Das Buch der Geister

- 46 - Anmerkung: Die Geister inkarnieren sich als Männer oder Frauen, weil sie kein Geschlecht haben. Da sie in jeder Hinsicht fortschreiten sollen, bietet ihnen jedes Geschlecht und jede Stellung besondere Prüfungen und Pflichten und die Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln. Wer stets ein Mann wäre, wüßte nur, was die Männer wissen. Frage: (205) Überliefern die Eltern ihren Kindern einen Teil ihrer Seele, oder geben sie ihnen nur das tierische Leben, dem dann später eine neue Seele das moralische Leben hinzufügt? Antwort: Nur das tierische Leben, denn die Seele ist unteilbar. Ein stumpfsinniger Vater kann geistvolle Kinder haben und umgekehrt. Frage: (206) Da wir mehrere Existenzen hatten, geht die Verwandtschaft weiter als nur auf unser jetziges Dasein zurück? Antwort: Das kann nicht anders sein. Die Reihenfolge der leiblichen Existenzen knüpft zwischen den Geistern Bande, die zu einem früheren Dasein zurückleiten. Daher die Sympathien zwischen euch und gewissen Geistern, die euch fremd scheinen. Frage: (207) In den Augen mancher Leute scheint die Lehre der Reinkarnation die Familienbande zu zerstören, weil sie diese auf jenseits der gegenwärtigen Existenz zurückleitet. Antwort: Sie dehnt sie zwar aus, aber sie zerreißt sie nicht. Da die Verwandtschaft auf frühere Neigungen gegründet ist, sind die eine Familie einigenden Bande weniger lose. Sie erhöht die Pflichten der Brüderlichkeit, da in euren Nachbarn oder Dienern vielleicht ein Geist leben kann, der euch einst durch Bande des Blutes nahegestanden hat. Frage: (208) Sie vermindert aber doch das Gewicht, welches manche Menschen auf ihre Abstam- mung legen. Antwort: Was die Mehrzahl an ihren Vorfahren ehrt, sind Titel, Rang oder Reichtümer. Solche Leute würden erröten, einen braven Schuster zum Vorfahren gehabt zu haben, während sie sich rühmen, von einem ausschweifenden Edelmanne abzustammen. Frage: (209) Folgt daraus, daß keine Abstammung zwischen den Geistern der Abkömmlinge derselben Familie stattfindet und der Vorfahrenkult etwas Lächerliches ist? Antwort: Gewiß nicht. Man soll sich glücklich schätzen, einer Familie anzugehören, in der sich hohe Geister inkarnierten. Obwohl ein Geist nicht vom anderen abstammt, lieben sie doch nicht weniger die, die ihnen durch Familienbande angehören, denn diese Geister wurden oft zu dieser oder jener Familie durch frühere Bande oder durch Sympathie hingezogen. Frage: (210) Eltern übertragen ihren Kindern oft eine physische Ähnlichkeit. Übertragen sie auf dieselben auch eine moralische? Antwort: Nein, denn sie haben verschiedene Seelen oder Geister. Der Leib stammt vom Leibe, nicht aber der Geist vom Geiste. Unter Rassenabkömmlingen gibt es nur Blutsverwandtschaft. Frage: (211) Woher stammen die moralischen Ähnlichkeiten, die zuweilen zwischen Eltern und Kindern vorkommen? Antwort: Es sind sympathische Geister, die durch die Ähnlichkeit ihrer Neigungen angezogen werden. Frage: (212) Ist der Geist der Eltern ohne Einfluß auf den des Kindes nach dessen Geburt? Antwort: Nein, im Gegenteil! Die Geister sollen gegenseitig zu ihrem Fortschritte beitragen. Der Geist der Eltern hat den der Kinder durch Erziehung zu entwickeln, es ist dies seine Aufgabe. Erfüllt er sie nicht, macht er sich schuldig.

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