Psychowissenschaftliche Grenzgebiete


 
Thema: Die große Begegnung (4)
       

Die sinnliche Macht der ANDEREN WELT

Gleich am nächsten Abend wiederholte sich der Besuch des GOTTESBOTEN. Wieder schrieb jener IKARUS in dieser Zeichensprache, daß ich abermals zu GOTT als Gast geladen sei. Dann meldete sich ein neuer SCHREIBER mit den Worten:

"ICH BIN DER GEMEINDE-SCHUTZENGEL DER LINDENKIRCHE UND ICH HEISSE JUDITH. LIEBER HERBERT, ICH DANKE DIR SEHR, DASS DU BEI MIR IN DER KIRCHE WARST UND DICH FÜR DIE VON GOTT VERLIEHENE GABE BEDANKT HAST."


Ich hatte nicht im Geringsten an diesen Engel gedacht, noch einen Namen für ihn ersonnen. Seine plötzliche Ankunft und Mitteilung kam völlig überraschend. Bis jetzt ging alles noch sehr friedlich zu. Nur stand ich unter dem Eindruck, daß eine gewaltige übersinnliche MACHT auf mich einen völligen Beschlag gelegt hatte.

Ich leistete mir aber einen geheimen Eid, daß ich dieser Macht bedingungslos gehorchen wollte, selbst wenn es den Einsatz meines Lebens bedeuten sollte. Diesmal wagte ich es, den Engel zu fragen, wie ich mir denn GOTT vorzustellen habe, da ich mich später an nichts mehr erinnern könne? Der Engel JUDITH gab mir eine sehr sonderbare Antwort:

"DU WIRST DICH GEWISS SEHR WUNDERN, WENN ICH DIR EINE WAHRE ANTWORT DARAUF GEBE. ABER DU HAST MICH GEFRAGT, SO GIB ACHT: GOTT IST WIE EINE BIENENKÖNIGIN: SIE GEBIERT UNAUFHÖRLICH NEUE SEELEN UND ALLE SEELEN DIENEN IHR, AUSSER DEN DROHNEN, DIE VON ZEIT ZU ZEIT AUS DEM STOCK ENTFERNT WERDEN MÜSSEN.
DOCH DAS ANTLITZ GOTTES IST UNBESCHREIBLICH AN SCHÖNHEIT, ES IST TAU-SENDMAL SCHÖNER ALS DIE SCHÖNSTE FRAU, DIE JE AUF ERDEN GELEBT HAT. WENN DU IN DAS ANGESICHT GOTTES SCHAUST, SO BIST DU IN LIEBE ZU GOTT VERFALLEN. DU SEHNST DICH IMMER WIEDER IN SEINE NÄHE ZURÜCK."


Als IKARUS und der Engel JUDITH in dieser Nacht von mir gingen, machte ich eine kaum faßbare Entdeckung: Zuerst glaubte ich voller Schrecken, daß irgendein elektrisches Kabel durchgebrannt sei, das nun in einer Ecke schmorte. Dann aber merkte ich, daß dieser brenzlige Geruch sich zunehmend verstärkte, und schließlich stellte ich voller Überraschung fest, daß es sich um einen herrlichen, intensiven Weihrauchgeruch handelte, der mit vielen feinen Nuancen versehen war. Ich konnte diesen heiligen Geruch direkt mit meiner Nase einatmen. Es bestand nicht der geringste Unterschied zwischen einer Halluzination oder einer materiellen Wirklichkeit. Es war mir bewußt, daß ein solcher Duft nicht im Zimmer sein konnte.

Der Leser mag entscheiden, wie schwer es sein muß, sich einen derartigen, seltenen und differenzierten Geruch geistig vorzustellen, noch dazu in einer solchen Stärke. Dieser Weihrauchgeruch entstand in meiner Seele, sicher im seelischen Geruchssinn. Hier zeigte sich zuerst die sinnliche Macht der übersinnlichen WELT. Es war die erste Geruchsvision in meinem Leben. Der Geruch blieb in seiner vollen Stärke etwa zwei bis drei Minuten und war dann wie weggeblasen. - Der Spuk war zu Ende.

In manchen Fällen habe ich von einem religiösen Wahnsinn gehört, aber persönlich hatte ich noch keine Gelegenheit gehabt, einen religiösen Wahnsinn zu beobachten. Ich hatte mich nicht mit religiösen Schriften befaßt, war auch kein Kirchgänger. Der religiöse Inhalt der übersinnlichen Mitteilungen war für mich völlig neuartig, und ich habe derartiges noch nie gelesen.

Doch ich hatte eine vorzügliche Möglichkeit, meinen "Wahnsinn" zu kontrollieren: Mein Sohn kam mir zu Hilfe, denn er war medial genug, um allein einen Schreibkontakt mit dem Jenseits aufzunehmen. Auf diese Weise bestätigte er mir alle meine Erlebnisse. Ich war nun einigermaßen beruhigt darüber, denn ich hatte Gewißheit, daß ich nichtverrückt war.
 
 
 

Beginn der Belehrungen

Man schrieb das Jahr 1952:

Am 14. April stand mein 50-jähriger Geburtstag bevor. Es war gewissermaßen ein Geburtsjubiläum. Das Osterfest kam näher. Dieses heilige Fest kündigte sich bei uns schon in einer bisher nicht gekannten Weise an: Mein Sohn zeichnete in seiner medialen, automatischen Weise, ohne zu wissen, was daraus werden sollte, Ostereier mit Schleifen und viele Osterblumen. Es war besonders auffällig, daß diese Zeichnungen im ersten Stadium immer ein Geschnörkel darstellten, das dann zum Schluß durch eine geniale Linienführung zu einem Bild vereinigt wurde.

Auf schriftliche Weise wurde ich aufgefordert, wiederholt in die Kirche zu gehen, diesmal in die katholische Kirche. Es wurden auch die Zeiten genau vorgeschrieben, und jedesmal handelte es sich um einen größeren Gottesdienst, der mit der angegebenen Zeit genau übereinstimmte. An einem Nachmittag saß ich allein auf der Couch. Plötzlich kam wieder der Weihrauchgeruch. Meine Hand spürte einen elektrischen Strom. Sie wurde hochgezogen und schrieb:

"KANNST DU MIR JETZT SAGEN, WAS DU DIR UNTER GOTT VORSTELLST?"

Das war eine schwere Frage, über die Theologen und Philosophen vergeblich nachgedacht haben. Der Engel JUDITH hatte mir doch bereits eine Erklärung gegeben?! Doch ich wollte mich nicht blamieren und suchte fieberhaft nach einer Erklärung. Dann antwortete ich halblaut vor mich hin: "GOTT war von Ewigkeit an ein heißer Wunsch, etwas Gutes hervorzubringen, auch wenn es am Anfang klein und kaum wahrnehmbar sein würde. GOTT hatte aber den ungeheuren und seit ewigen Zeiten gehegten WILLEN, wirklich und wahrhaftig nicht nur zu wollen, sondern auch unter den größten Anstrengungen und mit Hilfe einer unendlichen Geduld und Zeit wahrhaftig etwas zu schaffen. ER brachte es durch SEINE, mit keinem menschlichen Verstand zu erfassende Willensanstrengung dazu, im ewigen Nichts, dessen Zustand ER selbst war, einen kleinen Anstoß zu geben. In diesem Augenblick schuf GOTT durch SEINEN GEIST zum ersten Mal wirklich etwas. Und von diesem Augenblick an, gewann der ALLMÄCHTIGE selbst eine unvorstellbare RIESENKRAFT, die sich von Trillionen zu Trillionen Jahren immer mehr verstärkte und zu einer unvorstellbaren ENERGIE anwuchs - und ER baute das Weltall. GOTT schuf durch die Vielzahl SEINER elementaren SCHWINGUNGEN das Unsichtbare und dann das Sichtbare. Über allem steht aber SEINE große LIEBE zum Werk in jeder Form. SEINE LIEBE, nur Gutes zu schaffen, es vollkommen zu machen, sich an SEINEM WERK zu freuen und es grenzenlos zu lieben. Und alles wieder aus grenzenloser LIEBE zu verschenken. Und so fort und so fort bis in alle Ewigkeit."

Als ich mit dieser Gedankenverrenkung zu Ende war, überkam mich ein unheimliches, mit keinem Wort zu beschreibendes Grauen. Ich fühlte mich dem SCHÖPFER irgendwie sehr nahe, so nahe, daß ich fürchtete, es könne nicht mehr gut ausgehen, wenn man naseweis dem ALLMÄCHTIGEN in SEINE KARTEN sehen will. Ich erwartete ein vernichtendes Urteil. Aber nichts dergleichen geschah, dafür aber etwas anderes.

Draußen hatte sich die Welt verändert. Trotz der noch frühen Jahreszeit hatte sich ein schweres Unwetter zusammengezogen. Es war fast dunkel im Raum. Im Zimmer stand ein bläulicher Nebel, wie in einer katholischen Kirche. Sicher war dieser Nebel nicht da, aber ich konnte ihn dennoch mit unbeschreiblicher Deutlichkeit sehen und riechen: Es war herrlichster Weihrauch! Die stärkste Vision, die ich bis jetzt erlebt hatte. Draußen zuckten grelle Blitze und der folgende Donner wartete mit gewaltigen Kanonaden auf...

Fast alle Bibelpropheten sagten: "Ich sah..." oder: "Ich hob meine Augen auf..." oder: "Ich hatte ein Gesicht..." Auch dieser Weihrauch mußte ein Gesicht sein, ein Gesicht, das viel deutlicher, viel konkreter war, als wir es auf natürlichem, d. h. materiellem Wege wahrnehmen. Jetzt, nachdem ich mich von meinem großen Schrecken erholt hatte, schrieb ich mit Hilfe des unsichtbaren SCHREIBERS:

"DU HAST GOTT VERSTANDEN, DARUM DARFST DU DIR ETWAS WÜNSCHEN."

Ich hatte nichts zu wünschen, was ich hätte von GOTT wünschen können. Alles, was mir angeblich fehlte, war materieller Natur, darum wagte ich nichts zu sagen. Doch ich schrieb mit meiner eigenen Hand:

"DU HAST WIEDER EINE GABE BEKOMMEN UND AUSSERDEM KANNST DU DREI WÜNSCHE AUSSPRECHEN, DIE NICHT DICH, SONDERN ANDERE MENSCHEN BE-TREFFEN. DIESE WÜNSCHE MÜSSEN MIT DER ABSOLUTEN NÄCHSTENLIEBE ZU-SAMMENHÄNGEN. WENN DU WILLST, WIRD GOTT DIESE WÜNSCHE ERFÜLLEN."


Das war wieder ein Märchen. Sollten unsaubere Geister ihre Hand im Spiel haben? - Aber die Vision? Der Weihrauch? - Sollten diese Wahrnehmungen nicht deutliche Zeichen dafür sein, daß hier die gute MACHT am Werke war? Wer kann das entscheiden?

Ich wußte nicht, ob ich daran glauben sollte oder nicht.

Bei allen meinen Zweifeln, die mich beständig plagten, mußte ich immer wieder an das Wort "Halluzination" denken. Doch es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde... - Die Heilige Bernadette hatte doch auch ihre "Gesichte" gehabt, wenn auch auf andere Weise. Niemand wird mir je glauben. Man hat Bernadette zunächst auch keinen Glauben geschenkt, und es gibt heute noch genug Zweifler, obwohl eine Wunderquelle besteht. - Karl May hatte nicht einmal gewagt, seinen Eltern auch nur das Geringste von seinen Phänomenen zu erzählen. Er trug alle Qualen mit sich allein herum, weil er genau wußte, daß man ihn für verrückt halten würde. Nur in seiner Biographie nimmt er ernstlich dazu Stellung. So kann man lesen: "Ich habe niemals den Eindruck gehabt, daß mein Zustand etwas Pathologisches an sich hat."

Nun, so ist es auch bei mir. Ich kann keinen Augenblick behaupten, daß ich meinen Zustand als pathologisch angesehen habe. Mein Mißtrauen richtete sich nur gegen die Unsichtbaren. Doch, daß jene es waren, die über mich herrschten, daran gab es für mich nicht den leisesten Zweifel. Mich störte nur das Wort "GOTT", denn hier konnte ich nicht begreifen, daß der SCHÖPFER es nötig haben sollte, sich in so auffälliger Weise mit mir zu beschäftigen.

Während des schweren Gewitters sollte ich sofort in die Kirche gehen. Es war ungefähr gegen vier Uhr nachmittags. Ich lief im strömenden Platzregen in die katholische Kirche. Und wieder fand eine vorösterliche Messe statt, die allerdings schwach besucht war. Ich stand dem Altar genau gegenüber. Durch die Kirchenfenster der Sankt Marienkirche flackerten die grellen Blitze. Ich betete das Vaterunser. –

Plötzlich fiel mir auf, daß das Vaterunser einen Schönheitsfehler hatte: Es mag sein, daß es an einer Übersetzung liegt: "Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern." –  Ich hatte das Gefühl, daß wir alle verloren sind, wenn GOTT uns nicht mehr vergibt. Ja, tausendmal mehr, als wir vergeben. Ich beeilte mich, diesen Fehler gut zu machen und betete: "Und vergib uns unsere Schuld mehr, als wie wir vergeben."

Meine Handflächen brannten wie Feuer.

Sollte das ein Zeichen des Gekreuzigten sein? -

Ich hatte mich in Gedanken höchstens nur mit GOTT befaßt. An CHRISTUS habe ich kaum gedacht. Wohl kam IKARUS mit dem Gruß: "Gelobt sei JESUS CHRISTUS!" - Doch spielte CHRISTUS in meinem Denken nicht die große Rolle.
 
 
 

Die Macht des Geistes

Am Abend, als ich im Bett lag, kam IKARUS zu mir, hauchte mir einen eigenartigen Schauer über den Rücken und verrenkte meinen Körper so stark, daß ich sofort einen Wadenkrampf in beiden Beinen bekam. Ich war zu Tode erschrocken, welche Macht dieser Geist über meinen Körper hatte. Auch die Bibel berichtet, daß die Propheten zu Boden geworfen wurden. Ich kann es gut verstehen.

IKARUS kam mit einer neuen Botschaft:

"DU MUSST MORGEN UNBEDINGT IN DIE LINDENKIRCHE GEHEN, DENN DORT SIND DIE KONFIRMANDEN ZUM ABENDMAHL VERSAMMELT. DAS AUSSERGEWÖHNLICHE IST, DASS CHRISTUS SELBST IN DIESER KIRCHE SEIN WIRD."


Das war das erste Mal, daß von CHRISTUS in Person die Rede war. Nicht als Gruß, sondern klar gesagt: CHRISTUS wird persönlich, d. h. selbstverständlich als Geist in dieser Kirche sein.

Der folgende Tag war nämlich der Gründonnerstag. An diesem Tage suchte ich den Pfarrer der Kirche auf und erzählte ihm in knappen Worten, was ich erlebt hatte. Es war ein Wunder, daß er mir überhaupt zuhörte. Trotzdem sah ich seine große Ungeduld, und es fehlte nicht viel dazu, um mich hinauszuwerfen. Er machte aus seinen Gedanken auch keinen Hehl, sondern verabschiedete sich mit den Worten: "Es tut mir leid, aber an ihre Geister kann ich beim besten Willen nicht glauben." - Das war sehr "ermutigend" für mich! Der Seelsorger, der von der Unsterblichkeit predigt, glaubt selbst nicht an das Jenseits, noch an das Übergreifen auf unsere Daseinssphäre!

Als ich am Gründonnerstag darüber nachdachte, machte ich eine seltsame Feststellung: Ich beherrschte meine Gedanken nicht mehr in der üblichen Weise. Vielleicht kam nun doch eine Schizophrenie auf, die sich vorerst in den Tiefen meines Bewußtseins festgesetzt hatte? Eigenartigerweise hörte ich in Gedanken immer wieder die Worte: "Gottes Segen bei Kohn." - Es geschah, daß ich zehnmal hintereinander diesen Unsinn hörte, obwohl es eher ein Denken als ein Hören war. Es war richtiger gesagt ein regelrechter Gedankenzwang, den ich keinesfalls unterdrücken konnte. Schließlich gesellten sich noch andere Worte hinzu, die ich infolge ihrer Gemeinheit hier nicht wiedergeben kann.

Jetzt war ich aufs heftigste bestürzt, doch ich wagte niemandem etwas von dieser gefährlichen Erkrankung zu sagen. Immer wieder kämpfte ich gegen diese Besessenheit an, aber es war schier unmöglich, darüber Herr zu werden. Es blieb nichts anderes übrig, als unausgesetzt zu denken, denn jede Gedankenpause brachte neues Unheil über meinen Geist. Dieses Stadium hat Karl May auch sehr gut beschrieben, es deckt sich haargenau mit meinem eigenen.

Da dieses Gedankenphänomen am Gründonnerstag einsetzte, so kam ich nicht umhin, es biblisch zu untersuchen. Nun fiel mir eine gewisse Stelle im Neuen Testament auf: CHRISTUS bat seine Jünger in jener Nacht zu wachen und zu beten, damit sie nicht in Anfechtung fallen sollten. - Hier erkannte ich sogleich einen wertvollen Hinweis, denn es gab für mich auch tatsächlich keine andere Möglichkeit, als unausgesetzt zu wachen und zu beten, da ich sonst fortwährend in eine Anfeindung verfiel. So ähnlich muß es damals den Jüngern ergangen sein, denn die Hölle war auf sie losgelassen.
 
 

Mein Erlebnis in der Lindenkirche

Als ich gegen Abend in die besagte Kirche ging, nahm ich meine Tochter mit, die ein Jahr zuvor konfirmiert worden war, aber noch nicht am Abendmahl teilgenommen hatte.

Auf einmal traute ich meinen eigenen Augen nicht mehr:

Der Altar in seiner ganzen Breite begann in einem überirdischen, magischen Licht von herrlicher Leuchtkraft zu strahlen.

Ich schloß krampfhaft die Augen, um ganz sicher zu sein, daß ich mich nicht täuschte; doch im selben Augenblick, da ich meine Augen wieder öffnete, erstrahlte der Altar nur noch heller, ja, zuweilen reichten diese goldenen Strahlen bis hoch zu den Wänden hinauf, obwohl nur zwei Altarkerzen brannten. Ich mußte an die Worte denken: CHRISTUS wird persönlich in der Kirche sein. Meine Tochter sah indessen dieses Strahlen nicht!

Es war auch auffällig, daß ich an allen Gegenständen eine leichte Strahlenaura erkannte, die bei Personen besonders stark ausgeprägt war. Doch gab es viele Unterschiede hinsichtlich der Leuchtkraft. Ich wollte etwas über diese Erscheinung wissen und schrieb mit dem Zeigefinger unter der Kirchenbank. Die Antwort lautete:

"GIB GUT ACHT, ES WIRD GLEICH ETWAS GESCHEHEN ..."

Nach dieser Ankündigung bat ich meine Tochter, die neben mir stand, sie möge auch darauf achten, denn ich wollte wissen, ob ich mich täuschte oder nicht.

Noch verging eine Weile, dann verlosch das Strahlen am Altar schlagartig.

Der Pfarrer, es war derselbe, dem ich mein Phänomen erzählt hatte, sprach den Segen aus und machte mit der Hand das Heilige Zeichen in die Luft. Doch da! - Was war das? - Genau im gleichen Rhythmus wie der Geistliche das Kreuz zeichnete, knallte es dreimal laut und dumpf in der Kirchenorgel, so, als ob das Holz infolge einer großen Trockenheit zersprungen war.

War das Zufall?

Was ist überhaupt ein Zufall ?

Ich habe gelesen, daß in Südfrankreich das tonnenschwere Kreuz einer Basilika geradegebogen wurde, das von einem Sturm umgebrochen war. Tausende von Menschen sollen dieses Phänomen beobachtet haben, als unsichtbare KRÄFTE diese Last wieder vor aller Augen aufrichteten. Was bedeutete dagegen schon ein dreimaliges Dröhnen in der Orgel?

Ich muß in dieser Niederschrift ehrlich sein, absolut ehrlich, denn es ist weder ein Roman, noch eine Erzählung. Diese Niederschrift ist ein erlebter Tatsachenbericht aus der neuesten Zeit.

Als wir die Kirche verließen, stand der Vollmond hoch am Himmel. Ich habe manchmal erfahren müssen, daß der Vollmond es in okkulter Hinsicht in sich hat. Nicht umsonst spricht man auch von den Vollmondverbrechern, die nichts anderes sind als Besessene.

Noch nie in meinem Leben habe ich einen derartigen Mond gesehen. Dieser Mond war geradezu ein Phänomen für sich. Vielleicht können es mir die Astronomen bestätigen, denn es geschah im Jahre 1952. Was den merkwürdigen Mond betrifft, so war es diesmal kein Gesicht, denn meine Tochter sah ihn genauso gut wie ich. Er war eine wahre Pracht an Farben, strahlte ganz in Goldorange und war von einer riesigen Aura winziger orangefarbener Wölkchen umgeben.

Nachdem ich den Mond genügend bewundert hatte, ging ich mit meiner Tochter nach Hause.
 
 

Beginnendes Hellhören

Ich war völlig verändert.

Irgend etwas Merkwürdiges war in mich gefahren.

Ich konnte nicht mehr selbständig denken wie zuvor ...

Kaum war ich zu Hause angelangt, erlebte ich ein neues, mir bisher völlig unbekanntes Wunder: Meine Gedanken machten sich plötzlich selbständig, ohne daß es mir möglich war, dieses aufdringliche Denken zu verhindern. Diese selbständige Gedankentätigkeit nahm in einer unerklärbaren Weise derartig zu, daß es ein geistiges, aber sehr deutliches HÖREN war. Dieser Zustand, den man das sogenannte Hellhören nennt, war etwa so, als ob ein Tonband im Hirn abläuft, das man nicht mehr abschalten kann. Kein Mensch, der dieses gewaltige Phänomen nicht selbst erlebt hat, kann sich eine Vorstellung von dieser einmaligen Großartigkeit machen.

Wenn jemand akustisch zu mir spricht, dann höre ich ihm zu. Gleichzeitig verarbeite ich aber das Gehörte durch meine eigenen Gedanken. So aber ist es auch mit dem Hellhören: Ich höre meinen überaus lauten Gedanken zu und verarbeite das gedanklich Gehörte gleichzeitig durch meine eigenen Gedanken. So kann ich jede Frage stellen und erhalte darauf eine Antwort, die ich akzeptiere oder ablehne.

Kein lebender Mensch kann sich mein Erstaunen ausdenken, als ich mit großer Stärke angesprochen, ja angerufen wurde.

Noch nie in meinem Leben habe ich je eine solche überwältigende Überzeugung von einer jenseitigen INTELLIGENZ gewonnen. Karl May sprach von gebrüllten Sätzen. In der Tat, es ist die einzig richtige Bezeichnung für derartige Anrufe.

Die folgende Unterhaltung ging etwas ruhiger zu. Nachdem ich mich von meinem ersten Erschrecken etwas erholt hatte, sprach die Stimme zu mir:

"LIEBER HERBERT, FÜRCHTE DICH NICHT. DENNOCH WIRST DU SEHR SELTSAMES ERLEBEN. VERSUCHE BITTE NICHT AUSZUWEICHEN ODER WILLST DU GEGEN GOTTES BESCHLUSS UNGEHORSAM SEIN?"

Der Leser mag nun vielleicht den Kopf schütteln, aber ich muß der WAHRHEIT alle Ehre antun, wenn dieser Bericht überhaupt ein Bericht sein soll.