Das Buch der Medien

- 63 - Psychographie — Körbchen und Brettchen –– Direkte Psychographie (Handschrift) Wie die anderen Wissenschaften, so hat auch die spiritistische Wissenschaft Fortschritte gemacht und zwar viel schnellere als die anderen. Nicht allzuviele Jahre trennen uns von dem primitiven und unvollständigen Mittel, das man für gewöhnlich die "sprechenden Tische" nennt. Wir sind schon soweit, daß wir mit den Geistern ebenso schnell und leicht verkehren können, wie es die Menschen unter sich tun, und zwar durch die gleichen Mittel: durch die Schrift und das Wort. Die Schrift hat für uns inbesondere den Vorzug, die Einwirkung einer verborgenen Kraft viel materieller zu beweisen und Spuren zurückzulassen, die man aufbewahren kann, wie wir es mit unserer eigenen Korrespondenz tun. Die ersten dazu verwendeten Hilfsmittel waren Brettchen und Körbchen, mit Bleistiften versehen. Wir sagten, eine mit besonderen Fähigkeiten begabte Person könne einem Tische oder einem Gegenstande im Zimmer eine drehende Bewegung mitteilen. Nehmen wir statt des Tisches ein kleines Körbchen, etwa 20 Zentimeter im Durchmesser, ganz gleich ob von geflochtenen Weiden oder aus Holz. Durch den Boden des Körbchens stecken wir, gut befestigt, einen Bleistift mit der Spitze nach unten, und setzen ihn auf einen Bogen weißen Papiers auf. Die eine Hand hält das Körbchen in der Schwebe, die andere Hand legt ihre Finger leicht auf den Rand des Körbchens, und nun beginnt dieses seine Bewegung. Aber statt sich zu drehen, wird es den Bleistift in verschiedener Richtung über das Papier führen, und nichtssagende Zeichen oder wirkliche Schriftzüge bilden. Wird ein Geist gerufen und stellt man seine Fragen, so wird er nicht mehr durch Klopfen, sondern durch geschriebene Worte antworten. Die Bewegungen des Körbchens sind nicht mehr so automatisch wie bei dem sich drehenden Tischchen, sie werden intelligent. In dieser Richtung geht der Bleistift, wenn er an das Ende der Linie gelangt ist, nicht wieder zurück, um die zweite Zeile anzufangen, sondern er fährt zirkelförmig fort zu schreiben, daß die Schriftzüge eine Schneckenform bilden. Man muß das Papier mehrmals umdrehen, um das Geschriebene lesen zu können. Die derart erhaltene Schrift ist nicht immer bequem lesbar, da die Worte fortlaufend und nicht getrennt sind. Das Medium entziffert sie aber leicht durch seine Intuition. Man kann aus Sparsamkeitsgründen auch eine Schiefertafel und Schieferstift statt Papier und Bleistift nehmen. Dies Körbchen nennen wir "Kreiselkörbchen". Man kann statt seiner auch eine Schachtel aus Pappe oder Holz nehmen, und der Bleistift bildet in jedem Falle die Achse. Es sind hier mehrere Abwandlungen ersonnen worden, um dasselbe Ziel schneller zu erreichen. Die bequemste ist eine, die wir das "Schnabelkörbchen" nennen und die darin besteht, einen hölzernen Stiel in schräger Richtung am Körbchen anzubringen, der an der Seite einen Vorsprung von 10-15 cm bildet. Durch ein an der Spitze dieses Stieles oder Schnabels gemachtes Loch steckt man einen Bleistift, so daß die Spitze auf dem Papiere ruht. Legt das Medium die Finger auf den Rand des Körbchens, bewegt sich die ganze Vorrichtung und der Bleistift schreibt wie im vorher erzählten Falle, aber die Schrift ist in diesem Falle leserlicher. Auch sind die Worte hier getrennt und die Linien nicht mehr spiralförmig, sondern wie bei der gewöhnlichen Schrift gerade, da das Medium den Bleistift leicht von einer Linie zur andern übertragen kann. Man erhält auf diese Art Gespräche von mehreren Seiten ebenso schnell, als wenn man mit der Hand schriebe. Die handelnde Intelligenz äußert sich oft durch ganz deutliche Zeichen. Wenn der Bleistift an das Ende der Zeile kommt, macht sie unwillkürlich einen Ruck um umzukehren. Will sie sich auf einen vorhergehenden Satz der gleichen Seite beziehen, so sucht sie denselben mit der Bleistiftsspitze, wie wir es mit dem Finger machen würden, und dann unterstreicht sie ihn. Will sich der Geist an einen der Umstehenden wenden, so kehrt sich das Ende des hölzernen Stieles zu ihm. Um abzukürzen, drückt er oft die Worte "Ja" und "Nein" durch Zeichen der Bejahung oder Verneinung als Striche aus, wie wir mit dem Kopfe nicken oder ihn schütteln. Will er Zorn oder Ungeduld ausdrücken, macht er wiederholte Schläge mit der Bleistiftsspitze, und oft bricht er sie dadurch ab. Anstelle des Körbchens bedienen sich manche Personen einer Art kleiner, eigens hierfür hergestellter Holzplatten von 12-15 cm Länge, und 5-6 cm hoch, mit drei Füßen, davon der eine den Bleistift trägt oder der Bleistift gleichzeitig den Fuß bildet. Die zwei anderen sind abgerundet oder mit einem kleinen elfenbeinernen Kügelchen versehen, um leicht auf dem Papier dahingleiten zu können. Andere wieder bedienen sich eines einfachen länglichen, viereckigen oder ovalen Brettchens von 15-20 cm Länge, das auf der einen Seite eine Nute zum Anbringen des Bleistiftes trägt. Zum Schreiben aufgestellt, befindet es sich in einer geneigten Stellung und stützt sich mit einer Seite auf dem Papier. Oft hat diese Seite zwei kleine Rädchen, um die Bewegung zu fördern. Beim Gebrauche dieser beschriebenen Vorrichtungen sollten immer zwei Personen experimentieren, es ist aber nicht nötig, daß die

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