Das Buch der Geister

- 35 - Antwort: Gäbe es Dämonen, so wären sie das Werk Gottes. Wäre Gott gütig und gerecht, wenn er für ewig dem Bösen geweihte Wesen geschaffen hätte? Gibt es Dämonen, so wohnen sie in einer niederen und anderen ähnlichen Welt. Heuchler sind es, die aus einem gerechten Gott einen bösen Gott machen und ihm durch die Greuel, die sie in Seinem Namen begehen, gefallen wollen. Anmerkung: Das Wort "Dämon" schließt die Vorstellung eines bösen Geistes nur im modernen Sprachgebrauche ein. Das griechische Wort, aus dem es entstand, meint damit Genius oder Intelligenz und wurde unterschiedslos für gute und böse Wesen gebraucht. Was nun den Satan betrifft, so ist er ganz offenbar eine allegorische Personifikation des Bösen. Es läßt sich unmöglich ein böses Wesen annehmen, das ebenbürtig mit der Gottheit ringt und das nichts anderes zu tun hat, als ihren Plänen entgegenzuwirken. Der Mensch braucht Figuren und Bilder, um seine Einbildungskraft zu beschäftigen. Darum stellte er unkörperliche Wesen in stofflicher Gestalt dar, mit Eigenschaften, die ihre Vorzüge oder Fehler bedeuten sollen. Einverleibung oder Inkarnation der Geister Frage: (118) Was ist der Zweck der Inkarnation der Geister? Antwort: Gott will die Geister dadurch zur Vollendung führen. Für die einen ist sie Sendung, für die anderen wieder Sühne. Um aber zur Vollendung zu gelangen, müssen sie alle Wechselfälle der leiblichen Existenz durchmachen. Hierin liegt die Sühne. Durch die Inkarnation soll der Geist auch befähigt werden, für seinen Teil am Schöpfungswerke beizutragen. Zu diesem Zweck nimmt er auf jeder Welt eine zum Stoff derselben stimmende Ausrüstung an, um dort die Befehle Gottes auszuführen. So schreitet er selbst fort, während er zum allgemei- nen Fortschritt beiträgt. Frage: (119) Bedürfen jene Geister, die von Anbeginn den Weg des Guten beschritten, auch der Inkarnation? Antwort: Alle werden einfach und unwissend geschaffen. In Kämpfen und Trübsalen des leiblichen Lebens bilden sie sich heran. Der gerechte Gott konnte nicht die einen ohne Mühe, Arbeit und eigenen Verdienst glücklich werden lassen. Durch die Leiden körperlichen Lebens gelangen sie schneller zum Ziel. Manchmal sind auch die Leiden des Lebens Folgen der Unvollkommenheit des Geistes. Je weniger er deren hat, desto weniger Qualen hat er. Frage: (120) Was ist die Seele? Was war sie vor ihrer Vereinigung mit dem Leibe? Sind Seele und Geist identisch, also ein und dasselbe? Antwort: Die Seele ist ein inkarnierter Geist, und sie war es vor ihrer Verbindung mit dem Leibe. Die Seelen sind nur Geister. Bevor sich eine Seele mit dem Leibe vereinigt, ist sie eines der intelligenten Wesen, die die unsichtbare Welt bevölkern und zeitweise zu ihrer Reinigung und Erleuchtung eine fleischliche Hülle annehmen. Frage: (121) Gibt es im Menschen noch etwas anderes als Seele und Leib? Antwort: Das Band, was Seele und Leib verbindet. Frage: (122) Und was ist die Natur dieses Bandes? Antwort: Es ist halbstofflich, ein Mittelding zwischen Geist und Körper, und so ist es notwendig, damit beide miteinander verkehren können. Durch dieses Band wirkt der Geist auf den Stoff und umgekehrt. Der Mensch besteht also aus drei Teilen: 1.) Dem Leibe, einem den Tieren analogen stofflichen Wesen, beseelt von demselben Lebensprinzip; 2.) Der Seele, also dem inkarnierten Geist, dessen Wohnung nun der Leib ist, und

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