Das Buch der Geister

- 150 - Frage: (806) Da uns der Tod in ein besseres Leben führen soll und uns von den Übeln des jetzigen befreit, warum hat der Mensch ein instinktives Grauen und Furcht vor demselben? Antwort: Die geheime Stimme, die ihn den Tod meiden läßt, sagt ihm, daß er zu seinem Fortschritt noch etwas Gutes verrichten könne. Droht ihm eine Gefahr, so ist dies eine Warnung, den Aufschub, den ihm Gott zugesteht, sich zunutze zu machen. Frage: (807) Warum setzte die Natur neben die Mittel zur Erhaltung gleichzeitig die zerstörenden Kräfte? Antwort: Die Arznei neben das Übel. Es geschieht zur Erhaltung des Gleichgewichtes und als Gegengewicht. Frage: (808) Ist die Notwendigkeit der Zerstörung auf allen Welten dieselbe? Antwort: Sie steht im Verhältnis zum mehr oder weniger stofflichen Zustand der Welten. Sie hört auf bei einem höheren und reineren leiblichen und moralischen Zustand. Auf den fortge- schritteneren Welten als die eurige sind die Daseinsbedingungen ganz andere. Frage: (809) Wird die Notwendigkeit der Zerstörung bei den Menschen auf unserer Erde immer existieren? Antwort: Sie vermindert sich beim Menschen in dem Maße, als der Geist Herr über den Stoff wird, und richtet sich nach der intellektuellen und moralischen Entwicklung. Frage: (810) Besitzt der Mensch in seinem jetzigen Zustand ein unbeschränktes Recht der Zerstörung gegenüber den Tieren? Antwort: Dieses Recht knüpft sich an die Notwendigkeit, für Nahrung und Sicherheit sorgen zu müssen. Mißbrauch war niemals ein Recht. Frage: (811) Was soll man von einer die Grenzen des Bedürfnisses und der Sicherheit überschrei- tenden Zerstörung halten? Antwort: Vorherrschaft der Vertiertheit über die geistige Natur. Jede Zerstörung, die die Grenzen des Bedürfnisses überschreitet, ist eine Verletzung des Gesetzes Gottes. Tiere zerstören nur um ihrer Bedürfnisse willen, der Mensch aber mit seinem freien Willen vernichtet ohne jede Not. Er wird einst Rechenschaft zu geben haben. Frage: (812) Erwerben sich die Völker, die ihre Bedenken hinsichtlich der Zerstörung von Tieren bis zum Übermaß ausdehnen, besonderes Verdienst? Antwort: Es ist das Übermaß eines an sich lobenswerten Gefühls, das so ausartet, dessen Verdienst aber durch manche andere Mißbräuche wieder aufgewogen wird. Es ist mehr abergläubi- sche Furcht als wahre Güte. Frage: (813) In welcher Absicht schlägt Gott die Menschheit mit verwüstenden Landplagen? Antwort: Um sie schneller fortschreiten zu lassen. Sagten wir nicht, daß die Zerstörung notwendig sei zur moralischen Wiedergeburt der Geister? Sie erlangen in jedem neuen Dasein einen neuen Grad der Vollendung. Das Ende muß man sehen, um die Resultate zu würdigen. Diese Umwälzungen sind oft notwendig, um schneller - oft in wenigen Jahren, wo es sonst Jahrhunderte gebraucht hätte - eine bessere Ordnung der Dinge herbeizuführen. Frage: (814) Konnte denn Gott nicht andere Mittel als jene zerstörenden Landplagen anwenden, um die Menschheit zum Fortschritt zu führen? Antwort: Ja, und Er verwendet sie auch alle Tage, indem Er einem jeden die Mittel verlieh, sich zu vervollkommnen. Der Mensch aber benutzt sie nicht.

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