Das Buch der Medien

- 60 - Mitteilungen von verschiedenen Seiten zu bekommen. Doch die Übung ließ Abkürzungen finden, die es gestatteten, mit einer gewissen Schnelligkeit vorzugehen. Die am meisten gebrauchte besteht darin, das ganze geschriebene Alphabet vor sich zu haben. Während sich das Medium am Tische befindet, durchgeht eine andere Person die Buchstaben des Alphabets. Kommt sie nun auf den infragekommenden Buchstaben, macht der Tisch einen Schlag und man schreibt den Buchstaben auf. So beginnt man immer wieder, bis sich ein vollständiges Bild ergibt. Hat man sich bei einem Buchstaben geirrt, kündigt es der Geist durch eine Bewegung des Tisches oder durch mehrere Schläge an und man beginnt wieder von vorn. Durch Übung kommt man genügend schnell vorwärts. Man kürzt die Arbeit besonders durch das Erraten des Endes eines angefangenen Wortes ab, was oft den Sinn des ganzen Satzes erraten läßt. Ist man in Ungewißheit, so fragt man den Geist, ob dieses Wort gemeint ist, und er antwortet mit ja oder nein. Alles dies kann man auch auf eine viel einfachere Art durch Schläge erhalten, die sich ohne jede Bewegung in dem Holze des Tisches hören lassen, doch kommt dies seltener vor. Es gehört zu den physischen Manifestationen und wird als "innere Typtologie" bezeichnet. Alle Medien sind nicht gleich geeignet diese Mitteilungsart zu empfangen, es gibt Medien, die gemachte Schläge nur durch einen Griffel oder Stab erhalten. Doch durch eine fortgesetzte Übung können die meisten auch dahin gelangen, und diese Methode hat den doppelten Vorteil, viel schneller zu sein und weniger Verdacht zu erregen als das Arbeiten mit Stäben, bei denen man einen freiwilligen Druck annehmen kann. Die inneren Schläge können zwar auch von einem böswilligen Medium nachgeahmt werden, aber schließlich können die besten Sachen nachgeahmt werden, was jedoch nichts gegen sie beweist. So groß auch die Vervollständigung sein möge, die man mit diesem Verfahren erreichen konnte, so kann sie doch nie die Schnelligkeit und Leichtigkeit erreichen, die schriftlichen Manifestationen zukommt. Man wendet sie jetzt auch nur noch sehr selten an, aber sie ist sehr interessant in Bezug auf die Anschauung des Phänomens, besonders für Anfänger, und sie besitzt den Vorteil, auf unwiderlegbare Weise die völlige Unabhängigkeit der Mitteilung von dem Gedanken des Medium zu beweisen. Man bekommt auf diese Art oft so unerwartete und so zwingend überzeugende Antworten, daß man schon sehr ungläubig sein müßte, sich ihrer Einsicht zu entziehen Auch ist sie für viele Menschen ein mächtiger Hebel der Überzeugung. Aber die Geister lieben es nicht, durch dieses oder ein anderes Mittel für die Launen der Fragenden zu dienen oder sich durch unbescheidene Fragen auf die Probe stellen zu lassen. Zum Zwecke besserer Versicherung der Unabhängigkeit aller geistiger Mitteilungen von den Gedanken des Mediums, hat man einige Hilfsmittel erfunden. Da gibt es zum Beispiel das Zifferblatt. Eine bewegliche Nadel, durch die Kraft des Mediums mit Hilfe eines Zugfadens in Bewegung gesetzt, zeigt auf diesem Zifferblatt die betreffenden Buchstaben an. Eine andere, viel einfachere Vorrichtung, mit der aber Böswillige leicht Mißbrauch treiben können, ist der "Girardin-Tisch". Wir bezeichnen ihn so in Erinnerung an Frau Emilie de Girardin, die bei ihren Kommunikationen als Medium sich dieses Instrumentes bediente. Es besteht aus dem Oberteil eines beweglichen Spieltisches von 30-40 cm Durchmesser, das sich wie ein Rollrädchen leicht und frei um seine Achse bewegt. Auf die Oberfläche und auf dem Rande sind, wie auf einem Zifferblatt, Buchstaben, Zahlen und die Worte Ja und Nein gezeichnet. In der Mitte ist ein unbeweglicher Zeiger. Das Medium legt den Finger an den Rand des Tischchens, dieses dreht sich und bleibt stehen, wenn der gewünschte Buchstabe unter dem Zeiger ist. Man notiert die angedeuteten Buchstaben und gewinnt so Worte und Sätze. Man muß acht geben, daß das Tischchen nicht unter den Fingern durchschlüpft. Sie müssen angesetzt bleiben und der Bewegung des Tischchens folgen. Vielleicht kann ein starkes Medium eine unabhängige Bewegung erzielen, wir halten es für möglich, waren aber nie Zeugen davon. Es bleibt uns noch übrig, den verbreiteten Irrtum zu beseitigen, alle Geister, die sich durch Schläge kundgeben, seien Klopfgeister. Die Typtologie ist ein Mitteilungsweg wie jeder andere und ist für erhabene Geister ebenso wenig entwürdigend, wie die Kundgebung an uns durch Schrift und Wort. Alle Geister, gute und böse, können sich daher desselben genau wie der anderen Mitteilungsarten bedienen. • Was den Charakter der Geister kennzeichnet, ist die Erhabenheit des Gedankens und nicht das Werkzeug, dessen sie sich zu ihrer Kundgebung bedienen.

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