Psychowissenschaftliche Grenzgebiete
Thema: Naturwissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen die Existenz Gottes (Fortsetzung 1)
     

Dieser Gedanke wird besonders noch dadurch bestätigt, als sich Materie – wie ich später ausführlich zeigen werde – nur als dichte Stelle eines Feldes erwiesen hat. Aus physikalischer Sicht müssen wir eine Aussage über Existenz oder Nichtexistenz anderer Welten wesentlich vorsichtiger und präziser fassen. Vielleicht merken wir jetzt schon, wie die Behauptung, etwas sei nicht da, weil wir es nicht sehen, vom Standpunkt des Physikers aus direkt lächerlich wirkt. Der Physiker kann nur aussagen: Was ich nicht sehe, lebt und reagiert nicht mit dem elektromagnetischen Strahlungsfeld.

Jemand, der glaubt, etwas sei nicht da, weil er oder die Technik es nicht sieht, erinnert mich an ein kleines Kind, das glaubt, wenn es sich selbst die Augen zuhalte, könne es selbst auch nicht gesehen werden.

Wer ernsthaft meint, er könne nur glauben, was er sieht (einschließlich des Sehens mit technischen Hilfsmitteln), dem muß klar sein, auf welche Bruchstücke er sich dabei verläßt. Ihm muß klar sein, daß er seinem Blick selbst sehr enge Grenzen setzt: er beschränkt seinen Blick auf das elektromagnetische Strahlungsfeld.

Wie klein wir Menschen sind und wie begrenzt unsere Wahrnehmung mit all unserer Technik ist, soll auch das folgende Gedankenexperiment zeigen: Wir leben bekanntlich in drei Dimensionen. Die erste Dimension gibt die Länge an, die zweite die Breite und die dritte Dimension die Höhe irgendeines Objektes, z. B. eines Hauses:


Versuchen wir uns jetzt ein eindimensionales Wesen vorzustellen, das auf einer Geraden lebt: Es kennt nur eine Ausdehnung in der Länge und unterscheidet vorne und hinten. Für rechts und links, oben und unten, d. h. Breite und Höhe hat dieses Wesen kein Denkvermögen.


Wenn ein solches Wesen allein sein und von keinem anderen gesehen werden möchte, wird es vorne und hinten von sich einen Schutz bauen. Es fühlt sich – da es ja nur eindimensional denken kann – jetzt absolut sicher, kann keinen anderen sehen und meint, selbst von keinem anderen gesehen zu werden. Das stimmt auch für alle anderen eindimensionalen Wesen.

Doch schon eine zweidimensionale Person wird dieses Tun belächeln und wird sich in seiner zweiten Dimension neben das eindimensionale Wesen stellen können, ohne von diesem gesehen zu werden, wobei es selbst jedoch alles beobachten kann, was das eindimensionale Wesen in seinen zwei Wänden treibt.

Diese zweidimensionale Person lebt selbst auf einer Fläche und erfaßt außer der Dimension Länge noch die Dimension Breite. Folglich wird diese Person sich ein Haus aus vier "Wänden" bauen, rechts und links, vorne und hinten und wird glauben, daß sie nun von allen Seiten geschützt ist.  

Wir Menschen aus der dritten Dimension belächeln jedoch dieses Tun ebenfalls und schauen dieser zweidimensionalen Person einfach aus unserer dritten Dimension in ihr Haus, ohne selbst von ihr gesehen werden zu können, da sie die dritte Dimension nicht erfaßt und keine Höhe kennt.


Schauen wir uns jetzt unsere Häuser an. Wir verschließen unsere Häuser wie das ein- und auch das zweidimensionale Wesen in Richtung der uns bekannten Dimensionen: Länge, Breite und Höhe. Schon ein Wesen aus der vierten Dimension kann uns lächelnd beobachten, ohne daß wir dieses Wesen selbst sehen könnten, obwohl es – von der vierten Dimension aus betrachtet – direkt neben uns stehen kann.

Ist es nicht wieder bemerkenswert, wie begrenzt der Mensch auch hier in seinem Wahrnehmungsvermögen ist, wie begrenzt unser "Sehen" ist! Mit all unsern technischen Geräten und fortschrittlichen Errungenschaften werden wir leider innerhalb unserer drei Dimensionen bleiben müssen!

Nehmen wir einmal an, es gäbe einen Gott. Erwarten wir dann tatsächlich von ihm, daß er sich den engen Gurt des Lebens in einem elektromagnetischen Spektrum anschnallen sowie seine Existenz in eine dreidimensionale Welt einpferchen würde?

Müssen wir uns nicht ernsthaft fragen, ob wir die objektive Wirklichkeit allen Seins mit unseren Augen und Meßgeräten erfassen?

Zeigen nicht vielmehr die doch so einfachen Betrachtungen über unsere drei Dimensionen und unser optisches Wahrnehmungsvermögen die Begrenztheit – fast möchte ich sagen, das Gefangensein – unseres äußeren menschlichen Lebens?

Diese physikalischen Überlegungen führen uns zu einer Erkenntnis, die der griechische Philosoph Platon um 400 v. Chr. schon hatte, wenn er sagte: "Unser Gefängnis ist die sichtbare Welt" [1]. Mit unseren äußeren Sinnen werden wir dieses Gefängnis wohl schwerlich verlassen können.
 
 

Doch es kommt noch schlimmer!
 
 

Selbst das, was wir in unserer Begrenztheit mit unseren drei Dimensionen und dem elektromagnetischen Spektrum zu erkennen glauben, erweist sich als Trugbild! Alles ist nur so, weil wir meinen, daß es so ist, nicht weil es tatsächlich so ist.

Der bekannte Mathematiker und Philosoph Gottfried Wilhelm Leibnitz (um 1700) schrieb:

"Ich bin imstande, nachzuweisen, daß nicht nur Licht, Farbe, Hitze und ähnliches, sondern ebenso Gestalt, Ausdehnung und Bewegung nur scheinbare Eigenschaften sind" [29].

Leibnitz hatte schon erkannt, was die Physik der jüngsten Vergangenheit bestätigt: Nichts von dem, was wir wahrnehmen, ist absolut, so daß wir sagen könnten "es ist", sondern alles ist relativ und erscheint dem Menschen lediglich in einer bestimmten Struktur.

Kein anderer als der berühmte Physiker Albert Einstein verfolgte diesen Gedanken bis in die letzte Konsequenz, indem er in seiner Relativitätstheorie aufzeigt, daß selbst Raum und Zeit nur Formen der Anschauung sind. Weder der uns doch so vertraute Ablauf der Zeit – wir sind jung und werden alt, der Takt der Sekunden – ist absolut (nein, der irdische Zeitablauf ist relativ und an uns Menschen gebunden und kann auf außerirdisches Leben nicht übertragen werden), noch unsere Wahrnehmung von Größe und Ausdehnung eines Körpers in den drei Dimensionen ist selbst innerhalb dieser absolut. Auch die Größe eines Körpers ist relativ und an unser Menschsein gebunden. Außerirdisches Leben könnte Entfernungen und Strecken, Höhen und Breiten in einer ganz anderen Größe wahrnehmen.

Ich möchte die Relativität der Zeit am Beispiel der "Schwarzen Löcher" erklären, die ja zu den geheimnisvollsten und faszinierendsten Objekten gehören, die die moderne Astrophysik erforscht. Theoretisch versteht man darunter einen Stern, der zu einer unvorstellbar dichten Masse zusammengefallen ist, und dessen Anziehungskraft dadurch so enorm groß wird, daß selbst sein eigenes Licht ihn nicht mehr verlassen kann. Er kann also kein Licht mehr nach außen senden und erscheint deshalb schwarz.

Die ungeheure Massenanziehung oder Gravitation – die Physiker sprechen von einer starken Krümmung des Raum-Zeit-Kontinuums – würde also verhindern, daß uns das Licht eines solchen Sternes erreicht, und sich auch gleichzeitig auffallend auf die Zeit auswirken.

Angenommen, wir könnten eine Uhr auf einem Stern, der im Begriff ist, zu einem Schwarzen Loch zusammenzustürzen, aufstellen, wobei wir unter "Uhr" ein Instrument verstehen könnten, das regelmäßige Signale zu uns aussendet, wie der Takt einer Uhr eben. Wir würden dann seltsamerweise bemerken, daß sich der Takt der Signale verlangsamt – die Zeit auf dem Stern also nicht mehr so schnell wie vorher vergeht! – Je mehr sich der Stern dem Kollaps nähert. Und wenn der Stern zum "Schwarzen Loch" geworden ist, würden uns schließlich gar keine Signale mehr erreichen.

Ein außenstehender Beobachter kommt folglich zu dem Schluß, daß sich die Zeit auf dem Stern verlangsamt, wenn er zusammenfällt, und beim Ereignishorizont im Moment des Kollapses ganz zum Stillstand kommt. Der Stern selbst jedoch empfindet nichts Besonderes, wenn er über den Ereignishorizont hinaus zusammenfällt. Die Zeit fließt für ihn weiterhin normal, und der Kollaps ist nach einem endlichen Zeitabschnitt beendet, wenn sich der Stern zu einem Punkt unendlicher Dichte zusammengezogen hat.

Wie lange dauert der Kollaps also nun wirklich?

Eine endliche oder unendliche Zeit?

In der Welt der Relativitätstheorie hat eine solche Frage keinen Sinn. Die Lebensspanne eines einstürzenden Sternes ist wie alle anderen Zeitspannen relativ und hängt vom Bezugssystem des Beobachters ab.

Ich möchte die Relativität der Zeit noch an einem weiteren Beispiel, den Lebensjahren eines Menschen, verdeutlichen: dem Zwillingsparadoxon, wie es Roman Sexl in seinen Schulbüchern für Gymnasien beschreibt.

Zum besseren Verständnis sei vorweg noch gesagt, daß die Zeit für einen Körper, der sich mit hoher Geschwindigkeit bewegt, gegenüber einem ruhenden Beobachter langsamer vergeht. Fliegt zum Beispiel an unsere Erde ein Raumschiff mit hoher Geschwindigkeit vorbei, und wir hätten die Möglichkeit, über Funksignale einen Zeitvergleich durchzuführen, so würden wir feststellen, daß unsere eigene Zeit schneller abläuft als die des Raumschiffes.    

Diesen veränderten Zeitablauf eines bewegten Systems gegenüber einem ruhenden nennt man Zeitdilatation oder Zeitverschiebung. Dabei liefert die Relativitätstheorie auch Gleichungen, mit denen die Zeitdilatation berechnet werden kann, auf die ich im einzelnen hier nicht eingehen möchte. Ihre wesentlichen beiden Aussagen sind:

  1. Je größer die Geschwindigkeit eines Körpers relativ zu uns gesehen ist, desto langsamer vergeht für ihn die Zeit, verglichen mit unserer Zeit.

  2. Die Zeitdilatation macht sich in Experimenten für uns erst meßbar bemerkbar, wenn sich der Körper mit Geschwindigkeiten nahe der Lichtgeschwindigkeit bewegt.
Hier jetzt Roman Sexl mit dem Zwillingsparadoxon: "Man stelle sich vor, ein Bruder eines Zwillingspaares begibt sich auf eine Weltraumreise, die ihn über viele Jahre mit großer Geschwindigkeit durch das Weltall führt, während der andere Zwillingsbruder auf der Erde zurückbleibt. Durch die Zeitdilatation werden die Uhren an Bord des Raumschiffes langsamer gehen. Doch nicht nur Uhren sind davon betroffen. Pflanzen werden im Raumschiff weniger rasch wachsen, und das Herz des Raumfahrers wird nicht so häufig schlagen, wie das des Bruders auf der Erde. Da alle zeitlichen Vorgänge in gleicher Weise verlangsamt sind, wird der reisende Zwillingsbruder nichts davon bemerken. Erst wenn er zur Erde zurückkehrt, wird er auf einen um viele Jahre älteren Zwillingsbruder treffen. Stellen Sie sich die groteske Situation vor, wenn der Heimkehrende in dem alten Mann auf der Erde den Zwillingsbruder nicht wiedererkennt, während jener in dem Mann, der das Raumschiff verläßt, sich wieder sieht, so wie er vor vielen Jahren aussah." [3]  
Dies hier ist kein phantastischer Zukunftsroman, wenn auch für dieses Experiment sehr hohe Raketengeschwindigkeiten erforderlich wären. Vielmehr sieht es die Physik heute als gesichert an, daß die Zeit für einen Weltraumfahrer langsamer vergeht als für die Menschen auf der Erde. So sind auch bei den bereits durchgeführten Flügen zum Mond die Astronauten um etwa eine Sekunde jünger geblieben als die Menschen auf der Erde.

Das langsamere Gehen von Uhren wurde vor allem in der Elementarteilchenphysik gründlich geprüft. 1971 wurden Experimente zur Zeitdilatation an Atomuhren von den beiden amerikanischen Physikern Joseph Hafele und Richard Keating erfolgreich durchgeführt. Bekannt wurde auch das Kernforschungszentrum CERN bei Genf, das über die Lebensdauer von bestimmten Elementarteilchen, den Myonen, die Überlegungen der Relativitätstheorie bezüglich der Zeitdilatation 1975 hervorragend bestätigte.


Schnell bewegte Myonen haben also eine größere Lebensdauer als ruhende. Ganz einfach ausgedrückt heißt das: Man läßt in diesen Experimenten die Myonen flitzen und beobachtet dabei, daß sie älter werden.

Doch nicht nur die Zeit ist relativ. Auch die Größe und Form eines Objektes hängt von dessen Bewegung relativ zum Beobachter ab und verändert sich mit der Geschwindigkeit der Bewegung.

In den "Streu"-Experimenten der Hochenergie-Physik, wo Teilchen mit extrem hohen Geschwindigkeiten zusammenstoßen, ist die relativistische Verkürzung so stark, daß kugelförmige Teilchen zu "Pfannekuchen" reduziert werden. Also werden die Teilchen aufgrund der hohen Geschwindigkeit kleiner.

Es ist daher wenig sinnvoll, nach der "tatsächlichen Länge" eines Objektes zu fragen, genausowenig wie nach der tatsächlichen Länge des Schattens eines Menschen. Seine Länge richtet sich nach dem Stand der Sonne und damit nach dem jeweiligen Projektionswinkel und ist für jeden Projektionswinkel verschieden.

Entsprechend ist die Länge eines Objektes für jeden Standpunkt der Bewegung, d. h. in jedem Bezugssystem, anders und abhängig von der Geschwindigkeit des Bezugssystems oder Beobachters.  
 
 

Aus dem Alltag sind uns diese Tatsachen nicht bekannt, weil wir uns auf der Erde zu langsam bewegen. Erst das Studium der Objekte bei hohen Geschwindigkeiten, wie es in der Hochenergie-Physik durchgeführt wird, zeigt die Relativität von Länge und Zeit.

Dieses Studium macht klar, daß Einsteins Relativitätstheorie nicht mehr lediglich eine Theorie ist, sondern die naturwissenschaftliche Beschreibung von uns erscheinenden Naturvorgängen, wobei ich hier bewußt uns erscheinende Naturvorgänge sage.

Wie wir Menschen etwas wahrnehmen, hängt von unserer Geschwindigkeit relativ zu diesen Objekten ab. Ob wir uns relativ zu einem Objekt in Ruhe befinden oder relativ zu ihm bewegt sind, verändert die für uns "tatsächliche" Form des Objektes. Einmal meinen wir, eine Kugel vor uns zu sehen, ein andermal einen Pfannekuchen, und es ist absolut sinnlos, danach zu fragen, wie das Teilchen nun wirklich aussieht. Denn die Physik zeigt uns: Stellen wir uns auf den einen Standpunkt, ist das Teilchen für uns eine Kugel; stellen wir uns auf einen anderen Standpunkt, ist es für uns ein Pfannekuchen.

Wer erfaßt die tiefe Bedeutung dieser Erkenntnis?

Wir haben als Menschen keinen absoluten Blick. Uns erscheinen Zeit und Raum nur in einer ganz bestimmten Art und Weise. Ob eine Zeitspanne unendlich lang dauert oder eine endliche ist, hängt von unserem Standpunkt ab, von der Geschwindigkeit unserer Bewegung!

Hier bestätigt uns die Physik mit einer verblüffenden Deutlichkeit die Relativität aller Wahrnehmung – die Relativität aller uns umgebenden Dinge, die Philosophen schon wesentlich frührer erkannt haben, so wie der englische Philosoph Berkeley, der um 1730 schrieb:

"All die Chöre des Himmels und die Einrichtungen der Erde, kurz alle Körper, die den mächtigen Bau der Welt bilden, haben keine Substanz ohne das Bewußtsein. … Sobald sie nicht durch uns wahrgenommen werden und in meinem oder dem Bewußtsein eines anderen Geschöpfes existieren, würden sie gar keine Existenz haben, wenn sie nicht im Bewußtsein eines Ewigen Geistes bestünden." [5]  
Es läßt sich einfach nicht leugnen, daß das, was wir wahrnehmen, kein objektives Erfassen der Dinge bedeutet. Bei allen physikalischen Messungen ist unser subjektiver Standpunkt entscheidend für das Meßergebnis. Wir können nicht sagen, daß das Objekt tatsächlich so ist, wie wir es mit unseren begrenzten Sinnen wahrnehmen. Es besteht also eine Wechselbeziehung zwischen Objekt und Betrachter. So wie meine Sinne auf das Objekt eingestellt sind, so nehme ich das Objekt wahr. Deshalb hat jeder Betrachter seine eigene Beziehung zu einem Gegenstand.

Bertrand Russel (Britischer Mathematiker und Philosoph 1872–1970) erklärte diesen Sachverhalt am Beispiel des Tisches in seinem Buch "Das ABC der Relativitätstheorie" wie folgt:

"Der gesunde Menschenverstand stellt sich vor, wenn er einen Tisch sieht, so sehe er einen Tisch. Das ist eine grobe Täuschung. Wenn der Vertreter des gesunden Menschenverstandes einen Tisch sieht, so treffen gewisse Lichtstrahlen sein Auge, und diese sind von einer Art, die nach seiner früheren Erfahrung mit bestimmten Tastempfindungen in Beziehung steht wie auch mit dem Zeugnis anderer Leute, sie sähen ebenfalls einen Tisch.

Aber nichts von alledem hat uns je zu dem Tisch selbst gebracht! Die Lichtwellen erzeugten Vorgänge in unserem Auge, und diese verursachten Vorgänge im Sehnerv, und diese wiederum verursachten Vorgänge im Gehirn.

Jeder dieser Prozesse, wäre er ohne seine üblichen Vorgänger abgelaufen, hätten in uns die Empfindung hervorgerufen, die wir 'einen Tisch sehen' nennen, auch wenn es keinen Tisch gegeben hätte. Was die Tastempfindung betrifft, die wir haben, wenn wir unsere Finger auf den Tisch drücken, so ist sie eine elektrische Störung der Anordnung von Elektronen und Protonen in unseren Fingerspitzen, die nach der modernen Physik hervorgerufen wird durch die Nähe der Elektronen und Protonen im Tisch. Wenn dieselben Störungen in unseren Fingerspitzen auf andere Art entstanden wären, so hätten wir die gleichen Empfindungen, obwohl kein Tisch da wäre." [6]  
 

Welche Schlußfolgerung kann man daraus ziehen?

Wir werden wohl den Worten Herman von Helmholtz (Physiker um 1870) zustimmen müssen, der schrieb:

"Daraus geht nun hervor, daß in Wahrheit die Eigenschaften der Naturobjekte trotz dieses Namens gar nichts den einzelnen Objekten an und für sich Eigenes bezeichnen, sondern immer eine Beziehung zum zweiten Objekt (einschließlich unserer Sinnesorgane) bezeichnen … daß alle Eigenschaften, die wir ihnen zuschreiben können, nur Wirkungen bezeichnen, welche sich entweder auf unsere Sinne oder auf andere Naturobjekte ausüben." [7]  
 
Die Wirklichkeit, die wir meinen zu sehen, ist also nichts anderes als die Wechselbeziehung zwischen diesen Objekten und uns. Das zeigt uns die Physik. Sehr viel mehr wissen wir nicht. Wir wissen nichts über das Objekt an sich – wir wissen nichts über die eigentliche Wirklichkeit.

Unsere heutigen physikalischen Erkenntnisse sagen jedoch unausweichlich klar:

Die ganze Welt um uns herum ist wie ein von unseren Sinneswahrnehmungen gemaltes und von unserem Bewußtsein akzeptiertes Bild. Es ist veränderbar, wenn wir uns verändern. Eine Annäherung an eine vielleicht doch mögliche Gotteswahrnehmung müßte deshalb über eine Intensivierung unserer Empfindungen möglich sein.

Denn klar ist wohl allen, daß Gott nicht in der von unserer subjektiven Wahrnehmung geschaffenen Welt existieren wird. Möchte jemand also wirklich eine Gotteswahrnehmung erleben, so muß er einen anderen Weg einschlagen als den über die äußere Sinneswahrnehmung.

Die Naturwissenschaft zeigt uns, daß die äußere Wahrnehmung subjektiv ist. Sie verdeutlicht uns die Begrenztheit der äußeren Welt, weil sie zeigt, daß diese Welt nicht mehr als eine subjektive Wechselbeziehung zu anderen Objekten ist. Sie kann uns nicht über diese Wechselbeziehung hinaus zum Objektiven führen.

Weil es so grundlegend ist, noch einmal:

Neben den fünf Sinnen, Hören, Riechen, Schmecken, Sehen und Tasten, sind dem Menschen ja doch noch weit mehr Empfindungen eigen. Je mehr ein Mensch jedoch nach außen orientiert lebt, um so verkümmerter ist bei ihm in der Regel diese Empfindungsfähigkeit.

Sicherlich hat jeder von uns schon einmal unter einem Baum gesessen oder im hohen Gras gelegen und dem Rauschen des Windes gelauscht, der raschelnden Bewegung der Blätter, dem sanften Wiegen des Grases…, und die Erfahrung machen können, daß außer dem rein akustischen Hören dieser Geräusche eine Empfindung in uns wachgerufen wurde, die mit Worten nur schwer zu beschreiben ist: eine Art Ruhe, eine friedvolle Sehnsucht, eine Entspannung… Diese Empfindung kann man nur schwer mit Worten anderen Menschen beschreiben, und doch war diese Empfindung ganz real für uns da! Sie war zunächst innerlich in uns – also geistiger Art – und kann sich dann auch im Äußeren auswirken durch Kräftigung oder sogar Heilung des Körpers.

Diese Empfindungswelt meine ich, die erweitert werden muß, so wir Gott finden wollen.

Die inneren Antennen, die uns über diese Empfindungen zur Verfügung stehen, sind weitaus sensibler als die unserer äußeren Sinne. Vielleicht wird jetzt klarer, warum manch eine spirituelle Welt weit über unserer naturwissenschaftlichen Welt steht?

Ich möchte hier den Weg zu einer tieferen Erkenntnis und tieferem Verständnis unseres Seins mit diesem Beispiel nur ein wenig andeuten; denn ich möchte weder eine Lehre verkünden noch irgendwelche Grenzen ziehen, sondern nur anregen, damit der einzelne zu suchen beginnt.

Derjenige, der den Weg sucht, der wird ihn auch finden; weil die volle Wahrheit – die ganz intensiv erfahrbare Welt der inneren Wahrnehmung – in jedem Menschen selbst liegt.

Jeder Mensch muß aus sich heraus den Schritt zu einem höheren Bewußtsein tun.