Für den Leser ausgesucht

- 14 - März 1969 Für den Leser ausgesucht Aus den englischen Vorträgen von Annie Besant: "Betrachten wir einmal die selbstsüchtige Liebe: Hier haben wir nun etwas Höheres, als einen genußsüchtigen Instinkt; denn das Wort Liebe selbst schließt wenigstens etwas Geben an andere ein, sonst wäre es überhaupt keine Liebe. Aber es kann noch eine sehr selbstsüchtige Liebe sein, eine Liebe, welche immer zu nehmen sucht, anstatt zu geben, eine Liebe, die versucht, so viel wie möglich von dem Gegenstand seiner Liebe zu verlangen, anstatt so viel wie möglich ihm zu schenken, eine Liebe, welche gerade, weil sie zu nehmen sucht, die unerfreulichen Eigenschaft der Exklusivität, der Eifersucht, zeigt das Bestreben, andere fernzuhalten. Die Eifersucht hat den Wunsch, den geliebten Gegenstand für sich allein zu haben, gleichsam die Sonne anderen gegenüber abzusperren, sie nur auf sein eigenes Heim scheinen zu lassen, und allen anderen ihre wohltätigen Strahlen zu entziehen. Wie ist nun eine solche selbstsüchtige Liebe zu verwandeln? Nicht durch Verminderung der Liebe, nicht durch Lähmung, indem man sie kälter und härter macht, sondern dadurch, daß man die Liebe ermutigt und sorgfältig versucht, die Elemente auszumerzen, welche sie erniedrigen. Man wache über das niedere Selbst, und wenn es einen kleinen Wall zum Ausschließen zu bauen anfängt, werfe man diesen Wall nieder. Wenn die Selbstsucht versucht, das Geliebte anderen zu entziehen, dann lieber daran gehen, daß andere sich daran mitfreuen können. Die Seele muß erkennen, daß, was schön ist und freudebringend, allen gegeben werden sollte, damit auch sie an dem Glück teilhaben, welches der eine durch den geliebten Gegenstand erfährt; auf diese Weise werden alle größeren Elemente verschwinden." Wer nicht fähig ist, sich mit anderen Menschen mitfreuen zu können, bleibt in einer Isolation; aber diese trennt auch von GOTT.

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