Das Buch der Geister

- 150 - Frage: (798) Ist die Fleischnahrung beim Menschen gegen das Naturgesetz? Antwort: Bei eurer leiblichen Beschaffenheit nährt Fleisch das Fleisch, sonst verkümmert der Mensch. Das Gesetz der Erhaltung macht es dem Menschen zur Pflicht, seine Gesundheit und Kräfte zu erhalten. Er soll sich so nähren, wie es seine Leibesbeschaffenheit erfordert. Frage: (799) Ist Enthaltung von tierischer oder anderer Nahrung verdienstvoll als Sühnung? Antwort: Ja, wenn man sich zu Gunsten anderer enthält. Gott kann aber keine Kasteiung billigen, wenn sie nicht eine ernstgemeinte und gemeinnützige ist. Frage: (800) Was ist von Verstümmelungen des Leibes von Menschen und Tieren zu halten? Antwort: Wozu solche Frage? Was unnütz ist, kann Gott nicht gefallen, und was schädlich ist, mißfällt ihm immer. Gott freut sich nur über die Gefühle, die die Seele zu Ihm erheben. Frage: (801) Wenn uns die Leiden dieser Welt durch unsere Art des Ertragens erheben, wird man dann auch durch solche erhoben, die man sich selbst auferlegt? Antwort: Die einzigen uns wirklich erhebenden Leiden sind die natürlichen, weil sie von Gott kom- men. Freiwillig übernommene dienen zu nichts, wenn sie kein Gutes für andere stiften. Fanatiker, die ihr Leben durch Grausamkeit und Strenge abkürzen, sollten lieber Arme kleiden, Weinende trösten und für Schwache arbeiten. Dann wird ihr Leben und seine Entbehrungen Gott wohlgefallen. Frage: (802) Wenn man sich keine freiwilligen Leiden auferlegen soll, darf man sich dann vor Leiden bewahren, die man voraussieht? Antwort: Der Trieb der Selbsterhaltung wurde allen Wesen eingepflanzt, sich vor Gefahren und Leiden zu schützen. Geißelt euren Geist, nicht euren Leib, tötet Hochmut und Eigennutz, der euch am Herzen nagt, und ihr werdet zu eurem Vorwärtskommen mehr ausrichten als durch Grausamkeiten, die nicht mehr in diese Zeit passen. Das Gesetz der Zerstörung Frage: (803) Ist die Zerstörung ein Naturgesetz? Antwort: Alles muß zugrunde gehen, damit es sich wieder neu aufbaue und neu schaffe. Was ihr Zerstörung nennt, ist nur eine Umwandlung, die die Erneuerung und Verwandlung der Lebewesen zum Zweck hat. Frage: (804) So wäre also der Zerstörungstrieb den lebenden Wesen von der Vorsehung einge- pflanzt worden? Antwort: Gottes Geschöpfe sind die Werkzeuge, deren Er sich zu Seinen Zwecken bedient. Um sich zu ernähren, zerstören sich die Lebewesen untereinander zu einem doppelten Zweck: Das Gleichgewicht in der Fortpflanzung, die sonst ihr Maß überschritte herzustellen, und andererseits die Trümmer der äußerlichen Hülle nutzbar zu machen. Es wird aber stets nur die Hülle zerstört, die nur Zubehör ist, nicht aber der wesentliche Teil des Lebewesens, das intelligente Prinzip. Dies ist unzerstörbar durch alle Umwandlungen hindurch. Frage: (805) Wenn die Zerstörung zur Wiedergeburt der Wesen notwendig ist, warum sind sie dann von der Natur mit den Mitteln sich zu schützen und zu erhalten ausgestattet worden? Antwort: Damit die Vernichtung nicht vorzeitig eintrete. Jede zu frühzeitige Zerstörung hindert das intelligente Prinzip an seiner Entwicklung. Darum legte Gott in jedes Wesen den Lebens- und den Fortpflanzungstrieb.

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