Das Buch der Medien

- 81 - Geratewohl antworten. Darum raten wir, sich an aufgeklärte Geister zu wenden, die sehr gern auf diese Frage antworten und im Falle einer Aussicht auf Erfolg noch den besten Weg dazu zeigen. Eine Möglichkeit für ein schnelles Gelingen besteht darin, ein gutes, schon ausgebildetes Schreibmedium als Hilfsmittel zu gebrauchen. Wenn dieses seine Hand oder seine Finger auf die schreibensollende Hand legt, ist es selten, daß sie nicht sogleich schreibt. Die Hand, die den Bleistift hält, wird gewissermaßen ein Anhängsel der Hand des Mediums, wie es ein Körbchen oder Brettchen wäre. Es genügt auch manchmal, den Arm oder die Hand dessen, der schreiben will, stark zu magnetisieren. Der Magnetiseur kann auch seine Hand auf die Schulter legen, und wir haben gesehen, wie einige unter diesem Einfluß schnell geschrieben haben. Diese Wirkung kann auch ohne alle Berührung durch den bloßen Willen hervorgebracht werden. Es ist begreiflich, daß das Vertrauen des Magnetiseurs in seine eigene Macht hier eine große Rolle spielt, und daß ein ungläubiger Magnetiseur wenig oder gar keine Wirkung hervorbringen würde. Die Mitwirkung eines erfahrenen Leiters ist bisweilen sehr nützlich, um den Anfänger auf eine Anzahl Vorsichten hinzuweisen, die er sonst oft vernachlässigt. Besonders nötig ist es, ihn über die Natur der ersten Fragen und über die Art zu belehren, wie er sie stellen soll. Ein anderes Mittel, das auch sehr zur Entwicklung der Schreibfähigkeit beitragen kann, besteht darin, eine Anzahl von Personen zu versammeln, die alle vom gleichen Wunsche und von einer gemeinsamen Absicht beseelt sind. Sie sollen gleichzeitig bei völligem Stillschweigen und mit religiöser Sammlung zu schreiben versuchen, indem jeder seinen Schutzgeist oder einen anderen sympathischen Geist um Beistand bittet. Einer kann zugleich ohne besondere Bezeichnung und für alle Mitglieder der Versammlung einen allgemeinen Anruf an die guten Geister in der schon geschilderten Art machen. Es ist selten, daß dann unter den Anwesenden nicht einige deutliche Zeichen der Medialität zeigen oder selbst in kurzer Zeit nicht geläufig schreiben würden. Man begreift leicht, was in diesem Falle geschieht. Die durch eine gemeinsame Absicht vereinigten Personen bilden ein kollektives Ganzes, dessen Macht und Empfänglichkeit durch eine Art magnetischen Einflusses vermehrt wird, der zur Entwicklung der Schreibfähigkeit beiträgt. Unter den durch den vereinigten Willen angezogenen Geistern gibt es bestimmt einige, die in den anwesenden Personen geeignete Werkzeuge finden, wenn nicht den einen, so den andern, und sie benutzen diese Werkzeuge. Diese Art soll besonders in jenen Kreisen in Anwendung kommen, die nicht eine genügende Anzahl von Medien besitzen. Man hat Mittel zur Bildung von Medien gesucht, aber bis heute kennen wir kein besseres, als das angegebene. Wenn aber Anlagen für die Schreibfähigkeit nicht vorhanden sind, so kann sie nichts hervorbringen, nicht einmal die Elektrisierung, die auch schon, ohne Erfolg, angewendet wurde. Der Glaube ist bei dem lernenden Medium nicht die erste und strengste Bedingung. Er unterstützt zwar die Bemühungen, aber er ist nicht unerläßlich. Die Reinheit der Gesinnung, der Wunsch und ein guter Wille genügen. Man hat vollkommen ungläubige Personen gesehen, die ganz erstaunt waren, gegen ihren Willen schreiben zu müssen, während aufrichtig Gläubige es nicht konnten, ein Beweis, daß diese Befähigung von einer organischen Anlage abhängig ist. Das erste Zeichen der Anlage zum Schreiben ist eine Art Zittern im Arme und in der Hand. Nach und nach wird die Hand durch einen Antrieb fortgezogen, den sie nicht bemeistern kann. Anfangs macht sie oft nur bedeutungslose Züge, dann zeichnen sich die Buchstaben immer mehr und mehr deutlicher, und endlich erlangt die Schrift die Geschwindigkeit der Handschrift. Auf jeden Fall muß man die Hand ihrer natürlichen Bewegung überlassen, und weder Widerstand leisten noch sie antreiben. Manche Medien schreiben flüssig und mit Leichtigkeit gleich vom Anfang an, manchmal, aber selten, gleich bei der ersten Sitzung. Andere wieder machen lange Zeit hindurch Striche und wahre kalligraphische Übungen. Die Geister sagen, dies geschehe um ihnen die Hand loszubinden (zu lockern). Wenn sich aber die Übungen zu sehr verlängern oder in lächerliche Zeichen ausarten, gibt es keinen Zweifel, daß es ein Foppgeist ist, denn gute Geister machen nie etwas umsonst. In diesem Falle sollte man seinen Eifer verdoppeln, um ihren Beistand zu erlangen. Erfolgt trotzdem keine Änderung, so soll man aufhören, sobald man merkt, daß man doch nichts Ernsthaftes bekommt. Man kann den Versuch zu jeder Zeit wieder beginnen, aber soll stets beim ersten zweideutigen Zeichen aufhören.

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