Das Buch der Geister

- 150 - Frage: (412) Leidet der inkarnierte Geist während der Kindheit unter dem Drucke der Unvoll- kommenheit seiner Organe? Antwort: Nein, dieser Zustand ist eine Notwendigkeit. Er liegt in der Natur und im Plane der Vorse- hung: Es ist eine Zeit der Ruhe für den Geist. Frage: (413) Was für einen Nutzen hat es für den Geist, den Zustand der Kindheit durchzu- machen? Antwort: Der sich zu seiner Vervollkommnung inkarnierende Geist ist während jener Zeit für Eindrücke, die seinem Fortschritt förderlich sind, offener und zugänglicher. Frage: (414) Warum sind die ersten Rufe des Kindes Schmerzensrufe? Antwort: Um das Interesse der Mutter und ihrer Fürsorge auf sich zu lenken. Würde es Freuden- schreie ausstoßen, wo es noch nicht sprechen kann, würde man sich weniger um seine Bedürfnisse kümmern. Frage: (415) Woher kommt die Veränderung in einem gewissen Alter, besonders beim Ausgang der Jugend? Ist es der Geist, der sich ändert? Antwort: Es ist der Geist, der wieder seine Natur annimmt und sich als das zeigt, was er einst gewesen ist. Ihr kennt das Geheimnis nicht, das die Kinder in ihrer Unschuld verbergen. Ihr wißt weder was sie sind, noch was sie waren, noch was sie sein werden. Kinder sind die Wesen, die Gott in ein neues Dasein sendet. Damit sie Ihm nicht Strenge vorwerfen können, schenkt Er ihnen allen den Schein der Unschuld. Selbst bei einem Kinde von bösem Naturell bedeckt man seine Übeltaten mit der Unbewußtheit jener Unschuld. Das ist aber kein wirklicher Vorzug gegenüber dem, was sie früher waren. Sie ist das Bild dessen, was sie sein sollten. Sind sie es nicht, fällt die Strafe auf sie allein zurück. Aber Gott hat ihnen diesen Schein auch wegen der Eltern verliehen, deren Liebe bedeutend geschwächt wäre durch den Anblick eines unfreundlichen und mürrischen Charakters, während sie in dem Glauben, daß ihre Kinder gut und sanft seien, ihnen ihre ganze Liebe zuwenden. Sobald aber die Kinder dieses Schutzes und jener Hilfe nicht mehr bedürfen, kommt ihr wirklicher und persönlicher Charakter in seiner ganzen Nacktheit wieder zum Vorschein. Er bleibt gut, wenn er ursprünglich gut war, schillert aber doch in Schattie- rungen, von denen man in der Kindheit nichts bemerkt hatte. Gottes Wege sind immer die besten. Bedenkt, daß der Geist der Kinder, die bei euch geboren werden, vielleicht aus einer Welt kommt, wo er ganz andere Gewohnheiten hatte, die den euren vielleicht entgegengesetzt sind. Wie sollte er sich in eure Lebensgewohn- heiten anders hineinfinden als mit dem Leib eines Kindes? Hier strömen alle Gedanken, Charaktere, die verschiedenartigsten Wesen zusammen, die in jenen unzähligen Welten erzeugt werden, die euch umgeben. Auch ihr selbst befindet euch nach eurem Tode in einer Art von Kindheit mitten unter neuen Brüdern, und in eurem neuen jenseitigen Dasein kennt ihr zu-nächst weder Gewohnheiten noch Sitten und Verhältnisse jener für euch neuen Welt. Mit Mühe werdet ihr eine Sprache gebrauchen, die ihr zu reden nicht gewöhnt seid und die lebendiger ist als heute noch euer Denken. So ist die Kindheit nicht nur nützlich, notwendig und unvermeidlich, sondern auch eine natürliche Folge der von Gott gegebenen Weltge- setze. Frage: (416) Können zwei Wesen, die sich kannten und liebten, sich in einem anderen leiblichen Dasein wiederfinden und wiedererkennen? Antwort: Sich wiedererkennen nicht, aber eines sich vom anderen angezogen fühlen wohl. Oft haben innige Verbindungen, gegründet auf aufrichtige Zuneigung, keine andere Ursache. Zwei Wesen nähern sich einander durch scheinbar zufällige Umstände, die aber in Wahrheit die Folge der Anziehung der beiden Geister sind, die sich mitten durch die Menge hindurch suchten.

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