Psychowissenschaftliche Grenzgebiete
 
Thema: Das Fortleben nach dem Tode (8)


   

13. Die Urheberschaft physikalischer Erscheinungen der Parapsychologie

Ein sehr wichtiges Gebiet der Parapsychologie sind die sog. physikalischen Erscheinungen. Bei ihnen handelt es sich um das Auftreten von mechanischen Kräften, von elektrischen, magnetischen, thermischen, akustischen und photochemischen Vorgängen, die nicht mit den bisherigen Kenntnissen der Physik erklärt werden können. In der Regel ist zur Erzeugung solcher Vorgänge die Anwesenheit eines paranormal veranlagten Menschen erforderlich. Diese Phänomene sollen in einem nachfolgenden Band ausführlich behandelt werden. Hier folgt nur eine kurze Einführung in das Gebiet.

Man spricht bei diesen Erscheinungen von Telekinese (-28-) oder heutzutage meist Psychokinese. Dabei ist häufig die Meinung verbreitet, daß die Vorgänge ihre Urheberschaft in der Psyche (d.h. also dem Geist) eines lebenden Menschen haben. In manchen Fällen mag diese Auffassung tatsächlich zutreffend sein. In anderen Fällen erscheint es aber doch als sehr wahrscheinlich, daß diese Vorgänge von nichtirdischen Wesenheiten verursacht werden oder jedenfalls nicht von der Psyche lebender Menschen. Allerdings kann man oft nicht den genauen Verursacher mit Namen und Herkunft feststellen.

 

Bild 12: Hohle und später geöffnete Apportgegenstände aus der Sammlung von Prof. Tolentino in Manila, erhalten in den Jahren 1951 und 1955.

Von oben nach unten:

H o l z s t ü c k ,

M u s k a t n u ß,

S t e i n .

Die kleinen Zettel mit den Botschaften sind bereits ent-nommen.

Als eindrucksvolles Beispiel dieser Art mögen hier sog. Apportphänomene geschildert werden, wie sie sich von 1950-1955 in Manila im Hause eines Prof. Tolentino ereignet haben. Unter einem Apportphänomen versteht man das unerklärliche und plötzliche Auftreten von materiellen Gegenständen an Orten, wo sie sich vorher nicht befanden und wohin sie auf normale Weise gar nicht gelangen konnten. Es hat oft den Anschein, als ob diese Gegenstände aus dem Nichts kommend plötzlich innerhalb eines Zimmers bei geschlossenen Türen und Fenstern entstehen und dort zu Boden fallen. Manchmal kann man die Herkunft der Gegenstände erkennen, oft aber auch nicht. Prof. Tolentino war ein auf den Philippinen sehr bekannter Bildhauer und langjähriger Präsident der Union Esperitista Christiana de Filipinas. Er veranstaltete von 1950 bis 1955 mediale Sitzungen in seinem Haus mit einem Mann namens Juan Naval (1893-1955), der seit 1905 mediale Fähigkeiten zeigte. Im Verlauf dieser Sitzungen fielen bei voller Beleuchtung von der Zimmerdecke kleine Gegenstände herunter, und zwar Walnüsse, Muskatnüsse, Steine und Holzstücke in Nußgröße. Diese Gegenstände waren äußerlich unbeschädigt und wiesen keine äußeren Öffnungen auf.

 
Bild 13: Kleine Zettel mit Botschaften, erhalten aus den hohlen Apportgegenständen des Bildes 12 in den Sprachen Englisch, Französisch und Tagalog.

Die Sitzungsteilnehmer wurden medial aufgefordert, diese Gegenstände vorsichtig zu öffnen, teils mit dem Messer, teils mit einer Stein- oder Holzsäge. Sie seien nämlich hohl. Nach dem Öffnen stellte sich dann heraus, daß in diesen Gegenständen kleine Zettel aus ganz dünnem Papier enthalten waren. Auf diese Zettel waren in sehr kleiner Schrift Mitteilungen oder Botschaften aufgeschrieben, und zwar in den Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch und Tagalog (Sprache der Filipinos um Manila). In der letzten Sprache erfolgten die meisten Botschaften.

Tolentino gibt an (60, S. 17), 1375 Mitteilungen dieser Art erhalten zu haben. Er hat sie und ihre "Verpackungen" (Bilder 12 und 13) sorgfältig aufbewahrt. Ich selbst hatte Gelegenheit, diese Sammlung 1973 zu sehen und zu photographieren. Ein Teil der Botschaften hatte religiösen Charakter und wurde mit den Namen bekannter christlicher Heiliger unterzeichnet. Daraus läßt sich aber nicht unbedingt schließen, selbst bei Annahme der Überlebenshypothese, daß diese Heiligen persönlich die Verfasser oder Vermittler der Botschaften waren. Man kann die Apporte und Botschaften nur als Indiz für das Wirken nichtirdischer Wesenheiten ansehen, zumal das Medium Naval die spanische und französische Sprache nicht beherrschte. Ob die Urheberschaft der jeweiligen Unterzeichner der Botschaften jemals genau untersucht oder festgestellt werden konnte, entzieht sich meiner Kenntnis. Es erscheint mir aber als sehr weit hergeholt und äußerst unwahrscheinlich, die Psyche des ungebildeten Mediums für die komplizierten physikalischen Vorgänge verantwortlich zu machen.  
 

In einem weiteren Beispiel soll das Auftreten von physikalisch - telekinetischen Erscheinungen im Zusammenhang mit medialen Versuchen erläutert werden. Sie wurden in den Jahren 1904 bis 1909 durch einen Kreis von Untersuchern in Reykjavik auf Island durchgeführt. Einer der Teilnehmer und zugleich der Berichterstatter (42) war der Professor der Theologie Haraldur Nielsson (1868-1928), der an der Universität von Reykjavik lehrte. Die anderen Teilnehmer waren Ärzte, Theologen, Schriftsteller oder hatten sonstige Berufe.

Das Medium war ein junger Bauernsohn vom Lande, der nach Reykjavik gekommen war, um Buchdrucker zu werden. Sein Name war Indridi Indridason. Dieser Jüngling kam zu Besuch zu einer Familie, bei der paranormale Versuche durchgeführt wurden. Er lachte über diese Dinge und war sehr skeptisch, aber nur so lange, bis er selbst anfing, automatisch zu schreiben, d. h. unter fremdem Einfluá stehend und nicht dem eigenen Willen gehorchend, und bis er gegen seinen Willen in Trance fiel, als er eine sich durch seine Hand kundgebende Wesenheit ein wenig verspottete.

Von da an entwickelten sich die bei ihm einstellenden Erscheinungen sehr schnell. Man erhielt sog. Trance-Rede, und besonders traten physikalische Phänomene auf, z. B. Leuchtvorgänge und telekinetische Ereignisse. Beispielsweise wurden kleine Tische von unsichtbaren Verursachern gehoben, sogar selbst dann, wenn die Teilnehmer mit allen Kräften versuchten, sie unten zu halten.

Auch das Medium selbst wurde bis ganz an die Zimmerdecke gehoben (-29-), und eines Abends wurde ein Sofa mit dem darauf ausgestreckt liegenden Medium im Zimmer herumgetragen. Dies geschah im Hause Nielssons in seinem Wohnzimmer. Er berichtet (42, S. 15):

"Wir saßen zwar im Dunkeln, aber wenn es auch dunkel war, konnte das Medium nicht gut das Sofa, mit sich selbst darauf ausgestreckt, herumtragen. Das Sofa wurde ganz sanft auf unseren Schoß gelegt, und wir konnten das Medium anfühlen. Aber es stieß an niemand an und wurde an die Stelle, wo es gestanden hatte, zurückgetragen, als ob eine intelligente Kraft, die diese Umzüge dirigierte, sehr gut im Dunkeln sehen konnte.

Die Lichtphänomene konnte man nur sehen, wenn man im Dunkeln saß. Aber Sie können sich darauf verlassen, daß wir immer ein 'Auge' auf das Medium hatten und gut aufpaßten. Unter anderem untersuchten wir oft die Echtheit des Transschlafes dadurch, daß wir in der Dunkelheit das Medium mit Stecknadeln stachen, wenn es nicht die geringste Ahnung davon hatte, daß wir es tun würden, und sogar an den empfindlichsten Stellen. Aber es war, als hätten wir in Holz gestochen, es rührte sich nicht. Doch es war im wachen Zustand so empfindlich, daß es von einem Ende des Zimmers bis zum anderen laufen und dabei laut schreien konnte."

Über seine innere Einstellung zu den Vorgängen schreibt Nielsson (42, S. 11):

"Die meisten psychischen Forscher haben als Zweifler, wenn nicht als eifrige Gegner des Spiritismus, angefangen. Aber alle diejenigen, die wirklich die Sache untersucht haben, nicht in Wochen oder ein paar Monaten, sondern durch eine Reihe von Jahren, sie sind alle überzeugt worden von der Wirklichkeit der Phänomene, und viele von ihnen davon, daß wir in Verbindung kommen können mit intelligenten Wesen in einer uns unsichtbaren Welt."

Nielsson berichtet weiter (42, S. 20):

"Was leisteten nun diese Intelligenzen? Sie versuchten uns zu überzeugen, daß sie nicht ein Teil des Unterbewußtseins des Mediums seien, sondern lebende Wesen in einer anderen Welt, die den meisten Menschen unsichtbar ist, und daß sie früher hier auf dieser Erde gelebt und schon diese große und von den meisten so gefürchtete Veränderung erlebt hätten, die wir den Tod nennen. Sie bedienten sich verschiedener Methoden, um dies zu erreichen. Sie hatten lange Gespräche mit uns und erzählten uns von dem Übergang und ihrem Leben jenseits des Grabes. Sie erinnerten an Begebenheiten und Erlebnisse in ihrem Erdenleben. Sie nannten viele kleine Dinge, von denen sie meinten, daß das Medium unmöglich jemals davon gewußt hätte. Sie versuchten mit anderen Worten, ihre Identität zu beweisen.

Danach versuchten sie uns davon zu überzeugen, daß sie über Kräfte verfügten, die in unserer Welt nicht bekannt sind. Zum Beispiel versuchten sie, Stühle, Tische und andere Dinge zu bewegen, ohne daß das Medium oder irgendein anderer Mensch daran rührte. Je mehr das Medium sich entwickelte, desto größer wurden ihre Leistungen in dieser Richtung. Sie hoben auch verschiedene Male das Medium selber hoch in die Luft."

Um allen Behauptungen über eventuelle Täuschungshandlungen entgegenzuwirken, wurde von den Untersuchern ein besonderes kleines Haus gebaut, das nur für die Versuche verwendet wurde. Bisweilen waren dabei 70 Personen zugegen. Es sollte nun der Möglichkeit einer Hilfeleistung durch Sitzungsteilnehmer vorgebeugt werden. Dazu wurde quer durch den Saal vom Fußboden bis zur Decke ein engmaschiges Netz gespannt, durch das man keine Hand hindurchstecken konnte. Das Medium saß mit einem wechselnden Aufpasser hinter dem Netz, alle übrigen Sitzungsteilnehmer jedoch auf der anderen Seite. Trotzdem erfolgten die vielfältigsten Bewegungen von Gegenständen, und es erzeugte ein Bleistift, von unsichtbarer Hand geführt, schriftliche Botschaften auf Papier. Man nennt so etwas 'direkte Schrift'.

Bei diesen Versuchen traten nun durch Materialisierung ihres Körpers, durch Trance-Rede des Mediums, durch Direkte Stimme (-30-) und durch Direkte Schrift die verschiedensten jenseitigen Wesenheiten in Erscheinung. Nielsson nennt sie "Transpersönlichkeiten" und berichtet (42, S. 19):

"Wir experimentierten mit diesem Medium länger als fünf Jahre und hatten regelmäßig ein bis zwei Sitzungen in der Woche von Mitte September bis Ende Juni. Die Transpersönlichkeiten hielten sich die ganze Zeit ebenso bestimmt zugegen, als ob sie lebende Menschen auf dieser Erde gewesen wären. Niemals geschah es, daß sie vermischt wurden, wenn sie auch denselben Körper zum Reden gebrauchten. Aber nicht nur dieser feste Stab sprach durch das Medium. Eine Menge anderer Persönlichkeiten manifestierte sich. Bei einer Sitzung sprachen z. B. 26 verschiedene Intelligenzen nacheinander. Sie waren alle voneinander verschieden."

Es traten bei diesen Versuchen aber auch Wesen auf, die sich gewalttätig betrugen, die sich der psychischen oder medialen Kraft, die von dem Medium ausging, bemächtigten und Unruhe stifteten. Durch Zuspruch und Belehrung von diesseits und jenseits wurden jedoch aus den anfangs niederen Geistwesen mit der Zeit aufstrebende Wesenheiten. Nielsson berichtet darüber (42, S. 30):

"In diesem Winter hatten wir wieder eine Periode von unruhigen Sitzungen. Aber nun war der alte Unruhestifter Jon eine unschätzbare Hilfe der Kontrollen (-31-) geworden. Er nahm sich des Mediums und meiner selbst an, wenn andere uns stören wollten. Als Beispiel dafür, was vorfallen konnte, erlaube ich mir folgendes anzuführen:

Eines Abends saß ich allein mit dem Medium hinter dem Netz, während nur drei Herren auf der anderen Seite des Netzes der Sitzung beiwohnten, nämlich der skeptische Arzt Gudmundur Hannesson, der Augenarzt Björn Olafsson und der Schriftsteller Einar H. Kvaran. Nach einem harten Kampf mit zwei Intelligenzen, die in ihren Ausdrücken sehr grob waren, setzte ich mich mit dem Medium zusammen auf eine Treppe, die zum Rednerstuhl führte. Ich hielt beide Arme um die Schultern des Mediums und preßte seine beiden Beine zwischen meine Knie, um es zu kontrollieren. Da wurde plötzlich der Rednerstuhl, der sowohl an die Wand wie an den Fußboden angenagelt war, abgerissen oder abgesprengt und auf den Fußboden bis ganz an das Netz hingeworfen. Ich hielt das Medium weiter auf dieselbe Weise fest, wurde aber nun mit ihm in den Armen etwas in die Luft hinaufgeworfen, so daß wir beide weithin auf den Fußboden flogen. Ich stieß meine Hände beim Hinfallen, und das Medium war so nahe an den weggerissenen Rednerstuhl hingeflogen, daß einer der Nägel tief in seine Lende drang.

Hier muß ich eine Bemerkung einschieben. Einige meiner Leser werden vielleicht denken: 'In einer solchen Begebenheit hast du den Beweis, daß ihr mit bösen Geistern oder Teufeln in Verbindung gewesen seid.' Aber ich bin ganz anderer Meinung. Im Grunde bekommt man eine ganz falsche Vorstellung von dieser Art Phänomene, wenn das, was die Intelligenzen erzählen, aus dem Bericht weggelassen wird. Deshalb finde ich, daß ich in aller Kürze mitteilen muß, was die Friedensstörer selbst sagten, teils was die Kontrollen uns von ihnen erzählten. Einer von ihnen wurde der Kapitän genannt, denn er war - nach dem, was sie meinten - Führer eines Fischkutters gewesen und vor kurzem mit der ganzen Besatzung beim Untergang des Schiffes umgekommen.

Nach dem, was sie uns erklärten, waren sie ins Boot gekommen und hatten sich mit Branntwein gestärkt. Nach langem Kampf mit dem furchtbaren Wetter waren sie doch in der Brandung dicht am Land umgekommen. Derjenige von Indridasons Kontrollen, der am deutlichsten Bescheid gab, behauptete, daß sie sowohl böse wie betrunken gewesen seien, und in diesem Zustand waren sie ertrunken. Und er fügte hinzu, daß es gefährlich wäre, direkt vor dem Übergang ins Jenseits in diesem Zustand zu sein. Ein solcher Gemütszustand würde unvermeidlich eine Weile auf der anderen Seite fortdauern, und er glaubte, sie wären auch nicht ganz über die Situation orientiert. Nach einiger Zeit hörten alle Unruhen auf. Und eines Abends manifestierten diese Intelligenzen sich außerhalb des Mediums nochmals als Direkte Stimmen. Nun waren sie vollkommen ruhig und baten uns um Verzeihung für das, was sie getan hatten. Und der Kapitän fügte hinzu: 'Wir wußten tatsächlich nicht, was wir taten, wir waren wie im Rausch.'

Der skeptische Arzt, der nun Professor an der Universität Reykjavik ist, wurde im Laufe des Winters von der Realität der Phänomene vollständig überzeugt und meldete sich bei unserer Gesellschaft (-32-) an. Im Jahre darauf schrieb er eine Reihe von Artikeln in einem der Blätter über seine Untersuchungen und bringt darin die Erklärung, daß, obwohl er bei jeder Sitzung den ganzen Winter über versucht hätte, Betrug oder Tricks zu entdecken, er doch nie einen solchen hätte finden können. Dagegen war er davon überzeugt worden, daß die Phänomene echt waren. Und er ist noch derselben Meinung. Ehe ich Island diesmal verließ, hatte ich ein Gespräch mit ihm, und u.a. erklärte er: 'Du kannst als meine feste Überzeugung erzählen, daß die Phänomene unzweifelhafte Tatsachen sind.'"

Die Versuche mit Indridi Indridason fanden ihr Ende, als er im Juni 1909 an Typhus erkrankte, später außerdem Lungentuberkulose bekam und daran im Sommer 1912 starb.

ZurückWebsiteWeiter