Für den Leser ausgesucht

- 45 - November 1971 Für den Leser ausgesucht Paul von Rechenberg-Linten: "Nie würden die Religionen und alle verwandten Weltanschauungen und Systeme, sowie Bestrebungen, eine derartige Ausbreitung und Anerkennung in allen Zeiten und bei allen Völkern gefunden haben, wenn diese Lehren und Systeme nicht eine tief in der menschlichen Natur begründete Wahrheit, eben seine tatsächliche Unsterblichkeit, zu Grunde liegen würde. Weil der Mensch diese Wahrheit instinktiv fühlt und erschaut, ganz unabhängig von allen Verstandesüberlegungen und Gegeneinwürfen, deshalb erkennt er die in den Religionen und Kirchenlehren enthaltenen Jenseitslehren an; nicht umgekehrt. Ja, es würden gar keine Jenseitsreligionen und -lehren existieren können, wenn sie ihre Grundlage nicht in dem unmittelbaren Gefühl der Menschen besäßen, nämlich unsterblich zu sein." Schleich sagt: "Vor unserer zeitlich so kurz bemessenen Daseinsperiode liegt ein Ozean des Todes, er bildet ein Riesengrab der Wesen und nach uns rauscht ein ebenso unbegrenzter Ozean, nämlich die Heimat des Todes, und zwischen beiden Unausdenkbarkeiten fließt der kleine dünne Strom des Lebens, das Rinnsal des Hierseins dahin. Um diesen Fadenbach, dieses Sandkorn, kann nicht der ungeheuere Weltapparat und die gewaltige Organisation der Schöpfermacht zu all den Wundertaten von Sternen, Milchstraßen und Sonnen angetreten sein; um dieses bißchen Leben kann sich nicht die Achse des Alls drehen; das wäre ein weltökonomischer Wahnsinn und diese naive Auffassung von uns, als sei unser Leben der Güter höchstes, das einzig Wertvolle und Bedeutsame, ist geradezu unhaltbar und absurd. Milliarden des eisigtoten Materials um ein Bröckelchen eines blinkenden Glassplitterchens?" Große Denker denken eben tiefer.

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