Psychowissenschaftliche Grenzgebiete
 
Thema: Der Verkehr mit der Geisterwelt Gottes
Die Lehre Christi und das heutige Christentum (3)
   


 

8. 5 Es gibt keine ewige Hölle

Wenn es wahr wäre, daß die Hölle ewig ist - wie ihr es heute lehrt - worin sollte dann am Ende der Tage die 'Freudenbotschaft' bestehen, die Gott als Abschluß seines Heilsplanes in Aussicht stellt?

Wo bliebe da die Wahrheit der Erlösung aller, auf die Paulus so oft und so eindringlich hinweist?

Wo bliebe die Wahrheit des Wortes, das Gott beim Propheten Jesaja geschworen hat: Daß der Tag komme, wo jedes Knie sich beugen und ihm jede Zunge schwören soll, und wo alle zu ihm kommen, auch die, welche ihm feindselig widerstrebt hatten?

Wo bliebe da die Erfüllung all der Stellen, die ich dir vorhin angeführt habe?

Alle Feinde Gottes werden durch Christus dem Vater zu Füßen gelegt, nicht mit Gewalt, sondern durch erbarmende Liebe, der auch ein Luzifer auf die Dauer nicht widerstehen kann.

Wenn er das wollte, dann brauchte er nicht so lange zu warten. Das hätte er schon längst tun können. Unter der Allmacht Gottes steht die Hölle von jeher. Wenn die Hölle sich einst vor Gott verdemütigt, dann geschieht es mit freiem Willen in reumütiger Erkenntnis der Gerechtigkeit, der Liebe und Langmut Gottes.

An der Lehre von einer 'ewigen Hölle', welche die ersten Christen nicht kannten, haltet ihr mit erstaunlicher Zähigkeit fest. Auf dieses Schreckmittel scheint ihr nicht verzichten zu wollen. Glaubt ihr denn, mit einer grausamen Unwahrheit bei den armen Menschen mehr erreichen zu können, als mit den Wahrheiten der Liebe und des Erbarmens?

Und welche Anstrengungen ihr macht, um jene unwahre Lehre zu begründen!

Ihr sagt, daß eine sogenannte 'Todsünde' eine ewige Strafe zur Folge haben müsse. Denn eine Todsünde sei eine unendliche Beleidigung Gottes.

Das sind irrige und selbsterfundene Begriffe!

Ein Geschöpf kann Gott nicht unendlich beleidigen und daher auch keine unendliche Bestrafung für sein Vergehen verdienen. Je tiefer derjenige steht, der dich beleidigt, um so geringfügiger siehst du die Beleidigung an.

Aber was ist ein armseliges Geschöpf seinem Schöpfer gegenüber?

Ein Stäubchen!

Und dann, wenn eine Todsünde eine unendliche Beleidigung Gottes wäre, dann könnte sie ja auch in eurem irdischen Leben nicht mehr vergeben werden. Wenn sie aber nach eurer Lehre den irdischen Menschen vergeben werden kann, warum sollte sie denn den Geistern des Jenseits nicht vergeben werden? - Es sind doch dieselben Geister, ob sie nun in einem materiellen Körper sich befinden oder ob sie den Körper im irdischen Tode verlassen haben. Man beruft sich auf die Bibel, um den Beweis für die Ewigkeit der Höllenstrafen zu erbringen. Man klammert sich an das Wort 'ewig', das in euren Übersetzungen des Neuen Testamentes in Verbindung mit den jenseitigen Strafen gebraucht wird. Aber wie lautet denn das Wort, das ihr mit 'ewig' übersetzt habt, im griechischen Urtext? Denn nicht auf eure Übersetzungen kommt es an, sondern auf den Sinn des Wortes, das im Urtext steht. Auch ihr sprecht unter Benutzung desselben Wortes von 'Aeonen'. Ihr wollt damit große Zeiträume bezeichnen. Auch im Griechischen bedeutet das Wort 'Aeon' niemals 'Ewigkeit' oder den Begriff des 'Ewigen'. Auch dort hat es nur die Bedeutung eines Zeitraumes von unbestimmter Dauer. Das Altertum war ein 'Aeon', das Mittelalter war ein 'Aeon', die Neuzeit ist ein 'Aeon'. Nach der Anschauung der Römer war ein 'Aeon' ein Zeitraum von hundert Jahren.

Ein 'Aeon' ist also eine Zeitdauer, deren Grenzen bald weiter auseinander-, bald näher zusammenliegen. Sogar ein Menschenalter wird manchmal mit dem Worte 'Aeon' wiedergegeben. Aber niemals kann damit eine nie endende Zeitperiode ausgedrückt werden. Du darfst daher das Wort 'Aeon' nie mit Ewigkeit und das davon abgeleitete Eigenschaftswort nie mit 'ewig' übersetzen, sondern mußt dafür die Bezeichnung 'Zeit' und 'zeitlich' gebrauchen.

Man merkt deutlich, daß sie da unter dem Einfluß der christlichen Religionen stehen, die eine Ewigkeit der Höllenstrafe lehren.

Greifen wir nur einige von den zahlreichen Stellen der Bibel heraus, wo das Wort 'Aeon' mit 'Zeit' oder 'zeitlich' übersetzt werden muß: So heißt es von der Sünde wider den Geist, daß sie weder in diesem noch in dem anderen 'Aeon' vergeben werde, also weder in diesem Zeitalter noch in dem folgenden, oder weder in diesem Leben noch in dem kommenden. Man konnte ja nicht übersetzen: Sie wird weder in dieser Ewigkeit noch in der zukünftigen vergeben werden. Denn es gibt keine zwei Ewigkeiten.

Bei dem Gleichnis von dem Sämann wird gesagt, daß bei einigen der Same erstickt wird durch die Sorgen dieses 'Aeon', was ihr richtig übersetzt mit 'zeitlichen Sorgen'. Von dem Begriff 'ewig' kann auch hier nicht die Rede sein.

In dem Gleichnis von dem Unkraut unter dem Weizen sagt Christus, daß die Ernte das Ende dieses 'Aeon' sei, also das Ende dieser Zeit oder dieser Welt. Auch hier kann es nicht 'Ewigkeit' heißen. An dieser Stelle kommt das Wort 'Aeon' noch zweimal in der Bedeutung von 'zeitlich' vor.

Ich nehme noch einige Stellen aus den Briefen des Apostels Paulus. 'Gestaltet eure Lebensführung nicht nach der Weise des jetzigen 'Aeon' (der jetzigen Zeit).' - 'Was wir vortragen, ist nicht die Weisheit dieses 'Aeon' oder der Machthaber dieses 'Aeon', sondern verborgene Weisheit, die Gott vor allen 'Aeonen' vorherbestimmt hat.'

Nun steht dasselbe Wort 'Aeon' an den Stellen, wo von einer jenseitigen Strafe die Rede ist. Wer gibt euch daher das Recht, dasselbe Wort, das ihr an zahlreichen anderen Stellen mit 'Zeit' und 'zeitlich' übersetzt, gerade dort mit 'ewig' wiederzugeben, wo es sich um die Höllenstrafe handelt? Man sollte fast meinen, ihr hättet eine besondere Freude an einer ewigen Hölle.

Christus sagt nach eurer Übersetzung: 'Es ist besser für dich, verstümmelt und lahm zum Leben einzugehen, als daß du zwei Hände und zwei Füße habest und in das 'ewige' Feuer geworfen werdest.' Was hier mit 'ewigem' Feuer bezeichnet wird, ist auch bloß ein Feuer, das einen 'Aeon' hindurch dauert, also zeitlich ist. Und merkwürdigerweise stand im Urtext an dieser Stelle nicht einmal das Wort 'Aeon', sondern ist hineingefälscht worden. Denn im Urtext hieß es: 'In das Feuer der Hölle' und nicht: 'In das ewige Feuer'.

Auch an anderen Stellen hat man nachträglich ähnliche Fälschungen begangen. So heißt es in euren jetzigen Übersetzungen: 'Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das 'ewige' Feuer!', während es im richtigen Text hieß: 'Weichet von mir, ihr Verfluchten, in die äußerste Finsternis!'

Ich denke, dich durch meine Darlegungen davon überzeugt zu haben, daß ihr für eure grausame und unwahre Lehre von einer 'ewigen' Hölle in der Bibel keinen Anhaltspunkt finden könnt. Wie lange die Strafe für die einzelnen Geister dauert, hängt vor allem von den Geistern selbst ab. Je länger sie bei ihrem Abfall verharren, um so länger dauert die Trennung und die Strafe der Trennung. Selbst Gott weiß nicht, wann die einzelnen Geister zu ihm zurückkehren, da die Rückkehr von der freien Entscheidung des Geistes abhängt; und ich habe dir ja gesagt, daß die zukünftigen freien Entscheidungen der Geister selbst dem Vorauswissen Gottes entzogen sind.

Auch das, was ihr in falscher Übersetzung 'ewiges Leben' nennt, indem ihr auch hier das Wort 'Aeon' mit 'ewig' wiedergebt, ist bloß ein Leben in den zukünftigen 'Aeonen' oder in den zukünftigen Zeiten. Wie lange dieses Leben bei Gott für euch dauern wird, hängt von euch selbst ab. Wenn ihr Gott stets treu bleibt, dann wird jenes Leben endlos, also tatsächlich 'ewig' sein. Aber wer weiß, ob später nicht noch einmal ein Abfall der Geister von Gott erfolgen wird, an dem ihr euch beteiligt, wie ihr euch an dem ersten Abfall unter Luzifer beteiligt habt. Denn die Freiheit des Willens ist bei den Geistern des Himmels dieselbe wie damals, und die Möglichkeit des Mißbrauches der Willensfreiheit ebenso vorhanden, wie vor dem ersten Abfall. Ob ein solcher Abfall wieder einmal kommen wird, weiß auch Gott nicht aus dem Grunde, den ich dir bereits angegeben habe.

Wenn nun in der Bibel von einem 'Feuer' der Hölle gesprochen wird, so soll damit ein Sinnbild des übergroßen Schmerzes derer gegeben werden, welche die Strafen der Hölle zu erdulden haben. Auch ihr sprecht von einem brennenden Schmerz, ohne daß ihr wirkliches Feuer darunter versteht. Christus sagt: 'Die Verdammten werden mit Feuer gesalzen.' So wie das Salz alles durchdringt, so durchströmt der Schmerz jene Geister. Aber Christus fügt an dieser Stelle hinzu: 'Das Salz ist etwas Gutes.' So ist auch die Qual der Geister im Hinblick auf ihre Rettung in Wirklichkeit etwas Gutes, wenn sie sich auch noch so grausam ansieht und von den Menschen nicht verstanden wird, da sie ihnen nicht im Einklang mit der Barmherzigkeit eines Gottes zu stehen scheint. Und doch ist es nur die Liebe Gottes, die auch in den Qualen der Hölle spricht.

Wenn eine Mutter ihr Kind dem Messer des Arztes hinhält, damit er es durch eine schmerzliche Operation von einer tödlichen Wunde heilen soll, dann ist es die Mutterliebe, die sie dazu antreibt. Sie muß dieses schmerzliche Mittel der Heilung wählen, weil es kein anderes gibt.

So wird auch die Gesinnung der Geister der Tiefe nur durch die Qual geläutert, die sie zu erdulden haben. Ein anderes Mittel gibt es nicht. Aber für alle, auch die Verstocktesten, wird die Stunde kommen, wo sie als unglücklich gewordene Kinder infolge ihrer Qual sich aufmachen und heim zum Vater gehen.

 

 

8. 6 Der Ursprung des Menschengeistes und die Erbsünde

Weil das heutige Christentum das große Weltgeschehen nicht versteht, darum ist es in den wichtigsten Jenseitsfragen so ratlos. Darum kann es weder den Ursprung des Menschengeistes, noch die auf dem Menschengeist lastende Sünde des Abfalles von Gott, noch den Zweck der materiellen Schöpfung erklären. In allen diesen Fragen stellt es völlig irrige Lehren auf.
 
 

Viertens: Wenn man von den heutigen christlichen Religionen über den Ursprung des Menschengeistes Aufschluß erbittet, so geben sie euch zur Antwort: 'Der Menschengeist wird im Augenblick der menschlichen Zeugung von Gott geschaffen. Er ist jedoch mit einer Sünde belastet, der sogenannten 'Erbsünde', weil der irdische Stammvater Adam in einem irdischen Paradies gesündigt hat und diese Sünde auf alle seine Nachkommen übergeht.

Sie bedenken nicht das Törichte einer solchen Lehre.

Von einer 'Erbsünde' könnte in diesem Falle keine Rede sein. Denn wie sollten die Nachkommen Adams deswegen von Gott mit einer Knechtschaft der Sünde und einem Ausschluß vom Reiche Gottes bestraft werden, weil der Stammvater gesündigt hat? Von demselben Gott, der gesagt hat:

Hesekiel 18, 20:
'Ein jeder, der Sünde tut, soll sterben; aber ein Sohn soll die Schuld des Vaters nicht mittragen.'

Demnach können die Nachkommen Adams nicht wegen des Abfalles ihres Stammvaters von Gott bestraft werden, wenn sie nicht selbst diesen Abfall mitgemacht haben. Tatsächlich sind sie, wie ich dich bereits belehrt habe, persönlich abtrünnig geworden, indem sie dem Beispiel Adams als Geist folgten und sich gleich ihm den Ausschluß aus Gottes Reich mit all seinen furchtbaren Folgen durch eigenes Verschulden zuzogen.

Wie wollt ihr ferner bei eurer falschen Lehre über den Ursprung des Menschengeistes das Leid in der Welt erklären?

Sollte Gott Geschöpfe zum Leiden ins Leben rufen und unter Qualen sterben lassen, ohne daß sie persönlich etwas Unrechtes begangen haben?

Betrachte die Millionen von Kindern, die jährlich in größter Qual ihre Seele aushauchen! Womit haben sie das verdient? - Haben sie etwa in ihrem jetzigen Dasein Gott beleidigt, daß er sie so schwer bestraft? - Sie konnten ja noch gar nicht sündigen; sie konnten gut und böse noch nicht unterscheiden. Und doch sollte der unendlich gütige und gerechte Gott unschuldige Kinder quälen?

Wo bliebe da seine Güte und vor allem, wo bliebe seine Gerechtigkeit?

So grausam und ungerecht ist nicht einmal der brutalste irdische Vater, daß er sich an einem harmlosen Kind vergreift, das ihm nichts zuleide getan hat.

Und Gott sollte das tun?
 
 

Ihr möget alle erdenklichen Ausflüchte suchen, um dies zu erklären, es gelingt euch nicht, die grausame Ungerechtigkeit wegzudisputieren, die in dem Schicksal dieser Kinder läge. - Das gilt von dem Menschenschicksal überhaupt. –

Wenn ihr das bedenkt, dann wird euch nicht mehr die Frage auf die Lippen kommen, die ihr so oft in Stunden tiefen Leides auszusprechen pflegt: 'Womit habe ich das verdient?' Wenn Gott euch auf diese Frage euer ganzes vergangenes Dasein in einem Bilde vor Augen stellen wollte, dann würdet ihr vor Grauen verstummen.

Auch so vieles aus den biblischen Schriften würde euch verständlich sein, was euch bis jetzt dunkel geblieben ist. So würdet ihr den scheinbaren Widerspruch von selbst lösen können, der in den Worten des Alten Testamentes enthalten ist, indem es einmal heißt: 'Ein Sohn soll die Schuld des Vaters nicht mittragen' und ein anderes Mal: 'Ich will die Sünden der Väter an den Kindern strafen bis ins dritte oder vierte Glied'.

Wie erklärst du ferner bisher, bei deiner bisherigen Lehre von der Erschaffung des Menschengeistes im Augenblick der Zeugung, den Satz der Bibel: 'Gott kann auch aus diesen Steinen Kinder Abrahams erwecken?'

Du sagst vielleicht, daß Gott in seiner Allmacht aus den Steinen Menschen erschaffen könne. Aber solche Menschen wären doch keine Kinder Abrahams. Denn Menschen können nur auf dem Wege der Zeugung Kinder Abrahams werden, indem sie durch ihre menschlichen Vorfahren von Abraham abstammen. Wie aber können Steine auf dem Wege der Zeugung Kinder Abrahams werden?

Mit all eurer theologischen Weisheit vermöget ihr das nicht zu erklären.

Dann begreifst du, daß Gott die in den Steinen verkörperten Geister ihrer Hülle entkleiden und sie den Kindesleibern einverleiben kann, die auf dem Wege der Zeugung im Schoße der Nachkommenschaft Abrahams ins Dasein treten. Dasselbe gilt von den Worten Christi:

Lukas 19, 40:
'Ich sage euch: Wenn diese schwiegen, würden die Steine schreien.'

Steine können selbstverständlich nur dann schreien, wenn ein Geist in ihnen lebt.

 

 

8. 7 Der Begriff der Sünde
 
 

Fünftens: Wie ihr eine ganz falsche Lehre von der Erbsünde aufgestellt habt, so ist auch eure Auffassung von der Sünde überhaupt eine verkehrte.

Die Bibel unterscheidet zwischen der Sünde als 'Abfall von Gott' und den Sünden als menschliches Straucheln der Gottesgläubigen.

In dem ersten Brief des Apostels Johannes steht eine Stelle, deren Erklärung euch große Schwierigkeiten bereitet. Sie lautet:

1. Johannes 5, 16 – 17:
'Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht, und es ist keine Sünde zum Tode, so soll er für ihn beten und ihm so Lebenskraft geben, nämlich denen, die keine Sünde zum Tode begehen. Es gibt auch eine Sünde zum Tode. Wenn jemand eine solche begeht, sage ich nicht, daß man für ihn beten soll. Jedes Unrecht ist eine Sünde. Aber nicht jede Sünde führt zum Tode'

Hier macht also Johannes einen Unterschied zwischen der Sünde, die zum Tode führt und den Sünden, die nicht zum Tode führen. Und - was euch in den Worten dieses Apostels am unverständlichsten klingt - ihr braucht für einen, der die Sünde zum Tode begeht, nicht einmal zu beten.

Den Sinn dieser Worte kann ich dir am besten an einem Beispiel klarmachen:

Die Soldaten haben bei ihrem Eintritt zum Militär einen Fahneneid zu leisten. Dadurch werden sie Soldaten ihres Vaterlandes. Nun kommen ja auch bei den Soldaten Fehler vor, für die sie nach den militärischen Gesetzen bestraft werden, ohne daß sie dadurch aufhören, Soldaten ihres Vaterlandes zu sein. Aber eine Soldatensünde gibt es, durch die einer aufhört, Soldat seines Vaterlandes zu sein und auf der die Todesstrafe ruht. Es ist dies die Fahnenflucht durch Übergehen zum Feinde des Vaterlandes. Dadurch wird er tot für die eigene Heimat. Es ist militärisch 'die Sünde zum Tode'. Und wenn die Mutter eines solchen Deserteurs bei der Regierung ihres Landes um Gnade für ihren fahnenflüchtigen Sohn bitten würde, so wäre dies zwecklos. Denn er untersteht ja nicht mehr der Gewalt des eigenen Staates, sondern hat sich unter die Herrschaft eines feindlichen Staates begeben und ist jetzt dessen Gesetzen unterworfen. Dieser Staat läßt ihn nicht mehr frei, selbst wenn der Fahnenflüchtige zurückwollte. Aber er will ja auch gar nicht zur alten Heimat zurückkehren. - Die an die heimatliche Regierung gerichteten Gnadengesuche der Mutter sind also vollkommen zwecklos.

Wende dieses Beispiel auf eure Stellung zu Gott an.

Als gottesgläubige Menschen seid ihr Untertanen des Reiches Gottes. Wenn ihr auch als schwache Erdenpilger täglich kleinere oder größere Fehler begeht, so sind das Sünden, für die ihr zwar von Gott bestraft werdet, durch die ihr jedoch nicht aufhört, Untertanen des Reiches Gottes zu sein. Kehrt ihr aber Gott den Rücken durch Unglauben, Gottesleugnung oder indem ihr lebt, als ob es keinen Gott gäbe, so ist das die Sünde der Fahnenflucht. Es ist die Sünde, durch die ihr euch vom Reiche Gottes trennt und in das Reich der bösen, gottfeindlichen Mächte übergeht. Ihr gebt den Gehorsam gegen Gott vollständig auf, wie ja ein Deserteur durch die Fahnenflucht sich dem Gehorsam gegen seinen Landesherrn entzieht. Ihr seid tot für das Reich Gottes. Ihr habt 'die Sünde zum Tode' begangen.

Was sollte also das Gebet eines anderen für einen solchen Überläufer für Nutzen haben?

Jener will ja von Gott nichts wissen und nicht zu ihm zurückkehren. Gott müßte ihn also auf euer Gebet hin zwingen, zurückzukehren. Das kann Gott nicht, weil er jedem den freien Willen gegeben hat und niemals in die freien Entscheidungen eines Geschöpfes mit Zwang eingreift.

Sein Heil muß jeder aus freier Entschließung wirken.

 

 

8. 8 Die Auferstehung der Toten ist keine Auferstehung der Leiber

Die erste Fahnenflucht wurde begangen bei der großen Geisterrevolution unter Luzifer. Das war die erste 'Sünde zum Tode'.

Sechstens: Die Auferstehung von den Toten besteht also darin, daß die im Reiche der geistig Toten weilenden Geister sich in Reue wieder zum Reiche Gottes erheben. Sie kehren als frühere Deserteure wieder in die alte Heimat zurück.

Daß sie zurückkehren können und von dem Fürsten des gottfeindlichen Reiches - Luzifer - nicht mehr mit Gewalt festgehalten werden, haben sie dem Erlöser zu verdanken. Dieser hat durch seinen Sieg über den Fürsten des Totenreiches die Freigabe derer erzwungen, die ihren Abfall bereuen und zu Gott zurückkehren möchten. Er selbst war der erste, der zu den Toten der Hölle hinabgestiegen war, ohne selbst zu den von Gott Abgefallenen zu gehören. Er war auch der erste, der aus der Hölle zum Himmel aufstieg. Vorher war dies keinem Geiste der Tiefe möglich. Wer einmal in der Hölle war, konnte nicht mehr zur Höhe.

Darauf weist Paulus so oft in seinen Briefen hin. So schreibt er an die Epheser:

Epheser 4, 9:
'Daß Christus aber auferstanden ist, welchen Sinn hat es als den, daß er zuerst auch hinabgestiegen war an die Plätze, die tiefer als die Erde sind.'

Er meint damit die Höllensphären. Sie sind, wie ich dich bei einer anderen Gelegenheit belehrt habe, tiefer als die irdischen. - Und an die Kolosser schreibt er:

Kolosser 2, 15:
'Nachdem er die Mächte und Gewalten überwunden hatte, triumphierte er über sie. '

Es sind Höllenmächte, gegen die er nach seinem Abstieg in die Hölle im Verein mit den himmlischen Legionen kämpfte und die er überwand, und deren Fürsten - Luzifer - er durch seinen Sieg zwang, diejenigen herauszugeben, die nicht mehr länger Untertanen des Totenreiches sein wollten. Darauf weist Paulus in seinem Brief an die Kolosser hin mit den Worten:

Kolosser 2, 12 – 15:
'Weil ihr zu Christus gehört, seid ihr auch mit ihm auferweckt wor-den... Auch euch, die ihr einst tot waret, hat Gott zusammen mit ihm lebendig gemacht.'

Die Kolosser, an die Paulus schreibt, waren einst auch geistig tot und Untertanen Luzifers. Aber später kamen sie zum Glauben an Christus und das Reich Gottes. Durch diesen Glauben gehörten sie Christus an und wurden mit ihm des Reiches Gottes teilhaftig. Wenn es hier von Christus heißt, daß Gott ihn lebendig gemacht habe, so ist das nicht so zu verstehen, als sei Christus auch geistig tot gewesen. Aber er war im Reiche der geistig Toten und äußerlich vom Reiche Gottes getrennt. Also der Wirkung nach war Christus in diesen Höllensphären einem geistig Toten gleich, wenn er auch selbst nicht geistig tot war. Gott machte ihn insofern wieder lebendig, als er ihm die Kraft zum Siege über die Mächte des Totenreiches verlieh und ihn dadurch in das Reich des himmlischen Lebens zurückführte.

Darin stand in den ersten christlichen Jahrhunderten auch nicht 'Auferstehung des Fleisches', sondern 'Auferstehung der Toten'. Dieser Ausdruck bedeutet nichts anderes als die tröstliche Wahrheit, daß alle geistig Toten, einschließlich Luzifer, wieder zu Gott zurückkehren würden.

Später hat man diese Worte geändert, als man die falsche Lehre eingeführt hatte, daß die irdischen Leiber der Verstorbenen wieder lebendig würden, während doch Paulus die richtige Lehre in den Worten wiedergibt:

1. Korinther 15, 44:
'Es wird gesät ein natürlicher Leib, auferweckt ein geistiger Leib.'

Auch der irdische Leib Christi wurde nicht auferweckt. Er war wie alle materiellen Menschenleiber aus dem Od der Erde entstanden und kehrte wie diese auch wieder zur Erde zurück. Nur daß er nicht auf dem Wege der Verwesung in das irdische Od aufgelöst wurde, sondern durch eine Dematerialisierung von Seiten der Geisterwelt. In derselben Weise wie der Leichnam Christi, war auch der Leib eines Henoch und eines Elia in Od aufgelöst worden.

Die Christen von heute denken sich unter 'Auferstehung von den Toten' eine Wiederherstellung des irdischen Leibes. Und die Auferstehung Christi am Ostersonntag ist ihnen die Wiedervereinigung seines Geistes mit dem Körper, der drei Tage im Grabe gelegen hatte.

Das alles sind große Irrtümer!

Die Auferstehung Christi von den Toten ist - um dies noch einmal zu wiederholen - nur seine Rückkehr aus dem Reiche der geistig Toten, eine Rückkehr aus der Hölle, in die er als Geist hinabgestiegen war. Das apostolische Glaubensbekenntnis drückt das richtig in den Worten aus: 'Abgestiegen zu der Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten'. Klarer würden die Worte lauten: 'Abgestiegen zu den Toten, am dritten Tage wieder zurückgekehrt von den Toten. '

Die Bezeichnung 'Auferstehung von den Toten' wirkt deshalb so verwirrend auf euch, weil ihr bei dem Worte 'Tod' nur an das irdische Sterben und bei dem Worte 'Tote' nur an Leichen, Gräber und Kirchhöfe zu denken gewohnt seid. Ihr beachtet nicht den Sprachgebrauch der Bibel, wonach das Wort 'Tod' die Trennung von Gott bezeichnet und unter 'Toten' die von Gott Getrennten zu verstehen sind. Viel haben zu diesem Mißverständnis auch die falschen Übersetzungen einzelner Bibelstellen beigetragen. So die Stelle im Buch Hiob:

Hiob 19, 25 – 26:
'Ich weiß, daß mein Erlöser lebt und als letzter auf dieser Erde auftreten wird; und danach werde ich, mag auch meine Haut so ganz zerfetzt und ich ohne mein Fleisch sein, meinen Gott schauen.'

Diese Worte hat man in ihr Gegenteil verdreht und geschrieben: 'Ich weiß, daß mein Erlöser lebt und er wird mich hernach aus der Erde aufwecken und ich werde danach mit dieser meiner Haut umgeben werden und in meinem Fleische Gott schauen.'

Eine andere Fälschung habe ich dir bereits früher erklärt. Es ist die Stelle im Matthäus-Evangelium, wo berichtet wird, daß beim Tode Jesu Tote aus den Gräbern hervorgekommen seien, während es in Wirklichkeit hieß, daß durch das Erdbeben Leichen aus den Gräbern herausgeschleudert wurden. Hierher gehört ferner eine Stelle des Johannes-Evangeliums:

Johannes 5, 28:
'Die Stunde kommt, ja sie ist schon jetzt da, in der alle, die in den Gräbern sind, die Stimme des Sohnes Gottes hören werden.'

Was hier mit 'Gräber' bezeichnet wird, ist dasselbe, was Petrus in seinem Brief 'Gefängnis' nennt, indem er schreibt:

1. Petrus 3, 19:
'Im Geist ist Christus hingegangen und hat den Geistern im 'Gefängnis' die Botschaft gebracht.'

Und an der anderen Stelle:

2. Petrus 2, 4:
'Gott hat die gefallenen Engel in die Unterwelt hinabgestoßen, hinein in die 'Höhlen' der Finsternis.'

Daß in der vorhin angeführten Stelle bei Johannes nicht die Gräber auf dem Kirchhof gemeint sein können, geht schon daraus hervor, daß Christus sagt, die Stunde sei jetzt schon da, wo die Toten in den Gräbern seine Stimme hören würden. Also hätten damals bereits die Leiber der Verstorbenen aus den Gräbern kommen müssen. Doch Christus meint mit jenen Worten die 'geistig Toten' in den Gefängnissen Satans, die er durch seinen bevorstehenden Abstieg zur Hölle befreien wollte, soweit sie auf die Stimme des Erlösers hören würden.

Auch hat die Tatsache, daß Christus nach seinem irdischen Tode seinen Getreuen in einer materiellen Gestalt erschienen ist, zu der falschen Auffassung geführt, er habe seinen früheren menschlichen Leib wieder angenommen. In Wirklichkeit machte er sich in derselben Weise sichtbar, wie sich stets die Geister sichtbar machen, nämlich durch Materialisation ihres geistigen Leibes.

Haben nicht viele andere Geister vor Christus das getan? Kamen nicht eines Tages drei Geister in vollkommen menschlicher Gestalt zu Abraham und aßen mit ihm in derselben Weise, wie Christus nach seinem Tode mit seinen Jüngern gegessen hat? Und hat der Erzengel Raphael nicht viele Wochen hindurch den jungen Tobias in einer menschlichen Gestalt begleitet, mit ihm gegessen und getrunken, so daß dieser ihn für einen gewöhnlichen Menschen hielt? War es da also etwas Besonderes, daß Christus sich nach seinem Tode seinen Jüngern zeigte und mit ihnen sprach, aß und trank?

Solche Materialisationen von Geistern erlebt ihr auch heute noch!

Auch böse Geister können sich in dieser Weise verkörpern.

Der wahre Sinn der 'Auferstehung von den Toten' wurde erst nach der Himmelfahrt Christi durch die Geister Gottes den Aposteln und Gläubigen klargemacht. Denn sooft Christus während seines irdischen Lebens mit den Aposteln über seine 'Auferstehung von den Toten' sprach, verstanden sie nicht, was er damit meinte.

Markus 9, 10:
'Sie sprachen untereinander darüber, was wohl mit der Auferstehung von den Toten gemeint sei.'

Über die Ansicht der religiösen Führer des jüdischen Volkes der damaligen Zeit bezüglich der 'Auferstehung von den Toten' berichtet die Apostelgeschichte:

Apostelgeschichte 23, 8:
'Die Sadduzäer behaupten, es gäbe keine Auferstehung, auch keine Engel und keine Geister, während die Pharisäer beides annehmen'.


 

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