Das Buch der Geister

- 150 - Frage: (318) Ergänzen sich zwei sympathische Geister gegenseitig, oder ist diese Sympathie das Resultat einer vollkommenen Wesenseinheit? Antwort: Die Sympathie, die einen Geist zum anderen zieht, ist die Folge völliger Übereinstimmung ihrer Neigungen. Müßte einer den anderen "ergänzen", so würde er seine Individualität verlieren. Frage: (319) Besteht die notwendige Wesenseinheit nur in der Ähnlichkeit der Gedanken und Gefühle, oder auch noch in der Gleichmäßigkeit der erworbenen Kenntnisse? Antwort: In der Gleichheit des Erhöhungsgrades. Frage: (320) Können Geister, die sich jetzt nicht sympathisch sind, es später werden? Antwort: Ja, alle werden es einmal sein. So wird ein Geist, der sich jetzt noch auf einer tieferen Stufe befindet, in die Sphäre eines anderen gelangen, wenn er sich vervollkommnet. Verharrte der höhere Geist, weil er seine Prüfung nicht bestand, in seinem Zustande, so werden sie sich desto eher begegnen. Ist ein Geist träge, kann es zum Ende der Sympathie kommen. Anmerkung: Die Theorie von den "ewigen Hälften", neuerdings bekannt als "Zwil- lingsseelen", ist ein Bild von der Vereinigung zweier sympathischer Geister und ein in der Volkssprache gebrauchter Ausdruck, den man nicht buchstäblich nehmen darf. Geister, die sich seiner bedienten, gehören gewiß nicht zu den höchsten Ordnungen. Notwendigerweise war auch ihr Ideenkreis beschränkt und sie gebrauchten Ausdrücke des früheren leiblichen Lebens. Die Vorstellung, daß zwei füreinander geschaffene Geister vom Schicksal be- stimmt wurden, sich einst in der Ewigkeit zu finden und zu vereinigen, nachdem sie kürzere oder längere Zeit voneinander getrennt waren, ist somit zu verwerfen. Frage: (321) Erinnert sich der Geist seines leiblichen Daseins? Antwort: Ja, nachdem er mehrere Male als Mensch gelebt hat, erinnert er sich dessen, was er gewesen ist. Dabei muß er manchmal aus lauter Mitleid über sich selber lachen. Frage: (322) Stellt sich diese Erinnerung dem Geiste nach dem Tode in vollständiger und unge- ahnter Weise dar? Antwort: Nein, sie kommt ihm nach und nach wie etwas, das aus einem Nebel hervortritt, und auch dies nur in dem Maße, wie er seine Aufmerksamkeit darauf richtet. Frage: (323) Erinnert sich der Geist im einzelnen an alle seineErlebnisse? Antwort: Er erinnert sich der Dinge nach Maßgabe der Folgen, die sie nun für seinen Zustand haben. Begreife, daß es Lebensumstände gab, die wirklich nicht wichtig waren und an die er sich auch nicht erinnern möchte. Wenn er will, kann er sich auch der geringfügigsten Einzel- heiten und selbst sogar seiner Gedanken erinnern. Frage: (324) Ahnt er den Zweck des irdischen Lebens in bezug auf sein künftiges Leben? Antwort: Gewiß erschaut und erkennt er es besser als einst, erkennt das Bedürfnis seiner Reinigung, um zum Unendlichen zu gelangen, und weiß auch, daß er mit jeder Daseinsform einige Unreinigkeit ablegt. Frage: (325) Wie stellt sich dem Geiste sein vergangenes Leben in der Erinnerung dar? Geschieht es durch Einschaltung seiner Einbildungskraft oder steht es ungesucht gleich einem Gemäl- de vor seinen Augen? Antwort: Beides ist der Fall. Alle Geschehnisse, für die er sich interessiert, sind ihm Gegenwart, die anderen verschwimmen mehr oder weniger in vagen Gedanken oder bleiben vergessen. Je mehr er entstofflicht ist, desto weniger interessieren ihn die stofflichen Dinge. Du rufst oft einen wandernden Geist an, der soeben erst die Erde verlassen hat und der sich nicht mehr

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