Das Buch der Medien

- 61 - Sicher ziehen sie die bequemsten und besonders die schnellsten Wege vor, aber in Ermangelung von Bleistift und Papier werden sie sich ohne Bedenken eines gewöhnlichen Tisches bedienen. Beweis dafür ist, daß man auf diese Art schon die erhabensten Dinge erfahren hat. Wenn wir selbst uns dieser Art Hilfsmittel nicht bedienen, folgt nicht daraus, daß wir sie verachten, sondern deshalb, weil sie uns als Phänomen betrachtet, alles gelehrt haben, was wir wissen wollten, weil sie nichts mehr zu unserer Überzeugung hinzufügen können, und weil die Ausdehnung der Kundgebungen, die wir erhalten, eine Schnelligkeit erfordern, die der Typtologie nicht mehr zukommt. Pneumatographie (direkte Schrift) –– Pneumatophonie (Geisterlaute) Die Pneumatographie ist die von einem Geiste unmittelbar hervorgebrachte Schrift ohne jeden Vermittler. Sie unterscheidet sich von der Psychographie, weil diese die Übertragung des Gedankens eines Geistes mittelst Schrift durch die Hand eines Mediums ist. Das Phänomen der unmittelbaren Schrift ist ohne Zweifel eines der außerordentlichsten des Spiritismus. So befremdend es bei der ersten Betrachtung erscheinen mag, es ist heute restlos bewiesen und unwiderlegbar. Bei der ersten Enthüllung dieses Phänomens war das herrschende Gefühl der Zweifel. Auch der Gedanke an Betrug hat sich mit eingestellt. Jedermann kennt die Wirkung der sogenannten "sympathetischen Tinten", deren Schrift anfangs vollkommen unsichtbar ist und die im Verlaufe einiger Zeit zum Vorschein kommt. Man konnte daher die Leichtgläubigkeit mißbraucht haben, und wir werden nicht behaupten, daß dies nie geschehen sei. Wir sind vielmehr überzeugt, daß so manche Personen diese Ausflüchte angewendet haben, sei es aus gewinnsüchtigen Absichten, aus Eigenliebe oder um an ihre Macht glauben zu machen. Aber es wäre töricht, weil man eine Sache nachahmen kann, daraus zu schließen, daß sie nicht besteht. Die Vorsichtsmaßnahmen, um sich von der Wirklichkeit der damals überraschenden Tatsache zu überzeugen, waren sehr einfach und sehr leicht, und dank dessen braucht man heutigentags über dieses Phänomen keinen Zweifel mehr zu haben. Da die Möglichkeit der direkten Schrift ohne Vermittler ein Attribut des Geistes ist, da es Geister zu allen Zeiten gab und sie zu jeder Zeit die verschiedenen Phänomene, die wir heute kennen, hervorgebracht haben, mußten sie auch die unmittelbare Schrift früher genau so gut wie heute hervorgebracht haben. Allein auf diese Art kann man die drei feurigen Worte an der Wand des Festsaales des Belsazar erklären. Das Mittelalter, reich an Wundern, die aber auf den Scheiterhaufen unterdrückt wurden, muß auch die unmittelbare Schrift gekannt haben, und vielleicht fände man in der Theorie Abwandlungen, die die Geister im Hinblick auf die Materie bewirken können, die den Hauptgrund des damals so verbreiteten Glaubens an die Verwandlung der Metalle bildeten. Die Frage der direkten Schrift ist erst seit der Veröffentlichung der spiritistischen Manifestationen ernsthaft zur Sprache gekommen. Der erste Forscher, der sie in Paris zur Kenntnis gebracht hat, war der Baron von Güldenstubbe, der über diesen Gegenstand ein sehr interessantes Werk mit einer großen Menge von Abbildungen erhaltener Schriften veröffentlicht hat. In Amerika war dieses Phänomen schon seit einiger Zeit bekannt. Die soziale Stellung des Baron von Güldenstubbe entfernt jeden Verdacht eines beabsichtigten Betruges, denn dieser kann durch keinen eigennützigen Grund erklärt werden. Man könnte höchstens glauben, daß er Täuschungen unterlegen sei, aber eine Tatsache ist entschieden dagegen: Diese Erscheinungen sind auch bei anderen Personen vorgekommen, wo Vorsichtsmaßnahmen jeden Betrug und Irrtum von vornherein ausschlossen. Die unmittelbare Schrift erhält man, wie fast alle nicht spontanen Manifestationen, durch Sammlung der Gedanken, durch Gebet und Anrufung. Man hat sie oft in den Kirchen, auf den Gräbern, am Fuße von Statuen oder an den Bildnissen von Verschiedenen, die man anrief, bekommen. Es ist natürlich einleuchtend, daß die Örtlichkeit keinen anderen Einfluß hat, als eine größere Sammlung des Geistes und Konzentration der Gedanken zu bewirken. Es ist erwiesen, daß man sie auch ohne Nebenumstände und an den gewöhnlichsten Orten erhalten kann, selbst auf einem Möbelstück, wenn man sich in der erforderlichen geistigen Verfassung befindet, und mediale Fähigkeiten besitzt. Anfangs behauptete man, daß man den Bleistift zum Papier legen müsse. Dann ließe sich die Tatsache erklären. Man weiß, daß Geister die Bewegung und das Wegtragen von Gegenständen bewirken, daß sie dieselben ergreifen und manchmal sogar durch die Luft werfen. Daher können sie auch einen Blei-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3