Das Buch der Geister

- 150 - Antwort: Mehrere können es verlangen. Gott bestimmt dann den, der sich am besten für die Sendung des Kindes eignet. Aber wie gesagt, der in Frage kommende Geist wird vor dem Augen- blick bezeichnet, in welchem er sich mit dem Leibe verbinden soll. Frage: (362) Wird der Augenblick der Inkarnation von einer ähnlichen Verwirrung begleitet, wie das Verlassen des Leibes? Antwort: Von einer viel größeren und namentlich längeren. Beim Tode tritt der Geist aus der Knechtschaft aus, bei der Geburt tritt er ein. Frage: (363) Ist für den Geist der Augenblick der Inkarnation ein feierlicher? Vollzieht er diesen Akt als bedeutenden und wichtigen Akt? Antwort: Er gleicht einem Reisenden, der sich zu einer gefährlichen Überfahrt einschifft und nicht weiß, ob er in den Wellen den Tod finden wird, denen er trotzt. Anmerkung: Der Geist kennt die Art der Prüfungen, denen er sich aussetzt, aber er weiß nicht, ob er unterliegen wird. Reinkarnation ist ihm eine Art von Tod, vielmehr von Ver- bannung und Einkerkerung. Das Herannahen der Inkarnation ist ein Todeskampf des Geistes. Frage: (364) Ist die Ungewißheit über den Ausfall seiner Prüfungen im Leben für den Geist vor der Inkarnation ein Grund zur Angst? Antwort: Ja, einer sehr großen Angst, weil die bevorstehenden Prüfungen ihn vorwärts oder rück- wärts bringen werden, je nachdem er sie gut oder schlecht besteht. Frage: (365) Wird der Geist im Augenblick seiner Reinkarnation von anderen befreundeten Geistern begleitet, die seinem Auszug aus der Geisterwelt beiwohnen, wie sie ihn auch bei seiner Rückkehr empfangen haben? Antwort: Das hängt von der Sphäre ab, die der Geist bewohnt. Kommt er aus Sphären, wo die Liebe herrscht, so begleiten ihn die befreundeten Geister bis zum letzten Augenblick, folgen ihm sogar oft in das Leben. Frage: (366) Sind die Geisterfreunde, die uns ins Leben folgen, zuweilen diejenigen, die wir im Traum sehen, die uns ihre Liebe bekunden und sich uns unter unbekannten Zügen darstel- len? Antwort: Sehr oft sind es diese Geister. Sie besuchen euch, wie ihr einen Gefangenen im Kerker besucht. Frage: (367) Zu welchem Zeitpunkt vereinigt sich die Seele mit dem Leibe? Antwort: Die Vereinigung beginnt mit der Empfängnis, vollständig wird sie aber erst durch die Geburt. Vom Augenblick der Empfängnis an ist der zum Wohnen in jenem Leibe bestim- mte Geist mit demselben durch ein fluidisches Band verbunden. Bis zum Augenblick der Geburt zieht es sich immer fester und fester zusammen. Des Kindes Schreien verkündigt dann, daß es ins Leben eingetreten ist und Gottes Diener wurde. Frage: (368) Bleibt die Einigung zwischen Leib und Geist vom Zeitpunkte der Empfängnis an endgültig? Könnte der Geist nicht in dieser ersten Periode noch auf den ihm zugewiesenen Leib verzichten? Antwort: Die Vereinigung ist endgültig in dem Sinne, daß kein anderer Geist den für diesen Leib bestimmten ersetzen könnte. Da die ihn haltenden Bande aber sehr schwach sind, brechen sie leicht und können so vom Geiste, der vor der gewählten Prüfung zurückschreckt, gesprengt werden. Dann lebt aber das Kind nicht.

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