Das Buch der Medien

- 7 - Das Wunderbare und Übernatürliche Warum trifft man den Glauben an Geister und ihre Kundgebungen bei allen alten und neuen Völkern und in den heiligen Büchern aller bekannten Religionen? Kritiker sagen, weil der Mensch zu allen Zeiten das Wunderbare geliebt hat. Doch was ist das Wunderbare? Man meint, was übernatürlich ist. Und das Übernatürliche ist das, was gegen die Gesetze der Natur ist. Kennt man denn diese Gesetze so gut, daß es möglich ist, die Grenzen für Gottes Allmacht zu umreißen? Wer will beweisen, daß Geister und ihre Kundgebungen nicht in die Naturgesetze eingeschlossen sind? Trägt der Spiritismus nicht alle Anzeichen eines ganz wunderbaren Gesetzes an sich, das alles aufklärt, was bisher Rätsel war? Eine Auferstehung von dem Tode, ganz körperlich, wäre übernatürlich und phantastisch und eine völlige Abweichung vom Naturgesetz. Gott würde so etwas nicht eintreten lassen, es geschähe denn ein Wunder. Aber solche Dinge gibt es nicht im Spiritismus. Man wird aber sagen: "Ihr gebt ja zu, daß ein Geist einen Tisch aufheben und ihn in der Luft halten könne. Ist dies nicht eine Abweichung vom Gesetz der Schwere?" Ja, eine Abweichung von einem bekannten Gesetze. Aber hat denn die Natur schon ihr letztes Wort über ihre Gesetze gesagt? Bevor man die aufsteigende Kraft gewisser Gase erforscht hat, wer hätte da geglaubt, daß eine schwere, viele Menschen tragende Maschine über die Anziehungskraft triumphieren werde? Warum also sollte ein unbekanntes Fluidum nicht auch die Eigenschaften besitzen, unter gewissen Umständen die Wirkung der Schwere aufzuheben, wie der Wasserstoff die Schwere des Ballons aufhebt? Dies ist ein Vergleich, doch nicht eine Gleichstellung, um durch Analogie zu zeigen, daß die Sache, physisch genommen, nicht unmöglich ist. Die Tatsache ist da, kein Leugnen kann sie verschwinden lassen, denn Leugnen heißt nicht beweisen, für uns ist nichts "übernatürlich". Wenn die Sache erwiesen ist, wird man sagen, wir nehmen sie an, wir nehmen sogar die von euch eben angeführte Ursache an, nämlich die von einem unbekannten Fluidum. Wer aber beweist das Einwirken der Geister? Hier benötigt man einen Beweis, der nicht am Platze wäre, denn er geht aus allen Teilen der Lehre hervor. Aber um ihn mit einigen Worten zu wiederholen, sagen wir, daß er sich in der Theorie auf folgenden Grundsatz stützt: Jede intelligente Wirkung muß eine intelligente Ursache haben. In der Praxis also auch die Wahrnehmung, daß die spiritistischen Erscheinungen, indem sie Beweise von Intelligenz gegeben haben, ihre Ursache außerhalb der Materie haben müssen. Ferner daß diese Intelligenz, da sie keinem der dabei Anwesenden gehört – und das ist eine Erfahrungssache – außerhalb derselben zu suchen ist. Da man das handelnde Wesen nicht sehen konnte, war es also ein unsichtbares Wesen. So ist man von Beobachtung zu Beobachtung zu der Erkenntnis gekommen, daß dieses unsichtbare Wesen, dem man den Namen "Geist" gab, nichts anderes ist als die Seele derer, die einmal körperlich gelebt haben, und die der Tod von ihrer groben, sichtbaren Hülle befreit hat, ihnen aber eine ätherische Hülle gelassen hat, die in ihrem normalen Zustande unsichtbar ist. Da ist das Wunderbare und Übernatürliche auf seine einfache Bedeutung zurückgeführt. Wenn einmal das Dasein der unsichtbaren Wesen dargelegt ist, so ist ihr ganzer Einfluß auf die Materie das Resultat der Eigenschaft ihrer fluidischen Hülle. Dieser Einfluß ist ein intelligenter, denn bei ihrem Ableben haben sie ja nur ihren physischen Körper verloren, aber ihre Vernunft, die ihr Wesen bildet, behalten. Dies ist der Schlüssel zu allen Erscheinungen, die man zu Unrecht für übernatürlich hielt. Für diejenigen, die feste Materie als die einzige Kraft der Natur betrachten, ist alles wunderbar und übernatürlich, was durch ihre Gesetze nicht erklärt werden kann, und das Wunderbare ist für sie gleichbedeutend mit Aberglauben. Nach dieser Ansicht wäre aber auch die Religion, die sich auf das Dasein eines unkörperlichen Prinzips gründet, ein Gewebe von Aberglauben. Sie wagen es nicht, dies laut zu sagen, aber meinen es in der Stille. Das religiöse Prinzip kann nur wahr oder falsch sein. Ist es wahr, so ist es für die ganze Welt wahr, ist es aber falsch, so ist es nicht besser für die unwissenden wie für die aufgeklärten Leute. Alle Menschen, die den Spiritismus im Namen des Wunderbaren angreifen, stützen sich hauptsächlich auf das materialistische Prinzip, indem sie durch Wegleugnung alles außerhalb der Materie befindlichen Wirkens das Dasein der Seele selbst wegleugnen. Sie schieben alles, was vom Dasein der Seele abgeleitet wird, dem Wunderbaren zu, und so bleiben sie sich selbst getreu. Da sie die Ursache nicht

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3