- 38 - April 1971 Für den Leser ausgesucht Ich finde, daß die Ansicht der wiederholten Verkörperung der Seele jedem denkenden und fühlenden Menschen mehr einleuchten muß, als die Annahme, daß der Mensch nur einmal auf der Erde lebt, daß die Seele eines Menschen erst bei der Geburt von GOTT geschaffen wird und, wenn sie beispielsweise in einer Säuferfamilie geboren und aus Elend und Not zum Verbrecher wird, dafür ewig in einer Hölle braten muß! Ich halte es mit LESSING, der in seiner "Erziehung des Menschengeschlechts" fragt: "Warum könnte nicht jeder Mensch mehr als einmal auf der Welt gewesen sein? Sollte ich nicht so oft wiederkommen, als ich neue Erkenntnisse, neue Fähigkeiten zu erlangen geschickt bin? Bringe ich auf einmal so viel weg, daß es der Mühe wiederzukommen etwa nicht lohnt? Was habe ich denn zu versäumen? Ist nicht die ganze Ewigkeit mein?" Millionen Tropfen fallen zur Erde, immer neue Millionen und Milliarden. Unendlich scheint die Zahl. Und doch werden in den nächsten Wochen und Monaten abermals Regentropfen ohne Zahl zur Erde fallen. Sind diese aber neue Regentropfen? Sind es nicht vielmehr immer wieder die alten, die ihren Kreislauf - vom Bach zum Fluß, zum Strom, zum Meer, zur Wolke und wieder zur Erde - abermals und abermals machen? Mit dem Menschen ist es nicht anders: die Zahl der von Anfang bis heute über die Erde geschrittenen Menschen scheint unendlich. In Wirklichkeit ist es aber wie bei den Regentropfen: periodisch kehren dieselben Seelen wieder. Die Zahl, der auf Erden sich verkörpernden Menschenseelen, ist eine relativ begrenzte. Es sind schließlich immer die gleichen Seelen, die ihrem kosmischen Kreislauf folgen. Wissen ist besser als Glauben!
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