Psychowissenschaftliche Grenzgebiete
 
Thema: Die Zuverlässigkeit medialer Durchgaben und die Prüfung der Geister (4)


   


4. Täuschungspraktiken Jenseitiger


Über die Täuschungspraktiken Jenseitiger berichtet ausführlich auch der parapsychologische Schriftsteller Wilhelm Otto Roesermueller (1902-1978). Er schreibt (8, S. 8):

"Insofern nun, als der Okkultismus und Spiritismus durch ihre unleugbaren Phänomene den experimentellen Beweis liefern, daß der Mensch schon zu seinen Lebzeiten, wie auch nach dem Tode, bewußt außerkörperlich existieren und wirken kann, haben sie dem Materialismus den Todesstoß versetzt. -

Es existiert eine Legion von Büchern, die Anleitung zur Errichtung von spiritistischen Zirkeln geben, aber wenige darunter geben eine brauchbare Anweisung, um die Geister, falls sie lästig werden, wieder loszuwerden. Die Folgen sind dann unter Umständen sehr traurige: Besessenheit, Irrsinn, Selbstmord usw. Der wirkliche Spiritismus, richtiger Spiritualismus, ist eben eine erhabene Wissenschaft und bedarf erfahrener Lehrer, so gut wie man nicht jeden wissensdurstigen Laien ohne weiteres mit den Chemikalien eines Laboratoriums auf eigene Faust hantieren oder ihn mit hochgespannten, lebensgefährlichen elektrischen Strömen experimentieren läßt. Ebenso berechtigt ist die Forderung der Vorschulung für metapsychische Experimente!

Diese wahrlich eindringliche Warnung stammt von keinem geringeren Forscher als von meinem hochverehrten, väterlichen Freund G. W. Surya, einem gewissenhaften Gelehrten und Mystiker von Gottesgnaden, von einem Praktiker!

Die gleichen Erfahrungen wie Surya machte auch der Naturforscher Dr. Fritz Quade, den mein Freund Dr. Herbert Fritsche, ein Experte der Parapsychologie, wie folgt beurteilt: 'Er war naturwissenschaftlich universell gebildet und denkerisch präzis bis ins Letzte und nicht nur ein Avantgardist der Jenseitskunde - der forschenden Metaphysik im Gegensatz zur spekulativen - gewesen, sondern ein Vertreter des universellen, akademisch geschliffenen Okkultismus, wie dergleichen in Deutschland selten zu finden ist. Seine jahrzehntelangen Verdienste um eine streng kritische Medienforschung sind aus der Geschichte des abendländischen Okkultismus nicht fortzudenken.'

Nun, dieser scharfe und kritische Denker erzählte mir persönlich von seinen Erfahrungen mit der Geisterwelt. Wahrend der Zeit seiner Hellhörigkeit wurde es ihm zur Gewißheit, daß uns Jenseitige ständig umgeben. Es macht diesen Spaß, mit einem Menschen sprechen zu können. Für alles, was Weltanschauung betraf, waren sie sehr interessiert, horchten Dr. Quade aus, widersprachen ihm, wenn er von der Entwicklung der Geister zu besserer Gesinnung und größerer Liebe zu ihnen redete. Die Existenz sowohl ganz guter wie böser Geister stellten sie in Abrede, auch daß sie etwa von bösen Geistern beeinflußt wären und in deren Auftrag Dr. Quade belästigten. Dr. Quade sagt diesbezüglich: 'Am bösartigsten waren sie am Anfang der Periode (der Hellhörigkeit Dr. Quades), in der ich alles hörte, ohne zu lauschen. Sie sagten, sie haßten mich, weil ich wirklich aufrichtig wäre und anderen nichts Böses tun wollte, was Geister, die alle Gedanken lesen könnten, selten anträfen, weil ich glaubte, daß es einen weisen Schöpfer und gute höhere Geister gäbe; sie wollten nur ein Experiment mit mir anstellen und mich verrückt machen. Wenn ihnen das gelänge und mir kein guter Geist hülfe, dann wäre ihnen ganz sicher, daß es kein weises und gerechtes Regiment gäbe.

Sie haben sich damals auch redlich bemüht. Keine Sekunde hatte ich Ruhe. Sie überstürzten sich in ihren Reden, einer löste anscheinend den anderen ab, fing ganz vernünftig an und endete in Sinnlosigkeiten. Es kam ihnen nur darauf an, meine Aufmerksamkeit zu fesseln und meinen Geist zu verwirren und zu ermüden, so daß ich nicht mehr die Konzentrationskraft fand, mich durch Arbeit, Lektüre oder Gespräche eine Weile ganz vom Zuhören zu befreien. In dieser Zeit - zum Glück waren es nur zwei bis drei Tage - klang es besonders abends und in der Nacht, wenn ich im Bett lag, mit atemberaubender Schnelligkeit: 'Du wirst verrückt, wir bringen dich ins Irrenhaus, aller Widerstand ist zwecklos, du wirst durch Selbstmord enden, du wirst Gift nehmen, du wirst nicht mehr arbeiten können, du wirst nicht mehr schlafen können, das hält kein Mensch aus. Schon viele sind so verrückt geworden. Das weißt du. Das wissen wir. Dir hilft keiner. Du denkst, du wirst dich bei Sachverständigen erkundigen. Die wissen alle nichts. Du mußt sterben, du mußt verrückt werden. Wir quälen dich zu Tode', usw.

Als diese dämonischen Wesen von Dr. Quade noch nicht durchschaut waren, verstanden sie, das Vertrauen des Gelehrten sogar durch eine ganz gemeine Tat schändlichst zu mißbrauchen. Eine besonders gütige und vertrauensvoll klingende Stimme gab sich nämlich für Christus aus. Dr. Quade sagt dazu: 'Alles, was dieser Geist sagte, war so zart und gütig, so liebevoll und weise, so einfach und ganz wesentlich, daß dieses Erlebnis noch heute, trotz aller folgenden, wie ein schönes, schlichtes Bild in einer Umgebung grotesker Pinseleien in meiner Erinnerung aufbewahrt ist.' Und dennoch, als Dr. Quade gerade betend Hilfe bei Jesus erflehte, da ergab sich folgendes, wie Dr. Quade mit eigenen Worten berichtet: 'Ich bat, so herzlich ich es vermochte, den Heiland um Hilfe gegen diese Plagegeister, die mich nicht einschlafen lassen wollten. Und wirklich vernahm ich, wie stets nach den Gebeten, seit der sogenannten Berufung, eine ferne Stimme als Antwort: 'Ich habe dein Gebet erhört, mein lieber Sohn.' Aber die Stimme fuhr fort, indem sie sich meinem Ohr scheinbar mehr näherte: 'Ich werde dir helfen gegen diese Geister.' Und dann ganz nahe und deutlich: 'Ich bin nämlich selbst einer von denen, die dich plagen, du dummer Kerl.'

Ich wollte das gar nicht glauben. Und nun machten mir die Geister vor, wie sie den Eindruck erwecken könnten, als ob sie ganz aus der Ferne sprächen, angeblich, indem sie leise dächten, wie sie durch Verstärkung des Gedankens die Stimme anschwellen ließen, wie sie biblisch reden und den Namen Gottes und Christi mißbrauchen könnten, ohne daß irgendeine höhere Macht sie darin verhindert. Der Pastorale, dessen Boshaftigkeit und Gerissenheit die anderen besonders ergötzte, schob mitten in einen Satz mit Frivolitäten einen Spruch oder eine Bemerkung ein, die wörtlich mit denen übereinstimmten, die früher auf höhere Geister oder Christus zurückzuführen waren.'

Höchst verfänglich waren auch die Prüfungen, welche anfänglich Dr. Quade auferlegt wurden. So hören wir: 'Ich wurde vor die Frage gestellt, ob ich mich nötigenfalls gegen Christi Lehre entscheiden würde.' Dies war nur eine von vielen. Doch Dr. Quade ging auf diese Fängereien nicht ein, denn inzwischen hatte er die Geister und ihre dämonischen Absichten durchschaut.

Was nun die sehr umfangreichen und zum Teil geistreichen Offenbarungen der Geister, die Dr. Quade bei seinen Experimenten erhielt, betrifft, so kommt er zu folgendem Resultat: 'In den früheren sachlichen Mitteilungen der Geister fanden sich bei aufmerksamer vergleichender Prüfung der Protokolle allerlei Widersprüche. Es bleiben natürlich sehr viele Angaben, die sich jeder Nachprüfung entziehen. So war mir mitgeteilt worden, der Sonnengott hätte Planetengottheiten geschaffen, die an der Schöpfung der Pflanzen- und Tierstämme auf Erden je nach ihrer Eigenart beteiligt gewesen wären und auch die Naturgeister geschaffen hätten. Die Naturgeister hätten sich in höheren Affen inkarniert, und dadurch wären die primitiven Völkerstämme entstanden.

Es war mir ferner gesagt worden, welche Vorbedingungen erfüllt sein müßten, um von einer Sphäre in die höhere aufzusteigen, welche Gesetze in den Vorbereitungssphären, welche in denen der Vollendung, dem Himmel, und denen der Sühne und Strafe, der Hölle walteten; auch viel Biologisches war angegeben, früher schon, wie in der Zeit meiner Hellhörigkeit, das sich nicht kontrollieren läßt.

Die Mitteilungen sind nicht weniger phantastisch oder geistreich, als die entsprechenden Berichte der Theosophen, der Frau Blavatzky und Frau Besant oder des Herrn Dr. Steiner, nur recht wesentlich davon verschieden. Sie decken sich zum Teil mit Nachrichten von Geistern in spiritistischen Büchern, sind zum Teil auch ohne jede Parallele in der mir bekannten okkulten und religiösen Literatur.

Ich verzichte aber auf ihre, einen starken Band füllende Wiedergabe, um nicht die Forschung mit neuem unkontrollierbarem Material zu belasten. Für das religiöse Leben und den Offenbarungsglauben dagegen scheint es mir erlaubt, folgende Schlüsse zu ziehen:

Viele mediale Menschen sind nicht hellsichtig, nicht einmal hellhörig in dem Grade, in dem ich es war, können also nur höchst unvollkommen die Geister, unter deren Einfluß sie stehen, kontrollieren.'

Soweit die Ausführungen Dr. Quades. (Zitiert aus seinen Arbeiten: 'Zur Kritik des Offenbarungsglaubens', 'Die Jenseitigen - Über die Möglichkeit und Tatsächlichkeit eines geistigen Lebens ohne Sinnesorgane und Gehirn', 'Die Befragung der Jenseitigen - Wie man sich praktische Beweise für die Tatsächlichkeit des Fortlebens der Seele nach dem Tode verschaffen kann'. Alle auf dem Büchermarkt restlos vergriffen!)"

 

Roesermueller berichtet nun weiter über seine eigenen Erlebnisse bei medialen Versuchen. Er schreibt (8, S. 14):

 

"Bei meinen Gesprächen mit Jenseitigen, welche ich in einem privaten akademischen Forscherzirkel in den Jahren 1939 bis 1942 führen durfte (es handelte sich um die seltenen Manifestationen in direkten Stimmen, die also nicht aus dem Munde des Mediums, sondern aus dem Raum in der einmaligen charakteristischen Stimme eines lieben Heimgegangenen ertönten), wurde ich vielfach vor den Aussagen und Offenbarungen der Geister gewarnt. In meinen Schriften: 'Unsere Toten leben!' und 'Begegnungen mit Jenseitsforschern und Gespräche mit Geistern' schildere ich meine Erlebnisse und Gespräche und verweise auch ganz kurz auf diese Warnungen. Man lese bitte das dort Ausgeführte nach. Auf die Warnungen seitens meiner Mutter und meiner jenseitigen Freunde muß ich aber zurückkommen.

Es ist mir seinerzeit besonders aufgefallen, daß sich Geistwesen ganz plötzlich in unsere Gespräche, die wir mit einem Jenseitigen führten (die Gespräche geschahen in direkter Stimme meist ohne Verwendung einer Trompete oder eines Stimm- und Schallverstärkers), einmischten und uns oftmals widersprachen.

Mitunter sprachen auch zwei Geistwesen ganz für sich, ja oft stritten sie miteinander über ihre Ansichten. Als z. B. ein Jenseitswesen sich gegen die Wiederverkörperungslehre aussprach, ein Sitzungsteilnehmer dieselbe aber verteidigte, erklärte ein anderer Jenseitiger, daß die Kenntnisse der Geister, die sich hier in dieser Sitzung kundgeben, die sich also noch in einer gewissen Erdbindung oder Erdnähe befinden, sehr beschränkt seien. Begriffe von Raum und Zeit gingen ihnen völlig ab, und es fehle ihnen auch jede Möglichkeit, ihre Erlebnisse in menschlichen Worten uns Menschen, die dreidimensional denken, begreiflich zu machen.

Dann verwies das Geistwesen darauf, daß viele Ankömmlinge drüben in einem jämmerlichen Zustand eintreffen, im Dunkeln und in völliger Unwissenheit für längere Zeit verharren und mitunter gar nicht glauben können, daß sie, wenn sie zum Bewußtsein erwachen, gestorben sind. Kommen solche Wesenheiten zu sich, dann leben sie von ihrer zu ihren Lebzeiten errungenen Weltanschauung, wenn sie überhaupt eine solche hatten, und wenn ja, vertreten sie dieselbe ganz hartnäckig.

So kommt es, daß Anhänger der Wiederverkörperungslehre diese lehren und jene, die anderer Meinung sind, vertreten eben diese. Dabei wurde von seiten dieser Geister ganz besonders darauf aufmerksam gemacht, daß es wie hier auf Erden, so auch drüben viele Sprüchemacher und Irreführer gibt, auf deren Aussagen man nichts geben darf. Es sind dies Foppgeister, mitunter aber auch ganz durchtrieben böse Geister, die die Neugierde der Sitzungsteilnehmer ausnutzen. Diese Art von Geistern gibt sich als liebe Abgeschiedene aus, erteilt Ratschläge und stürzt die leichtgläubigen Zuhörer ins Unglück.

Unter den böswilligen Wesenheiten sind nach Angaben der Jenseitsfreunde hochintelligente ehemalige Menschen auf tiefer sittlicher Stufe, voll Haß und Niedertracht. Wenn dann Menschen in ihrer Verblendung sich Rat von drüben holen, dann werden sie Opfer dieser Grenzbummler. Immer wieder wurde von den Jenseitsfreunden betont, daß ihr Wissen sehr beschränkt ist und sich in der Hauptsache darauf bezieht, daß es ein persönliches Fortleben nach dem Tode gibt und der Mensch erntet, was er sät! Dieses Wissen ist wenig und doch unendlich viel und von unermeßlicher Wichtigkeit und Tragweite. Sollte das nicht genügen, unser Leben danach einzurichten?

Nachdem für die Geister die irdischen Sorgen für Essen, Trinken, Kleiden und Wohnen entfallen, machen sich dafür nach den Erfahrungen der Jenseitsfreunde um so mehr die Gewissensqualen über irdische Versäumnisse bemerkbar.

Vor der Unwissenheit und den Irreführungen dieser erdgebundenen Geister versuchten uns in den Sitzungen unsere Jenseitsfreunde zu warnen. Leider mußte ich die Erfahrung machen, daß diese Gefahren viel zu wenig in Betracht gezogen werden.

Meines Erachtens gibt nur die direkte Stimme, die einmalig durch Tonfall und Charakter eine Wesenheit ausweist, echte Identitätsbeweise, alle anderen Manifestationen können viel leichter vorgetäuscht werden. Solche Medien der direkten Stimme gibt es meines Wissens derzeit in Deutschland überhaupt nicht. Diese sind auf der ganzen Welt sehr rar.

Wie schwer es ist, eine Identität festzustellen, soll folgender Fall eines namhaften Forschers beleuchten; auch hier protestierten die Sitzungsteilnehmer wegen der kritischen Einstellung des Experimentators, die sich aber letztlich als berechtigt erwies. Dr. J. G. Raupert berichtet über diese Sitzungsreihen wie folgt:

'Nachdem ich nach langjährigen Beobachtungen unter fehlerlosen Bedingungen zu der Überzeugung gelangt war, daß wir es im Spiritismus mit geistigen Wesen zu tun haben, wandte ich meine volle Aufmerksamkeit der Identitätsfrage zu. Diese Frage beschäftigte damals die ganze psychische Welt. Ich bildete mir meinen eigenen Zirkel im Haus alter Freunde - einer Familie, deren zwei jüngeren Mitglieder die Medialität entwickelt hatten. Die Sitzungen wurden unter fehlerlosen Bedingungen abgehalten, und die wunderbarsten Phänomene konnten beobachtet werden. So wurde z. B. in Gegenwart von zehn Personen, die dies sogleich schriftlich bezeugten, bei Tageslicht auf meinen Wunsch auf geschlossenem und verschlossenem Klavier gespielt; ein Tisch wurde von unsichtbaren Händen zerbrochen usw. Aber mein Verlangen war nach unumstößlichen Identitätsbeweisen, und man versprach mir, dieselben zu liefern.

Eines Abends, im Laufe unserer Sitzungen, kündigte sich ein geistiges Wesen an, das vorgab, mein vor kurzem verstorbener Freund T. J. zu sein. Er selbst und seine Familie waren auch den Mitsitzenden bekannt. Wir hatten alle mehrere Jahre hindurch in derselben Vorstadt Londons gelebt und hatten gesellschaftlichen Verkehr gehabt. T. J. erschien jeden Abend, begrüßte uns in familiärer Weise, sprach über Ereignisse aus seinem vergangenen Leben, über seine Krankheit, seinen Tod, über manches, was seitdem geschehen war, und dies in einer Weise, die in keinem der Mitglieder des Zirkels einen Zweifel über seine Identität zurückließ. Die Fragen, die an ihn gestellt wurden, wurden immer schnell, kurz und richtig beantwortet. Um die Funktionen unseres eigenen Unterbewußtseins so weit wie möglich auszuschalten, bat ich T. J., mich als Zweifler anzusehen und mir jeden Abend ohne Fragen meinerseits, einen von ihm selbst gewählten Identitätsbeweis zu erbringen.

Viele Abende hindurch gelang dies in solcher Weise, daß die Anwesenden protestierten und mich baten, diese Versuche nicht weiter zu treiben. Ich war indessen immer noch nicht überzeugt und unterwarf jede Mitteilung einer strengen Kritik.

An einem Abend, der mir unvergeßlich ist, machte T. J. eine Aussage, die nicht wahr war und auch nicht wahr sein konnte, denn das Behauptete gehörte gar nicht zu seinem vergangenen Leben. Ich wiederholte die Frage in anderer Form, erhielt aber dieselbe Antwort und deutete nun auf die Tatsache hin, daß das Gesagte unmöglich wahr sein konnte. Ein tiefes Schweigen seitens des geistigen Wesens und der Mitsitzenden folgte auf meine Bemerkung. Ich erhob mich und sagte in feierlichem Tone: Ich frage dich jetzt, im Namen Gottes, bist du wirklich der verstorbene T. J.? Zum grenzenlosen Erstaunen aller Anwesenden kam die Antwort kurz und bündig: Nein! Ich sagte weiter: Dann frage ich dich im Namen Gottes: Wo hast du die Informationen hergenommen, durch die es dir möglich geworden ist, diesen großen Betrug auszuführen? Die höhnende Antwort war: 'Aus eurem eigenen dummen Gedankenkasten (thought boxes). Ihr sitzt da wie die Narren, im passiven Zustande, in welchem ich eure Gedankenbilder fast genau so ablesen kann, wie ihr eine Seite eures Neuen Testamentes.'

Ich brauche nicht zu versichern, daß mit dieser erschütternden Episode unsere Experimente auf lange Zeit unterbrochen wurden. Für mich war es indessen eine hochwichtige Erfahrung. Lieferte mir dieselbe doch den Schlüssel zu Problemen, die damals Hunderte umsonst zu lösen versuchten. Ich möchte hier noch hinzufügen, daß, als ich mich einst bei einer ähnlich bitteren Enttäuschung über die Falschheit der geistigen Wesen beklagte, ich die Antwort erhielt:

Soweit Dr. Raupert.

Die weltbekannte spiritistische Experimentatorin Mrs. Travers Smith, welche zusammen mit dem ebenso bekannten englischen Forscher Prof. Sir W. Barrett (ein Physiker) und dem bedeutenden englischen Schriftsteller D. H. Bradley erfolgreich arbeitete, warnt in ihrem Werke 'Voices from the Void' vor leichtfertigem spiritistischem Experimentieren und der Laienmeinung, es sei so leicht, mit Tisch, Skriptoskop oder medialem Schreiben in Kontakt mit lieben Abgeschiedenen zu kommen. Ihre Erfahrung ist:


So weit die Ausführungen von Wilhelm Otto Roesermueller.


Über meine eigenen Erlebnisse und Erfahrungen bei der Verbindung mit der Jenseitigen Welt habe ich in dem Buch (9) berichtet. Dabei ging es ja nicht darum, mit verstorbenen Verwandten in Verbindung zu kommen, sondern um unwissenden und umherirrenden Geistwesen durch Unterrichtung und Belehrung Hilfe zukommenzulassen. Die dabei auftretenden Störungen und Täuschungen durch gottfeindliche Wesenheiten habe ich geschildert und insbesondere auf die bereits auf S. 16 angegebene Schwurformel hingewiesen, durch die wir uns Klarheit ober die Zuordnung eines Geistwesen zu verschaffen versuchen.

Nur am Rande möchte ich erwähnen, daß bei diesen Bemühungen auch einmal ein Geistwesen auftrat, das sich als Johannes der Täufer ausgab und darum bat, ein anderes Geistwesen einführen zu dürfen. Als dieser Geist aufgefordert wurde, den auf Seite 16 wiedergegebenen Schwur nachzusprechen, entgegnete er, nicht bekräftigen zu können, daß Jesus Christus sein Herr sei, denn er selbst sei ja Christus. Wir haben darauf die beiden Geistwesen sehr schnell verabschiedet und abgewiesen, denn ihr ganzes Verhalten deutete in keiner Weise darauf hin, daß es wirklich die vorgegebenen Wesenheiten sein könnten.

 

In einem anderen Fall war für uns in dem erwähnten medialen Kreis die Entscheidung nicht ganz so einfach. Am 2. 9. 1977 trat durch mediales Sprechen bei Halbtrance des Mediums ein Geist in Erscheinung, der auf Befragen angab, zu Lebzeiten auf Erden Lothar Fredericks geheißen, vom 5. 9. 1837 - 17. 3. 1881 gelebt zu haben und evangelischer Pastor in Lüneburg gewesen zu sein. Er berichtete eine Reihe von Einzelheiten aus seinem früheren und seinem jetzigen jenseitigen Leben und gab an, zur Zeit die Aufgabe übernommen zu haben, uns Menschen hier zu helfen.

Nun ist es bei einem Geistlichen sehr einfach, derartige Angaben über sein irdisches Leben nachzuprüfen. Ich schrieb also sofort an das Kirchenbuchamt in Lüneburg und erhielt die Antwort, daß ein Pastor Lothar Fredericks im vorigen Jahrhundert in Lüneburg nicht gewirkt habe. Ich ließ mir dann die Namen sämtlicher Geistlichen Lüneburgs von 1850-1900 mitteilen, um zu untersuchen, ob vielleicht nur der Name oder Vorname verstümmelt wiedergegeben sein könnte. Es paßte aber keine einzige Angabe des Geistes auf die Auskünfte aus Lüneburg. Danach fragte ich ihn wieder persönlich, ob er sich an die gemachten Angaben eigentlich noch gut erinnern könne und ob es überhaupt sicher sei, daß wir alles richtig verstanden hätten. Dazu wiederholte ich noch einmal ganz langsam seine Angaben. Die Antwort war, er könne sich noch gut erinnern und ich hätte alles richtig verstanden. Darauf fragte ich den Jenseitigen, ob er bereit sei, seine Angaben im Namen Gottes zu beschwören. Er war dazu bereit und leistete den Schwur von S. 16 in feierlicher Form.

Dann eröffnete ich ihm, daß alles, was er gesagt habe, nicht stimme. Darauf meinte der Geist, das Kirchenbuchamt müsse sich geirrt haben. Er sei zu irdischen Lebzeiten viel im Ausland gewesen und stünde deswegen vielleicht nicht im Verzeichnis der Geistlichen. Ich fragte ihn daraufhin nach dem Namen seines früheren Superintendenten in Lüneburg und nach Namen seiner Amtsbrüder. Als Superintendenten gab er Franz Riefen an. In Wirklichkeit jedoch hießen die Superintendenten Lorentz Lorentzen (1852-1866), Eduard Schultz (1866-1877) und Karl Beyer (1878-1897). Daraufhin wurde das Geistwesen in Ungnade entlassen, und es ließ nie wieder etwas von sich hören.