Das Buch der Medien

- 47 - späterer Zeit vervollständigt und durch neue Studien und Ergebnisse berichtigt werden. Doch so unvollständig und unvollkommen sie heute noch ist, sie kann uns immer unterstützen in der Möglichkeit, von Tatsachen Beweise zu bringen, die nichts Übernatürliches an sich haben. Alle die Menschen, die an die unkörperliche und unsichtbare Welt nicht glauben, vermeinen mit dem Begriff "Halluzinationen" alles zu erklären. Die Definition dieses Wortes ist bekannt: es bedeutet Irrtum, die Täuschung einer Person, die da glaubt, eine Wahrnehmung zu haben, die sie in Wirklichkeit nicht hat (vom lateinischen Wort hallucinari, d. h. irren im Begriff des Lichtes). Aber die Gelehrten haben unseres Wissens bisher noch nicht den physiologischen Grund für Halluzinationen angegeben. Sie haben es bisher verschmäht, sich mit ihnen zu beschäftigen, verschmäht festzustellen, ob sie nun wirklich bestehen oder nicht. Sie sind aber nichtsdestoweniger ein Phänomen, das die Physiologie aufzuklären imstande sein müßte, da sie sonst ihr Unvermögen eingestehen würde. Wenn es eines Tages ein Gelehrter unternehmen würde, nicht etwa nur eine Definition, sondern eine physiologische Erklärung der Halluzinationen zu geben, werden wir ja sehen, ob diese Theorie alle Fälle aufklärt, ob sie nicht besonders die so allgemeinen Tatsachen der Erscheinungen von Sterbenden wegläßt. Sie sollen uns sagen, woher das Zusammentreffen jener Erscheinungen mit dem Tode der Person kommt. Wenn noch jener, der die Erscheinung sieht, daran dächte, daß diese Person sterben muß, ginge es noch an. Aber die erscheinende sterbende Person ist am häufigsten eine, deren man am wenigsten gedenkt. Da ist also die Idee von der Einbildungskraft zunichte geworden. Werden die Anhänger der Halluzination sagen, daß die Seele Momente der Überreizung hat, wo ihre Fähigkeiten erhöht sind? Wir sind damit einverstanden. Wenn aber das, was sie sieht, wirklich besteht, so ist es keine Illusion. Wenn die Seele im Zustand der Überspanntheit etwas sieht, was nicht gegenwärtig ist, so darum, weil sie sich überträgt. Kann sich aber unsere Seele einer abwesenden Person übertragen, warum sollte sich die Seele dieser Person nicht auch uns übertragen können? Dieser Tatsache soll man in der Halluzinations-Theorie Rechnung tragen und nicht vergessen, daß eine Theorie, der man konträre Fälle entgegensetzen kann, falsch oder unvollständig sein muß. Tatsachen beweisen, daß es wirkliche Geistererscheinungen gibt, die nur jene leugnen können, die außerhalb des Organismusses nichts zugeben. Aber gibt es an der Seite wirklicher Visionen Halluzinationen im wahrsten Sinne des Wortes? Ohne Zweifel! Die Quellen derselben sind Geister, die uns auf den wahren Weg bringen wollen, denn die Erklärung erscheint uns vollständig gegeben in den folgenden, auf gestellte Fragen erhaltenen Antworten: Frage: Sind Visionen immer tatsächlich und wirklich, sind sie nicht oft eine Wirkung der Halluzination? Sieht man im Traume oder wachend zum Beispiel den Teufel oder andere fantastische Sachen, die nicht bestehen, ist das nicht ein Produkt der Fantasie? Antwort: Ja. Manches Mal wird man durch gewisse Lektüre wie Teufelsgeschichten oder ähnliches erschüttert. Man erinnert sich des Gelesenen und man glaubt, was es gar nicht gibt. Wir haben oft gesagt, daß der Geist in seiner halbmateriellen Hülle alle Arten von Gestalten annehmen und sich darin manifestieren kann. Ein Spottgeist kann also auch mit Hörnern und Krallen erscheinen, wenn es ihm Spaß macht, um mit Leichtgläubigen sein Spiel zu treiben, genauso, wie ein guter Geist sich mit Flügeln und in strahlender Gestalt zeigen kann. Frage: Kann man die Figuren, Gestalten oder Bilder als Geisterscheinungen ansehen, die sich uns bei geschlossenen Augen oder im Halbschlafe zeigen? Antwort: Sobald die irdischen Sinne sich einschläfern, befreit sich der Geist und kann in der Nähe oder in der Ferne Dinge sehen, die er mit den physischen Augen nicht sehen konnte. Diese Bilder sind sehr oft Visionen. Sie können jedoch auch eine Wirkung von Eindrücken sein, die der Anblick gewisser Objekte im Gehirn zurückgelassen hat. Der befreite Geist sieht diese Eindrücke in seinem eigenen Gehirn, da sie sich dort wie ein aufgenommenes Bild festgesetzt haben. Ihre Verschiedenheit und ihr Durcheinander bilden ein sonderbares und flüchtiges Ganzes, das sich sehr schnell verliert, trotz aller Anstrengung, es zu behalten. Solche Ursache können gewisse Fantasie-Erscheinungen haben. Sie bedeuten nichts und kommen häufig bei Kranken vor. Man weiß, daß das Gedächtnis die Gesamtsumme der Eindrücke ist, die das Gehirn zurückbehalten hat.

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