Das Buch der Geister

- 150 - Frage: (369) Was aber wird aus dem Geiste, wenn der von ihm gewählte Leib stirbt, bevor er geboren wird? Antwort: Er wählt einen anderen. Unvollkommenheiten des Stoffes sind häufig Ursache solchen Todes. Frage: (370) Welchen Nutzen kann der Geist von einem Leib haben, der wenige Tage nach seiner Inkarnation bereits stirbt? Antwort: Der Tod hat in diesem Falle keine Bedeutung und ist nur eine Prüfung für die Eltern. Frage: (371) Weiß der Geist im voraus, daß der von ihm gewählte Leib keine Aussicht hat, am Leben zu bleiben? Antwort: Zuweilen weiß er es. Wählt er ihn aber gerade darum, so bebt er eben vor der Prüfung zurück. Frage: (372) Erweist sich die Inkarnation eines Geistes als verfehlt, wird jene dann sofort durch eine andere Daseinsform ersetzt? Antwort: Nicht immer sofort. Der Geist muß Zeit haben, erneut zu wählen, wenn nicht etwa die sofortige Reinkarnation vorher beschlossen war. Frage: (373) Bereut der Geist, nachdem er einmal unverbrüchlich mit dem Leibe des Kindes ver- einigt ist, zuweilen seine Wahl? Antwort: Wenn du damit meinst, ob er sich als Mensch über sein Leben beklagt und es anders wün- schte, ja. Oder ob er die getroffene Wahl bereut? Dann nein! Er weiß nicht, ob er die Wahl getroffen hat, und der einmal inkarnierte Geist kann eine Wahl, von der er kein Bewußtsein hat, nicht bereuen. Hingegen kann er seine Bürde zu schwer finden, und wenn er meint, daß sie wirklich über seine Kräfte gehe, dann schreitet er zum Selbstmord. Frage: (374) Erfreut sich der Geist in der Zwischenzeit von Empfängnis und Geburt aller seiner Fähigkeiten? Antwort: Je nach der fortschreitenden Zeit mehr oder weniger, denn er ist noch nicht inkarniert, sondern nur an seinen werdenden Leib gefesselt. Vom Augenblicke der Empfängnis an beginnt beim Geiste die Verwirrung. Dadurch wird ihm angezeigt, daß der Zeitpunkt für seine neue Existenz gekommen ist. Diese Verwirrung steigert sich ständig, bis zur Geburt. In diesem Zeitraum ist sein Zustand etwa der eines inkarnierten Geistes während des leibli- chen Schlafes. Je mehr der Zeitpunkt der Geburt sich nähert, desto mehr verschwinden ihm seine Vorstellungen und das Gedächtnis seiner Vergangenheit, von der er, einmal ins Menschenleben getreten, kein Bewußtsein mehr hat. Jene Erinnerung kehrt ihm aber später im Geistzustande allmählich wieder. Frage: (375) Erlangt der Geist im Augenblick der Geburt unmittelbar seine gesamten Fähigkeiten zurück? Antwort: Nein, sie entwickeln sich Schritt für Schritt mit den Organen. Er ist jetzt in einer neuen Daseinsform und muß erst lernen, sich seiner Werkzeuge zu bedienen. Frage: (376) Kann man, da die Vereinigung von Körper und Geist erst nach der Geburt eine voll- ständige und endgültige ist, den Fötus als mit einer Seele begabt betrachten? Antwort: Der Geist, der ihn beseelen soll, existiert gewissermaßen noch außer ihm, er hat also eigentlich noch keine Seele, da die Inkarnation sich erst vorbereitet. Immerhin aber ist der Geist an die Inkarnation gebunden, die er bestehen soll.

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