Für den Leser ausgesucht

- 42 - August 1971 Für den Leser ausgesucht "Tugend kommt aus dem Herzen und nicht aus dem Verstand. Wenn sich der Verstand einer Tugend bemächtigt, dann geschieht dies aus schlauer Berechnung. Es ist ein Akt der Selbstverteidigung oder ein geschicktes Unterfangen, sich einer bestimmten Umgebung anzupassen. Diese Art von Vervollkommnung ist geradezu eine Verleugnung der Tugend. Wie kann es Tugend geben, wo Angst und Besorgnis herrschen? Angst kommt aus dem Verstand, nicht aus dem Herzen." Tugend stellt sich von selbst ein, wenn sich der Mensch zur Wahrheit erzieht. Wenn man die Wahrheit als etwas Großartiges erkennt, so wird man sie nach und nach lieben lernen. Wenn das erreicht ist, stellt sich auch die Tugend ein, nämlich ein gerechter, wahrheitsliebender Mensch zu sein. Auf dieser Stufe beginnt der Weg, der zu GOTT führt. "Das Begehren nach Erfolg ist ein Streben nach Herrschaft. Herrschen heißt besitzen, Besitz aber führt das Ich in die Absonderung. Diese Selbstabsonderung wünschen sich die meisten Menschen; Name, Beziehungen, Arbeit, Ideen müssen ihnen dazu verhelfen. Absonderung bedeutet Macht, aber Macht schafft Feindschaft und Leid. Die tiefste Ursache der Absonderung des Besitzenden ist nämlich seine Angst, denn Angst macht aller Gemeinschaft mit anderen ein Ende." Wer herrschen will, der will unterdrücken. Wer sich dagegen wehrt, ist ein Feind. Der Besitzende schämt sich nicht, den Armen in jeder Weise auszunutzen. Er macht ihm vor, daß er ihn schätzt und braucht. Diese Lobsagungen sollen den Minderbemittelten in dem Glauben lassen, daß sein Unterdrücker es mit ihm gut meint. Dieses Rezept wird auch in der Politik praktiziert.

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