Die letzte Posaune

- 3 - Nach einigen Minuten kamen neue Nachrichten, und eine war sensationeller als die andere! Der Radiosprecher meldete, daß auf dem Hauptplatz der Stadt viele Geschäftsleute mitten beim Bedienen ihrer Kunden verschwanden. Ein Kunde aus einem Blumengeschäft erzählte der Pol izei, daß beim Bezahlen der Rechnung der Geschäftsinhaber während des Herausgebens plötzlich ver- schwunden war; man wußte nicht, wohin. Es ist diesem Kunden aber aufgefallen, als habe er ei- nige Worte gehört, es habe sich angehört wie "Ehre sei Jesus" oder "Jesus Christus ist Sieger!" Dann habe er den Geschäftsinhaber nicht mehr gesehen. Er habe seine Augen gerieben, denn es erschien ihm unglaublich, und er meinte, einen leichten Nebel zu sehen, danach aber nichts mehr. Es folgte nun im Radio eine Meldung nach der anderen. Gerade wird von einer Frau berichtet, die verzweifelt schreit, zittert und weint, dabei die Decken und Pölster aus dem Kinderwagen wirft, aber vergeblich in diesem Kinderwagen nach ihrem acht Monate alten Baby sucht: "Mein Kind! Mein Kind! Wo ist es? Hilfe! Helft mir! Jemand hat mein Kind gestohlen! Gerade war es noch da, es lag im Kinderwagen, und jetzt ist es nicht mehr drin. Hilfe! Mein Kindchen ist verschwunden, Polizei!" Doch die Polizei war dort, aber was hätte sie machen können? Das war ja nicht der einzige Fall! Von allen Seiten kamen Personen, die die Polizei anflehten, sie solle ihnen helfen, die vermißten oder verschwundenen Personen wiederzufinden, und sie kamen in Tränen aufgelöst, zitternd und weinend. Ein Geschäftsmann verließ sein Geschäft, rannte die Straße hinunter und begann aus vollen Kräften zu schreien: "Hilfe! Hilfe! Helft mir doch! Ich weiß nicht wieso, aber aus meinem Geschäft sind eben zwei Angestellte verschwunden!" Doch das war noch nicht alles, jetzt kommen Nachrichten aus der Hauptstadt von Schweden, aus Stockholm, über Ereignisse gleicher Art: Eine große Anzahl von Menschen ist unter den gleichen mysteriösen Umständen verschwunden! Es ist die Rede von der großen Besorgnis der Behörden; vom Versagen der Bürger-Milizen und auch vom Verschwinden von Polizisten. Jetzt Nachrichten aus Dänemark von Radio Kopenhagen, und aus Helsinki in Finnland: Es wird bezeugt, daß dort dieselben Ereignisse stattfinden, die die Menschen verzweifeln lassen. Doch auch alle Nachrichten, die aus dem Landesinneren kommen, lauten gleich! Und alle Fragen ble i- ben unbeantwortet. Was geht hier vor sich? Die Polizei ist machtlos und kann dem nicht entge- gentreten. Ihre Möglichkeiten beim Lösen der Rätsel sind begrenzt und beschränken sich auf das Entgegennehmen von Mitteilungen über Verschwundene. Auch die Ehefrau von Herrn André beginnt zu grübeln und an Gott die Frage zu stellen: "Was ist das, was da geschieht? O lieber Gott und Vater, hilf mir zu verstehen!" Entschlossen steht sie auf und geht zur Türe. Sehr beunruhigt schaut sie auf die Straße, die um diese Zeit sonst immer ein Ort der Ruhe war. Als sie aus dem Haus tritt, hört sie Angstschreie und sieht eine Frau verzwe i- felt auf sich zulaufen und rufen: "Ruth! Ruth!" Zu ihrer Überraschung sieht sie, daß es Frau Ha- land ist, eine alte Bekannte von ihr. Bevor sie etwas sagen kann, ruft Frau Haland: "Haben sie nicht meine Ruth hier vorbeigehen gesehen? Ich bin verzweifelt, jemand hat meine Tochter ge- stohlen, meine liebe kleine Ruth! Ich kann sie nirgends sehen, dabei war sie noch vor wenigen Minuten auf der Stiege des Hauses, während ich in meinem Hausgarten war. Plötzlich schrak ich auf, doch als ich zu ihr hinschaute, war sie nicht mehr da! Ich sah nur etwas Schattenhaftes ge- schwind an der Wand entlanghuschen, aber als ich nach allen Seiten und nach oben und unten schaute, sah ich meine Tochter nicht mehr. Ich weiß nicht, was tun! O mein Gott, helft mir, meine liebe Tochter zu finden!" Und sie rannte schreiend und weinend weiter. Frau André war durch

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