Psychowissenschaftliche Grenzgebiete
 
Thema: Die Entstehung menschlichen Lebens und frühkindlicher Tod (1)


   

Vorwort

Die Entstehung menschlichen Lebens, wie das Leben überhaupt, ist ein großes Geheimnis. Das betrifft sowohl das biologische Leben unserer Erde, als auch das geistige Leben aus spiritualistischer Sicht. Und nur die letzte Frage soll hier behandelt werden.

Woher kommt das menschliche Individuum, seine Seele oder wie man das immer nennen mag?

Und wo bleibt sie, wenn sie unsere Erde wieder verläßt und sogar sehr schnell wieder, als kleines Kind schon, verlassen muß?

In dieser Abhandlung wird davon ausgegangen, daß unsere irdische, grobmaterielle Lebensform nicht die einzige ist, sondern daß unser feinstofflicher Leib, der Astralleib, die Seele, sich beim irdischen Tod vom materiellen Körper trennt und in einem jenseitigen, feinstofflichen Lebensbereich weiterlebt, weiterexistiert.

Weiter wird davon ausgegangen, daß Menschen (nicht unbedingt alle) mehrmals auf diese Erde durch erneute Geburt zurückkehren müssen, daß es also so etwas wie eine irdische Wiedergeburt, eine Reinkarnation gibt. Letzteres wird von den meisten christlichen Kirchen gerne als eine heidnische Lebensauffassung abgetan. Dabei wird vergessen, daß für das frühe Christentum auch der Kirchenvater Origenes (geb. um 185, gest. 254) und seine Schule die Reinkarnationslehre vertreten haben. Origenes war der erste bedeutende frühchristliche Theologe des griechischen Ostens. Er sichtete und bewertete die Schriften des Neuen Testamentes auf Fälschungen und Fehler und fertigte eine wissenschaftliche Übersetzung des Alten Testamentes aus dem Hebräischen ins Griechische an. (-1-)

Wenn man davon ausgeht, daß der irdische Tod nicht das Ende des menschlichen Lebens ist (9; 10; 11; 12), stellt sich natürlich die Frage, was dann weiterhin alles geschieht. Über die unterschiedlichen nachtodlichen Schicksale gibt es durch die Verbindung mit der jenseitigen Welt seit 150 Jahren umfangreiche Schilderungen. Eine Auswahl davon habe ich in dem Buch "Leben nach dem irdischen Tod. Die Erfahrungen von Verstorbenen" (11) dargestellt.

Doch ergibt sich die weitere Frage:

Ist die irdische Geburt überhaupt der Beginn unseres Daseins, und wie und von wem wird unser Verhalten auf dieser Erde beurteilt?

Sind Wohlverhalten oder begangene Verbrechen völlig folgenlos?

Über diese Fragen haben sich die Menschen schon sehr früh, bereits vor Jahrtausenden, Gedanken gemacht, die dann auch in die jeweiligen religiösen Vorstellungen eingegangen sind. Diese waren derart, daß das menschliche Dasein durch einen Schöpfungsakt der Gottheit in Erscheinung getreten ist. Die den Menschen mitgegebene Willensfreiheit führte aber dazu, daß die Geschöpfe nicht immer nach den Wünschen und Gesetzen des Gottes oder der Götter ihr Leben verbrachten. Begangene Vergehen oder Untaten erforderten aber gemäß dem Gerechtigkeitssinn der Menschen eine Bestrafung, Wiedergutmachung und Reue.

Wo und wie aber sollte oder konnte das erfolgen?

Die Bestrafung oder Belohnung wurde in manchen religiösen Systemen (auch im christlichen) im Jenseits, im Himmel, Fegefeuer und Hölle angesiedelt. Im Himmel oder Paradies erfolgt die ewige Belohnung, im Fegefeuer eine zeitlich befristete Freiheitsstrafe mit anschließender Begnadigung und in der Hölle oder Tartarus die "lebenslängliche" Freiheitsstrafe unter erschwerten Bedingungen mit eingeschalteten Folterungen durch Feuertorturen. Hier war Reue zwecklos und Umkehr unmöglich. In diesem System hatten Einsicht in begangene Fehler, der Wille und die Möglichkeit zur Wiedergutmachung und die Rückgliederung auch des Schwerverbrechers, wenn er erst einmal gestorben war, keinen Platz. Außerdem sollte die jenseitige Einstufung nicht nur vom irdischen Lebenswandel des Verstorbenen, sondern in starkem Maße auch von der Wirksamkeit priesterlicher Zeremonien und bestimmter Opferriten abhängen.

Eine solche Regelung widersprach dem Gerechtigkeitsempfinden vieler Menschen und dem Glauben an eine liebende Gottheit.

Aus diesem Grund entwickelte sich schon sehr früh eine andere Anschauung, nämlich die, daß das menschliche Erdenleben nicht einmalig und unwiederholbar ist. Je nach moralischem Erfolg oder Mißerfolg eines beendeten Erdenlebens wird ein Verstorbener entweder sofort oder nach einer mehr oder weniger langen Übergangszeit im Jenseits in ein neues Erdenleben hineingeboren. Man spricht von Wiedergeburt oder Reinkarnation. Die Form der Wiedereinverleibung, z. B. in den Körper eines hoch- oder tiefgestellten Menschen mit mehr oder weniger schwerem Schicksal, hängt von der Vorbelastung des Verstorbenen bzw. Neugeborenen ab.

 

Indizien für die Wiederverkörperungshypothese

Ganz allgemein läßt sich zur Wiederverkörperungshypothese sagen: Es gibt eindeutige und vielfältige Jenseitsmitteilungen, z. B. in den Büchern von Johannes Greber (1) oder Allan Kardec (2), die auf ein mögliches mehrfaches Erdenleben für viele Menschen hinweisen, unterbrochen jeweils durch kürzere oder meist längere Zwischenaufenthalte in einer jenseitigen Welt. Weiterhin gibt es dafür stützende Indizien von dieser Erde, die zwar nicht so stark und zahlreich sind wie die Indizien und Erfahrungsbeweise für das persönliche Fortleben nach dem irdischen Tod.

Es kommt vor, daß kleine Kinder, wenn sie im Alter von 1½ bis 2 Jahren anfangen zu sprechen, behaupten, daß sie eigentlich ein ganz anderer seien, daß sie andere Eltern hätten und ganz woanders zu Hause seien. Zunächst drücken sie sich dabei noch unbeholfen und nur in kurzen Sätzen aus, sprechen Worte falsch aus und benutzen Gesten, um das zu unterstützen, was sie sagen wollen (14, S. 24). Je älter sie aber werden und je umfangreicher ihr Wortschatz wird, desto genauer werden die Schilderungen der von ihnen empfundenen früheren Lebensläufe.

Diese Kinder berichten in ausgeprägten Fällen ihre früheren Namen, die ihrer Eltern und sonstiger Anverwandten und ihren früheren Lebensverlauf mit Todesart ganz genau. Sie schildern ihre damalige Umgebung in vielen Einzelheiten und geben oftmals Orts- und Straßennamen exakt an. Die Kinder verlangen meist, zu ihren früheren Eltern gebracht zu werden oder zumindest die ehemalige Umgebung einmal wiederzusehen. Und was besonders seltsam ist: Es kommt hin und wieder vor, daß ein solches Kind, das behauptet, in einem früheren Leben gewaltsam zu Tode gekommen zu sein, beispielsweise durch Unfall oder Mord, in seinem neuen Leben ein auffälliges Muttermal an der Körperstelle aufweist, an der die frühere Verwundung stattgefunden haben soll. Und derartige Fälle sind nachprüfbar und nachgeprüft worden (3; 14).

Beispielsweise bemerkte die Mutter des indischen Knaben Ravi Shankar 1951, als er drei oder vier Monate alt war, an seinem Hals erstmals ein Muttermal, das einer Narbe von einer Verletzung mit einem langen Messer sehr ähnlich sah (14, S. 111). Als der Knabe größer geworden war und sprechen konnte, behauptete er, in einem früheren Leben Sohn eines Friseurs Sri Jageshwar Prasad im Distrikt Chhipatti der Stadt Kanauj in der Nähe von Kampur gewesen zu sein. Im Alter von sechs Jahren sei er von zwei Männern, die er genau beschrieb und deren Namen er angab, mit einem Messer ermordet worden. Es konnte später festgestellt werden, daß tatsächlich sechs Monate vor der Geburt des Ravi Shankar der sechs Jahre alte Sohn des Friseurs Sri Jageshwar Prasad Kanauj am 19. Januar 1951 ermordet worden war, wobei ihm die Mörder mit einem Messer den Kopf abgeschnitten und den Leichnam verbrannt hatten. Der verstümmelte Kopf wurde später gefunden. Auch die sonstigen Angaben des Knaben Ravi Shankar erwiesen sich als zutreffend.

Der amerikanische Psychiater Prof. Jan Stevenson hat zusammen mit Kollegen etwa 200 derartige Fälle untersucht und daraus einen repräsentativen Querschnitt von 20 Berichten, die er aus erster Hand erforscht hat, 1973 in zweiter Auflage (14) veröffentlicht. Er sagt, daß in der von ihm bis 1973 aufgestellten internationalen Statistik sich nahezu 600 Fälle befinden, die für die Reinkarnationshypothese sprechen (14, S. 17). Etwa die Hälfte von diesen stammt aus Südostasien, aus Indien, Ceylon, Thailand und Burma, also aus Ländern, wo der Glaube an die Reinkarnation verbreitet ist. Die andere Hälfte der Fälle entstammt größtenteils der Türkei, Syrien, Libanon, Europa, Brasilien und Alaska, also Ländern wo (ausgenommen Brasilien) der Glaube an die Reinkarnation nicht Allgemeingut ist. Nur wenige Fälle kommen aus den U.S.A. und Kanada (14, S. 18).

Prof. C. J. Ducasse, ein Professor der Philosophie an der Brown University auf Rhode Island und Vorsitzender des Publikationsausschusses der American Society für Psychical Research, der das Geleitwort zu Stevensons Buch über die Reinkarnation geschrieben hat, sagt (14, S. 7):

"Wenn man dann fragt, was ein echter Beweis für die Wiederverkörperung sein würde, ist die einzig mögliche Antwort wohl die gleiche wie auf die Frage, wie einer von uns denn jetzt wissen könne, daß er schon einige Tage, Monate oder Jahre vorher gelebt hat. Die Antwort lautet, daß er sich jetzt noch erinnert, zu einer früheren Zeit an dem und dem Ort und unter diesen oder jenen Umständen gelebt, damals gewisse Dinge getan und gewisse Erlebnisse gehabt zu haben. Aber behauptet denn jemand heute, er erinnere sich in ähnlicher Weise daran, daß er auf Erden ein Leben vor seinem jetzigen geführt habe?

Obwohl Berichte über solche Behauptungen selten sind, gibt es sie.

Die Person, die eine solche Behauptung aufstellt, ist fast immer ein kleines Kind, aus dessen Gedächtnis diese Erinnerungen nach einigen Jahren wieder verschwinden. Und wenn es fähig ist, detaillierte Tatsachen aus seinem früheren Leben anzugeben, von denen es versichert, es könne sich daran erinnern und die durch Nachforschungen als richtig bestätigt werden, von denen es aber auf normalem Wege in seinem gegenwärtigen Leben keine Kenntnis erhalten konnte, dann werden wir mit der Frage konfrontiert, ob wir uns die Richtigkeit seiner Erinnerungen anders erklären können als durch die Annahme, daß es tatsächlich das frühere Leben geführt hatte, an das es sich erinnert."

Wenn man nun in Erwägung zieht, daß Menschen u. U. mehrfach auf dieser Erde leben müssen, fragt man sich natürlich, wie das eigentlich physiologisch ablaufen könnte. Wir wissen ja, daß der Astralleib, der sich beim irdischen Tod vom materiellen Körper trennt und in dem das geistige und sonstige Leben seine Fortsetzung findet, der äußeren Form nach dem irdischen Körper ähnlich gestaltet ist. Er unterliegt aber im Jenseits keinem Alterungsprozeß, sondern im Gegenteil nach kürzerer oder längerer Zeit einer Umgestaltung zu einer unversehrten Körperform "mittleren Lebensalters". –

Wie könnte nun aber die Umformung in einen neuen, säuglingshaften Körper möglicherweise ablaufen?

Wer bestimmt das überhaupt, und wer führt es durch?

 

Ablauf der Wiedereinverleibung

Bei Greber und Kardec findet man darüber keine Angaben. Doch durch ein Züricher Medium, Frau Beatrice Brunner (1910 - 1983), erfolgten zu jener Frage 1975, 1976 und 1982 gleichgeartete Durchsagen. Über dieses Medium gab sich unter anderem ein Geistwesen kund, das sich uns Menschen gegenüber "Lene" nannte. Seine vielseitigen Jenseitsschilderungen trug dieser weibliche Geist über viele Jahre bis zum Tode des Mediums einem großen Teilnehmerkreis vor. Seine Berichte können als weitere Ausgestaltung der Lehre angesehen werden, die Pfarrer Johannes Greber aus der jenseitigen Welt mitgeteilt wurde. Diese Lene erörterte z. B. am 19. Februar 1975 im Verlauf eines längeren Vortrages auch die irdische Wiedereinverleibung von Geistwesen und sagte damals (15, S. 252; die Worte in Klammern sind jeweils erläuternde Einfügungen des Verlegers und Ehemannes des Mediums):

"Ich habe davon gesprochen, daß es göttliche Wesen gibt, deren Aufgabe es ist, gemeinsam mit ihren Geistgeschwistern sich der jenseitigen Wesen (der Abgefallenen) anzunehmen und zu beurteilen, ob sie so weit gekommen sind, um sie in ein neues Erdenleben geleiten zu können, oder ob sie noch eines längeren Aufenthaltes in der geistigen Welt bedürfen. Damit möchte ich dies aber bewenden lassen und nun noch darauf zu sprechen kommen, wie sich der Geist zu einer Wiedereinverleibung verhält. Ihr habt euch schon selbst gefragt, wie es denn möglich ist für den Geist, sich in der materiellen Hülle mit der neuen Welt der Erde vertraut zu machen. Ich will versuchen, dies so gut als möglich zu erklären.

Ich sagte, daß man Geister, die von ganz unten heraufkommen, nicht einmal davon unterrichtet, daß sie der Weg jetzt ins Erdenleben führt. Man sagt es ihnen nicht, weil man weiß, daß sie Widerstand leisten würden. Es liegt aber in der Ordnung Gottes, daß sie auf diese Weise gelenkt werden, weil es darum geht, ihren Aufstieg zu fördern. Andere Geister geben, wie ich sagte, gerne ihr Einverständnis zur Menschwerdung, um so höher aufsteigen zu können. Sie alle holt man, und dann führt man diejenigen Geistwesen, die auf gleicher geistiger Entwicklungsstufe stehen, zusammen. Diese haben nun aber doch eine ganz verschiedene Geistgestalt. Sie sind ebenso verschieden groß wie ihr Menschen hier. Die einen sind größer, die anderen kleiner, die einen sind von Gestalt zarter, die anderen kräftiger - sie sind also ganz verschieden.

Ich muß mich jetzt eines menschlichen Vergleichsbeispieles bedienen. Wenn ihr als Menschen krank seid oder wenn ihr fastet, nehmt ihr an Umfang, an Körpergewicht ab. Im Geistigen nun geht es so vor sich: Die Wesenheiten werden in einen Schlaf versetzt. Während dieses Schlafes muß ihr geistiger Leib umgestaltet werden, denn er muß ja zu gegebener Zeit in den kleinen irdischen Leib eines Kindes eintreten. Während der Zeit dieses Schlafes wird der geistige Leib einer Wesenheit - ich möchte es so ausdrücken: - immer etwas durchsichtiger. Er verliert an Substanz. Ist der Geistesleib dann so weit, daß er in einen Kindesleib einziehen kann, dann begleitet man den betreffenden Geist zu der betreffenden Mutter - einige Stunden vor der Geburt, vielleicht sogar einige Tage, um den Geistleib in ihrer Nähe zu halten.

Die Substanz des Geistleibes geht aber bei dieser 'Durchsichtigwerdung' nicht etwa verloren, sondern sie zieht in die Seele ein. Nichts geht verloren, denn in dieser Substanz liegt ja die Kraft, liegen die Aufbaustoffe für das künftige Wachsen des Kindes-Leibes, der doch gegenüber dem ursprünglichen Geistleib so an Umfang und Größe eingebüßt hat. Die ganze Substanz wird von der Seele aufbewahrt; es ist ihr Eigentum und bleibt in ihr wie ein Samen, der aufgeht, sobald ihm die Möglichkeit dazu gegeben wird. Also gibt es aus der Seele heraus ein Wachsen (des Geistleibes).

Ist der irdische Kindesleib organisch ganz in Ordnung, entstehen für den Geist keinerlei Schwierigkeiten, in ihn einzutreten, und die Geisteswelt tut das Ihrige dazu. Der 'Kindesgeist' arbeitet sich (bei der Geburt) in den kleinen menschlichen Leib (des Neugeborenen) hinein.

Ihr mögt nun denken, daß doch manchmal der kleine Körper organisch nicht gesund ist. Ich habe euch gesagt, daß die werdende Mutter Stunden oder schon Tage vorher von dem zur Einverleibung bestimmten Kindesgeist begleitet wird, der sie zusammen mit einem Engel Gottes gewissermaßen umschwebt. Dieser und auch weitere Geister erkennen rechtzeitig, ob die Mutter, die man umschwebt, dem Geist auch die richtige körperliche Wohnung bieten kann (durch ein gesundes Neugeborenes). Auch kann die Geisteswelt erkennen, ob sich - aus dem menschlichen Willen heraus oder durch sonstige Ursachen - unvorhergesehene Schwierigkeiten ergeben werden. Vorsorglich wählt man daher nicht nur eine bestimmte Mutter aus, sondern eine ganze Gruppe von werdenden Müttern, die ebenfalls die Möglichkeit bieten, diesen Geist sich verkörpern zu lassen.

Fällt also die eigentlich vorgesehene Mutter plötzlich aus, so wird der betreffende Geist dahin verbracht, wo die für ihn nächste beste Möglichkeit besteht und wo sich alles in ähnlicher Weise schicksalhaft vollziehen kann, das heißt, wo dieser Geist in ganz vergleichbare Verhältnisse hineingeboren werden kann. Mit anderen Worten: Man setzt nicht von allem Anfang an nur auf eine einzige, bestimmte werdende Mutter, sondern man hält sich Ausweichmöglichkeiten offen. Fällt die erste werdende Mutter aus, sucht man eine zweite auf, welche für dieses Menschenkind die ähnlichsten Möglichkeiten für dessen Aufstiegsentwicklung bietet. So also geht dies vor sich."

Bei einer späteren Gelegenheit am 16. März 1976 äußerte sich das Geistwesen Lene in ähnlicher Weise zu diesem Thema und insbesondere zu der Frage, wann der Geistkörper in den irdischen Kindesleib eintritt (16, S. 92):

"Oft wird gefragt: Wann tritt das Leben in das Kindlein ein? Tritt es erst dann ein, wenn es den ersten Schrei ausstößt, oder ist dieses Leben schon vorher vorhanden? Beides kann zutreffen, doch in dem Fall, wo das Leben schon vor dem ersten Schrei des Kindleins eingetreten ist, handelt es sich stets nur um eine ganz kurze Zeit vorher."

1975 fuhr Lene wie folgt fort:

"Der Geist hat sich nach seiner Einverleibung allmählich mit diesem Kindesleib vertraut gemacht. Ihr könnt euch aber selbst ein solches Kleinkind vorstellen: In ihm hat der Geist zunächst noch keine Möglichkeit zu wirken. Er ist vielmehr eingeengt, und es beginnt nun ein langsames Wachsen dieses irdischen Körperchens. Von Tag zu Tag wächst die Wahrnehmungsfähigkeit des ihm innewohnenden Geistes. Inwendig in diesem Kindesleib wächst und entfaltet sich der inkarnierte Geist. Denn der Geist ist das Ewige, das diesen Menschen lebendig macht.

Andererseits übt die Umwelt ihren Einfluß auf dieses heranwachsende Kind aus. Es muß genährt und erzogen werden, wobei wir annehmen wollen, daß es eine sorgfältige Erziehung erfährt. Mit dem Wachstum des Körpers wächst auch der ihm einverleibte Geist heran. Dabei gibt die Seele ihrerseits von ihrer Substanz. Nur so ist es möglich, daß nicht nur der irdische Leib des heranwachsenden Menschen seine von der Erde genommene Nahrung erhält, sondern zugleich auch die Seele ihm die Nahrung für seinen geistigen Leib, für dessen geistige Gestaltung gibt.

Denn der geistige Leib eines Menschen hat genau dieselbe Gestalt wie dessen irdischer Leib. Doch besitzt dieser irdische Körper seit dem Zeitpunkt, da ein geistiger Leib in ihn eingezogen ist, eine über ihn hinausreichende Aura. Die seelische Substanz geht also über den Erdenleib hinaus, weil der geistige Leib sozusagen größer ist als der irdische. Das ist beim Kind so, beim Heranwachsenden wie auch beim älteren Menschen. Ein jeder besitzt eine solche Aura, selbst das Tier, ja sie ist auch in der Natur überall vorhanden, und sie ragt über die äußere Gestalt des betreffenden Wesens hinaus.

Das Wachstum des Menschen geht, wie ich es euch schilderte, von innen nach außen bis zur Gestalt des Erwachsenen. Wenn nun ein Kind stirbt, wird sein Geist im Kinderparadies erzogen, in das er mit einem Geistleib einzieht, wie er eben einem Kinde entspricht. Manche Freunde können das nicht so recht verstehen, doch hoffe ich, es durch meine heutigen Darlegungen erklärt zu haben. Denn es ist Gesetz, daß die Seele alle 'Substanz' an sich zieht, um sie dann beim Wachstum allmählich wieder herzugeben, bis das betreffende Wesen erwachsen ist.

Wenn also ein Wesen im Kindesalter stirbt, so hat es in seinem Geistleib genau Alter und Aussehen der Zeit seines menschlichen Lebens. Stirbt ein Kind schon wenige Tage oder Wochen nach der Geburt, so ist es eben wirklich noch ein Kleinkind und muß also im geistigen Reiche dementsprechend gehegt und gepflegt werden. Es wird dort heranwachsen und auch erzogen. Wiederum gibt seine Seele von ihrer Substanz, damit das kleine Wesen in der geistigen Welt heranwachsen kann. Dort wird es von Stufe zu Stufe geführt, und entsprechend seinem Heranwachsen erhält es die notwendigen Belehrungen.

Ein Wesen, das als Kindesgeist in ein Kinderparadies eintritt, bleibt zwar auf derselben Stufe der geistigen Welt, von der es zur Menschwerdung ausgegangen war; aber jetzt wird es von Engeln Gottes erzogen. Auch zieht man Geistwesen aus derselben Stufe heran, damit sie mithelfen, dieses Kindlein zu pflegen. Eine solche Tätigkeit bewirkt für manche Geistwesen - seien sie weibliche oder männliche Wesen - eine Beschleunigung ihres geistigen Aufstieges, nämlich dann, wenn sie solche KindGeistchen lieben und es ihnen liegt, sich mit ihnen abzugeben. Denn auf diese Weise kommen sie in nähere Beziehung zu Engeln Gottes, und dadurch hebt sich allmählich auch ihr eigenes inneres Wesen und Denken, was ihren Aufstieg beschleunigt.

Wenn also ein Kind von der Erde abscheidet, hat sein Geist - ich wiederhole es - in der Geisteswelt die Möglichkeit heranzuwachsen, und zwar von innen heraus, weil seine Seele die Substanz wieder abgibt, die sie vordem in sich zusammengezogen hatte, als der Geistkörper vor der Einverleibung in die kleine Gestalt eines Erdenkindes eingeengt, gewissermaßen verkleinert worden war.

Genau entsprechend ist es, wenn ein erwachsener Mensch stirbt. Dann sind in seinem irdischen Körper noch viele odische Kräfte vorhanden. Sie werden nun sogleich von der Seele angezogen, aufgesogen. Alle Substanzen nimmt die Seele in sich auf, sie entzieht sie dem irdischen Körper, so daß dieser jetzt wirklich der Erde und damit der Vergänglichkeit anheim gegeben werden kann.

Der verwesliche Leib besitzt also nichts mehr von diesen durchdringenden Kräften, welche die Seele zu Lebzeiten auf den ganzen Körper hatte ausfließen lassen. Auch beim Tod eines (erwachsenen) Menschen nimmt die Seele alle diese Kräfte in sich hinein."

So weit ein Auszug aus den Darlegungen des Geistwesens Lene. Wir können diesen Bericht zwar nicht nachprüfen oder gar beweisen, aber es ist doch der Überlegung wert, ob es nicht so oder so ähnlich bei einer Inkarnation tatsächlich ablaufen könnte, ja ablaufen müßte, denn irgendwie muß der jenseitige Geistkörper in den eines Säuglings umgewandelt werden, wenn es so etwas wie Reinkarnation wirklich gibt.


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