Das Buch der Medien

- 94 - Frage: Warum erlauben die höheren Geister, daß Menschen, mit großer Kraft begabt, die viel Gutes tun könnten, Werkzeuge des Irrtums werden? Antwort: Sie streben danach, sie zu beeinflussen. Aber wenn sie durchaus zu einem schlechten Weg hindrängen, lassen sie dieselben gehen. Frage: Ist es ganz unmöglich, durch ein schlechtes Medium gute Kundgebungen zu erhalten? Antwort: Wohl kann ein unvollkommenes Medium gute Mitteilungen bekommen, da seine Fähigkeiten gut sind. Gute Geister können sich seiner bei passender Gelegenheit aus Mangel an einem anderen bedienen, aber das ist immer nur zeitweilig. Frage: Welches Medium könnte man als vollkommen bezeichnen? Antwort: "Vollkommen?" Ihr wißt ja wohl, daß es auf dieser Erde keine Vollkommenheit gibt, sonst wäret ihr nicht da. Sagt also nur, ein gutes Medium, und das ist schon viel! Auch diese sind sehr selten. Ein vollkommenes Medium wäre jenes, bei dem die bösen Geister nie den Versuch gemacht hätten, es zu täuschen. Das beste Medium ist dasjenige, das nur mit guten Geistern sympathisiert und am wenigsten getäuscht worden ist. Frage: Wenn es mit den guten Geistern sympathisiert, wie können sie es dulden, daß es getäuscht wird? Antwort: Die guten Geister geben es zuweilen bei den besten Medien zu, um ihre Urteilskraft zu üben und Wahres vom Falschen unterscheiden zu lehren. So gut auch ein Medium sein mag, so ist es doch nicht derart vollkommen, um sich nicht durch irgendeine schwache Seite eine Blöße zu geben, und das soll ihm zur Erfahrung dienen. Die falschen Mitteilun-gen, die es von Zeit zu Zeit bekommt, sind Ermahnungen, daß es sich nicht für unfehlbar halte und nicht stolz werde, auch wenn es seltene und merkwürdige Erfolge hat. Frage: Wenn uns das Wort der höheren Geister nur unter Schwierigkeiten rein zukommt, ist dies nicht ein Hindernis bei der Verbreitung der Wahrheit? Antwort: Nein, denn das Licht gelangt immer zu demjenigen, der bereit ist, es zu empfangen. Wer sich aufklären will, muß die Finsternis meiden, und die Finsternisse liegen in der Unreinheit des Herzens. Die Geister, die ihr als die Personifizierung des Guten betrachtet, hören nicht gern den Ruf derjenigen, deren Herz durch Stolz und Begehrlichkeit und durch Mangel an Nächstenliebe befleckt ist. Auch wenn das Medium vom Gesichtspunkte der Ausübung nur ein Werkzeug ist, so übt es dennoch in moralischer Beziehung einen sehr großen Einfluß aus. Da der Geist, um sich mitzuteilen, sich mit dem Geiste des Mediums verbinden muß, kann diese Verbindung nur stattfinden, wenn zwischen beiden eine Sympathie besteht. Die Seele übt auf den fremden Geist eine Art Anziehung oder Abstoßung aus, je nach dem Grade ihrer Ähnlichkeit oder Unähnlichkeit. Daraus folgt, daß die moralischen Eigenschaften des Mediums einen wesentlichen Einfluß auf die Natur jener Geister haben, die sich unter ihrer Vermittlung kundgeben. Ist es zum Beispiel lasterhaft, kommen die niederen Geister gleich gruppenweise. Alle moralischen Unvollkommenheiten sind offene Pforten, die den bösen Geistern Zutritt gewähren. Aber die Pforte, die sie mit der größten Gewandtheit benutzen, ist der Stolz, weil man ihn sich am wenigsten eingesteht. Stolz hat zahlreiche Medien, die mit den besten Fähigkeiten begabt waren, verdorben. Sie hätten ohne ihn sehr nützlich werden können. Er gibt sich bei den Medien durch untrügliche Zeichen zu erkennen, auf die wir daher unsere Aufmerksamkeit richten müssen. Da ist zuerst ein blinder Glaube an die Erhabenheit ihrer Mitteilungen und an die Unfehlbarkeit des sich kundgebenden Geistes. Der Glanz großer Namen, womit sich die Geister schmücken, verblendet sie, und da ihre Eigenliebe unter der Erkenntnis, daß sie gefoppt werden, leiden würde, weisen sie jeden Rat ab. • Der kleinste Widerspruch, die einfachste kritische Bemerkung beleidigt sie und führt sie zuweilen bis zur Gehässigkeit gegen Menschen, die ihnen Dienste erwiesen haben.

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