Das Buch der Geister

- 150 - seinen Fähigkeiten gemacht hat. Er kann im Leibe eines Blöden wiedergeboren werden, wie der Tyrann im Leibe eines Sklaven und der schlechte Reiche in dem eines Bettlers. Der Geist leidet unter diesem Zwange, dessen er sich völlig bewußt ist: Dies ist die Wirkung des Stoffes. Frage: (942) Entschuldigt Trunkenheit die tadelnswerten Handlungen? Antwort: Nein, denn der Trunkenbold beraubt sich freiwillig seiner Vernunft, um seinen rohen Leidenschaften fröhnen zu können. Frage: (943) Welche Fähigkeit herrscht beim Menschen im wilden Zustande vor, der Instinkt oder der freie Wille? Antwort: Der Instinkt, was ihn aber nicht hindert, bei gewissen Dingen in völliger Freiheit zu handeln. Frage: (944) Ist nicht zuweilen die gesellschaftliche Stellung ein Hindernis für die volle Freiheit des Handelns? Antwort: Die Welt hat ohne Zweifel ihre Ansprüche. Gott trägt allem Rechnung, euch aber läßt er die Verantwortlichkeit für die geringe Anstrengung zur Überwindung der Hindernisse. Frage: (945) Gibt es in den Ereignissen des Lebens ein Verhängnis im Sinne des Wortes? Sind alle Ereignisse im voraus bestimmt, und wo bleibt in diesem Falle der freie Wille? Antwort: Das Verhängnis besteht nur in dem vom Geiste bei seiner Inkarnation gefaßten Entschlus- se, sich einer bestimmten Prüfung zu unterziehen. Indem er sie wählt, schafft er sich ein Schicksal, es ist die unmittelbare Folge der Stellung, in der er sich eben befindet. Gute Geister können ihm helfen, böse ihn wankend machen, jedoch der Wille des inkarnierten Geistes bleibt frei von jeder Behinderung. Frage: (946) Es gibt Menschen, die ein Verhängnis zu verfolgen scheint, was sie auch tun mögen. Liegt das in ihrem Schicksal? Antwort: Es sind vielleicht Prüfungen, denen sie sich unterziehen sollen und die sie sich selbst gewählt haben. Oft setzt ihr dem Schicksal das auf die Rechnung, was Folge eures eigenen Fehlers ist. Frage: (947) Manche Personen entgehen einer tödlichen Gefahr nur, um wieder in eine andere zu geraten, als sollten sie dem Tod nicht entrinnen können. Bedeutet das nicht ein Verhäng- nis? Antwort: Vom Verhängnis bestimmt ist im wahren Sinne des Wortes nur der Augenblick des Todes. Ist dieser Moment gekommen, ganz gleich, durch was herbeigeführt, so könnt ihr ihm euch nicht entziehen. Frage: (948) Es mag also die uns bedrohende Gefahr noch so groß sein, wir sterben nicht, wenn unsere Stunde noch nicht da ist? Antwort: Nein, du kommst nicht um, und davon hast du Tausende von Beispielen. Ist aber die Stunde gekommen, wo du von hinnen gehen sollst, wird dich nichts davor bewahren. Gott weiß voraus, welchen Tod du erleiden wirst, und oft weiß es auch dein Geist, denn das wird ihm geoffenbart, wenn er seine Wahl für die Inkarnation trifft. Frage: (949) Folgt aus der Unfehlbarkeit der Todesstunde, daß die Maßregeln zu seiner Vermei- dung unnötig sind? Antwort: Nein, denn diese Maßregeln werden euch eingegeben, damit ihr den euch bedrohenden Tod vermeidet. Sie sind eines der Mittel zu seiner Verhütung.

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