Das Buch der Medien

- 137 - Scharlatanerie und Taschenspielerei — Interessierte Medien –– Betrügereien im Spiritismus Weil alles auf der Erde Gegenstand des Eigennutzes werden kann, darf es nicht verwundern, daß man sich auch die Geister zu Nutzen machen wollte. Man wußte nur nicht so recht, wie man dies anfangen sollte. Würde es gelingen, hätten wir mehr falsche Medien als falsche Somnambule. • Uneigennützigkeit ist die sprechende Antwort, die unsere Medien allen den geben können, die in den spiritistischen Tatsachen nur geschickte Manöver erblicken wollen, denn uneigennützige Scharlatanerie gibt es nicht. Wenn der Gewinn, den ein Medium durch seine mediale Eigenschaft bezieht, ein Gegenstand des Verdachtes werden kann, so liegt hierin noch kein Beweis, daß dieser Verdacht auch begründet ist. Ein solches Medium kann wirklich mediale Eigenschaften besitzen, kann auch völlig guten Glaubens handeln, auch wenn es sich bezahlen läßt. Hat man es verstanden, was wir bisher von den notwendigen Bedingungen gesagt haben, um den guten Geistern als Medium zu dienen, und erwägt dazu noch die vielen Ursachen, die sie wieder von uns entfernen können, betrachtet man dazu die von ihrem Willen unabhängigen Umstände, die oft ein Hindernis für ihr Kommen bilden und endlich noch alle die moralischen Bedingungen, die einen Einfluß auf die Natur der Mitteilungen haben können, wie wollte man da voraussetzen, daß ein Geist, wenn er auch noch so wenig erhaben wäre, zu jeder Tagesstunde dem Unternehmer von Vorstellungen zur Verfügung stehen könnte, um die Neugierde eines jeden, der da kommt, zu befriedigen? Da aber die leichtfertigen Geister wenig gewissenhaft sind und nur Gelegenheit zur Unterhaltung auf unsere Kosten suchen, kann man den Schluß ziehen, daß man zwar nicht durch ein falsches Medium mystifiziert wurde, wohl aber durch leichtsinnige Geister. Diese Betrachtungen allein geben den Maßstab dafür ab, wieviel Vertrauen man Mitteilungen dieser Art entgegenbringen kann. Interessierte Medien sind nicht allein jene, die eine bestimmte Zahlung für ihre Leistungen begehren. Der Eigennutz zeigt sich nicht immer durch die Hoffnung auf einen materiellen Gewinn, sondern auch durch die ehrgeizigen Aussichten jeder Art, auf die man persönliche Hoffnungen setzt. Es gibt andere Verkehrtheiten, die Spottgeister sehr gern zu ergreifen wissen. Medien für physische Manifestationen gehören nicht in diese Kategorie. Ihre Wirkungen werden gewöhnlich durch niedere, weniger gewissenlose Geister hervorgebracht. Wir sagen nicht, daß diese Geister deshalb etwa böse Geister wären. Man kann ein Lastträger, aber dennoch ein Ehrenmann sein! Ein Medium dieser Art, das seine Fähigkeiten in Anwendung bringen wollte, könnte daher Geister haben, die ihm ohne Widerstand beistehen würden. Das Medium für physische Manifestationen hat seine Fähigkeit ebensowenig wie jenes für intellektuelle Kundgebungen zum bloßen Vergnügen erhalten. Bedingung bleibt immer, daß es einen guten Gebrauch davon macht, und wenn das Medium die Gabe mißbraucht, kann ihm die Kraft entzogen werden oder sich zu seinem Nachteile kehren. Niedere Geister haben ein Wohlgefallen daran, zu betrügen. Aber sie lieben es nicht, selbst betrogen zu werden. Obgleich sie sich gern zu Scherz und Sachen herbeilassen, die die Neugierde reizen, lieben sie es ebensowenig wie andere Geister, ausgehorcht zu werden oder als Statisten für eine Einnahme zu dienen. Sie beweisen es jeden Augenblick, daß sie ihren Willen haben, und sie handeln, wann und wie es ihnen gutdünkt. Daraus folgt, daß das Medium für physische Effekte in Bezug auf die Regelmäßigkeit der Manifestationen noch weniger sicher ist als das schreibende Medium. Die Behauptung, daß man sie an einem bestimmten Tage und zu einer gewissen Stunde hervorrufen könne, hieße den Beweis größter Unwissenheit liefern. Was soll man also tun, um sein Geld zu verdienen? Man täuscht die Phänomene vor. Diese Erfahrung macht man nicht nur bei jenen, die daraus ein offenes Handwerk machen, sondern auch bei anscheinend ganz einfachen Menschen, die diese Sache viel leichter und bequemer finden, als zu arbeiten. Wenn der Geist nichts liefert, so ersetzt man ihn. Die mediale Fähigkeit, selbst wenn sie sich in den Grenzen der physischen Manifestationen bewegen würde, ist nicht verliehen worden, um auf den Brettern Parade zu machen. Wer etwa behaupten wollte, daß ihm die Geister zur Verfügung ständen, um sie öffentlich vorzuführen, kann mit gutem Grunde als der Scharlatanerie und der Taschenspielerei verdächtig betrachtet werden.

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