraus und sah unten einen Mann stehen.

'Herr Breet', sagte dieser, 'in der Jansenstraße 24 liegt ein Schwerkranker, er bittet um ihren Besuch.'

'Ich komme', sagte Breet, zog sich an und ging nach unten. Der Bote war inzwischen verschwunden.

Um zu der angegebenen Adresse zu gelangen, mußte er eine kleine Brücke, die sich über eine Gracht spannte, überqueren. Bei der Hausnummer 24 klingelte er dann. Zuerst blieb alles still. Nachdem er ein zweites Mal geklingelt hatte, fragte jemand mit zorniger Stimme hinter der Tür, was denn los sei. Breet erklärte, warum er hier sei.

'Es gibt hier keinen Kranken, und ich brauche auch niemanden', tönte die zornige Stimme. Breet ging enttäuscht wieder nach Hause.

Zwanzig Jahre später kam ein Mann in seinen Laden. Breet stand hinter dem Verkaufstisch.

'Herr Breet, ich würde Sie gerne mal sprechen', sagte der Besucher. 'Kommen Sie herein', sagte Breet. Darauf der Mann: 'Erinnern Sie sich noch, daß Sie vor ungefähr zwanzig Jahren nachts zu einem Kranken in der Jansenstraße gebeten wurden?'

'Ja', sagte Breet, 'das weiß ich, das ist ein Erlebnis, das ich so schnell nicht vergesse.'

'Ich war der Mann, der nachts zu Ihnen kam', sagte der Besucher. 'Ich haßte Sie so sehr, daß ich mit einem Freund verabredet hatte, Sie zu ertränken. Wir lockten Sie zu einer Adresse am Ende der Brücke und warteten dort auf Sie, um Sie ins Wasser zu werfen. Aber da Sie mit zwei Begleitern kamen, wagten wir es nicht. Sie hatten je einen Begleiter zur Rechten und zur Linken.'

'Aber nein', sagte Breet, 'ich war den ganzen Weg über allein.'

'Mein Freund und ich sahen aber deutlich, daß auf beiden Seiten jemand mit Ihnen mitging.'

Die Breetsche Bäckerei diente zu der Zeit als Predigt- und Sonntagsschul-Zentrum, und der Erzähler, Herr Bujilsma, hat dort selbst Sonntagsschulunterricht gegeben. Ich habe mit ihm gesprochen. Selbst hat er Breet nicht mehr gekannt, wohl aber Familienmitglieder von ihm, die ihm auch diese Geschichte erzählten. Außerdem hatte er es auch in einem autobiographischen Büchlein von Herrn Breet gelesen.

Als ich mit der Untersuchung begann, dachte ich, daß die Schlußfolgerung lauten würde: 'Früher hat man noch Engel gesehen, heute aber nicht mehr.' Jetzt, wo die Untersuchung abgeschlossen ist, ergibt sich dagegen die Schlußfolgerung: 'Engel werden mindestens ebensooft wie früher gesehen, aber es spricht niemand mehr darüber.'

(16, S. 33) Wenn ich nun noch einmal die ganzen achtunddreißig Fälle von Engelerlebnissen durchgehe, so fallen zwei Dinge auf: ein großes Gefühl von Glückseligkeit, ein Gefühl, im Glauben gestärkt oder bestätigt worden zu sein, und ein innerer Friede, der von der Begegnung ausging. Diese Gefühle hielten oftmals wochenlang an und bleiben auch noch nach langen Jahren in der Erinnerung lebendig. Ob eine Engelerfahrung echt ist, kann schon anhand dieser Gefühle beurteilt werden. Die Begegnung mit einem Engel ist keine kühle Begrüßung auf der Straße. Sie berührt den Menschen in seinem tiefsten Wesen."  
 
 
 

In dem nächsten Fall greift der Schutzengel bei dem in Not befindlichen Menschen nicht unmittelbar ein, weil er dafür wahrscheinlich nicht empfänglich gewesen wäre, sondern wendet sich an eine aufnahmefähige Person. Der Bericht stammt von dem evangelischen Pfarrer Dr. Erich Lubahn. Er schreibt (13, S. 69):

"Ein Kollege berichtete mir, daß er in Bregenz (am Bodensee) in einem Hotel herbergte. 'Ich hielt meine Abendandacht vor der Nachtruhe. Da hörte ich eine Stimme; sie forderte mich auf, sofort zu einem Leuchtturm am Ende eines langen Steges zu gehen. Dort sei ein Mensch in Not. Ich hatte Zweifel, dennoch folgte ich aus innerem Drang. Die Türe des Leuchtturms war geöffnet. Ich stieg die Wendeltreppe zur oberen Plattform hinauf. Da stand ein Mann auf dem Geländer zum Abgrund. Ich konnte ihn gerade noch vor dem Unglück festhalten. Als erstes weinte er sich in meinem Arm aus; etwa 30 Minuten lang. Dann nahm ich ihn mit in mein Hotelzimmer. Dort hatten wir ein zweistündiges Gespräch über den Glauben. - Ich blieb mit ihm in Verbindung. Er hat sein Leben Jesus als Herrn übergeben. - Was wäre geworden, wenn ich der Stimme nicht gefolgt wäre? - Im nachhinein war mir klar, daß ein Engel zu mir gesprochen hatte."
 
 

Ein holländischer Missionar namens van Asselt wurde mit seiner Frau Mitte des neunzehnten Jahrhunderts in beeindruckender Weise von Engeln vor der Ermordung beschützt. Er war 1856 im Auftrag der Rheinischen Mission in das Stammesgebiet der wilden Batta auf Sumatra entsandt worden, ohne deren Sprache zu verstehen. Zwei amerikanische Missionare, die 20 Jahre zuvor dorthin gekommen waren, hatten die Batta getötet und verspeist. Der Berichterstatter Pastor Christoph Blumhardt sen. schreibt (5, S. 126):

"Namentlich an die zwei ersten von den 20 Jahren, die er auf Sumatra (1856-1876) verbrachte, konnte van Asselt später nur noch mit Grauen zurückdenken. So unheimlich war es ihm und - nach ihrer Ankunft - auch seiner Frau. Oft war es, als ob sie nicht nur von feindseligen Menschen, sondern von Mächten der Finsternis umgeben wären. Manchmal kam eine so unerklärliche, namenlose Angst über sie, daß sie nachts von ihrem Lager aufstanden, niederknieten und beteten, um von dem Druck und Bann, der sich auf sie gelegt hatte, frei zu werden. Später zogen sie einige Stunden weiter in das Innere zu einem Stamme, der sie freundlich aufnahm, und wo sie sich ein Häuschen bauen konnten.

Eines Tages saß van Asselt auf der Bank vor demselben, als ein Mann aus jenem Stamme zu ihm kam, unter dem er zuerst gelebt hatte. Dieser brachte eine Bitte vor, van Asselt möchte ihm doch die Wächter zeigen, die er nachts zum Schutze um sein Haus stelle. Vergebens versicherte der Missionar, daß er nur einen kleinen Hütejungen und einen kleinen Koch habe, die nicht zu Wächtern taugten. Der Batta wollte das nicht glauben, sondern bat, das Haus durchsuchen zu dürfen. Er durchstöberte alle Winkel und selbst die Betten. Nachdem er sich überzeugt hatte, daß der Missionar keine Wächter bei sich hatte, erzählte er demselben: 'Als du zuerst zu uns kamst, waren wir sehr erzürnt auf dich und beschlossen, dich und deine Frau zu töten, Wir zogen auch hin vor dein Haus, eine Nacht um die andere; aber wenn wir kamen, stand immer um dein Haus eine doppelte Reihe von Wächtern mit blinkenden Waffen. So wagten wir nicht, sie anzugreifen. Wir gingen zu einem Meuchelmörder. (Unter den Battas gab es damals eine besondere Zunft von Mördern, die bereit waren, gegen Bezahlung jeden umzubringen, der ihnen bezeichnet wurde.) Der Meuchelmörder schalt uns Feiglinge und sagte: 'Ich fürchte keinen Gott und keinen Teufel; ich werde durch die Wächter schon durchdringen!'

So kamen wir am Abend zusammen. Wir hielten uns zurück und ließen ihn allein gehen. Aber nach kurzer Zeit kam er zurückgelaufen und sagte: 'Nein, ich wage es nicht; zwei Reihen großer starker Männer stehen da, ganz dicht, Schulter an Schulter, und ihre Waffen leuchten wie Feuer.' Da gaben wir es auf, dich zu töten. Aber nun sage, wo sind die Wächter? Hast du sie nie gesehen? Wir haben sie doch alle gesehen!' 'Da ging ich hinein ins Haus,' erzählt van Asselt, 'und holte eine Bibel, hielt sie ihm aufgeschlagen vor und sagte: 'Sieh, dies Buch ist das Wort unseres großen Gottes, in dem Er uns verheißt, daß Er uns behüten (Psalm 34,8) und beschirmen will! Diesem Worte glauben wir, meine Frau und ich, fest; darum brauchen wir die Wächter nicht zu sehen. Ihr aber glaubt nicht; darum muß euch der große Gott die Wächter zeigen, damit auch ihr glauben lernt!'"
 
 

In den bisher geschilderten Fällen griffen jenseitige Wesen als Schutzengel bei gefährlichen oder sogar lebensbedrohenden Zuständen lebender Menschen hilfreich ein, ohne daß sie vorher darum konkret gebeten wurden. Man sollte als Mensch aber zu irdischen Lebzeiten eine innere Verbindung zu seinem Schutzgeist aufbauen, damit man ihn überhaupt erhält, was nicht selbstverständlich ist, und er in Gefahrensituationen anwesend ist. Man kann also in einem an Gott gerichteten Gebet auch um Hilfe durch den Schutzgeist bitten.

Bei eigenen Jenseitsverbindungen, die dem Ziel dienen, unglücklichen Verstorbenen im Verein mit jenseitigen Hilfsgeistern Unterstützung zukommen zu lassen, wurde den anwesenden Menschen am Schluß einer Zusammenkunft von dem Kontrollgeist Stanislaus am 10. 1. 1992 gesagt (26, S. 224):

"Es möge doch bitte immer wieder jeder in seinem Leben daran denken, daß er einen Schutzgeist hat, der ihm immer tatkräftig zur Seite steht wie sein besseres Ich. Nur muß man sich an ihn wenden. Auf alle Fälle ist er da, bei jedem von euch. Ihr werdet sicherlich wissen, warum ich jetzt noch extra darauf hinweise. Es ist jemand in eurem Kreis, der ihn ganz besonders braucht. - Ich danke euch für eure Hilfe. Wir werden noch eine Weile bei euch sein.

Gott segne euch! Gott zum Gruß!

Stanislaus"  
 
 
 

Einen Fall, in dem gezielt um Hilfe durch den Schutzgeist eines Menschen angebetet wurde, schildert der parapsychologische Schriftsteller Rudolf Passian (19, S. 260):

"Zu Frau Resi Passmoser (gest. 21. 2. 1961), einer in den fünfziger Jahren bekannten Sensitiven, kam eine Frau und bat in folgender Angelegenheit um Rat: Die verheiratete Frau hatte eine Freundin, von Beruf Kellnerin, die vor vier Monaten zugereist war mit der Bitte, sie für ein paar Tage aufzunehmen, bis sie eine neue Stellung, um die sie sich beworben hatte, bekommen und damit auch eine Unterkunft habe. Das Ehepaar nahm die Frau selbstverständlich auf. Sie bekam die erhoffte Stelle aber nicht, und so blieb sie weiterhin bei ihren Gastgebern. Woche um Woche verging, ohne daß sie Anstalten machte, wieder abzureisen, und schließlich bemerkte die Gastgeberin, daß ihre Freundin intime Beziehungen zu ihren Mann aufgenommen hatte. Außerdem nahm sie ihr nach und nach den gesamten Haushalt aus den Händen, und zuletzt gab der Mann das Haushaltsgeld nicht mehr ihr, sondern jener Freundin.

Von da an konnte die Frau nichts mehr recht machen, und eines Tages wurde ihr ziemlich unverblümt nahegelegt, sich eine Wohnung zu suchen. So klagte sie Frau Passmoser ihr Leid und sagte: 'Ich halte diese Zustände nicht mehr aus. Was soll ich tun? Soll ich bleiben oder gehen? Ich weiß keinen Rat mehr.'

Prau Passmoser kannte die Frau und wußte, daß sie von gutem Charakter und sehr gottgläubig war. Sie sprach: 'Ich weiß, daß Sie ein großes Gottvertrauen haben, und nun tun Sie folgendes: Sie bitten ab heute, und zwar neun Tage hindurch täglich, die Schutzengel von Ihnen, Ihrem Manne und der Freundin, sie möchten doch zusammen beraten, was sich in Ihrem Falle machen läßt. Denn die Schutzengel wissen ganz genau, was vor sich geht und was zu tun ist. Sprechen Sie mit ihnen, und bitten Sie vertrauensvoll im Namen der höchsten göttlichen Führung, daß Ihnen geholfen und im Hause die natürliche Ordnung wiederhergestellt wird. Dann segnen Sie Ihren Mann, Ihre Freundin und Ihr Heim mit dem Kreuzzeichen, was sehr wichtig ist, denn das Kreuzzeichen hat eine große Wirkung, es hält alles Ungute ab und strömt eine besonders starke Kraft aus. Hernach beten Sie andächtig und konzentriert einige Vaterunser. Wenn Sie das getan haben, so dürfen Sie aber an die ganze Sache nicht mehr denken, dürfen auch weiter nichts unternehmen, sondern lediglich - ohne alle Sorge und Angst, das ist wichtig - fest daran glauben, daß Ihnen geholfen wird!"

Resi Passmoser empfahl der Frau außerdem für den Fall, daß sie irgendwelche Unruhe in sich verspürt oder Zweifel aufkommen wollen, stets die Worte 'Christus ist in mir' zu sprechen, denn die Christus-Kraft sei in jedem Menschen guten Willens vorhanden, und alle Schutzengel stünden in seinem Dienst. Zusätzlich gab sie der Frau das Versprechen, sich ebenfalls im Gebet einsetzen zu wollen, auf ihre Art.

Beruhigt und getröstet ging die Frau weg, nachdem sie versichert hatte, alles genau so zu tun, wie es ihr geraten worden war.

Nach elf Tagen kam sie freudestrahlend wieder und rief, kaum daß ihr die Tür geöffnet worden war: 'Sie ist fort!' Und nun erzählte sie, daß jene Freundin, am neunten Tag abends, in Gegenwart des Mannes plötzlich erklärt habe: 'Morgen reise ich ab! Ich will nicht mehr dableiben. Ich halte es hier einfach nicht mehr länger aus!'

Den Mann hob es fast vom Stuhl, und er fragte bestürzt, warum es ihr denn auf einmal nicht mehr gefalle? Während sich die Ehefrau bei dem nun folgenden Gespräch klugerweise absolut passiv verhielt, erklärte die Freundin resolut, daß ihr niemand etwas zuleide getan habe, aber sie wolle einfach nicht mehr dableiben, weil es ihr langweilig geworden sei. Am folgenden Morgen reise sie früh ab!

Und so geschah es denn auch. Die Ehefrau erzählte dann weiter, wie sie gleich darauf Gott und den Schutzengeln im stillen gedankt habe für diese wunderbare Hilfe. Und als die Freundin das Haus verlassen hatte, entschuldigte sich der Mann bei seiner Frau wegen seines schlimmen Benehmens und bat, es ihm nicht übelzunehmen. Seine Frau versprach ihm, an das Vergangene nicht mehr zu rühren, und legte ihrem Mann nahe, doch künftig etwas mehr Gottvertrauen aufzubringen, dann könne das Verhältnis zwischen ihnen wieder so gut werden, wie es vordem war. Und so ist es dann auch wieder geworden."
 
 

Auch in dem folgenden Fall geht es um die bewußte Bitte um den Beistand der Schutzengel. Der Bericht stammt von dem auf dem Gebiet der Engelhilfe praktisch arbeitenden Psychologen Gerd Gutemann. Er schreibt einleitend (8, S. 15):

"Engel dürfen bei jenen Menschen deutlich und evtl. sofort erkennbar eingreifen, die um deren Existenz wissen, gläubig leben und im Bedarfsfall Jesus Christus oder ihren Schutzengel direkt um Hilfe gebeten haben. Wenn also z. B. Verkehrsteilnehmer vor jeder Auto- oder Fahrradfahrt oder als Wanderer um Schutz gegen Unfälle, Verletzungen oder Mißgeschicke bitten, dann dürfen und können Engel oder gute Geister so deutlich eingreifen, daß ein Zufall als Erklärung ausscheidet.

Während eines Wochenendseminars in Bad Tölz im Winter 1985 fiel am ersten Tag so viel Schnee, daß die Autos auf dem Parkplatz mit 80 cm Neuschnee bedeckt waren. Das Thema jenes Seminars lautete: 'Kraft der Gedanken, Macht des Gebetes'. Am Ende des ersten Seminartages wies ich die Teilnehmerinnen darauf hin, daß es angebracht sei, bei den nun herrschenden üblen Straßenverhältnissen vor der Heimfahrt speziell um Schutz im Verkehr zu bitten.

Am nächsten Morgen berichtete ein Fahrerin, was sie erlebte, als sie mit Mann und Tochter nach Hause fuhr: 'Als ich auf einer kurvigen Strecke durch ein Waldstück fuhr, war die Straße schneeglatt. Als ich um eine Kurve fuhr, sah ich, daß direkt nach der Kurve schon einige Autos ineinandergefahren waren und mir den Weg versperrten. Obwohl ich nur mit mäßigem Tempo fuhr, reichte der Bremsweg nicht mehr, um den Wagen rechtzeitig zum Stehen zu bringen. Weil ich eine Vollbremsung versuchte, reagierte der rutschende Wagen auch nicht mehr auf meine Bemühungen, um die verunglückten Autos herumzufahren.

In diesem Moment zog mir eine unsichtbare Macht sowohl die Hände vom Lenkrad, als auch den Fuß vom Bremspedal. Dieser unsichtbaren Macht konnte ich nicht widerstehen! Darauf drehte sich von selbst das Lenkrad, und mit unglaublicher Präzision kamen wir an den anderen Autos vorbei, ohne eine Schramme abbekommen zu haben!' –

Die neben der Mutter sitzende Tochter erlebte, daß ihr Kopf zur Mutter hingedreht wurde und sie daher ebenfalls sehen konnte, daß sich das Lenkrad alleine bewegte. Der auf dem Rücksitz befindliche Ehemann bekam von alledem nichts mit und lobte daher nach diesem Beinaheunfall seine Frau für ihre tolle Reaktion! Als er dann hörte, wie es wirklich war, erschütterte das seine sonst so rationale Weltanschauung doch sehr."
 
 

Ein vergleichbares Erlebnis berichtete mir ein Herr Norman M. aus H. im Allgäu, geb. 1975. Ich kenne seine Eltern und damit auch ihn seit vielen Jahren persönlich. Herr M. hat um den 1. Dezember 1995 herum einen Besuch in einer Randsiedlung der Stadt W. gemacht, ein Ort 5 km von seiner Wohnung in H. entfernt. Es lag Schnee und war sehr kalt, - 10 Grad Celsius. Als Herr M. sich gegen 23 Uhr auf den Heimweg machen wollte, waren die Scheiben seines PKW, ein Peugeot 405, ringsherum völlig zugefroren. Er begann, das Eis von der Frontscheibe notdürftig wegzukratzen und hoffte, daß das restliche Eis durch die Heizung halbwegs weggetaut sein würde, wenn er von der Siedlung auf die Hauptstraße einbiegen mußte. Im Nachhinein meint er selbst, daß es sehr unvernünftig war, bei so ungenügender Sicht loszufahren. Zudem war die Fahrbahn verengt, weil der Schneepflug den Schnee an den Straßenrand geschoben hatte.

Nach kurzer Geradeausfahrt mußte er nach rechts in eine Seitenstraße abbiegen. Als er in die Kurve einfuhr, ging plötzlich die Innen-Deckenbeleuchtung seines PKW an. Er erschrak sehr und hielt sofort an. Nachdem er die Deckenbeleuchtung über den daneben befindlichen Wippschalter wieder ausgeschaltet hatte und weiterfahren wollte, sah er jetzt erst, daß er unmittelbar vor einem am rechten Straßenrand geparkten Auto stand. Herr M. hatte dieses unbleuchtete und dunkelfarbige Fahrzeug vorher nicht bemerkt. Wenn die Deckenbeleuchtung nicht von irgend jemandem eingeschaltet worden wäre, und zwar durch eine mechanische Betätigung des am Autodach befindlichen Wippschalters, wäre Herr M. voll auf das geparkte Fahrzeug aufgefahren. Seine Geschwindigkeit war wegen der schlechten Sicht mit etwa 30 km/h zwar nur gering, aber zu einem erheblichen Blechschaden hätte es trotzdem gereicht. Herr M. ist sich sicher, daß er den Beleuchtungsschalter nicht selbst unbeabsichtigt betätigt hat oder in der Situation überhaupt betätigen konnte. Ein anderer muß zu diesem Zeitpunkt besser aufgepaßt haben als Herr M. in seiner Unvorsichtigkeit. Dieser Andere hat nicht nur aufgepaßt, sondern konnte auch helfend eingreifen. Und so einen nennt man einen Schutzengel.  
 
 
 

Hilfe im Straßenverkehr durch eine jenseitige Macht erfuhr auch die mir persönlich bekannte Ärztin und Pfarrerin Dr. med. Inger Magnusson. Sie berichtet in der Allgemeinen Zeitschrift für Parapsychologie Heft 3/1981, S. 159:

"Es war September 1980. Ich saß allein in meinem Auto und fuhr durch Hamburg. Ich war müde und fuhr relativ schnell. Die Straße, die ich entlangfuhr, mündetete im stumpfen Winkel ich eine Hauptstraße ein. Ich meine zwar, nach links geschaut zu haben, ob dort hinter mir auf der Hauptstraße ein Auto käme, sah aber nichts. So fuhr ich weiter.

In dem Moment bekam ich einen harten Schlag von links auf beide Unterarme. (Da ich auf der linken Seite des Autos saß, kam er wie von außen) Das Steuerrad wurde nach rechts gerissen. Ob das durch mein schreckhaftes Zusammenzucken erfolgte oder ob am Steuerrad eine Einwirkung von außen geschah, kann ich nicht sagen. Gleichzeitig sauste ein großes, schwarzes Auto mit hoher Geschwindigkeit links an mir vorbei. Es hätte einen entsetzlichen Zusammenstoß gegeben, wenn nicht eingegriffen worden wäre. - Den Schmerz auf den Unterarmen spürte ich noch minutenlang. Es war also keine Einbildung."

Der jenseitige Begleiter eines Menschen muß nicht immer eine Lichtgestalt sein. Wir haben bereits gehört, daß auch der Widersacher Gottes hier auf dieser Erde seine Helfer und Engel hat. Sie suchen sich unter den Menschen mit entsprechendem Lebenswandel ihre Opfer aus.
 
 
 

Bei dem folgenden Geschehen ist es denkbar, daß eine solche Wesenheit aus einem dunklen Bereich kam. Das Erlebnis hat mir ein älterer Herr (geb. 1909) vorgetragen, den ich seit etwa 20 Jahren persönlich kenne, der aber inzwischen 1994 verstorben ist. Er hat seinen Bericht 1967 in einer Zeitschrift (29) veröffentlicht und mir mündlich versichert, daß sich das Geschehen tatsächlich so abgespielt habe, wie es gedruckt wurde. Der Berichterstatter spricht von der Wahrnehmung eines "Todesengels", läßt aber offen, aus welchem Bereich dieser kam. Der Leser möge selbst Überlegungen darüber anstellen, wem die Erscheinung zugerechnet werden könnte. Der Bericht lautet (29):

"Der Todesengel an Vaters Bett. Ein unheimliches Erlebnis, das ich nie vergessen kann. - Bestanden Zusammenhänge zwischen der seltsamen Erscheinung und der Zugehörigkeit meines Vaters zu einer Geheimloge? - Mein Vater starb am 3. September 1920 in Zweibrücken, Etzelweg 47, meine Mutter zwei Jahre vorher. Nach dem Tode meiner Mutter lebten Vater und ich alleine zusammen. Ich schlief im Bett meiner Mutter, also neben dem meines Vaters.

Es war ungefähr ein Jahr vor dem Tode meines Vaters, Ende August oder Anfang September, als ich eines Morgens gegen 6 Uhr erwachte. Es war schon hell im Zimmer. Ich sah gerade meinen Vater am Fußende meines Bettes vorbeigehen und das Fenster "öffnen. Er litt an Asthma und war ein Mann von 70 Jahren. Er hatte gerade wieder einen seiner schweren Asthmaanfälle. Für mich war dies nichts Schreckhaftes mehr.

Als ich nun so meinem Vater nachschaute, gewahrte ich im Blickwinkel meiner Augen, daß noch jemand im Zimmer war. Schnell drehte ich den Kopf nach links in Richtung des Bettes meines Vaters und sah dort ein Wesen stehen, das, wie ich mit Schrecken erkannte, kein Mensch war. Es war eine kleine schwarze Jünglingsgestalt in einem schwarzen Umhang. Solch eine tiefe Schwärze hatte ich niemals vorher gesehen. Der Kopf hatte die Struktur eines Totenschädels. Dagegen war das Gesicht lebendig, mit scharfen Gesichtszügen geprägt. Die Zähne leuchteten in einem gelblich-roten Glanz, wobei jeder einzelne Ober- und Unterzahn scharf zu unterscheiden war. Ich war wie gelähmt, konnte nicht sprechen und spürte, wie alle Kraft aus mir wich. Auf dem Kopf trug die Gestalt eine Art Mütze, die oben eine Verzierung wie lauter Dreiecke hatte. An der Stirn lag diese Mütze wie ein Diadem an und hatte die Struktur zweier ineinander verschlungener Schlangen oder eines dicken Mädchenzopfes. Diese Kopfbedeckung ragte an beiden Seiten weit hinaus und war leicht wie die Mondsichel gebogen.

Mein Vater ging mehrmals an der Gestalt vorbei, und jedesmal, wenn er sie passierte, war er in ein gelbrotes Strahlenbündel getaucht. Jedesmal, wenn mein Vater wieder in sein Bett ging, setzte ich mich auf und faßte Mut, doch ich konnte nicht sprechen. Ich sah deutlich, wie die Gewandfalten des Wesens das Nachtschränkchen am Bette meines Vaters zur Hälfte bedeckten und wie diese Falten eine Uhr berührten. Das Kleid war wunderbar wie Marmor gefaltet und unten wie eine Wolke gegen das Bett meines Vaters vorgelagert. Ich wäre gerne aus der Türe gerannt, um die Nachbarn zu rufen, doch die Gestalt stand etwa zwei Meter von der Türe entfernt, und ich hatte schreckliche Angst. Das Ganze sah ich etwa eine halbe Stunde. Da kam mir plötzlich der Gedanke, Vater müsse sterben und diese Erscheinung sei das Vorzeichen. Voller Angst zog ich mir die Bettdecke über den Kopf und verharrte so eine Zeitlang. Als ich dann mal wieder unter der Decke hervorlugte, war die Gestalt verschwunden.

Schweißgebadet rannte ich zur Schule und erzählte meinen Mitschülern und Lehrern mein Erlebnis; doch von allen wurde ich ausgelacht.

Als ich nach Hause kam, sagte mein Vater, dem ich von dem Erlebnis noch nichts erzählt hatte, er müsse mir eröffnen, daß er bald sterben werde. Er hätte heute morgen im Zimmer etwas gesehen, das er mir aber nicht sagen wolle, damit ich mich nicht fürchte. Daraufhin erzählte ich ihm alles, was ich gesehen hatte. Er sagte nur: 'Nun ja, das war der Todesengel.'

Nun aber kommt das Interessanteste: Die Stelle an der Wand im Schlafzimmer, an der die Gestalt gestanden hatte, war ganz blauschwarz verfärbt, und der Abdruck der ganzen Gestalt war zu sehen, genau an der Uhr herab, wie ich die Erscheinung in den Morgenstunden gesehen hatte. Nur war jetzt im Bild der Unterkörper zur Tür gedreht, und das Gewand erschien schwebend, wie ein Engel im Flug. Das volle Angesicht war im Abdruck zu sehen, geradeso, als wenn die Gestalt den Kopf drehen würde. Nur bei der Kopfbedeckung waren die Ornamente verwischt, wenn auch die Form deutlich zu sehen war. Der Abdruck war dreidimensional, also wie lebendig anzusehen.

Mein Vater und ich sprachen nie mehr über dieses Erlebnis. Niemand durfte mehr das Schlafzimmer betreten. Die Tapete wurde später abgerissen. Doch lange Zeit noch mußte ich an dieses Bild denken.

Ein Jahr danach starb mein Vater. Nach dem Gottesdienst sprach mich plötzlich ein mir völlig fremder Herr an und erkundigte sich nach meinem Ergehen. Er wollte möglichst sehr genau über die letzten Lebenstage meines Vaters Bescheid wissen. Ich erzählte ihm das Erlebnis mit dem Todesengel an jenem Morgen. Ich hatte schon Angst, er könnte mich auslachen, doch er sagte nur: 'Ich glaube es nicht nur, sondern ich bin davon überzeugt, daß du dies alles gesehen hast. Ich habe deinen Vater besser gekannt als du selbst. Dein Vater gehörte einer Geheimgesellschaft (Loge) an.'

Dieses Erlebnis ist heute noch so stark in mir wach, so daß ich bei jedem Totenbesuch erst an die Wand blicke, ob dieser Todesengel oder sein Abdruck auch dort zu sehen sind. Aber niemals wieder begegnete ich ihm oder seinem Bild.

W. Thielefeld in W."