Das Buch der Geister

- 150 - von denen euch nichts auf Erden eine Vorstellung zu geben vermag? Sie verhalten sich zueinander wie der Gesang eines Wilden zu einer lieblichen Melodie. Doch können niedere Geister Freude an eurer Musik empfinden, weil es ihnen noch nicht gegeben ist, eine erhabenere zu verstehen. Musik hat für die Geister einen unendlichen Reiz, wegen der hohen Entwicklung ihres Empfindens. Himmlische Musik ist das Schönste und Lieblichste, was geistige Einbildungskraft sich vorstellen kann. Frage: (264) Sind Geister auch für Naturschönheiten empfänglich? Antwort: Die Naturschönheiten der Weltkörper sind so verschiedenartig, daß man sie längst nicht alle kennt. Ja, die Geister sind je nach ihrer Entwicklung dafür empfänglich. Für die höhe- ren gibt es Gesamtschönheiten, vor denen sich die Einzelheiten sozusagen verwischen. Frage: (265) Empfinden die Geister unsere physischen Bedürfnisse und Leiden? Antwort: Sie kennen sie, weil sie dieselben einst selbst empfanden, fühlen sie aber nicht so wie ihr in stofflicher Weise. Frage: (266) Fühlen die Geister Ermüdung und das Bedürfnis nach Ruhe? Antwort: Da sie keine Organe besitzen, deren Kräfte erneuert werden müssen, können sie Ermüdung in eurem Sinne nicht empfinden, also haben sie auch kein Bedürfnis nach eurer körper- lichen Ruhe. Doch der Geist ruht sich in dem Sinne aus, daß er nicht in fortwährender Tätigkeit ist. Sein Tun ist nicht stofflicher Art, sondern rein intellektuell und moralisch. Es gibt Augenblicke, wo sein Denken nicht mehr tätig ist und sich auch auf keinen bestimm- ten Gegenstand richtet. Es ist dies eine wirkliche Ruhe, nicht zu vergleichen mit der des Leibes. Ermüdungsmöglichkeit der Geister steht im Verhältnis zu ihrer Stufe. Je höher sie stehen, desto weniger bedürfen sie der Ruhe. Frage: (267) Wenn ein Geist sagt, er leide, was für eine Art von Leiden empfindet er dann? Antwort: Moralische Angst, die ihn ärger quält als leibliche Schmerzen. Frage: (268) Wie konnten sich dann Geister über Kälte oder Hitze beklagen? Antwort: Es sind Erinnerungen an das, was sie im Leibesleben empfanden. Sie sind oft gerade so schmerzlich, als die Wirklichkeit. Oft ist es nur ein Vergleich, durch den sie ihr Lage ausdrücken wollen. Wenn sie sich ihres Leibes erinnern, ist es, als hätten sie einen Mantel abgelegt, den sie dennoch zu tragen vermeinen. Theoretischer Versuch über die Empfindungen der Geister Der Leib ist das Werkzeug des Schmerzes. Die Seele nimmt diesen Schmerz wahr, und diese Wahrnehmung ist dann die Wirkung. Die Erinnerung daran kann sehr qualvoll sein, übt aber keine physische Wirkung aus. Weder Kälte noch Hitze können die Gewebe der Seele zerstören, sie kann weder erfrieren noch verbrennen. Jeder weiß, daß Amputierte in dem abgenommenen Gliede noch Schmerz empfinden. Das Gehirn hat diesen Eindruck aufbewahrt, das ist die Ursache. Man darf daher annehmen, daß es sich mit den Leiden des Geistes nach dem Tode ähnlich verhält. Ein tieferes Studi- um des Perisprits, der eine so wichtige Rolle bei allen spiritistischen Vorkommnissen spielt, die lufti- gen oder für die Hände fühlbaren Erscheinungen, der Zustand des Geistes im Augenblick des Todes, die so häufig auftretende Vorstellung desselben, daß er noch lebe, das erschütternde Bild der Selbstmörder, Hingerichteten, und der einst in sinnlichen Genüssen lebenden Menschen: sie haben endlich ein Licht auf diese Fragen geworfen und Erklärungen herbeigeführt, wovon wir hier einen Überblick geben. Der Perisprit ist das Band, das den Geist mit dem Stoffe des Leibes verbindet, er ist aus dem umgebenden und dem allgemeinen Fluidum geschöpft. Er enthält sowohl Elektrizität als auch Mag- netismus, bis zu einem gewissen Grade auch trägen Stoff. Man könnte sagen, er sei die Quintessenz

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