Das Buch der Geister

- 174 - Tilgung der Züchtigungen und Leiden durch die Wiedereinverleibungen, dann bestätigt und heiligt ihr, indem ihr Vernunft und Gefühl vereinigt, die göttliche Einheit. Anmerkung: Durch den Reiz von Belohnungen will man den Menschen zum Guten ermun- tern, durch Furcht vor Strafe ihn vom Bösen abhalten. Wenn aber die Strafen in einer Weise dargestellt werden, daß die Vernunft nicht an sie glauben kann, so haben sie keine Wirkung auf ihn. Im Gegenteil, er wird beides verwerfen, Form und Inhalt. Führe man ihm dagegen die Zukunft in einer vernünftigen Weise vor Augen, dann wird er nichts zu ver- werfen haben. Und diese Erklärung bietet ihm der Spiritismus. Frage: (1121) Ist der Glaubenssatz von der Auferstehung des Fleisches die religiöse Bestätigung der von den Geistern gelehrten Reinkarnation? Antwort: Was sollte es anders sein? Es ist mit diesen Worten wie mit so vielen anderen, die in den Augen gewisser Leute nur deshalb vernunftwidrig erscheinen, weil man sie buchstäblich nimmt, und dann führen sie zum Unglauben. Die Lehre von der Vielheit der Existenzen entspricht der Gerechtigkeit Gottes. Sie allein erklärt, was ohne sie unerklärlich bleibt. Wie sollte daher ihr Prinzip nicht in der Religion liegen? Frage: (1122) Also lehrt die Kirche selbst mit dem Glaubenssatz von der Auferstehung des Fleisches die Reinkarnation? Antwort: Offenbar. Diese Lehre ist übrigens die Folgerung aus manchen Dingen, die einst unbemerkt hingingen, aber jetzt in diesem Sinne aufgefaßt werden. Die Zeit ist nahe, wo man anerkennen wird, daß der Spiritismus auf Schritt und Tritt aus dem Wortlaut der heiligen Schriften selbst hervorgeht. Die Geister kommen also nicht, die Religion umzustürzen, sie kommen vielmehr, sie zu bestätigen und durch unumstößliche Beweise wieder aufzu- richten. Frage: (1123) Ist für die Leiden und Freuden der Geister nach Maßgabe ihrer Verdienste ein bestimmt umgrenzter Ort im Weltall vorgesehen? Antwort: Leiden und Freuden liegen unmittelbar im Grade der Vollkommenheit der Geister. Jeder schöpft aus sich selbst das Wesentliche seines Glückes und Unglücks, und da die Geister überall sind, so ist weder dem einen noch dem anderen von ihnen irgendein bestimmter umgrenzter Ort angewiesen. Was die inkarnierten Geister anbelangt, so sind sie mehr oder weniger glücklich, je nachdem die von ihnen bewohnte Welt mehr oder weniger fort- geschritten ist. Frage: (1124) Demnach würden also Hölle und Paradies nicht so sein, wie sie sich der Mensch vorstellt? Antwort: Das sind nur Bilder, denn glückliche und unglückliche Geister gibt es überall. Indessen vereinigen sich, wie wir schon sagten, die Geister desselben Ranges aus Sympathie, sie können sich aber, wenn sie vollkommen sind, vereinigen wo sie wollen. Frage: (1125) Was soll man unter dem "Fegefeuer" verstehen? Antwort: Leibliche und moralische Schmerzen. Es ist die Zeit der Sühne. Fast immer macht ihr euer Fegefeuer auf Erden durch, wo Gott euch eure Fehltritte sühnen läßt. Frage: (1126) Wie kommt es, daß Geister, welche durch ihre Sprache ihre hohe Stufe beweisen, ganz ernsthaften Personen über Hölle und Fegefeuer Antworten gaben, die sich den gewöhnlichen Vorstellungen von diesen Orten anschlossen? Antwort: Sie reden die Sprache der Personen, von denen sie befragt werden. Sind diese Leute zu sehr von gewissen Vorstellungen eingenommen, so wollen sie bei denselben nicht Anstoß erregen, um sie nicht in ihren Überzeugungen zu verletzen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3