Thema: | Das Fortleben nach dem Tode (5) |
Es war schon mehrfach von sogenannten "hellsichtigen" Personen die Rede, die unter gewissen Umständen verstorbene Menschen "sehen" und auch "verstehen" können, obwohl sie normalen Menschen nicht wahrnehmbar sind. Die Krankenschwester Joé Snell besaß diese paranormale Wahrnehmungsgabe, und ebenso besitzt sie die später ausführlich besprochene Mrs. Rosemary Brown. In gleicher Weise hatte sie ein Engländer namens Richard Boursnell (1832-1909). Dieser Mann war zugleich ein sogenanntes Photomedium. Er konnte nämlich die "Gestalten", die er "sah" und die oftmals in Begleitung von seinen Klienten zu ihm gekommen waren, mit einer normalen Photokamera auf der eingelegten Photoplatte "ablichten". Man nennt die so entstehenden Bilder "Extras", weil auf ihnen Wesenheiten abgebildet sind, die für das normale Auge nicht sichtbar waren. Diese Bilder sind häufig vollkommen klar und deutlich, so daß die abgebildeten Gestalten gut erkannt werden können, zumeist als verstorbene Menschen.
Den oben erwähnten Richard Boursnell suchte 1902 der britische Journalist William T. Stead (1849-1912) auf. Er beschäftigte sich seit geraumer Zeit mit parapsychologischen Problemen und hatte mehrere Bücher darüber geschrieben. Daher interessierte er sich auch für die Arbeitsweise von Mr. Boursnell. Als er ihm seinen Besuch machte (42, S. 78; 44, S. 16), sah letzterer einen alten Buren im Gefolge von Mr. Stead. Nach Mr. Steads Aufforderung nahm der Photograph seinen Apparat hervor, aber zugleich bat Mr. Stead das hellhörende Medium zu versuchen, den alten Buren nach seinem Namen zu fragen. Dies glückte, und Mr. Boursnell sagte, der Geist gebe den Namen Piet Botha an. Mr. Stead wußte, daß es einen Philipp, einen Louis (-16-) und einen Christ Botha gab, aber von einem Piet Botha hatte er nie reden gehört. Doch der Photograph wiederholte: "Er behauptet, daß es sein Name ist."
Als die Platte entwickelt wurde, sah man hinter Mr. Stead eine hohe, kräftig gebaute Gestalt, die wie ein Bur oder ein russischer Bauer aussah (Bild 4). Als General Botha nach Kriegsschluß nach London kam, sandte Mr. Stead ihm die Photographie durch einen Mr. Fischer, der Premierminister im Oranjefreistaat gewesen war.
Am nächsten Tag kam ein anderer der Delegierten aus Südafrika ins
Kontor von Mr. Stead, ein Mr. Wessels, und fragte, woher er das Bild hätte,
das er Fischer gegeben hatte. Zugleich erklärte er, daß dieser Mann
niemals in England gewesen sei - "und dieser Mann kannte Sie nicht, Mr. Stead."
- Mr. Stead erzählte nun Mr. Wessels, wie er zu der Photographie gekommen
wäre. Aber dieser wollte natürlich nicht an ein Wunder glauben. Mr.
Stead fragte ihn dann, warum er sich für die Photographie interessiere.
"Weil dieser Mann ein naher Verwandter von mir war. Ich habe sein Bild zu Hause
an meiner Wand hängen", antwortete Mr. Wessels. "Wirklich? Ist er gestorben?"
fragte Mr. Stead. "Er war der erste Burenoffizier, der bei der Belagerung von
Kimberley (-17-)
fiel" "Wie hieß er?" - "Petrus Johannes Botha", antwortete Mr. Wessels,
"aber wir nannten ihn immer der Kürze wegen, "Piet Botha".
Was läßt sich zu diesem Bericht sagen? Telepathie, d. h. unbewußte Gedankenübertragung von Mr. Stead auf Mr. Boursnell, scheidet aus. Weder sie beide noch sonst irgend jemand in England wußten zu jener Zeit von der Existenz eines "Piet" Botha. Der ganze Ablauf des Geschehens deutet aber darauf hin, daß ein verstorbener Mensch, der auch mit seinem jenseitigen Leib noch eine große Ähnlichkeit mit seinem irdischen Leib hatte, sich bemerkbar machen wollte. Aus welchem Grund er das tat, bleibt unbekannt. Man kann nur feststellen, daß bei solchen Photomedien oder Psychischen Photographen ständig eine Vielzahl von unbekannten Wesenheiten versucht, sich abbilden zu lassen. In manchen Fällen können sie identifiziert werden, z. B. von anwesenden Verwandten. In anderen Fällen bleiben sie aber unbekannt. Solche Photomedien, wie auch alle übrigen Medien, sind für Jenseitige so etwas wie Anlaufstellen für eine kurzzeitige Verbindung mit der Erde. Von ihr vermögen sich viele Verstorbene für kürzere oder längere Zeit noch nicht zu lösen.
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Für jedermann sichtbare Erscheinungen von den "Körpern" verstorbener Menschen können in gewisser Weise auch absichtlich hervorgerufen werden. Es wird dazu allerdings eine entsprechend veranlagte Versuchsperson, ein sog. Materialisationsmedium, benötigt. Berichte über Versuche dieser Art liegen in großer Anzahl vor, z. B. in dem Buch (2) von Aksákow in dem Kapitel "Die Identität der Persönlichkeit eines Verstorbenen, bestätigt durch die Erscheinung der irdischen Gestalt" und in Bd. II des Werkes (37) von Mattiesen in den Kapiteln über "Vollphantome der Experimentalsitzung". Die beiden bedeutendsten bekannt gewordenen Materialisationsmedien waren Carlos Mirabelli (1889-1951) in Brasilien und Einer Nielsen (1894-1965) in Kopenhagen. Beide wurden (wie auch viele andere Medien dieser Art) wegen ihrer staunenswerten Eigenschaften während ihres Lebens erheblich angefeindet und der Täuschung verdächtigt. Dr. Hans Gerloff hat in drei Büchern (26; 27; 28) eine Rechtfertigung dieser Medien vorgenommen und ihre Phänomene eingehend geschildert. Dabei hat er Einer Nielsen über einen längeren Zeitraum selbst eingehend beobachtet und untersucht.
Nielsen hat seine Tätigkeit als Trance-Medium (-18-) mit 17 Jahren begonnen und genau 50 Jahre lang ausgeübt. Gesundheitsgründe veranlaßten ihn dann, diese Tätigkeit einzustellen. Am 1.9.1914 erfolgte bei ihm die erste Bildung oder Materialisation (wie man immer sagt) eines voll ausgebildeten "menschlichen" Körpers, eines sog. Vollphantoms. Nach Schätzungen (26, S. 109) sind bei Anwesenheit Nielsens in der Zeit von 1914 bis 1961 in etwa 1700 Materialisationssitzungen etwa 17.000 vollmaterialisierte (d. h. vollkommen ausgebildet im Sinne der irdischen Materie) Gestalten erschienen, d. h. pro Sitzung im Durchschnitt 10 Phantome, mal mehr, mal weniger. Manche Gestalten kamen Hunderte von Malen, doch auch stets neue, je nach den anwesenden zuschauenden Teilnehmern dieser Erde. Die wechselnden Phantome, die auftraten, gaben sich ja meist als verstorbene Verwandte oder Freunde der anwesenden Personen aus und wurden von diesen als solche auch erkannt und anerkannt.
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Die Phantome bauen sich aus organischer, irdischer Materie auf, die teils sichtbar als sog. Teleplasma oder Ektoplasma dem Medium entströmt (Bild 5), teils aber auch unsichtbar dem Medium, das sich in Trance befindet, und teilweise auch den anwesenden Zuschauern entnommen wird. Die organische Natur des Ektoplasmas ergibt sich aus Laboruntersuchungen, die in bezug auf ein polnisches Materialisationsmedium der Münchener Nervenarzt Dr. v. Schrenck-Notzing (54, S. 528) veröffentlich hat. Das Ektoplasma ist manchmal imstande, sich vom Medium zu lösen, selbständige Bewegungen auszuführen und zu einer Vorform eines Phantoms aufzubauen (Bild 6). Schließlich kann daraus eine vollständige, menschenähnliche Gestalt entstehen. Ihr Herzschlag (27, S. 65), Pulsschlag und Atmung (27, S. 82) sind schon geprüft worden.
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Es sind also Wesen mit einem Körper auf Zeit, etwa für die Dauer von einigen Minuten bis maximal etwa einer Stunde. Die vollkommene Ausbildung eines Phantomgesichtes zeigt Bild 7.
Zum Verständnis für den Ablauf einer Materialisationssitzung folgt der Bericht des Physikers Dr. Erich Petersen aus Flensburg. Er hat zusammen mit Dr. Gerloff Einer Nielsen über einen Zeitraum von vielen Jahren beobachtet und untersucht. Beide waren mir als ernsthafte Untersucher persönlich bekannt. Petersen schreibt (46, S. 264):
"Ich möchte hier zunächst von der ersten Sitzung in Apenrade berichten. Der Sitzungsraum in einem Privathaus war etwa 4 m x 4 m. Eine Ecke wurde kurz vor der Sitzung durch einen dünnen schwarzen Vorhang als 'Kabinett' (-19-) abgetrennt. Darin stand nur ein bequemer Stuhl für das Medium. Die etwa 20 Teilnehmer saßen in drei halbkreisförmigen Reihen vor dem Vorhang, die erste Reihe 1 bis 1½ m vom Vorhang entfernt. Alle Teilnehmer bildeten "Kette". Zu Beginn sprach das Medium, vor dem Kabinett stehend, ein Gebet und setzte sich dann auf den Stuhl im Kabinett, wo es bald in Trance verfiel. Die Phänomene stellten sich nicht sofort ein, sondern erst nach etwa 10 bis 15 Minuten. Während dessen wurden mit gedämpfter Stimme passende Strophen von bekannten Kirchenliedern gesungen. Es ist ja bekannt, daß eine erwartungsfrohe, feierliche Atmosphäre, eine gewisse Andachtsstimmung meist Voraussetzung ist für das Zustandekommen von Phänomenen, wie wir sie hier erwarteten. Das ist gefühlsmäßig verständlich und wissenschaftlich interessant und lehrreich. Ich saß in der ersten Reihe, etwas seitlich, und habe sehr scharf alles beobachten können. -
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Plötzlich sah ich, in der Luft schwebend, vor dem Vorhang, ein nebelartiges Gebilde mit unscharfer Begrenzung, weißlich, etwa 1 m hoch und 3/4 m breit. Aber in Sekundenschnelle wurde daraus eine menschliche Gestalt in voller Größe, gehüllt in ein weites weißes Gewand griechischer Art, mit weiten Ärmeln. Auch der Kopf war bedeckt. Nur Gesicht und Hände waren frei. Diese Art der Bekleidung von materialisierten Gestalten ist ja allgemein, wenn auch durchaus Ausnahmen vorkommen. Auffallend ist die schneeweiße Farbe bei der schwachen Rotbeleuchtung. Es ist durchaus so, als ob die Gewänder irgendwie selbstleuchtend wären.
Mit kurzen Unterbrechungen erschienen 15 - 16 Gestalten dieser Art, alle in derselben Weise bekleidet. Jede blieb etwa 2 - 4 Minuten, um dann wieder zu verschwinden. Entweder verschwammen ihre Konturen vor unseren Augen, bis die entstandene 'Masse' immer weniger sichtbar wurde und schließlich verschwand, oder die Gestalt sank in sich zusammen, um schnell als nebelartige Masse unter dem Vorhang ins Kabinett zu 'fließen'. Die Gestalten gingen fast alle einige Schritte hin und her, nannten ihren Namen und sprachen mit uns (dänisch) artikuliert und deutlich. Ihre Begrüßung war meist: ,Guds Fred' (Gottes Friede).
Nun einige Einzelheiten:
- Eine männliche Gestalt legte mir die Hand auf den Kopf, die sich genauso materiell anfühlte wie jede normale menschliche Hand; der Arm bewegte sich vor meinem Gesicht, und ich fühlte völlig deutlich die dadurch erzeugte Luftbewegung. Ich sah dann, in meiner unmittelbaren Nähe, den besonders schön geformten Arm durch den weiten dünnen Ärmel hindurchschimmern. –
- Eine große männliche Gestalt behauptete, in ihrem Erdenleben Peter Christensen geheißen zu haben und bei der Heilsarmee tätig gewesen zu sein.
- Einmal erschienen zwei Gestalten zu gleicher Zeit! Eine weibliche Gestalt machte uns darauf aufmerksam, daß sie vor ihrem völligen Verschwinden erst den unteren Teil ihres Körpers entmaterialisieren werde. Sie machte dann mit den Händen nach unten abstoßende Bewegungen, und wir sahen dann nur den Oberkörper frei in der Luft schweben, der darauf auch bald verschwand.
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Die Photoaufnahme eines solchen Zustandes ist in Bild 8 wiedergegeben. Es handelt sich um eine kräftige männliche Gestalt, die sich 1950 bei Einer Nielsen materialisierte (27, S. 69). Dieses Phantom schwebt zwischen der ersten und zweiten Sitzreihe der Zuschauer, die dem Photographen den Rücken zukehren. Rechts und links vom Phantom sieht man die weißen Kragen von Zuschauerinnen der ersten Sitzreihe. Das Medium Einer Nielsen ist in Trance (daher mit geschlossenen Augen und ohne Bewußtsein) von seinem Stuhl aufgestanden und befindet sich vor dem Vorhang des Kabinetts und hinter dem Phantom. Bei diesem Bild ist zweierlei wichtig:
Besondere Aufmerksamkeit widerfuhr bei Einer Nielsen einem Phantom, das behauptete, die am 29.8.1935 bei einem Autounfall ums Leben gekommene Königin Astrid von Belgien zu sein (26, S. 103). Sie war eine Prinzessin aus dem schwedischen Königshaus und Frau König Leopolds von Belgien. Erstmals materialisierte sie sich in Kopenhagen am 31.5.1938.
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Danach erschien sie wiederholt zu lebhafter Unterhaltung mit den ihr bekannten
Teilnehmern, dabei in gewisser Sorge für ihre lebenden Angehörigen.
Sie übte sich zum Aushalten für eine photographische Blitzlichtaufnahme.
Der starke Lichteinfall einer solchen Aufnahme bringt die Phantome in kürzester
Zeit zur Auflösung und belastet dadurch Phantom und Medium. Eine Blitzlichtaufnahme
fand daher immer am Ende einer Sitzung statt.
Am 9. Juni 1939 machte der schwedische Geistliche Martin Liljeblad eine photographische Aufnahme des Phantoms der Königin Astrid (35, S. 67). Bild 9 zeigt diese Aufnahme und Bild 10 eine Vergrößerung des Kopfes neben Bildern aus Lebzeiten. Astrid erschien in Kopenhagen letztmals am 11.6.1939. Man hat aus verständlichen Gründen nicht versucht, König Leopold zu veranlassen, seine Frau in Kopenhagen zu identifizieren. Doch hat Pastor Liljeblad ihm davon in Brüssel erzählt, und Leopold hat nicht ablehnend reagiert.
Bild 10: Ausschnittvergrößerung von Bild 9 neben Photos von Königin Astrid von Belgien (1905-1935) zu irdischen Lebzeiten. |
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Die Frage, die sich hier stellt, ist die: Sind die bei Materialisationssitzungen gebildeten Gestalten Geister aus einem Jenseits, also etwa die Astralleiber von Verstorbenen, die als Form wieder mit irdischer Materie aufgefüllt werden? Oder sind sie nur lebendig gewordene Träume des Mediums oder der Teilnehmer, die sie in wachem Zustand erleben? Die Phantome sprechen und handeln jedoch wie zu Lebzeiten und werden von ihren irdischen Bekannten vollständig erkannt.
Kritiker und Skeptiker haben derartige Berichte nie überzeugt, überzeugt in dem Sinne, daß hier etwa ein Beweis für die persönliche Fortexistenz nach dem irdischen Tode vorläge. Sie haben stets behauptet, wenn sie diese Berichte überhaupt als wahr und nicht als erfunden ansahen, daß alles nur Schöpfungen des Mediums und der anwesenden Teilnehmer oder anderer noch lebender Menschen gewesen wären, daß insbesondere die zutage tretenden Informationen einfach dem Unterbewußtsein der lebenden Menschen abgezapft seien und keineswegs etwas mit einem Fortleben nach dem Tode und einer jenseitigen Welt zu tun hätten.
Nun treten aber bei solchen Materialisationssitzungen, wie auch bei anderen medialen Kundgaben, oft Informationen zutage, die keiner der anwesenden Teilnehmer, noch das Medium wußten. Gelegentlich sind es auch Dinge, die Anwesenden unangenehm sind. Einer Nielsen berichtet selbst solch ein Beispiel (26, S. 149):
"Ich traf Herrn A. zum ersten Male auf einer Sitzung bei Herrn Bonne. Er interessierte sich sehr für die Frage, ob es ein Leben nach dem Tode gebe. Er war nie zuvor bei einer Sitzung gewesen und kannte den Spiritismus nur durch Bücher. Bei der ersten Sitzung war er nun sehr begeistert, und ein Teilnehmer sagte, die Freunde von drüben hätten alles getan, damit er eine Überzeugung bekäme. Als wir eines Abends von einer Sitzung heimfuhren, sagte er: 'Es gibt Dinge, über die wir keinen Bescheid bekommen und über die auch die Geister keine Mitteilung geben können!' Auf meine Frage, was das sei, antwortete er: 'Ja, das ist mein Geheimnis!'
Ein halbes Jahr später kam auf einer Sitzung eine weibliche Gestalt aus dem Kabinett, ging auf ihn zu und sagte: 'Ich bin deine erste Frau, die du verlassen hast! Du ließest mich allein mit unserem Kind sitzen, und nach langer Krankheit mußte ich sterben. Jetzt liegt mein Leib auf dem Kirchhof in H. begraben, und unsere Tochter lebt in Not in der Stadt. Such sie auf und hilf ihr! So kannst du deine Handlungsweise mir gegenüber wieder gutmachen!' Dann verschwand sie, indem sie sich draußen auf dem Boden vor uns auflöste. Sie war eine der letzten Gestalten, die sich an diesem Abend zeigten, und kurz danach wurde die Sitzung geschlossen.
Nach der Sitzung konnte ich nur schwer wieder zum Bewußtsein kommen, und als es endlich geschah, taumelte ich auf einen Diwan, um mich auszuruhen. Inzwischen versuchte Herr A. den Teilnehmern sein Eheerlebnis auf etwas verschönerte Weise zu erklären; seine erste Frau sei geistesverwirrt gewesen, als sie starb, und deswegen habe sie wohl so gesprochen. Er habe gehört, wie man sterbe, so wache man wieder auf usw. Während er dies ezählte, fühlte ich, daß jemand an meiner Seite stand, und hellsichtig erblickte ich eine junge Frau. Im selben Augenblick ging ich in Trance, und die junge Frau sagte nun durch mich: 'Es ist nicht wahr, was er sagt, er verließ mich!' War Herr A. bei der ersten Mitteilung erregt gewesen, so wurde er es bei diesem Protest noch mehr. Jedoch statt weitere Aufklärung zu geben, wurde er dann ganz still!
Einige Tage vergingen, ohne daß ich etwas von ihm hörte. Dann aber kam er, um mir die Wahrheit über sein Jugendleben zu erzählen, von dem niemand nach seiner Meinung etwas wissen konnte. Den Gedanken, daß seine erste Frau sich eventuell materialisieren könnte, hatte er nicht gehabt. Nun war es indessen geschehen, und das Phänomen war so überzeugend gewesen, daß er sich vor der Tatsache beugen mußte: 'Das war sie!' Und nun erzählte er mir von seiner Jugend, wie er mit 20 Jahren mit einem guten, hübschen Mädchen gleichen Alters verheiratet worden war, aber kurz danach begonnen hatte, mit seinen Freunden auszuschweifen, zu zechen und besonders viel Geld für seine Damenbekanntschaften zu verbrauchen. Das Geld, das er von seinem Vater kurz vor der Hochzeit bekommen hatte, war verbraucht, und sein Geschäft hatte er unter Aufsicht gestellt. Seine Frau hatte geweint und ihn gebeten, sich zusammenzunehmen, er sollte daran denken, daß in einigen Monaten ihr erstes Kind geboren würde. Aber eines schönen Tages, als er seinen vollständigen Ruin sah, war er davongereist, um nicht mehr heimzukehren.
Erst nach Jahren kam er wieder zurück als wohlhabender Mann und erfuhr nun, wie es seiner Frau ergangen war. Sie hatte von der Einrichtung verkauft, solange noch etwas da war, und kurz nach der Geburt ihres Kindes, eines kleinen Mädchens, hatte sie eine Stellung als Wirtschafterin bei einem Witwer in Jütland annehmen müssen. Hier bekam sie Tuberkulose, durfte aber aus Mitleid ihre Stelle behalten, solange sie arbeiten konnte. Zwei Jahre nach der Geburt des Kindes starb sie im Krankenhaus, und niemand folgte ihr zum Grab auf dem kleinen Kirchhof. Das Mädchen wurde bei fremden Menschen aufgezogen und war jetzt nach den Auskünften, die er erhalten hatte, verheiratet und im Ort L. ansässig, mußte aber hart um das Dasein kämpfen. Er hatte sie noch nicht aufgesucht, wollte es aber tun.
Einige Tage später begab sich Herr A. nach dem kleinen Ort, wo seine erste Frau die letzten Jahre gewohnt hatte, setzte eine hübsche Gedenktafel auf ihr Grab und sandte ein Gebet zu Gott, ihr zu helfen und ihm vergeben zu wollen. Seine nächste Handlung war, die Tochter aufzusuchen, die äußerst erstaunt war, so unerwartet einen wohlhabenden Vater zu sehen. Nach vielen Erklärungen bewog er sie, die Hilfe anzunehmen, die er brachte.
Nach allen diesen Erlebnissen kam er wieder zu mir, und wir bekamen noch eine Sitzung, bei der seine Frau wieder erschien! Sie war ihm gefolgt, hatte ihn am Grabe auf dem kleinen Kirchhof gesehen, seine Bitte zu Gott gehört und war zusammen mit ihm bei der Tochter gewesen, wo sie über seine Hilfe froh wurde. Als sie so mit ihm gesprochen hatte, knieten sie nieder, sie, der Geist, und er, der Mensch, auf dem Boden mitten im Sitzungsraum und baten Gott für sie beide.
In einem solchen Augenblick ist es, als würde uns Menschen etwas von dem himmlischen Licht zuteil! Ich weiß, daß alle, die an dem Abend zugegen waren, ihn nie vergessen werden. Er wird immer mit leuchtender Schrift im Buch ihrer Erinnerungen stehen!"
Läßt sich dieses alles mit dem Unterbewußtsein und Außersinnlicher
Wahrnehmung befriedigend erklären? - Wohl kaum.