Das Buch der Medien

- 23 - lassene Spuren auf unserer Haut, schmerzhafte Schläge und zärtliches Liebkosen, alles beweist, daß sie etwas Bestimmtes sind. Ihr plötzliches Verschwinden überzeugt außerdem davon, daß diese Materie außerordentlich fein ist, und daß es sich mit ihr etwa so verhält wie mit gewissen Substanzen, die abwechselnd aus einem festen in einen flüssigen Zustand und umgekehrt übergehen können. Das innere Wesen des sogenannten Geistes, also des denkenden Wesens, ist uns gänzlich unbekannt, er offenbart sich uns nur durch seine Handlungen, und diese können unsere materiellen Sinne nur vermittelst eines materiellen Mittlers berühren. Der Geist benötigt daher die Materie, um auf sie einwirken zu können. Sein unmittelbares Werkzeug ist sein Perisprit, dieser ist also feinstofflich materiell. Schließlich hat er noch als Vermittler das allgemeine Fluid, auf das er ebenso einwirkt, wie wir auf die Luft einwirken, um Resultate der Ausdehnung, Zusammenziehung, des Stoßes oder der Schwingungen zu erzeugen. Daher begreift man, daß alle Wirkungen, die daraus entspringen, in die natürliche Ordnung der Dinge eintreten und daß sie nichts Wunderbares an sich haben. Man wird sich vielleicht fragen, wie der Geist mit Hilfe einer so feinen und zarten Materie auf schwere und kompakte Körper einwirken kann. Wenn man aber sieht, wie die Luft Häuser umwirft, der Dampf ungeheuere Lasten fortträgt, das entzündete Pulver Felsen hebt: was ist denn da Befremdendes darin, zuzugeben, daß ein Geist vermittelst seines Perisprits einen Tisch heben kann, noch dazu, wenn man weiß, daß dieses Perisprit sichtbar und fühlbar werden und sich wie ein fester Körper benehmen kann? Physische Manifestation –– Sich bewegende Tische Physische Manifestationen nennt man solche Kundgebungen, die eine wahrnehmbare Wirkung haben, zum Beispiel Geräusche. Sie können spontan ohne Einwirkung unseres Willens geschehen oder hervorgebracht werden. Wir wollen zunächst die spontanen behandeln. Die einfachste Wirkung und eine der ersten, die man beobachtet hat, besteht in der kreisförmigen Drehung eines Tisches. Tische sind allgemein gebräuchlich, sie kann auch bei allen andern Gegenständen hervorgebracht werden. Wenn wir sagen, diese Wirkung sei eine der ersten gewesen, die beobachtet wurden, so meinen wir in der neuesten Zeit. Es ist ganz gewiß, daß alle Arten von Manifestationen seit den ältesten Zeiten bekannt waren. Dies kann auch gar nicht anders sein, denn da sie natürliche Wirkungen sind, müssen sie zu allen Zeiten vorhanden gewesen sein. Die sich drehenden Tische sind der Anfangspunkt der spiritistischen Wissenschaft, und wir sind umsomehr einige Aufklärung schuldig, als sie die Erscheinung in ihrer größten Einfachheit darstellen. Dadurch wird das Studium ihrer Ursachen erleichtert. Zur Hervorbringung dieser Erscheinungen ist die Mitwirkung einer oder mehrerer Personen, die mit besonderer Fähigkeit begabt sind, erforderlich, die man als "Medien" bezeichnet. Die Anzahl der Mitwirkenden ist gleichgültig, es wäre denn mit Bezug auf die mediale Befähigung der Teilnehmer. Je mehr mediale Teilnehmer, desto besser ist es. Wer keine Medialität besitzt, ist ohne jeden Einfluß auf die Manifestationen, und kann je nach Glauben oder Ableugnung eher schädlich als nützlich sein. Es genügt, die Hände auf den Tisch zu legen, damit er sich sogleich bewege, drehe, umkehre, Sprünge mache oder sich gewaltsam umdrehe. Für mediale Fähigkeiten gibt es keine äußeren Anzeichen, nur die Erfahrung kann sie offenbar machen. Wenn man es in einer Gesellschaft versuchen will, setze man sich ganz einfach um einen Tisch, und lege die Hände ohne jeden Druck und ohne jede Muskelanstrengung auf die Tischplatte. Anfänglich, solange man die Ursache des Phänomens noch nicht kannte, hat man eine Anzahl von Regeln angegeben, die am Zustandekommen mitwirken sollten. Zum Beispiel die Zusammensetzung des Zirkels nach dem Geschlecht der Teilnehmer, die Berührung der kleinen Finger aneinander, um eine ununterbrochene Kette zu bilden, usw. Letztere schien notwendig, weil man an den Einfluß einer Art elektrischen Umlaufs glaubte. Später hat die Erfahrung gezeigt, daß alles dies unnütz ist. Was man aber streng beobachten und einhalten muß, ist die Sammlung des Geistes, eine absolute Stille, und vor allem Geduld, ob der Zirkel wirksam ist, ob uns jenseitige Freunde besuchen werden. Es ist möglich,

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3