Das Buch der Medien

- 33 - bitten, ihn zu bessern. In solchem Falle kann das Gebet immer nur nützlich sein. Aber die Wichtigtuerei mit seltsamen Beschwörungsformeln bringt sie zum Lachen, und sie achten ihrer nicht. • Kann man mit ihnen in Verkehr treten, so sei man mißtrauisch gegen jeden lächerlichen oder hochtrabenden Namen, den sie sich bisweilen beilegen, um sich an der Leichtgläubigkeit der Sitzungsteilnehmer zu belustigen. Diese obgleich von untergeordneten Geistern bewirkten Erscheinungen werden oft von Geistern einer viel höheren Rangordnung zu dem Zwecke hervorgerufen, den Menschen den Beweis für das Dasein unkörperlicher Wesen und von einer höheren Macht zu geben. Der Ruf, der daraus entsteht, und selbst der Schrecken, den sie verursachen, erregt die Aufmerksamkeit und endet damit, daß selbst den Ungläubigsten die Augen geöffnet werden. Man ziehe immer die Wirkung in Betracht! Wenn eine ruhige Überlegung uns zeigt, daß sie von jedem menschlichen Willen und von jeder materiellen Ursache unabhängig ist, wenn sie uns überdies deutliche Beweise von Intelligenz und von einem freien Willen gibt, was die charakteristischen Kennzeichen sind, so ist man wohl genötigt, sie einer verborgenen Intelligenz zuzuschreiben. Wer sind aber diese geheimnisvollen Wesen? Das ist es, was die spiritistischen Studien auf eine weniger bestreitbare Art lehren durch Mittel, die sie uns andeuten, um mit diesen Intelligenzen in Verbindung zu kommen. Die Studien belehren uns auch darüber, was bei den Erscheinungen wahr, falsch oder übertrieben ist. Wenn etwas Ungewöhnliches eintritt, sei es Lärm, Bewegung und selbst eine Erscheinung, so ist der erste Gedanke, den man haben sollte, daß dies sein Entstehen einer natürlichen Ursache verdankt. Man muß diese Ursache mit Sorgfalt suchen und nur mit Bedacht den Einfluß von Geistern zugeben. Das ist der beste Weg, um nicht getäuscht zu werden. Nicht nur gegen Erzählungen, die meist immer übertrieben sind, sondern auch gegen die eigenen Eindrücke sollte man sich in acht nehmen. Nicht alles, was man nicht gleich begreift, hat eine geheime Ursache. Eine unendliche Menge einfacher und natürlicher Ursachen können auf den ersten Blick befremdende Wirkungen hervorbringen. Es wäre Unsinn, wenn man überall nur die Geister damit beschäftigt sehen würde, Tische umzuwerfen, Eßgeschirr zu zerbrechen und Neckereien in der Hauswirtschaft anzustellen, die man viel vernünftiger auf Rechnung der Ungeschicklichkeit setzen sollte. Die über die Bewegung von leblosen Körpern gegebene Erklärung bezieht sich natürlich auf alle spontanen Wirkungen, die wir eben gesehen haben. Das Klopfen, die Schläge und die rollenden Tische haben dieselbe Ursache. Geworfene und weggerückte Gegenstände werden durch die gleiche Kraft bewegt, die jeden beliebigen Gegenstand aufhebt. Man könnte sich nun fragen, wo ist das Medium zu suchen? Die Geister haben uns gesagt, daß es in einem solchen Falle immer jemanden gäbe, dessen Kraft ohne sein Wissen tätig ist. Die freiwilligen Manifestationen zeigen sich sehr selten an isolierten Orten. Fast immer ereignen sie sich in bewohnten Häusern und hauptsächlich in Gegenwart bestimmter Personen, die einen Einfluß ausüben, ohne es zu wissen. Das sind die wirklichen Medien, die es selbst nicht wissen, und die wir deshalb natürliche Medien nennen. Sie verhalten sich zu den anderen Medien so, wie die natürlichen Somnambulen zu den magnetischen Somnambulen und sind ebenso beachtenswert. Die freiwillige oder unfreiwillige Einwirkung einer begabten Person mit besonderer Fähigkeit zur Hervorbringung dieses Phänomens scheint in den meisten Fällen erforderlich zu sein, obwohl es auch Fälle gibt, wo der Geist allein zu handeln scheint. Doch dann kann es sein, daß er das animalisch belebte Fluid anderswo schöpft, vielleicht bei einer abwesenden Person. Dies macht es uns begreiflich, warum die uns beständig umgebenden Geister nicht alle Augenblicke auf gute oder böse Weise sich bemerkbar machen. Zuerst wird der Geist ein Ziel oder einen Beweggrund haben müssen, ohne diesen tut er nichts. Dann ist es oft notwendig, daß er gerade an dem Ort, wo er mit uns verkehren möchte, eine seiner Hilfe geneigte Person treffe, man kann sagen, ein Zusammentreffen, das sich selten ereignet. Ungeachtet der Vereinigung all dieser günstigen Umstände könnte er dennoch an der Ausführung durch einen höheren Willen behindert werden, der ihm nicht gestatten könnte, nach seinem Willen vorzugehen. Vielleicht kann ihm nur gestattet sein, die Sache mit einer gewissen Beschränkung und nur in Fällen auszuführen, wo diese Manifestationen für sehr nützlich anerkannt werden.

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