Das Buch der Medien

- 116 - kein absolutes Hindernis gibt, ausgenommen jene, auf die wir noch zurückkommen werden. Hindernisse, die der Kundgebung eines Geistes entgegenstehen können, sind fast immer persönlicher Art und hängen von bestimmten Umständen ab. Manifestationen eines Geistes können durch ihm eigentümliche oder fremde Ursachen behindert sein. Zu den ersteren gehören seine Beschäftigungen oder bestimmte Missionen, die er zu erfüllen hat und von denen er sich nicht einfach abwenden kann, um unseren Wünschen nachzukommen. In diesem Falle ist sein Besuch nur aufgeschoben. Auch seine eigene Lage kann Hindernis sein. Obwohl der Zustand der Einverleibung für den Geist kein absolutes Hindernis ist, kann er in gewissen Momenten zum Hindernis werden, besonders in den niederen Welten, wenn der Geist selbst noch nicht von der Materie befreit ist. In den höheren Welten, wo die Bande des Geistes und der Materie sehr schwach sind, ist die Manifestation fast ebenso leicht wie im nicht einverleibten Zustande. Die dem angerufenen Geist fremden Ursachen der Behinderung am Erscheinen hängen meist von der Natur des Mediums ab, von der Person, die ihn ruft, von der Zusammensetzung des Zirkels, der anruft, und endlich vom Zweck, dem die Sitzung dienen soll. Manche Medien erhalten besonders Mitteilungen von ihren Familiengeistern, die mehr oder weniger erhaben sein können. Andere wieder sind geeignet, allen Geistern als Vermittler zu dienen. Das hängt von der Sympathie oder Antipathie, der Anziehung oder Abstoßung ab, die der Geist des Mediums persönlich auf den fremden Geist ausübt. Ferner hängt das Gelingen, abgesehen von den inneren Eigenschaften des Mediums, auch von der Entwicklung seiner medialen Fähigkeiten ab. Die Geister kommen lieber und erklären sich eher bei einem Medium, das ihnen keine materiellen Hindernisse entgegenstellt. Bei sonst gleichen Umständen gilt hinsichtlich der moralischen Bedingungen der Grundsatz: • Je größer die Fähigkeit eines Mediums zum Schreiben oder zum anderweitigen Umgang mit dem Jenseits ist, desto allgemeiner werden seine Beziehungen zu der geistigen Welt. Schließlich muß man noch der Leichtigkeit Rechnung tragen, die eine Gewohnheit, mit diesem oder jenem Geiste zu verkehren, gewähren muß. Mit der Zeit identifiziert sich der fremde Geist mit jenem des Mediums wie auch dem des Anrufers. Abgesehen von der Sympathie stellen sich zwischen ihnen fluidische Beziehungen ein, die die Mitteilungen begünstigen. Daher ist die erste Unterredung nicht immer so befriedigend, wie man sich das wünscht, und darum fordern die Geister oft selbst, wieder gerufen zu werden. • Ein Geist, der immer kommt, fühlt sich schließlich wie zu Hause, er ist mit seinen Zuhörern und Dolmetschern befreundet und spricht und handelt viel freier. Aus dem Gesagten geht also hervor, daß die Fähigkeit, einen Geist zu rufen, für den Geist nicht die Verpflichtung in sich schließt, uns auf Befehl zu Diensten zu stehen, daß er manchmal kommen kann und ein anderes Mal nicht, daß er durch ein Medium und Anrufer, die ihm passend sind, Verkehr ausüben kann, aber nicht mit anderen, unpassenden. Ferner, daß er sagen kann, was er will, ohne den Zwang, zu sagen, was er nicht will, endlich daß er aus Ursachen, die von seinem Willen abhängen können oder auch nicht, plötzlich mit dem Kommen ganz aufhören kann, selbst wenn er sich einige Zeit sehr eifrig gezeigt hat. Aus allen diesen Gründen ist es bei Anrufung eines neuen Geistes nötig, seinen Schutzgeist zu befragen, ob diese Anrufung nützlich ist. Falls es nicht der Fall sein sollte, gibt er sehr häufig auch die Gründe an, und dann wäre es unnütz, darauf zu bestehen. Hier schaltet sich eine wichtige Frage ein, nämlich die, ob es mit Gefahr verbunden ist oder nicht, wenn man böse Geister ruft. Das hängt ganz von dem Zweck ab, den man sich vorgenommen hat, und von der Gewalt, die man über sie hat. Die Gefahr verschwindet, wenn man sie zu einem ernsthaften, belehrenden Zweck ruft und die Absicht hat, sie zu bessern. Im Gegenteil dazu ist die Gefahr sehr groß, wenn man sie nur aus Neugierde und zur Unterhaltung ruft oder wenn man sich unter ihre Abhängigkeit begibt, indem man sie um irgendeinen Dienst bittet. Die guten Geister können ihnen in diesem Falle sehr wohl die Macht erteilen, das Gewünschte zu tun und den Verwegenen später zu bestrafen, weil sie ihnen mehr Macht zumuteten als Gott. Man kann diese Geister nicht wie einen Diener abschieben, wenn sie ihren Dienst geleistet haben. So gering er auch gewesen sein mochte, es ist immer ein mit dem bösen Geiste geschlossener Pakt, der seine Folgen trägt. Man kann auf die niederen Geister nur durch moralische Überlegenheit eine Herrschaft ausüben. Die geringsten Geister erkennen ihre Meister in den guten Menschen. Gegen denjenigen, der

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