Das Buch der Geister

- 150 - Antwort: Das Glück des Egoisten. Es gibt auch Leute, die im Rausch ihre Befriedigung finden, billigst du das? Ein Leben, in dem man niemanden nützlich ist, kann Gott nicht wohlgefäl- lig sein. Frage: (851) Was ist von den Menschen zu halten, die in Abgeschlossenheit leben, um die verderbliche Berührung mit der Welt zu vermeiden? Antwort: Es ist doppelter Egoismus. Frage: (852) Wenn diese Zurückgezogenheit aber einer Sühne dient, indem man sich damit eine mühsame Entbehrung auferlegt, ist sie dann nicht verdienstlich? Antwort: Mehr Gutes tun als man Böses getan hat, ist die beste Sühne. Wer ein Übel vermeidet, ver- fällt in ein anderes, weil er das Gesetz der Liebe und Barmherzigkeit vergißt. Frage: (853) Was ist von denen zu halten, die der Welt fliehen, um sich der Pflege der Unglück- lichen zu widmen? Antwort: Sie erhöhen sich, indem sie sich erniedrigen. Sie haben das doppelte Verdienst, sich über die sinnlichen Genüsse zu erheben und Gutes zu tun, indem sie das Gesetz der Arbeit erfül- len. Frage: (854) Was ist von dem Gelübde des Stillschweigens zu halten? Antwort: Stillschweigen ist von Nutzen. In demselben sammelst du dich, dein Geist wird freier, er vermag dann mit uns in Verbindung zu treten. Ein Gelübde des Schweiges aber ist eine Albernheit. Ohne Zweifel sehen die, die darin eine tugendhafte Handlung erblicken, einen guten Zweck. Aber sie sind im Irrtum, weil sie die wahren Gesetze Gottes nicht hinrei- chend kennen. Frage: (855) Warum erkennen sich bei den Tieren Eltern und Junge nicht mehr wieder, wenn die Jungen keiner Pflege mehr bedürfen? Antwort: Die Tiere leben nur ein stoffliches, kein moralisches Leben. Die Zärtlichkeit der Mutter für die Jungen hat den Trieb zur Erhaltung der Wesen als Prinzip, und wenn diese Wesen sich selbst genügen, ist ihre Aufgabe erfüllt. Die Natur verlangt nichts weiter von ihr. Frage: (856) Kann man daraus den Schluß ziehen, daß beim Menschen die Bande der Familie nur das Ergebnis gesellschaftlicher Sitten sind? Antwort: Der Mensch hat eine andere Bestimmung als die Tiere, warum ihn immer den Tieren zugesellen? Bei ihm herrscht außer den leiblichen Bedürfnissen noch die Notwendigkeit des Fortschritts. Dazu sind die gesellschaftlichen Bande nötig, wie die Familienbande. Und darum sind sie ein Natutgesetz. Frage: (857) Was wäre die Folge einer Lösung der Familienbande für die Gesellschaft? Antwort: Eine Verschlimmerung des Egoismus. Das Gesetz des Fortschritts Frage: (858) Sind der Naturzustand und das Naturgesetz dasselbe? Antwort: Nein, der Naturzustand ist der Urzustand. Die Zivilisation verträgt sich nicht mit dem Naturzustand, während das Naturgesetz zum Fortschritt der Menschheit beiträgt. Frage: (859) Da der Mensch im Naturzustande weniger Bedürfnisse und nicht alle die Trübsale hat, die er sich im fortgeschrittenen Zustande schafft, was soll man da von der Ansicht jener halten, die diesen Zustand als den der vollendeten Glückseligkeit auf Erden betrach- ten? Antwort: Es ist das Glück des Tieres. Es gibt Menschen, die kein anderes fassen können. Das nennt

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