113 Vom Umgang mit uns selbst Lieber Leser, ich denke, wir haben nun die wesentlichen spirituellen Themen angesprochen und damit die Warum-Frage beantwortet. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass du alles auf Anhieb verstehen konntest, geschweige denn akzeptieren und für wahr halten. Das erwarte ich vor allem dann nicht von dir, wenn du dich vorher kaum mit diesen Fragen beschäftigt hast. Wie ich schon sagte: Verstehen und Erkennen braucht Zeit. Es geht nur Schritt für Schritt. So nimm dir von meinen Gedanken, was im Moment gut für dich ist. Jetzt habe ich noch etwas auf dem Herzen, was mich immer wieder bewegt und was ich gerne loswerden möchte. Es gehört nicht direkt zur Warum-Frage, aber es ist sooo wichtig: Wie gehen wir mit uns selbst um? Ich kenne Menschen, die sich selbst nicht wirklich mögen, die sich selbst kaum achten und lieben können. Das ist nicht gut! Das hindert uns auf unseremWeg, den wir gehen sollen und wollen. Und dazu möchte ich noch etwas sagen. In unserem christlichen Abendland haben wir durch die Jahrhunderte hindurch vor allem gelernt: Nimm dich selbst nicht so wichtig! Gib und diene dem Nächsten. Sogar: Gib alles, was du hast, verleugne dich selbst und deine Bedürfnisse, wie Mutter Theresa. Dein eigenes Wohlergehen ist nicht so wichtig – der Nächste geht vor. Und wenn du nicht wie Mutter Theresa werden kannst, dann habe gefälligst ein schlechtes Gewissen! Findest du das richtig? Ich nicht! Ich finde das vollkommen übertrieben. Natürlich sollen wir uns dazu entwickeln, mitfühlend und hilfsbereit zu werden, wirklich liebevoll und barmherzig, und vor allem auch tolerant. Das sind unsere wichtigsten Lernaufgaben, und an denen haben wir unser Leben lang zu tun. Das ist ein Teil unseres Menschseins. Aber die Überbetonung der Forderung „Nur der Andere ist wichtig – diene ihm“ (durch die Jahrhunderte hindurch) hat bei manchen Menschen dazu geführt, dass sie sich selbst viel zu wenig wertschätzen und achten. Kommen dir solche „Sprüche“ bekannt vor: − „Ach, bin ich blöd! Das hab ich total vergessen!“ − „Mein blödes Knie tut schon wieder weh. Ich kann heute nicht mitkommen.“ − „Macht ihr mal. Ich lerne das sowieso nicht! Ich bin zu blöd dafür.“
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