Das Buch der Medien

- 92 - Deshalb sind wir glücklich, wohlunterrichtete, gut eingeschulte, mit fertigen Materialien zur Ausübung versehene Medien, mit einem Worte, gute Werkzeuge zu finden. Das ist auch der Grund, daß wir uns vorzugsweise an die aufgeklärten und unterrichteten Klassen gewendet haben, den Spiritismus zu verbreiten, die mediale Schreibfähigkeit zu entwickeln, obgleich man in diesen Kreisen die ungläubigsten und unmoralischsten Individuen findet. Und das ist auch ferner der Grund, daß wir heutzutage den untergeordneten und zu Kunststücken geneigten Geistern die Ausübung der physischen Manifestationen überlassen, weil die meisten Menschen die Phänomene, die in Auge und Gehör fallen, den rein geistigen und physiologischen vorziehen. Schreiten wir zu spontanen Kundgebungen, so wirken wir auf das Gehirn des Mediums ein und vereinigen die von ihm ausgehenden Elemente mit unseren Materialien, und alles dies ohne Vorwissen des Mediums. Will uns aber ein Medium auf die eine oder andere Art befragen, so ist es nötig, vorher darüber ernstlich nachzudenken, um uns dann auf eine methodische Art zu befragen, denn so wird uns die Antwort erleichtert. Denn wie euch schon bei einer anderen Belehrung gesagt worden ist: • Euer Gehirn befindet sich oft in einer unentwirrbaren Unordnung, und für uns ist es ebenso mühsam als schwer, uns im Irrgange eurer Gedanken zu bewegen. Wenn Fragen durch einen Dritten gestellt werden, so ist es gut und nützlich, daß die Reihe der Fragen dem Medium im voraus mitgeteilt wird, damit sich dieses mit dem Geiste des Fragenden verständigen kann und sich gleichsam mit ihm identifiziere, denn wir können dann viel leichter antworten. Gewiß, wir können auch über die Mathematik reden, vermittelst eines Mediums, das darin völlig unbewandert ist. Oft besitzt der Geist des Mediums diese Kenntnis im Keime, im latenten, ruhenden Zustande. Ebenso verhält es sich mit Astronomie, mit Poesie, Medizin und den verschiedenen Sprachen sowie mit allen anderen besonderen Kenntnissen des Menschengeschlechtes. Wir haben außerdem noch das Mittel einer mühsamen Zusammensetzung von behandelten Gegenständen, die dem Medium ganz fremd sind, wo wir dann die Buchstaben und Worte wie in einer Buchdruckerei sammeln. Wie wir schon anfangs gesagt haben, besteht für die Geister keine Notwendigkeit, ihre Gedanken einzukleiden, sie erhalten den Gedanken und teilen ihn schon durch die Tatsache selbst, daß er sich in ihnen befindet, anderen mit, wogegen die einverleibten Wesen ihn nur in Worte gekleidet zu fassen vermögen. Während für euch das Wort, der Satz nötig ist, um ihn im Geiste aufzunehmen, ist für uns weder eine sichtbare noch tastbare Form erforderlich." Eraste und Timotheus Diese Darstellung über die Rolle der Medien und die Vorgänge, durch die sich die Geister mitzuteilen vermögen, ist ebenso klar wie logisch. Daraus ergibt sich die Tatsache, daß der Geist nicht seine Ideen, sondern die nötigen Materialien, sie auszudrücken, im Gehirn des Mediums schöpft, und daß die Mitteilung desto leichter ist, je mehr und vollkommenere Materialien dieses Gehirn enthält. Wenn der Geist sich in einer dem Medium verständlichen Sprache ausdrückt, findet er in ihm die Worte schon vorhanden, um den Gedanken darin einzuhüllen. Soll dies in einer fremden Sprache geschehen, so findet er darin nicht die fertigen Worte, sondern einfach die Buchstaben. Deshalb ist der Geist bemüht, sozusagen Buchstaben für Buchstaben zu diktieren, etwa als wollten wir jemanden Deutsch schreiben lassen, der nicht ein einziges Wort Deutsch versteht. Man begreift, daß ein so gearteter Vorgang sich mit der Ausdehnung und Schnelligkeit der Kommunikationen wenig verträgt, und daß die Geister da natürlich die besten Werkzeuge, d. h. die für ihre Zwecke bestabgerichteten Medien vorziehen. Wenn alle, die diese Erscheinungen als Mittel für ihre Überzeugung begehren, vorläufig wenigstens die Theorie studiert hätten, so würden sie wissen, unter welchen schwierigen Bedingungen sie ausnahmsweise geschehen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3