Der Schöpfer - Nachtrag

- 2 - Eine Wahrheit, viele Wege Anschaulicher als versierte, wissenschaftliche Abhandlungen führen oft kleine Geschichten deutlich vor Augen, um was es letztendlich geht. Der bekannte indische Yogi, Philosoph und Schriftsteller Paramahansa Yogananda erzählte einmal folgende Geschichte: Ein Elefantenführer hatte sechs Söhne, die alle blind waren. Eines Tages trug er ihnen auf, seinen Elefanten zu waschen. Als die Brüder mit der Arbeit fertig waren, fingen sie an, darüber zu diskutieren, was für ein Tier ein Elefant sei. "Das ist leicht zu beantworten", sagte einer von ihnen. "Der Elefant, das sind ein Paar große Zähne." - Er hatte die Stoßzähne des Elefanten gewaschen. "Wie kannst du so etwas sagen?" protestierte ein anderer. "Der Elefant ist wie ein dickes Seil." - Er hatte den Rüssel des Elefanten gewaschen. Der dritte Sohn behauptete, daß der Elefant ein paar Fächern ähnelt. - Er hatte die Ohren des Tieres gewaschen. Den vierten Sohn erinnerte der Elefant an vier Säulen. - Er hatte die Beine gewaschen. Der fünfte Sohn hatte die Seiten des Tieres gewaschen; er beschrieb den Elefanten als eine atmende Mauer. Der sechste und letzte Sohn schrie: "Ihr Burschen könnt mich nicht an der Nase herumführen! Ich weiß Bescheid! Meine Erfahrung hat mich gelehrt, daß der Elefant ein kleines Stück Schnur ist, das vom Himmel herunterhängt." - Er hatte den Schwanz des Elefanten gewaschen. So vertrat jeder der Brüder seine Meinung mit zunehmender Beharrlichkeit, und es kam zu einem hitzigen Streit zwischen ihnen. Nach einer Weile kam der Vater hinzu und hörte, wie seine Söhne einander anschrieen. Er hörte dieser immer lauter werdenden Auseinandersetzung eine Weile zu und rief dann lachend: "Meine Söhne, ihr streitet euch um nichts!" "Um nichts?" brüllte einer. "Meine Brüder sind allesamt Lügner, und dazu haben sie auch noch die Frechheit, mich einen Lügner zu nennen!" "Meine lieben Söhne", sagte der Vater versöhnlich, "jeder von euch hat nur einen Teil des Elefanten gewaschen, und nur ich allein habe ihn in seiner Gesamtheit gesehen. Der Elefant ist all das, was jeder von euch sagt, aber er ist auch noch wesentlich mehr, als ihr alle vermutet." - Dann beschrieb er den Elefanten. "Ihr seht also, meine Söhne", sagte er schließlich, "daß ihr alle recht aber gleichzeitig auch alle Unrecht habt! "Ebenso verhält es sich mit GOTT", schloß Yogananda seine Erzählung, "und mit den Wegen, auf denen die verschiedenen Religionen sich ihm nähern. GOTT ist eins, doch die Wege zu IHM sind vielfältig."

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