Spiritualismus kontra Spiritismus - Nachtrag

- 47 - Oktober 1968 Ein Gespräch mit dem Zirkelleiter Frage : Haben Sie als Zirkelleiter dieser Forschungsgemeinschaft eine Vorstellung, warum der Spiritualismus in der Öffentlichkeit so wenig bekannt ist? Antwort : Der Spiritualismus streift die christliche Religion, er ist deshalb eine theologische Angelegenheit. Da die großen Kirchen schon seit eh und je um den Alleinanspruch in diesen Belangen kämpfen, sehen sie den Spiritualismus als einen für sie gefährlichen Außenseiter an, der gewinnen könnte. Damit wären die Aussichten auf einen Alleinanspruch verloren. Einwand : Die Öffentlichkeit ist nicht nur auf die Meinung der großen Kirchen angewiesen. Antwort : Die großen Kirchen haben zur Verteidigung ihrer Ansichten ganz andere Mittel zur Verfügung als sie der Spiritualismus zur Verfügung hat. Der Spiritualismus kämpft um Anerkennung mit eigenen Mitteln bzw. er ist auf eigene Finanzierung angewiesen. Kein Staat noch eine Institution hilft ihm dabei. Die Meinung der Öffentlichkeit wird durch die Macht der großen Kirchen beeinflußt. Ein Beispiel: Nehmen wir an, ein Priester würde bei einer Beerdigung die Wahrheit predigen. Er würde z. B. sagen, daß der Verstorbene nicht tot ist, sondern lebendig unter uns weilt. Die am Grabe Versammelten würden sich die Frage stellen, ob der Priester noch alle seine Sinne beisammen hat. Man würde ihm keinen Glauben schenken und annehmen, daß der Priester Phantasien und Lügen verbreitet. Kaum ein Anwesender würde auf den Gedanken kommen, daß der Priester endlich einmal die Wahrheit spricht. So stark ist die traditionelle Meinung der Kirchen in der Öffentlichkeit vertreten. Die meisten Menschen haben keine Gelegenheit und besitzen keine Kenntnisse, sich von der objektiven Wahrheit auf diesem Gebiet zu überzeugen. Für einen Spiritualisten ist es weniger schwer. Für einen Außenstehenden ist diese Wahrheit außerordentlich schwer zu begreifen. Die Kirchenmeinung ist so stark vertreten, daß man jeden Versuch, in dieser Richtung zu forschen, für reine Zeitverschwendung hält. Somit hat der Spiritualismus, der ja die Wahrheit bedeutet, es unendlich schwer, vorwärts zu kommen. Frage : Sehen sie eine Möglichkeit, wie man die Öffentlichkeit interessieren kann? Antwort : Ja. Die Tageszeitungen müßten mehr Courage zeigen und aufklärend mitwirken. Doch die Tageszeitungen fürchten sich vor der Intervention der Kirchen, deren Macht sie respektieren. Aus diesem Grunde werden alle Phänomene, die den Zeitungen bekannt werden, unterschlagen oder verunglimpft. Die Öffentlichkeit respektiert die Meinung der Presse. Daher ist es fast unmöglich, daß sich die Wahrheit durchsetzt, wenn nicht das Geistige Reich so stark mitwirkt, daß die Wissenschaft gezwungen wird, sich dafür mit allem Ernst zu interessieren. Frage : Sie erwähnten die finanziellen Schwierigkeiten. Wie kann man Ihrer Meinung nach diese Frage lösen? Antwort : In den 16 Jahren unserer emsigen und schwierigen Tätigkeit auf diesem Gebiet haben wir festgestellt, daß man jeden spirituellen Kontakt nicht höher honoriert als einen Kinobesuch. Daß das Medium aber eine Höchstleistung vollbringt, wird als selbstverständliche Pflicht angesehen. Hier fehlt die objektive Einsicht.

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