Das Buch der Medien

- 79 - Das Studium der medialen Arten und Abarten ist auch für die Anrufer und Zirkelleiter notwendig. Nach der Natur des Geistes, den man anrufen will und nach den Fragen, die man zu stellen beabsichtigt, soll man das geeignetste Medium wählen. Sich an das erste beste wenden, bedeutet, sich der Möglichkeit auszusetzen, unvollständige oder irrige Antworten zu erhalten. Zu bemerken bleibt noch, daß die vielen Arten, unter denen sich die Medialität darstellt, und zu denen man noch manche andere hinzufügen könnte, nicht immer mit dem Charakter des Mediums im Einklange stehen. So kann zum Beispiel ein für gewöhnlich heiteres und joviales Medium unablässig ernste, sogar strenge Geistermitteilungen bekommen und umgekehrt. Das ist wieder ein Beweis dafür, daß das Medium unter dem Einfluß einer fremden Einwirkung handelt. Bildung der Medien — Entwicklung der Medialität –– Veränderung der Schrift — Verlust und Unterbrechung der Medialität Wir wollen uns an dieser Stelle hauptsächlich mit den schreibenden Medien beschäftigen, weil dies die am meisten verbreitete Art der Medialität ist, und dazu noch die einfachste und bequemste Art, die uns die befriedigendsten und vollständigsten Ergebnisse liefert. Es ist auch die Art, die sich jedermann wünscht. Leider gibt es bis heute kein Kennzeichen dafür, das uns andeutet, ob man diese Gabe besitzt. Die physischen Zeichen, die einige Personen für derartige Anzeichen gehalten haben, waren nicht sicher. Man trifft diese Gabe bei Kindern und Greisen, bei Männern und Frauen, ganz gleich, wie das Temperament, der Gesundheitszustand, der intellektuelle oder moralische Grad der Entwicklung beschaffen sind. Es gibt nur ein einziges Mittel, das Vorhandensein zu erproben, nämlich es zu versuchen. Man kann die Schrift, wie wir es ausgeführt haben, mittelst eines Körbchens, Brettchens oder unmittelbar mit der Hand erhalten, und da dies letzte Mittel das leichteste ist und wohl das einzige, das heutzutage noch angewendet wird, raten wir, die Versuche derart zu beginnen. Der Vorgang ist ganz einfach: Man nimmt Bleistift und Papier und versetzt sich ohne jede Vorbereitung ganz passiv in die Lage einer schreibenden Person. Aber um zum Ziele zu gelangen, sind noch einige Ratschläge angebracht. Was die Handhaltung anbetrifft, empfehlen wir, alles zu vermeiden, was die freie Bewegung der Hand behindern könnte. Es ist sogar anzuraten, sie nicht auf dem Papier ruhen zu lassen. Die Spitze des Bleistiftes muß hinlänglich aufliegen, um schreiben zu können, aber nicht zuviel, um etwa zu schwer zu sein und Widerstand zu leisten. Alle diese Vorsichten werden später unnötig, wenn man einmal soweit ist, geläufig schreiben zu können, denn dann gibt es kein Hindernis mehr. Die Vorsichtsmaßregeln gelten nur für den Schüler. Es ist einerlei, ob man sich einer Feder oder eines Bleistiftes bedient. Manche Medien ziehen die Feder vor, aber sie paßt nur für solche, die bereits erfahren sind und die bedächtig schreiben. Denn es gibt ja auch Medien, die mit solcher Geschwindigkeit schreiben, daß der Gebrauch einer Feder fast unmöglich und sehr unbequem ist. Ebenso verhält es sich, wenn die Schrift zackig und sehr unregelmäßig ist, oder wenn man es mit heftigen Geistern zu tun hat, die mit der Spitze schlagen, sie abbrechen oder das Papier damit zerreißen. Der Wunsch jedes angehenden Mediums ist natürlich, sich mit dem Geiste von Personen zu verbinden, die ihm teuer sind. Doch er muß seine Ungeduld mäßigen, denn der Verkehr mit einem bestimmten Geist ist für den Anfänger mit physischen Schwierigkeiten verbunden. Damit sich ein Geist offenbaren kann, muß zwischen ihm und dem Medium eine fluidische Verbindung bestehen, die sich nicht immer augenblicklich bildet. Nur nach Maßgabe der Entwicklung seiner Fähigkeiten erlangt das Medium nach und nach die erforderliche Eignung, sich mit einem jeden Geist, der da kommt, in Verbindung zu setzen. Es kann also geschehen, daß der Geist, mit dem man verkehren will, sich nicht im günstigen Umstand befindet, es zu können, obwohl er anwesend ist, wie es auch sein kann, daß er weder die Möglichkeit noch die Erlaubnis hat, dem an ihn gerichteten Rufe zu folgen. Deshalb darf man bei dem Versuche nicht darauf bestehen, einen bestimmten Geist mit Ausschluß aller anderen zu rufen. Es geschieht oft, daß sich die fluidalen Beziehungen mit ihm nicht bilden, auch wenn man Sympathie für ihn hegt. Bevor man also daran denken kann, von diesem oder jenem Geiste Zeichen zu erhalten, muß man an der Ausbildung der Medialität arbeiten.

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