Das Buch der Geister

- 150 - Anmerkung: Die Grenzen dieser vier Stufen scheinen ineinanderzufließen. Der träge Stoff des Mineralreiches besitzt nur eine träge Kraft. Die Pflanzen aus trägem Stoff sind mit Lebenskraft begabt, die Tiere aus trägem Stoff mit Lebenskraft begabt, besitzen ein instinktartige, beschränkte Intelligenz, verbunden mit Daseinsbewußtsein. Der Mensch, der alles besitzt, was in Pflanzen und Tieren liegt, beherrscht alle anderen Klassen durch unbeschränkte Intelligenz, die ihm Bewußtsein seiner Zukunft, Erkenntnis außerstofflicher Dinge und Gottes gewährt. Frage: (645) Haben die Pflanzen ein Bewußtsein ihres Daseins? Antwort: Nein, sie denken nicht. Sie besitzen nur ein organischesLeben. Frage: (646) Haben Pflanzen Empfindung? Leiden sie, wenn man sie pflückt oder verstümmelt? Antwort: Die Pflanzen empfangen physische Eindrücke, die auf den Stoff wirken, aber sie haben keine Wahrnehmung. Folglich haben sie auch keine Empfindung von Schmerz. Frage: (647) Ist die Gewalt, die die Pflanzen zueinander hinzieht, unabhängig von ihrem Willen? Antwort: Ja, da sie ja nicht denken können. Es ist eine mechanische Kraft des Stoffes, die auf den Stoff wirkt. Sie könnten derselben nicht widerstehen. Frage: (648) Gewisse Pflanzen, wie die Sinnpflanze und die Fliegenfalle, haben Bewegungen, die große Empfindlichkeit verraten, in gewissen Fällen auch eine Art von Willen wie die letz- tere fleischfressende. Können diese Pflanzen denken, haben sie einen Willen, bilden sie eine Zwischenklasse zwischen Pflanzen- und Tierreich? Sind sie ein Übergang von einem Reich zum anderen? Antwort: Alles in der Natur ist Übergang, schon dadurch, daß nichts sich gleicht und doch alles sich erhält. Die Pflanzen denken nicht und folglich haben sie keinen Willen. Auch die sich öffnende Auster und alle Tierpflanzen denken nicht. Sie werden von einem natürlichen und blinden Instinkt beherrscht. Anmerkung: Beispiele von Bewegung ohne Willensbeteiligung gibt der Körper in seinen Verdauungs- und Kreislauf-Verrichtungen. Frage: (649) Liegt nicht in den Pflanzen wie in den Tieren ein Erhaltungsinstinkt, der sie antreibt, Nützliches aufzusuchen und Schädliches zu meiden? Antwort: Es ist dies allerdings eine Art Instinkt, aber er ist rein mechanischer Natur. Wenn sich in der Chemie zwei Körper verbinden, so geschieht dies, weil sie sich entsprechen, weil eine Verwandtschaft zwischen beiden vorhanden ist. Und doch nennt ihr das nicht Instinkt. Frage: (650) Sind auf den höheren Welten die Pflanzen wie die anderen Wesen vollkommenerer Natur? Antwort: Alles ist vollkommener, aber die Pflanzen sind stets Pflanzen, genau wie die Tiere stets Tiere und die Menschen Menschen bleiben. Frage: (651) Wenn wir Menschen und Tiere unter dem Gesichtspunkte der Intelligenz verglei- chen, ist die Scheidelinie schwer zu ziehen, denn gewisse Tiere haben eine augenschein- liche Überlegenheit gegenüber gewissen Menschen. Kann diese Grenzlinie nicht ganz scharf gezogen werden? Antwort: Hierüber sind eure Philosophen kaum einer Meinung. Nach dem einen soll der Mensch ein Tier, nach dem anderen das Tier ein Mensch sein. Beide Richtungen haben Unrecht. Der Mensch ist ein für sich bestehendes Wesen, das sich zwar oft tief erniedrigt, sich aber auch hoch erheben kann. Leiblich ist der Mensch wie die Tiere ausgestattet, oft noch weniger reich. Die Natur gab den Tieren alles, was der Mensch zur Stillung seiner Bedürfnisse erst

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