Das Buch der Medien

- 46 - Art von Verdichtung, sei es durch eine Veränderung seiner molekularen Struktur, wahrnehmbar machen. Daher kommt es, daß es uns in einer Dunstgestalt erscheint. Die Verdichtung - man muß das Wort nicht buchstäblich nehmen -, kann eine solche sein, daß das Perisprit die Eigenschaften eines festen Körpers erhält, aber es kann unmittelbar wieder seinen ätherischen und unsichtbaren Zustand annehmen. Diese verschiedenen Zustände des Perisprits sind das Ergebnis des Willens des Geistes und nicht einer äußeren physischen Ursache, wie etwa bei unseren Gasen. Wenn uns ein Geist erscheint, so bringt er sein Perisprit in den erforderlichen Zustand, um es sichtbar zu machen. Dazu ist aber sein eigener Wille nicht genügend, denn die jedesmaligen Anpassungen des Perisprits geschehen durch die jeweilige Verbindung mit dem seinem Medium eigentümlichen Fluide. Da nun diese Verbindung nicht immer möglich ist, so ist es erklärlich, warum das Sichtbarwerden der Geister nicht allgemein ist. Es genügt daher nicht, daß sich der Geist zeigen will, es genügt nicht, daß eine Person ihn sehen will: die beiderseitigen Fluide müssen sich verbinden können. Es ist notwendig, daß zwischen ihnen eine Verwandtschaft besteht, daß auch die Fluidausströmung der Person ausgiebig genug ist, die Verwandlung des Perisprits zu bewirken. Wahrscheinlich gibt es noch weitere Bedingungen, die uns aber unbekannt sind. Und schließlich muß auch noch der Geist die Erlaubnis haben, sich der betreffenden Person zu zeigen, was ihm aus bestimmten Gründen nicht immer gestattet ist. Eine andere Eigenschaft des Perisprits, die von seiner ätherischen Natur abhängt, ist die Durchdringlichkeit. Keine Materie macht ihm Hindernisse, es durchdringt alle, wie das Licht die durchsichtigen Körper durchdringt. Deshalb gibt es keinen Verschluß, der den Zutritt von Geistern verhindern könnte, sie besuchen die Verhafteten im Gefängnis ebenso leicht wie einen Menschen auf freiem Felde. Geistererscheinungen im wachen Zustande sind weder selten noch neu, es gab sie zu allen Zeiten. Die Geschichte zählt eine große Menge davon auf, auch in unseren Tagen sind sie häufig und viele Menschen haben sie gehabt. Häufig sind sie besonders beim Sterben abwesender Personen, die ihre Verwandten und Freunde noch besuchen kommen. Oft haben sie kein festes oder bestimmtes Ziel, im allgemeinen kann man aber sagen, Geister, die auf diese Art erscheinen, sind durch Sympathie angezogen worden. Wir fügen hier noch eine Erläuterung optischer Wirkungen hinzu, die Veranlassung zu einem besonderen System, dem der "Kügelchengeister", gegeben hat: Luft ist nicht immer von einer durchsichtigen Klarheit. Es gibt Zeiten, wo die Strömung der luftförmigen Moleküle und ihre durch die Wärme hervorgebrachte Wirbelung vollkommen sichtbar ist. Manche Menschen haben dies für die Seelen der sich in der Luft herumtreibenden Geister gehalten. Und noch eine andere Art einer nicht weniger seltenen Illusion gibt es, gegen die man gleichfalls gerüstet sein muß: Der wässerige Dunst des Auges (sog. Glaskörper) bietet kleine dunkle Punkte (med. Mouches volantes), die ihre Durchsichtigkeit verloren haben und wie dunkle Körper erscheinen. Sie scheinen in der Luft zu hängen und folgen scheinbar deren Bewegungen. Durch die Vergrößerung und Strahlenbrechung in die Ferne hin erwecken sie den Anschein von kleinen dunklen Scheiben von einem bis zehn Millimeter im Durchschnitt, und diese scheinen in der Atmosphäre zu schwimmen. Wir haben Personen gekannt, die diese Scheiben für Geister gehalten haben. Sie behaupteten, diese Scheiben begleiten sie nicht nur, sondern folgen allen ihren Bewegungen, gehen nach rechts, links, nach oben, unten, oder sie bleiben stehen, je nach Bewegung des Kopfes. Dies erregt keine Verwunderung, da der Sitz dieser Erscheinung in der Kugel des Auges ist, muß sie den Bewegungen des Augapfels natürlich folgen. Alle diese Illusionen sind Resultate unvollständiger Beobachtung. Wer die Natur der Geister ernsthaft studiert, wird durch die Mittel, welche die praktische Wissenschaft angibt, alles Unausgereifte begreifen. Ebenso wie wir die kühnen Theorien bekämpfen, durch die man die Manifestationen angreift, wenn sie sich auf Unkenntnis der Tatsachen gründen, müssen wir auch bestrebt sein, die falschen Gedankengänge zu zerstreuen, die mehr Eifer als Überzeugung beweisen. Das Perisprit ist, wie wir sahen, das Prinzip aller Manifestationen. Seine Kenntnis gab uns den Schlüssel zu einer Menge von Erscheinungen, sie ließ die spiritistische Wissenschaft einen gewaltigen Fortschritt machen, brachte sie auf eine neue Bahn, indem sie ihren wundervollen Charakter enthüllte. Die Geister selbst, die Erklärung über ihren Einfluß auf die Materie gaben, waren es, die den Anlaß dazu gaben. Ihre Beeindruckung der trägen Materie, der Bewegung fester Körper, der Lautkundgebungen und Erscheinungen wurden durch sie für uns begreiflich. Aber wir sind weit davon entfernt, die von uns aufgestellte Theorie als absolut und als letztes Wort zu betrachten, ohne Zweifel wird sie zu

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