Das Buch der Geister

- 172 - Frage: (1105) Gibt es Geister, die gleichgültig gegen ihr Schicksal sind? Antwort: Es gibt solche, die sich mit nichts Nützlichem beschäftigen. Sie befinden sich im Zustande der Erwartung. Aber in ihrem Falle leiden sie auch im Verhältnis. Frage: (1106) Wünschen sie nicht ihre Leiden abzukürzen? Antwort: Ohne Zweifel wünschen sie dies, aber sie besitzen nicht die Energie, das zu wollen, was ihnen Erleichterung bringen würde. Frage: (1107) Wie kommt es, daß es Geister gibt, die ihre Lage und die Zeit ihrer Niedrigkeit verlängern, indem sie auch als Geister Böses tun und die Menschen vom guten Wege abbringen? Antwort: Diejenigen, deren Reue nur eine zögernde ist, tun dies. Bereuende Geister können sich von noch weiter zurückgebliebenen Geistern von neuem wieder auf den Weg des Bösen locken lassen. Frage: (1108) Man sieht niedrige Geister, die guten Gefühlen zugängig sind und gerührt von den Gebeten für sie. Wie kommt es nun, daß andere, höher entwickelte Geister eine Verhärtung und einen Zynismus zeigen, deren nichts Herr zu werden vermag? Antwort: Das Gebet hat nur für den Geist Wirksamkeit, der Reue entwickelt. Wer, vom Hochmut getrieben, sich gegen Gott auflehnt und in seinen Verwirrungen beharrt, dem hilft das Gebet nicht bis zum Tage seiner Reue. Frage: (1109) Vollzieht sich die Sühne im leiblichen oder geistigen Zustande? Antwort: Sie vollzieht sich im leiblichen Dasein durch die Prüfungen, die der Geist bestehen muß, und im geistigen Leben durch die moralischen Leiden, die mit dem niedrigen Stande des Geistes verknüpft sind. Frage: (1110) Reicht die aufrichtige Reue während des Lebens zur Tilgung der Sünden und Erlangung der Gnade Gottes aus? Antwort: Reue fördert die Besserung des Geistes, doch das Vergangene muß gesühnt werden. Frage: (1111) Können wir schon in diesem Leben für unsere Sünden Verzeihung erlangen? Antwort: Ja, wenn ihr sie wiedergutmacht. Erwartet aber keine Verzeihung von einigen kindischen Entbehrungen oder von Geschenken und Stiftungen nach eurem Tode, wenn ihr selbst nichts mehr benötigt. Einer unfruchtbaren Reue trägt Gott gar keine Rechnung. Das Böse wird nur durch das Gute wieder gutgemacht, und auch dies hat gar kein Verdienst, wenn es den Menschen weder in seinem Hochmut noch in seinen materiellen Interessen berührt. Frage: (1112) Ist es denn gar kein Verdienst, wenn jemand seinen Besitz zu nützlicher Verwen- dung nach seinem Tode stiftet? Antwort: Gar kein Verdienst gerade nicht, es ist immer besser als nichts. Meist ist jedoch der, welch- er erst nach seinem Tode gibt, mehr selbstsüchtig als edelmütig: Er will die Ehre einer guten Tat haben, aber ohne deren Mühen. Wer sich aber zu Lebzeiten Entbehrungen auferlegt, hat doppelten Gewinn: das Verdienst des Opfers und die Freude, das Glück zu erleben, das er bewirkte. Frage: (1113) Wie steht es um den, der in der Sterbestunde seine Sünden bekennt, aber keine Zeit mehr hat, sie wiedergutzumachen? Genügt in diesem Falle die Reue allein? Antwort: Reue beschleunigt seine Besserung, spricht aber niemals frei. Hat er nicht eine unver- schlossene Zukunft vor sich?

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