Das Buch der Medien

- 16 - also mußten sie eine intelligente Ursache haben. Sobald die Wirkung aufhörte, rein physisch zu sein, mußte sie ebenfalls eine andere Quelle haben. Die Hauptsache besteht darin, eine intelligente Einwirkung nachzuweisen, und davon kann sich ein jeder überzeugen, der sich die Mühe des Beobachtens nehmen will. Das System der Reflexe, die Übertragung der Gedanken Sobald man die intelligente Einwirkung einmal erkannt hat, bleibt nur übrig, die Quelle der Intelligenz zu erforschen. Man glaubte, es wäre jene der Anwesenden oder des Mediums, und das wäre wohl möglich. Die Erfahrung allein konnte hier das letzte Wort sprechen. Zu bemerken wäre, daß sich dieses System, diese Annahme, schon ganz von der materialistischen Idee absondert. Damit die Intelligenz der Umstehenden auf indirektem Wege wieder erscheinen könne, mußte man bei dem Menschen ein Prinzip außerhalb seines Organismus zugeben. Wenn der ausgedrückte Gedanke immer jener der Umstehenden gewesen wäre, hätte die Theorie ihre Bestätigung gefunden. Wenn nun diese Erscheinung selbst in ein solches Verhältnis gebracht wurde, war sie nicht von größtem Interesse? Ein Gedanke, der sich an einem trägen Körper bricht und durch Bewegung und Geräusch fortpflanzt, ist dies nicht eine hochinteressante Sache? Nur die Erfahrung konnte diese Theorie entweder bestätigen oder verwerfen, und sie hat sie verworfen. Sie zeigte aller Augenblicke, daß der ausgedrückte Gedanke nicht nur ein fremder sein kann, sondern daß er in Beziehung auf die Umstehenden oft ein völlig verkehrter ist, der allen vorgefaßten Meinungen widerspricht, und wenn ich mir denke "weiß", und man hat mir "schwarz" geantwortet, ist es in der Tat schwer zu glauben, daß diese Antwort von mir selbst kommt. Zwar stützt man sich auf einige Fälle der Übereinstimmung des von Jenseitigen ausgedrückten Gedankens mit jenem der Teilnehmer, aber beweist dies nicht, daß diese ebenso denken können als die sich offenbarende Intelligenz? Es ist wie im Leben und nicht gesagt, daß sie immer entgegengesetzter Meinung sein müssen. Und schließlich: Wie könnte man durch Reflexion des Gedankens die Schrift von Personen erklären, die gar nicht schreiben können, dazu Antworten von der größten philosophischen Bedeutung, die durch ungebildete Personen erhalten wurden, Antworten auf innerlich gedachte Fragen oder in einer dem Medium gegebenen unbekannten Sprache? Wenn die Gegenwart einer fremden Intelligenz durch die Qualität der Antworten moralisch erwiesen ist, so ist sie durch die direkte Schrift auch materiell nachgewiesen durch ihre Umstände, ohne Feder, ohne Bleistift, ohne Berührung, bei allen angewendeten Vorsichtsmaßnahmen, um sich gegen Täuschung zu schützen. Der intelligente Charakter des Phänomens kann nicht in Zweifel gezogen werden, es ist also etwas anderes als eine fluidische Wirkung. Das System der inneren kollektiven Seelen Dies ist eine Variante des vorhergehenden Systems. Nach ihm manifestiert sich die Seele des Mediums, aber sie vereinigt sich mit jener der vielen anderen anwesenden oder abwesenden Lebendigen und bildet ein mit ihnen gemeinsames Wesen, das Fähigkeiten, Intelligenz und Kenntnisse eines jeden Einzelnen in sich vereinigt. Diese Theorie scheint uns von einer sehr dunklen Art zu sein, so daß wir sie wenig begriffen haben. Das System des Somnambulismus Es hatte viele Anhänger. Wie das vorhergehende System nimmt es an, daß alle intelligenten Mitteilungen ihre Quelle in der Seele bzw. im Geiste des Mediums haben. Die Fähigkeiten, welche die Kenntnisse des Mediums übersteigen, werden einer zeitweiligen Aufregung der inneren Kräfte, einer Art somnambulen, verzückten Zustandes zugeschrieben, welcher seine Intelligenz entwickelt und erhöht. Man kann den Einfluß dieser Ursache in manchen Fällen nicht leugnen, aber es genügt, mehrere verschiedene Medien in ihrer Tätigkeit gesehen zu haben, um sich zu überzeugen, daß diese Annahme nicht alle Tatsachen erklären kann. Wie soll man an eine Inspiration des Mediums glauben, wenn es wie eine Maschine schreibt, ohne dabei die geringsten Kenntnisse zu haben, was es für Mitteilungen von geistiger Seite erhält. Ohne jede Aufregung und Anteilnahme, zwanglos umherschauend, lachend und über andere Dinge redend. Man begreift die Aufgeregtheit der Ideen, begreift aber nicht, wie sie jemanden zum Schreiben bringen können, der nicht schreiben kann, und man begreift noch weniger, wenn die Mitteilungen durch Schläge, mit Schreibbrettchen oder Körbchen übertragen werden. Die Äußerungen, in denen sich eine fremde Intelligenz durch unanfechtbare Zeichen enthüllt, sind so zahlreich, daß sie keinen Zweifel aufkommen lasssen.

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