Das Buch der Medien

- 52 - äußeren Kraft, die ihr relatives Gewicht vermehren oder vermindern kann. Es ist also wahrscheinlich, daß das Gewicht im Verhältnis nicht vermehrt, sondern vermindert worden wäre, hätte die Umformung zu einer Kindergestalt stattgefunden. Man begreift, daß der Körper eine andere, viel größere Gestalt, oder eine von gleicher Größe annehmen kann, aber wie kann er eine viel kleinere annehmen, die Gestalt eines Kindes, wie wir eben andeuteten? Sollte in einem solchen Falle der wirkliche Körper nicht die Grenzen des erscheinenden Körpers überschreiten? Wir sagen nicht, es wäre geschehen, wir haben nur zeigen wollen, daß das erscheinende Gewicht vermindert werden kann, wenn wir uns auf die Lehre vom spezifischen Gewicht beziehen. Was die Erscheinung an sich selbst betrifft, behaupten wir weder deren Möglichkeit noch Unmöglichkeit, aber in dem Falle, wo sie stattfände, wovon man sich keine genügende Aufklärung geben könnte, würde dies die Sache nicht beirren. Das Laboratorium der unsichtbaren Welt –– Die Kleidung der Geister –– Spontane Bildung greifbarer Objekte –– Modifikation der Eigenschaften der Materie Wir sagten, daß sich die Geister in ein Gewand von Schleiern oder in gewöhnliche menschliche Kleidung gehüllt vorstellen. Aber man fragt sich, wo nehmen sie die Kleider her, die jenen völlig ähnlich sind, die sie im Leben trugen? Und woher alle Nebendinge der Toilette? Es ist ganz gewiß, daß sie diese Gegenstände nicht mit sich genommen haben, weil diese vielen Sachen noch unter unseren Augen da sind. Woher kommen also jene, die sie in der anderen Welt tragen? Diese Frage hat schon immer Verlegenheit bereitet, und ihre Lösung hat uns auf den Weg eines allgemeinen Gesetzes gebracht, das auch auf unsere Welt Anwendung findet. Bis auf einen gewissen Punkt konnte man sich von der Kleidung Rechnung ablegen, weil man sie gewissermaßen als einen Bestandteil des Individuums betrachten kann. Aber nicht so verhält es sich mit den Nebendingen, wie zum Beispiel der Tabakdose des Besuchers der kranken Dame. Man beachte, daß es sich hier nicht um einen Toten, sondern um einen Lebenden handelte, und daß dieser Herr bei seinem Wiederkommen die ganz gleiche Tabakdose hatte. Wo hatte er diese gefunden, als er am Fuße des Krankenbettes war? Wir könnten eine Menge von Fällen aufzählen, wo Geister der Verstorbenen oder der Lebenden mit verschiedenen Gegenständen erschienen sind, mit Stöcken, Waffen, Pfeifen, Laternen, Büchern usw. Es kam uns daher der Gedanke, daß auch diese Körper ihre ätherischen Gegenstücke in der unsichtbaren Welt haben können, daß die verdichtete Materie, aus der die Gegenstände gebildet sind, einen unveränderlichen Stammteil haben können, der unseren Sinnen entgeht. Diese Theorie war nicht ohne Wahrscheinlichkeit, aber sie vermochte nicht alle Erscheinungen aufzuklären. Besonders einen Umstand gibt es, der allen Erklärungen zu spotten schien: Bisher handelte es sich immer nur um Bilder oder Erscheinungen. Wir haben gesehen, daß das Perisprit die Eigenschaften der Materie annehmen und für Auge und Hand sichtbar und tastbar werden kann. Aber diese Tastbarkeit ist nur momentan und der feste Körper verschwindet wie ein Schatten. Das ist schon ein außerordentlicher Vorgang, aber etwas ganz anderes ist es, zu sehen, wie sich beständig feste Materie erzeugt, wie es immer wieder Tatsachen beweisen, und insbesondere jene der direkten Schrift, die wir noch behandeln werden. Da diese Erscheinung sich an den Gegenstand, den wir gerade behandeln, eng anschließt, wollen wir ihn jetzt an dieser Stelle besprechen. Die direkte Schrift oder Pneumatographie ist jene, die spontan, ohne Hilfe der Hand eines Mediums und ohne einen Bleistift erscheint. Es genügt, möglichen Betrugs wegen unter allen Vorsichtsmaßnahmen einen Bogen weißen Papieres zu nehmen, es zu falten und irgendwohin zu legen, und befindet man sich in gutem Kontakt mit der Geisterwelt, so findet man nach längerer oder kürzerer Zeit auf dem Papier Buchstaben, Zeichen, Sätze, Mitteilungen oder sogar eine Rede, am häufigsten geschrieben mit einer grauen Substanz, ähnlich dem Bleistift, aber auch mit Rotstift, Tinte und sogar Druckerschwärze! Das ist der Vorgang in seiner ganzen Einfachheit, dessen Wiederholung gar nicht so selten ist. Würde man einen Bleistift zu dem Papier legen, könnte man glauben, daß sich der Geist desselben zum Schreiben bedient hätte, aber wenn das Papier allein bleibt, ist es klar, daß die Schrift von einer übertragenen Materie gebildet wird. Wo hat der Geist diese Materie hergenommen? Das ist die Frage, zu deren Lösung wir durch die Tabakdose, von der wir soeben sprachen, gebracht wurden.

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