Das Buch der Medien

- 135 - Frage: Wir begreifen, daß wenig fortgeschrittene Geister diese Frage nicht erfassen können, aber wie kommt es, daß sie dann andererseits, obwohl sie von bekannter intellektueller und moralischer Niedrigkeit sind, aus freien Stücken von ihren verschiedenen Existenzen und ihrem Wunsche reden, sich wieder zu verkörpern, um ihre Vergangenheit zu sühnen? Antwort: In der Geisterwelt gehen Sachen vor sich, die ihr schwer begreifen könnt. Habt ihr nicht unter euch auch Leute, die in gewisser Hinsicht sehr unwissend, in anderer Beziehung aber recht aufgeklärt sind? Leute, die mehr Urteilskraft als Unterricht, und wieder andere, die mehr Scharfsinn als Urteilskraft besitzen? Man muß hier noch der Klugheit Rechnung tragen, die viele Geister gewöhnlich bei Bekanntgabe von Wahrheiten anwenden. Ein zu lebhaftes und zu plötzliches Licht blendet immer, aber es erleuchtet nicht. Sie können es in gewissen Fällen für nützlich finden, je nach den Umständen nur stufenweise Licht zu verbreiten. Moses hat nicht alles gelehrt, was Christus lehrte, und Christus selbst hat vieles gesagt, dessen Verständnis erst künftigen Generationen vorbehalten sein wird. Ihr sprecht von der Wiedereinverleibung und wundert euch, daß diese Lehre in einigen Gegenden nicht gelehrt wurde. Doch bedenket, daß man zum Beispiel in einem Lande, wo das Vorurteil der Hautfarbe im höchsten Grade herrscht, wo es Sklaverei gibt, den Spiritismus schon allein deswegen würde verworfen haben, weil er die Reinkarnation propagiert hätte. Der Gedanke, daß ein Sklave von heute der Herr von morgen und umgekehrt sein könnte, wäre als etwas geradezu Ungeheuerliches erscheinen. Frage: Haben Irrlehren, die von gewissen Geistern gelehrt werden können, nicht die Wirkung, den Fortschritt der wahren Wissenschaft zu verzögern? Antwort: Diese Irrtümer sind eine Folge der Niedrigkeit dieser eurer Welt. Wenn die Menschen vollkommen wären, würden sie nur Wahres erfahren. Die Irrtümer sind wie falsche Edelsteine, die nur ein geübtes Auge unterscheiden kann. Ihr bedürft also einer Unterweisung, um das Wahre vom Falschen zu unterscheiden. Die falschen Lehren haben den Nutzen, euch darin zu üben, die Wahrheit vom Irrtum zu unterscheiden. Frage: Werden nicht alle, die den Irrtum annehmen, in ihrem Fortschritte aufgehalten? Antwort: Wenn sie den Irrtum annehmen, so geschieht es darum, weil sie nicht genug fortgeschritten sind, um die Wahrheit zu erkennen. Frage: Bevor die Einigkeit hergestellt wird, glaubt ein jeder, die Wahrheit für sich zu besitzen. Truggeister werden diesen Glauben nähren. Auf was soll ein unparteiischer Mensch sein Urteil stützen? Antwort: Das reinste Licht ist durch keine Wolke verdunkelt. Ein Diamant ohne Makel besitzt den größten Wert. Beurteilt die Geister daher nach der Reinheit ihres Unterrichtes. Die Einigkeit wird sich auf jener Seite herstellen, wo das Gute niemals mit dem Bösen vermengt wird. Merkt euch, daß die Grundsätze überall die gleichen sind, und daß sie euch in einem gemeinsamen Gedanken vereinigen müssen, nämlich die Liebe zu Gott und die Ausübung des Guten. Mag daher der Fortschritt, den man den Geistern zuschreibt, sonstwie beschaffen sein, das Ziel ist dasselbe, und die Mittel, es zu erreichen, sind die gleichen, nämlich das Gute zu tun. Anmerkung: Die Widersprüche, die sich uns in den spiritistischen Botschaften dartun, können aus folgenden Ursachen herrühren: Aus der Unwissenheit mancher Geister; aus dem Aberglauben der niederen Geister; aus dem Willen des Geistes selbst, der seine Rede den Zeit- und Ortsverhältnissen und denen der anwesenden Personen anpassen muß; aus der Unzulänglichkeit der menschlichen Sprache, die es dem Geiste oft nicht gestattet, seinen Gedanken vollständig auszudrücken, und endlich aus der Auslegung, die der Mensch einem Worte oder einer Erklärung geben kann. Ist es schon unangenehm, getäuscht zu werden, so ist es noch unangenehmer, mystifiziert, d. h. in diesem Sinne betrogen zu werden. Das ist eine von jenen Unannehmlichkeiten, vor denen man sich leicht bewahren kann. Die Mittel, um die Ränke der Truggeister unschädlich zu machen, fließen aus allen vorhergegangenen Lehren.

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